Der Aehnlichkeit des Gehäuses wegen können wir an dieser Stelle Cerithium aufführen, ein sehr artenreiches Geschlecht, welches in der Vorwelt noch stärker als jetzt vertreten war. Eine wesentliche Abweichung des Gehäuses besteht in dem kurzen abgestutzten, oder längeren, zurück- gekrümmten Kanal an der Mündung. Es sind Pflanzenfresser, die meist im Meere, aber auch in den Lagunen, im Brakwasser und an den Flußmündungen sich aufhalten. Gewisse Abweichungen in der Bildung der Reibeplatte der Brakwasser-Arten deuten an, daß auch Abweichungen in der Nahrungs- und Lebensweise stattfinden. Doch fehlen darüber die Beobachtungen. Den Cerithien ist wieder die Gattung Litiopa nahe verwandt. Obwohl sie, wie Troschel sagt, viel von ihrer Merkwürdigkeit verloren, seit man weiß, daß auch andere Schnecken Fäden bilden, um sich fest- zuheften, besitzt sie doch diese Spinnkraft in so ausgezeichnetem Grade, daß wir Johnstons von den Beobachtern entlehnte Beschreibung mittheilen wollen. "Es ist eine sehr kleine Schnecke, zwischen Seetang geboren, wo sie bestimmt ist, ihr ganzes Leben hinzubringen. Der Fuß ist von gewöhnlicher Beschaffenheit, doch schmal und kurz, und das Thier würde mithin, ohne anderen Halt, leicht von seinem Sitze abgeschwemmt werden können. Doch ist gegen diesen Vorfall vorgesehen. Denn einer Spinne gleich spinnt es einen Faden aus einer klebrigen, vom Fuße ausschwitzenden Flüssigkeit, um seinen Fall in die Tiefe aufzuhalten und sich die Möglichkeit zu sichern, wieder auf seinen vorigen Platz zurückzukehren. Jst aber der Faden abgerissen, oder findet das Thier wegen Mangel an Nahrung für nöthig, seine Stelle zu verlassen, um eine reichere Weide aufzusuchen, so kann der Faden wieder angeknüpft oder abgelöst werden. Jn diesem Falle, mag er nun zufällig oder absichtlich erfolgen, tritt ein Luftbläschen, wahrscheinlich aus der Kiemen- höhle, hervor, erhebt sich langsam durch das Wasser und, da die Schnecke es mit Schleim umhüllt hat, so zieht sich dieser in einen Faden aus, wie das Bläschen aufsteigt. Nun hat sie Boye und Leiter, woran sie wieder in die Höhe steigt und hängend abwartet, bis das Bläschen mit dem überall umherschwimmenden Tang in Berührung gekommen ist."
Die anderen Schnecken, welche ebenfalls spinnen, sind ein tropisches Cerithium (Cerithium trun- catum), das in den Mangle-Sümpfen und Flußmündungen lebt und sich mittelst eines kleberigen Fadens an den Zweigen und Wurzeln der Wurzelbäume aufhängen kann. Auch unsere Physa fontinalis kann an einem an der Oberfläche hängenden Faden in die Tiefe steigen. "Und so hat man auch manche Landschnecke (z. B. Megalomastoma aus den Wäldern von St. Vincent) aus der gummi- artigen Aussonderung ihrer Haut eine Leine ausziehen sehen, an der sie sich von Bäumen und Abhängen auf kürzerem Wege herabließ, als sie hinauf gestiegen war."
