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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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hof-Ofenloch bei Bisquit-Torte und süßem Wein einen stren¬
gen Arrest aushalten.

Alles Volk zog nach Gelnhausen lärmend zurück, um
Gockels Palast zu plündern und dem Boden gleich zu ma¬
chen, aber sie kehrten unterwegs so oft in den Wirthshäu¬
sern ein, daß sie erst in tiefer Nacht auf dem Markte an¬
kamen, wo ihnen der Nachtwächter entgegen sang:

"Hört ihr Herrn und laßt euch sagen,
Die Glocke hat zwölf Uhr geschlagen,
Aber das ist noch gar nicht viel
Gegen ein Schloß, das in Staub zerfiel;
Hier hat's gestanden lang und breit,
Wir leben in wunderbarer Zeit;
Der Markt ist leer als wie zuvor,
Die Kuh steht wieder vor dem alten Thor,
Schaut an ihr Herren dieses Wunder
Gieng schnell, wie es entstanden, unter;
Bewahrt das Feuer und das Licht,
Daß nicht der Stadt selbst Unglück g'schiecht,
Und lobet Gott den Herrn."

Wirklich war auch das herrliche Schloß Gockels und
alle seine Gärten und Alles, was darin war, mit Mann
und Maus verschwunden; auf dem Markte plätscherte der
alte Stadtbrunnen, als wenn er gar nichts wüßte. Die
guten Bürger giengen nach Hause, nachdem sie lange in die
leere Luft geschaut hatten, und überlegten, wo sie mit allen
ihren Semmeln und Braten hin sollten, da der große Hof¬
staat Gockels nicht mehr bei ihnen einkaufen würde. -- Die
guten Gelnhausener konnten aber doch nicht viel schlafen, denn
der Bürgermeister hatte von der Eierburg bis auf das Rath¬
haus eine lange Reihe von Nachtwächtern aufgestellt, welche
sich einander zubliesen, wie Eifrasius und Eilegia sich be¬
fänden, was der Leibarzt alle Viertelstunden auf der Schlo߬
wache melden ließ, und was die Nachtswächter sich in der
ganzen Stadt wieder zuflüsterten, wozu die unzähligen Metz¬

hof-Ofenloch bei Bisquit-Torte und ſuͤßem Wein einen ſtren¬
gen Arreſt aushalten.

Alles Volk zog nach Gelnhauſen laͤrmend zuruͤck, um
Gockels Palaſt zu pluͤndern und dem Boden gleich zu ma¬
chen, aber ſie kehrten unterwegs ſo oft in den Wirthshaͤu¬
ſern ein, daß ſie erſt in tiefer Nacht auf dem Markte an¬
kamen, wo ihnen der Nachtwaͤchter entgegen ſang:

„Hoͤrt ihr Herrn und laßt euch ſagen,
Die Glocke hat zwoͤlf Uhr geſchlagen,
Aber das iſt noch gar nicht viel
Gegen ein Schloß, das in Staub zerfiel;
Hier hat's geſtanden lang und breit,
Wir leben in wunderbarer Zeit;
Der Markt iſt leer als wie zuvor,
Die Kuh ſteht wieder vor dem alten Thor,
Schaut an ihr Herren dieſes Wunder
Gieng ſchnell, wie es entſtanden, unter;
Bewahrt das Feuer und das Licht,
Daß nicht der Stadt ſelbſt Ungluͤck g'ſchiecht,
Und lobet Gott den Herrn.“

Wirklich war auch das herrliche Schloß Gockels und
alle ſeine Gaͤrten und Alles, was darin war, mit Mann
und Maus verſchwunden; auf dem Markte plaͤtſcherte der
alte Stadtbrunnen, als wenn er gar nichts wuͤßte. Die
guten Buͤrger giengen nach Hauſe, nachdem ſie lange in die
leere Luft geſchaut hatten, und uͤberlegten, wo ſie mit allen
ihren Semmeln und Braten hin ſollten, da der große Hof¬
ſtaat Gockels nicht mehr bei ihnen einkaufen wuͤrde. — Die
guten Gelnhauſener konnten aber doch nicht viel ſchlafen, denn
der Buͤrgermeiſter hatte von der Eierburg bis auf das Rath¬
haus eine lange Reihe von Nachtwaͤchtern aufgeſtellt, welche
ſich einander zublieſen, wie Eifraſius und Eilegia ſich be¬
faͤnden, was der Leibarzt alle Viertelſtunden auf der Schlo߬
wache melden ließ, und was die Nachtswaͤchter ſich in der
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[126/0168] hof-Ofenloch bei Bisquit-Torte und ſuͤßem Wein einen ſtren¬ gen Arreſt aushalten. Alles Volk zog nach Gelnhauſen laͤrmend zuruͤck, um Gockels Palaſt zu pluͤndern und dem Boden gleich zu ma¬ chen, aber ſie kehrten unterwegs ſo oft in den Wirthshaͤu¬ ſern ein, daß ſie erſt in tiefer Nacht auf dem Markte an¬ kamen, wo ihnen der Nachtwaͤchter entgegen ſang: „Hoͤrt ihr Herrn und laßt euch ſagen, Die Glocke hat zwoͤlf Uhr geſchlagen, Aber das iſt noch gar nicht viel Gegen ein Schloß, das in Staub zerfiel; Hier hat's geſtanden lang und breit, Wir leben in wunderbarer Zeit; Der Markt iſt leer als wie zuvor, Die Kuh ſteht wieder vor dem alten Thor, Schaut an ihr Herren dieſes Wunder Gieng ſchnell, wie es entſtanden, unter; Bewahrt das Feuer und das Licht, Daß nicht der Stadt ſelbſt Ungluͤck g'ſchiecht, Und lobet Gott den Herrn.“ Wirklich war auch das herrliche Schloß Gockels und alle ſeine Gaͤrten und Alles, was darin war, mit Mann und Maus verſchwunden; auf dem Markte plaͤtſcherte der alte Stadtbrunnen, als wenn er gar nichts wuͤßte. Die guten Buͤrger giengen nach Hauſe, nachdem ſie lange in die leere Luft geſchaut hatten, und uͤberlegten, wo ſie mit allen ihren Semmeln und Braten hin ſollten, da der große Hof¬ ſtaat Gockels nicht mehr bei ihnen einkaufen wuͤrde. — Die guten Gelnhauſener konnten aber doch nicht viel ſchlafen, denn der Buͤrgermeiſter hatte von der Eierburg bis auf das Rath¬ haus eine lange Reihe von Nachtwaͤchtern aufgeſtellt, welche ſich einander zublieſen, wie Eifraſius und Eilegia ſich be¬ faͤnden, was der Leibarzt alle Viertelſtunden auf der Schlo߬ wache melden ließ, und was die Nachtswaͤchter ſich in der ganzen Stadt wieder zufluͤſterten, wozu die unzaͤhligen Metz¬

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/168>, abgerufen am 23.11.2024.