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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Maikäfer. Gerber. Brachkäfer. Ruteliden. Getreide- und Gartenlaubkäfer.
"selten", welche ich in irgend einem entomologischen Handbuche gelesen hatte, vollkommen gerecht-
fertigt, bis auf einmal -- ich glaube, es war Anfangs Juni -- der Zufall mich einen öden Sandweg
führte, auf welchem sie massenhaft umherkroch. Sie ist verkehrt eirund, stark gewölbt und
schwarzbraun mit bläulichem Schimmer, im frischen Zustande wie bereift. Auf den Flügeldecken
wechseln Streifen und gewölbte, punktirte Zwischenräume. Das Kopfschild trennt keine Furche vom
Gesicht. An den Beinen sind charakteristisch die breiten, den ersten Bauchring deckenden Hinter-
hüften, die außen dreizähnigen vorderen und bedornten übrigen Schienen, sowie die langen Tarsen-
glieder und zweispitzigen Klanen aller Beine. Drei bis vier Linien Länge ist das Maß für dieses
und manches ähnliche Thier.

Alle Lamellikornen, bei welchen die drei letzten Hinterleibsstigmen nicht in der Verbindungs-
haut zwischen Rücken- und Bauchringen liegen, sondern an letzteren mehr oder weniger tief herab-
gehen, und bei denen die Klauen an demselben Fuße in Größe nicht übereinstimmen, bilden die
Sippe der Ruteliden. Jhre hornige Zunge verwächst mit dem Kinne, die gleichfalls hornigen
Kinnbacken führen in der Regel an der Jnnenseite eine schmale und kurze Wimperhaut. Von den
zehn oder neun Fühlergliedern bilden stets die drei letzten die Keule. Das dreieckige, mittelgroße
Hüftblatt (Epimere) der Hinterbrust ist immer bemerkbar. Die wenigsten der Gesammtarten
(sechshundert) kommen auf Europa und Neuholland (36, 31), die meisten auf Asien (200) und
demnächst auf Südamerika (183), Nordamerika mit 55 und Afrika mit 74 stehen sich in dieser
Hinsicht ziemlich nahe.

Die Auisoplien (Anisoplia), Käfer von durchschnittlich vier bis fünf Linien Länge, finden
sich an verschiedenen Pflanzen, hauptsächlich aber an Gräsern und mithin auch an Getreidehalmen
in Europa und Asien, in Afrika kommen nur wenige vor, in Ostindien werden sie durch die
nächst verwandte Gattung Dinorhina vertreten, in Amerika fehlen sie

[Abbildung] Das Weibchen des Getreide-Laub-
käfers
(Auisoplia fruticola).
gänzlich. Der zierliche Getreide-Laubkäfer (A. fruticola) ist erz-
grün von Farbe, unten dicht weiß, am Thorar gelb behaart, die
Flügeldecken sehen rostroth aus beim Manne, mehr gelb beim
Weibchen, und sind bei diesem mit einem gemeinsamen viereckigen
Flecke von der grünen Grundfarbe um das Schildchen ausgestattet.
Das Kopfschild verschmälert sich bei allen Arten dieser Gattung
nach vorn und biegt sich am Rande auf, bedeckt aber dabei die
Oberlippe vollständig. Die äußere Lade des Unterkiefers bewehren
sechs lange, scharfe Zähne. Das Hüftblatt der Mittelbrust, welche
ohne jegliche Hervorragung bleibt, ist bedeckt, an den vordersten Füßen
die äußere, überall größere Klaue vorn gespalten. Die genannte Art
sitzt bald nach der Blüthezeit an den Roggenähren und befrißt die
jungen Körner. Jhre Larve, einem jungen Engerlinge sehr ähnlich, wird von Bouche, welcher
sie immer nur im halb verfaulten Dünger fand und sie auch damit erzog, für nicht nachtheilig
gehalten. Noch eine zweite Art, die etwas größere A. agricola, welche zwei rothe gemeinsame
Binden auf den dunkel erzgrünen Deckschilden auszeichnet, deren vordere hufeisenförmig um das
Schildchen liegt, findet sich unter gleichen Verhältnissen an Getreideähren und Grashalmen, wie
jene in der Ruhe die hintersten Beine meist in die Höhe haltend; beide Arten kommen im mittleren
und nördlichen Deutschland vor, südlicher wieder andere.