Wir übergehen eine ganze Reihe von Sippen mit Stillschweigen, über deren Lebensweise wir gar keine bemerkenswerthen Notizen haben und mit deren trockener Aufzählung also nicht gedient wäre, und haben somit die Abtheilung der Kammkiemer ohne Athemsipho geschlossen, welche man von der Form ihrer Reibeplatte als Bandzüngler zusammengefaßt hat. Zu diesen Kammkiemern ohne Athemröhre oder Ausschnitt gehören noch ein Paar wenig umfangreiche Familien, unter denen die der Janthiniden unser Jnteresse am meisten erregt. Am bekanntesten ist die Blau- schnecke (Janthina), mit sehr dünner, bauchiger und bläulich gefärbter Schale (c), fast von der Form der Schnirkelschnecken. Sie leben als Fleischfresser auf dem hohen Meere, können, wenn sie beunruhigt werden und wahrscheinlich auch, wenn sie ihre Beute verwirren wollen, einen Purpursaft zur Trübung des umgebenden Wassers absondern; am berühmtesten aber sind sie durch das sogenannte "Floß" (l), eine Anhäufung von Blasen, welche an ihrem Fuße befestigt ist und mit deren Hülfe sie sich an der Oberfläche des Meeres halten.
Ehe wir die neuesten schönen Beobachtungen von Lacaze-Duthiers über die Janthina des Mittelmeeres mittheilen, wird es der Mühe werth sein, über frühere Beobachtungen und Meinungen nach dem Wortlaut von Johnston zu berichten. "Den merkwürdigsten Apparat zum
Schnecken. Kammkiemer.
Der Aehnlichkeit des Gehäuſes wegen können wir an dieſer Stelle Cerithium aufführen, ein ſehr artenreiches Geſchlecht, welches in der Vorwelt noch ſtärker als jetzt vertreten war. Eine weſentliche Abweichung des Gehäuſes beſteht in dem kurzen abgeſtutzten, oder längeren, zurück- gekrümmten Kanal an der Mündung. Es ſind Pflanzenfreſſer, die meiſt im Meere, aber auch in den Lagunen, im Brakwaſſer und an den Flußmündungen ſich aufhalten. Gewiſſe Abweichungen in der Bildung der Reibeplatte der Brakwaſſer-Arten deuten an, daß auch Abweichungen in der Nahrungs- und Lebensweiſe ſtattfinden. Doch fehlen darüber die Beobachtungen. Den Cerithien iſt wieder die Gattung Litiopa nahe verwandt. Obwohl ſie, wie Troſchel ſagt, viel von ihrer Merkwürdigkeit verloren, ſeit man weiß, daß auch andere Schnecken Fäden bilden, um ſich feſt- zuheften, beſitzt ſie doch dieſe Spinnkraft in ſo ausgezeichnetem Grade, daß wir Johnſtons von den Beobachtern entlehnte Beſchreibung mittheilen wollen. „Es iſt eine ſehr kleine Schnecke, zwiſchen Seetang geboren, wo ſie beſtimmt iſt, ihr ganzes Leben hinzubringen. Der Fuß iſt von gewöhnlicher Beſchaffenheit, doch ſchmal und kurz, und das Thier würde mithin, ohne anderen Halt, leicht von ſeinem Sitze abgeſchwemmt werden können. Doch iſt gegen dieſen Vorfall vorgeſehen. Denn einer Spinne gleich ſpinnt es einen Faden aus einer klebrigen, vom Fuße ausſchwitzenden Flüſſigkeit, um ſeinen Fall in die Tiefe aufzuhalten und ſich die Möglichkeit zu ſichern, wieder auf ſeinen vorigen Platz zurückzukehren. Jſt aber der Faden abgeriſſen, oder findet das Thier wegen Mangel an Nahrung für nöthig, ſeine Stelle zu verlaſſen, um eine reichere Weide aufzuſuchen, ſo kann der Faden wieder angeknüpft oder abgelöſt werden. Jn dieſem Falle, mag er nun zufällig oder abſichtlich erfolgen, tritt ein Luftbläschen, wahrſcheinlich aus der Kiemen- höhle, hervor, erhebt ſich langſam durch das Waſſer und, da die Schnecke es mit Schleim umhüllt hat, ſo zieht ſich dieſer in einen Faden aus, wie das Bläschen aufſteigt. Nun hat ſie Boye und Leiter, woran ſie wieder in die Höhe ſteigt und hängend abwartet, bis das Bläschen mit dem überall umherſchwimmenden Tang in Berührung gekommen iſt.“