Ein recht gemeines Thier, welches alljährlich den Rosen unserer Gärten auf unangenehme
Weise zusetzt und deren schönste Blüthen zerfrißt, wenn man sich seiner nicht erwehrt, ist der
darum so genannte kleine Rosenkäfer oder Garten-Laubkäfer (Phyllopertha horticola),
jenes vier bis fünf Linien lange, glänzend blaugrüne, stark behaarte Käferchen. Auf seinen
dunkelbraunen oder schwarzen Flügeldecken wechseln unregelmäßige Längsleisten mit Reihen unregel-

Maikäfer. Gerber. Brachkäfer. Ruteliden. Getreide- und Gartenlaubkäfer.
„ſelten“, welche ich in irgend einem entomologiſchen Handbuche geleſen hatte, vollkommen gerecht-
fertigt, bis auf einmal — ich glaube, es war Anfangs Juni — der Zufall mich einen öden Sandweg
führte, auf welchem ſie maſſenhaft umherkroch. Sie iſt verkehrt eirund, ſtark gewölbt und
ſchwarzbraun mit bläulichem Schimmer, im friſchen Zuſtande wie bereift. Auf den Flügeldecken
wechſeln Streifen und gewölbte, punktirte Zwiſchenräume. Das Kopfſchild trennt keine Furche vom
Geſicht. An den Beinen ſind charakteriſtiſch die breiten, den erſten Bauchring deckenden Hinter-
hüften, die außen dreizähnigen vorderen und bedornten übrigen Schienen, ſowie die langen Tarſen-
glieder und zweiſpitzigen Klanen aller Beine. Drei bis vier Linien Länge iſt das Maß für dieſes
und manches ähnliche Thier.

Alle Lamellikornen, bei welchen die drei letzten Hinterleibsſtigmen nicht in der Verbindungs-
haut zwiſchen Rücken- und Bauchringen liegen, ſondern an letzteren mehr oder weniger tief herab-
gehen, und bei denen die Klauen an demſelben Fuße in Größe nicht übereinſtimmen, bilden die
Sippe der Ruteliden. Jhre hornige Zunge verwächſt mit dem Kinne, die gleichfalls hornigen
Kinnbacken führen in der Regel an der Jnnenſeite eine ſchmale und kurze Wimperhaut. Von den
zehn oder neun Fühlergliedern bilden ſtets die drei letzten die Keule. Das dreieckige, mittelgroße
Hüftblatt (Epimere) der Hinterbruſt iſt immer bemerkbar. Die wenigſten der Geſammtarten
(ſechshundert) kommen auf Europa und Neuholland (36, 31), die meiſten auf Aſien (200) und
demnächſt auf Südamerika (183), Nordamerika mit 55 und Afrika mit 74 ſtehen ſich in dieſer
Hinſicht ziemlich nahe.

Die Auiſoplien (Anisoplia), Käfer von durchſchnittlich vier bis fünf Linien Länge, finden
ſich an verſchiedenen Pflanzen, hauptſächlich aber an Gräſern und mithin auch an Getreidehalmen
in Europa und Aſien, in Afrika kommen nur wenige vor, in Oſtindien werden ſie durch die
nächſt verwandte Gattung Dinorhina vertreten, in Amerika fehlen ſie

[Abbildung] Das Weibchen des Getreide-Laub-
käfers
(Auisoplia fruticola).
gänzlich. Der zierliche Getreide-Laubkäfer (A. fruticola) iſt erz-
grün von Farbe, unten dicht weiß, am Thorar gelb behaart, die
Flügeldecken ſehen roſtroth aus beim Manne, mehr gelb beim
Weibchen, und ſind bei dieſem mit einem gemeinſamen viereckigen
Flecke von der grünen Grundfarbe um das Schildchen ausgeſtattet.
Das Kopfſchild verſchmälert ſich bei allen Arten dieſer Gattung
nach vorn und biegt ſich am Rande auf, bedeckt aber dabei die
Oberlippe vollſtändig. Die äußere Lade des Unterkiefers bewehren
ſechs lange, ſcharfe Zähne. Das Hüftblatt der Mittelbruſt, welche
ohne jegliche Hervorragung bleibt, iſt bedeckt, an den vorderſten Füßen
die äußere, überall größere Klaue vorn geſpalten. Die genannte Art
ſitzt bald nach der Blüthezeit an den Roggenähren und befrißt die
jungen Körner. Jhre Larve, einem jungen Engerlinge ſehr ähnlich, wird von Bouché, welcher
ſie immer nur im halb verfaulten Dünger fand und ſie auch damit erzog, für nicht nachtheilig
gehalten. Noch eine zweite Art, die etwas größere A. agricola, welche zwei rothe gemeinſame
Binden auf den dunkel erzgrünen Deckſchilden auszeichnet, deren vordere hufeiſenförmig um das
Schildchen liegt, findet ſich unter gleichen Verhältniſſen an Getreideähren und Grashalmen, wie
jene in der Ruhe die hinterſten Beine meiſt in die Höhe haltend; beide Arten kommen im mittleren
und nördlichen Deutſchland vor, ſüdlicher wieder andere.