Die anderen Schnecken, welche ebenfalls ſpinnen, ſind ein tropiſches Cerithium (Cerithium trun- catum), das in den Mangle-Sümpfen und Flußmündungen lebt und ſich mittelſt eines kleberigen Fadens an den Zweigen und Wurzeln der Wurzelbäume aufhängen kann. Auch unſere Physa fontinalis kann an einem an der Oberfläche hängenden Faden in die Tiefe ſteigen. „Und ſo hat man auch manche Landſchnecke (z. B. Megalomastoma aus den Wäldern von St. Vincent) aus der gummi- artigen Ausſonderung ihrer Haut eine Leine ausziehen ſehen, an der ſie ſich von Bäumen und Abhängen auf kürzerem Wege herabließ, als ſie hinauf geſtiegen war.“
Wir übergehen eine ganze Reihe von Sippen mit Stillſchweigen, über deren Lebensweiſe wir gar keine bemerkenswerthen Notizen haben und mit deren trockener Aufzählung alſo nicht gedient wäre, und haben ſomit die Abtheilung der Kammkiemer ohne Athemſipho geſchloſſen, welche man von der Form ihrer Reibeplatte als Bandzüngler zuſammengefaßt hat. Zu dieſen Kammkiemern ohne Athemröhre oder Ausſchnitt gehören noch ein Paar wenig umfangreiche Familien, unter denen die der Janthiniden unſer Jntereſſe am meiſten erregt. Am bekannteſten iſt die Blau- ſchnecke (Janthina), mit ſehr dünner, bauchiger und bläulich gefärbter Schale (c), faſt von der Form der Schnirkelſchnecken. Sie leben als Fleiſchfreſſer auf dem hohen Meere, können, wenn ſie beunruhigt werden und wahrſcheinlich auch, wenn ſie ihre Beute verwirren wollen, einen Purpurſaft zur Trübung des umgebenden Waſſers abſondern; am berühmteſten aber ſind ſie durch das ſogenannte „Floß“ (l), eine Anhäufung von Blaſen, welche an ihrem Fuße befeſtigt iſt und mit deren Hülfe ſie ſich an der Oberfläche des Meeres halten.
Ehe wir die neueſten ſchönen Beobachtungen von Lacaze-Duthiers über die Janthina des Mittelmeeres mittheilen, wird es der Mühe werth ſein, über frühere Beobachtungen und Meinungen nach dem Wortlaut von Johnſton zu berichten. „Den merkwürdigſten Apparat zum
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Schnecken. Kammkiemer.
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ſehr artenreiches Geſchlecht, welches in der Vorwelt noch ſtärker als jetzt vertreten war. Eine
weſentliche Abweichung des Gehäuſes beſteht in dem kurzen abgeſtutzten, oder längeren, zurück-
gekrümmten Kanal an der Mündung. Es ſind Pflanzenfreſſer, die meiſt im Meere, aber auch
in den Lagunen, im Brakwaſſer und an den Flußmündungen ſich aufhalten. Gewiſſe Abweichungen
in der Bildung der Reibeplatte der Brakwaſſer-Arten deuten an, daß auch Abweichungen in der
Nahrungs- und Lebensweiſe ſtattfinden. Doch fehlen darüber die Beobachtungen. Den Cerithien
iſt wieder die Gattung Litiopa nahe verwandt. Obwohl ſie, wie Troſchel ſagt, viel von ihrer
Merkwürdigkeit verloren, ſeit man weiß, daß auch andere Schnecken Fäden bilden, um ſich feſt-
zuheften, beſitzt ſie doch dieſe Spinnkraft in ſo ausgezeichnetem Grade, daß wir Johnſtons
von den Beobachtern entlehnte Beſchreibung mittheilen wollen. „Es iſt eine ſehr kleine Schnecke,