Ein recht gemeines Thier, welches alljährlich den Roſen unſerer Gärten auf unangenehme
Weiſe zuſetzt und deren ſchönſte Blüthen zerfrißt, wenn man ſich ſeiner nicht erwehrt, iſt der
darum ſo genannte kleine Roſenkäfer oder Garten-Laubkäfer (Phyllopertha horticola),
jenes vier bis fünf Linien lange, glänzend blaugrüne, ſtark behaarte Käferchen. Auf ſeinen
dunkelbraunen oder ſchwarzen Flügeldecken wechſeln unregelmäßige Längsleiſten mit Reihen unregel-

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[75/0093] Maikäfer. Gerber. Brachkäfer. Ruteliden. Getreide- und Gartenlaubkäfer. „ſelten“, welche ich in irgend einem entomologiſchen Handbuche geleſen hatte, vollkommen gerecht- fertigt, bis auf einmal — ich glaube, es war Anfangs Juni — der Zufall mich einen öden Sandweg führte, auf welchem ſie maſſenhaft umherkroch. Sie iſt verkehrt eirund, ſtark gewölbt und ſchwarzbraun mit bläulichem Schimmer, im friſchen Zuſtande wie bereift. Auf den Flügeldecken wechſeln Streifen und gewölbte, punktirte Zwiſchenräume. Das Kopfſchild trennt keine Furche vom Geſicht. An den Beinen ſind charakteriſtiſch die breiten, den erſten Bauchring deckenden Hinter- hüften, die außen dreizähnigen vorderen und bedornten übrigen Schienen, ſowie die langen Tarſen- glieder und zweiſpitzigen Klanen aller Beine. Drei bis vier Linien Länge iſt das Maß für dieſes und manches ähnliche Thier. Alle Lamellikornen, bei welchen die drei letzten Hinterleibsſtigmen nicht in der Verbindungs- haut zwiſchen Rücken- und Bauchringen liegen, ſondern an letzteren mehr oder weniger tief herab- gehen, und bei denen die Klauen an demſelben Fuße in Größe nicht übereinſtimmen, bilden die Sippe der Ruteliden. Jhre hornige Zunge verwächſt mit dem Kinne, die gleichfalls hornigen Kinnbacken führen in der Regel an der Jnnenſeite eine ſchmale und kurze Wimperhaut. Von den zehn oder neun Fühlergliedern bilden ſtets die drei letzten die Keule. Das dreieckige, mittelgroße Hüftblatt (Epimere) der Hinterbruſt iſt immer bemerkbar. Die wenigſten der Geſammtarten (ſechshundert) kommen auf Europa und Neuholland (36, 31), die meiſten auf Aſien (200) und demnächſt auf Südamerika (183), Nordamerika mit 55 und Afrika mit 74 ſtehen ſich in dieſer Hinſicht ziemlich nahe. Die Auiſoplien (Anisoplia), Käfer von durchſchnittlich vier bis fünf Linien Länge, finden ſich an verſchiedenen Pflanzen, hauptſächlich aber an Gräſern und mithin auch an Getreidehalmen in Europa und Aſien, in Afrika kommen nur wenige vor, in Oſtindien werden ſie durch die nächſt verwandte Gattung Dinorhina vertreten, in Amerika fehlen ſie [Abbildung Das Weibchen des Getreide-Laub- käfers (Auisoplia fruticola).] gänzlich. Der zierliche Getreide-Laubkäfer (A. fruticola) iſt erz- grün von Farbe, unten dicht weiß, am Thorar gelb behaart, die Flügeldecken ſehen roſtroth aus beim Manne, mehr gelb beim Weibchen, und ſind bei dieſem mit einem gemeinſamen viereckigen Flecke von der grünen Grundfarbe um das Schildchen ausgeſtattet. Das Kopfſchild verſchmälert ſich bei allen Arten dieſer Gattung nach vorn und biegt ſich am Rande auf, bedeckt aber dabei die Oberlippe vollſtändig. Die äußere Lade des Unterkiefers bewehren ſechs lange, ſcharfe Zähne. Das Hüftblatt der Mittelbruſt, welche ohne jegliche Hervorragung bleibt, iſt bedeckt, an den vorderſten Füßen die äußere, überall größere Klaue vorn geſpalten. Die genannte Art ſitzt bald nach der Blüthezeit an den Roggenähren und befrißt die jungen Körner. Jhre Larve, einem jungen Engerlinge ſehr ähnlich, wird von Bouché, welcher ſie immer nur im halb verfaulten Dünger fand und ſie auch damit erzog, für nicht nachtheilig gehalten. Noch eine zweite Art, die etwas größere A. agricola, welche zwei rothe gemeinſame Binden auf den dunkel erzgrünen Deckſchilden auszeichnet, deren vordere hufeiſenförmig um das Schildchen liegt, findet ſich unter gleichen Verhältniſſen an Getreideähren und Grashalmen, wie jene in der Ruhe die hinterſten Beine meiſt in die Höhe haltend; beide Arten kommen im mittleren und nördlichen Deutſchland vor, ſüdlicher wieder andere. Ein recht gemeines Thier, welches alljährlich den Roſen unſerer Gärten auf unangenehme Weiſe zuſetzt und deren ſchönſte Blüthen zerfrißt, wenn man ſich ſeiner nicht erwehrt, iſt der darum ſo genannte kleine Roſenkäfer oder Garten-Laubkäfer (Phyllopertha horticola), jenes vier bis fünf Linien lange, glänzend blaugrüne, ſtark behaarte Käferchen. Auf ſeinen dunkelbraunen oder ſchwarzen Flügeldecken wechſeln unregelmäßige Längsleiſten mit Reihen unregel-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/93>, abgerufen am 23.11.2024.