zwiſchen Seetang geboren, wo ſie beſtimmt iſt, ihr ganzes Leben hinzubringen. Der Fuß iſt
von gewöhnlicher Beſchaffenheit, doch ſchmal und kurz, und das Thier würde mithin, ohne anderen
Halt, leicht von ſeinem Sitze abgeſchwemmt werden können. Doch iſt gegen dieſen Vorfall
vorgeſehen. Denn einer Spinne gleich ſpinnt es einen Faden aus einer klebrigen, vom Fuße
ausſchwitzenden Flüſſigkeit, um ſeinen Fall in die Tiefe aufzuhalten und ſich die Möglichkeit zu
ſichern, wieder auf ſeinen vorigen Platz zurückzukehren. Jſt aber der Faden abgeriſſen, oder findet
das Thier wegen Mangel an Nahrung für nöthig, ſeine Stelle zu verlaſſen, um eine reichere
Weide aufzuſuchen, ſo kann der Faden wieder angeknüpft oder abgelöſt werden. Jn dieſem Falle,
mag er nun zufällig oder abſichtlich erfolgen, tritt ein Luftbläschen, wahrſcheinlich aus der Kiemen-
höhle, hervor, erhebt ſich langſam durch das Waſſer und, da die Schnecke es mit Schleim umhüllt
hat, ſo zieht ſich dieſer in einen Faden aus, wie das Bläschen aufſteigt. Nun hat ſie Boye und
Leiter, woran ſie wieder in die Höhe ſteigt und hängend abwartet, bis das Bläschen mit dem
überall umherſchwimmenden Tang in Berührung gekommen iſt.“
Die anderen Schnecken, welche ebenfalls ſpinnen, ſind ein tropiſches Cerithium (Cerithium trun-
catum), das in den Mangle-Sümpfen und Flußmündungen lebt und ſich mittelſt eines kleberigen
Fadens an den Zweigen und Wurzeln der Wurzelbäume aufhängen kann. Auch unſere Physa fontinalis
kann an einem an der Oberfläche hängenden Faden in die Tiefe ſteigen. „Und ſo hat man auch
manche Landſchnecke (z. B. Megalomastoma aus den Wäldern von St. Vincent) aus der gummi-
artigen Ausſonderung ihrer Haut eine Leine ausziehen ſehen, an der ſie ſich von Bäumen und
Abhängen auf kürzerem Wege herabließ, als ſie hinauf geſtiegen war.“
Wir übergehen eine ganze Reihe von Sippen mit Stillſchweigen, über deren Lebensweiſe wir
gar keine bemerkenswerthen Notizen haben und mit deren trockener Aufzählung alſo nicht gedient
wäre, und haben ſomit die Abtheilung der Kammkiemer ohne Athemſipho geſchloſſen, welche man
von der Form ihrer Reibeplatte als Bandzüngler zuſammengefaßt hat. Zu dieſen Kammkiemern
ohne Athemröhre oder Ausſchnitt gehören noch ein Paar wenig umfangreiche Familien, unter
denen die der Janthiniden unſer Jntereſſe am meiſten erregt. Am bekannteſten iſt die Blau-
ſchnecke (Janthina), mit ſehr dünner, bauchiger und bläulich gefärbter Schale (c), faſt von der
Form der Schnirkelſchnecken. Sie leben als Fleiſchfreſſer auf dem hohen Meere, können, wenn
ſie beunruhigt werden und wahrſcheinlich auch, wenn ſie ihre Beute verwirren wollen, einen
Purpurſaft zur Trübung des umgebenden Waſſers abſondern; am berühmteſten aber ſind ſie durch
das ſogenannte „Floß“ (l), eine Anhäufung von Blaſen, welche an ihrem Fuße befeſtigt iſt und
mit deren Hülfe ſie ſich an der Oberfläche des Meeres halten.
Ehe wir die neueſten ſchönen Beobachtungen von Lacaze-Duthiers über die Janthina des
Mittelmeeres mittheilen, wird es der Mühe werth ſein, über frühere Beobachtungen und
Meinungen nach dem Wortlaut von Johnſton zu berichten. „Den merkwürdigſten Apparat zum
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/872>, abgerufen am 24.11.2024.
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