einfarbig und in der Regel blässer, bei denjenigen dünnschaligen, welche nie an das Tageslicht kommen, wie bei den Vitrinen, einfarbig aber dunkel ist."
"Wenn auch die oben angedeuteten Schnecken tagelang die glühendste Sonnenhitze vertragen, so verläugnen sie doch insofern den allgemeinen Charakter der Mollusken nicht, als sie diese Zeit in Unthätigkeit, die Mündung fest angedrückt oder durch verhärteten Schleim geschlossen und durch beides vor Verdunstung geschützt, verbringen; erst in der Kühle der Nacht und der Feuchtigkeit des Morgenthaues kriechen sie umher. Jeder Schneckensammler weiß, daß des Morgens und nach einem Regen die meisten lebenden Schnecken zu finden sind. Jn Jtalien wird Helix adspersa zum Zwecke des Verspeisens Nachts mit der Laterne gesucht, und in Spanien findet der Cara- colero (Schneckensammler) in dem frühesten Morgengrauen die große Helix lactea und Alonensis in großer Menge auf den dürrsten Sierren, während in der Mittagshitze der schwitzende Reisende nichts von den wohl versteckten entdecken kann. Selbst Helix desertorum (die Wüstenschnecke), welche Ehrenberg nebst einer Lichene und einer Spinne allein noch in der Wüste bei der Oase des Jupiter Ammon traf, lebt nicht ganz ohne Feuchtigkeit, was gerade durch das gleichzeitige Vorkommen einer Pflanze bewiesen wird, welche nur, so lange sie durchnäßt ist, wächst. Ebenso lange und so häufige Unterbrechungen ihrer Lebensthätigkeit wird sich auch die Schnecke gefallen lassen müssen, und sie hat dabei den Vortheil, stets dann zu erwachen, wenn ihr Futter aufgeweicht und saftig ist."
Beziehen sich die obigen Beobachtungen über die für das Leben erforderliche Feuchtigkeit vor- zugsweise auf die Land-Lungenschnecken, so liefern beide Gruppen, jene und die Wasserpulmonaten interessante Belege über ihr Verhältniß zur Wärme und die Grade, bis zu welchen sie nach oben und unten ausdauern. Die Wärme ist ihnen im Allgemeinen soweit zuträglich, als sie nicht austrocknend wirkt. Jn einzelnen warmen Quellen kommen einzelne Arten noch bei 40 und mehr Grad R. vor, andre sind im Ertragen des anderen Extrems ausgezeichnet. "Viele Schnecken", sagt von Martens weiter, "können einen bedeutenden Kältegrad ertragen, nament- lich die kleine nässeliebende Arion hortensis, tenellus und die Vitrinen, welche ich mehrmals mit erstarrenden Fingern unter der Schneedecke hervorgesucht habe; am Kesselberg beim Kochelsee in Oberbaiern fand ich am 24. December Helix rupestris und Clausilia parvula frei der Luft aus- gesetzt an den nur durch ihre senkrechte Lage von Schnee freien Felswänden, auf gefrorenem Boden stehend, während ein Wasserfall daneben in seinen Eismassen das Bild eines Gletschers zeigte. Auch die nördlichsten Schnecken sind alle klein und dünnschalig; es scheint also, daß gerade keine große Masse und keine dicke Schale zum Ertragen der Kälte nothwendig ist und diese selbst eher das Gegentheil bewirkt." Wie sich nun im kalten und gemäßigten Klima die Schnecken dem lebenfeindlichen Einfluß des Winters durch Bedeckelung und Vergraben entziehen, so verfallen die Landschnecken der trockenen Tropengegenden in einen Sommerschlaf, gleich vielen Reptilien und Jnsekten. Auch um diesen abzuhalten graben sie sich ein oder suchen die Unterseite bergender Steine und Aeste auf.
Das dritte große Agens für die Verbreitung der Lebewesen, das Licht, ist doch von geringerem Einfluß als Feuchtigkeit und Wärme und wohl hauptsächlich von eingreifendem Einfluß in Begleitung jener beiden anderen Faktoren des Klimas. Besonders interessant ist der abändernde Einfluß, den Licht und Wärme zusammen auf die Färbung der Landschnecken ausüben. "Von den blassen, eher farblos als weiß zu nennenden Schalen der im Dunklen lebenden Schnecken giebt es die allmöglichsten Uebergänge zu dem durchscheinenden Braun der schattenliebenden Gebüsch- schnecken, und von diesem zu dem undurchsichtigen dichten Kreideweiß, welches alle Farben zusammenfaßt, und der bunten Zeichnung der die Sonne liebenden Landschnecken. -- Nur wo das Licht zu grell und stark einwirkt, bleicht es, wie sonst nur die leeren Schalen, die Schnecken bei lebendigem Leibe. So finden sich an sehr sonnigen Stellen nicht selten ganz weiße, glanz- lose Exemplare von Helix pomatia und hortensis lebend, welche in der Sammlung nur noch
Lungenſchnecken.
einfarbig und in der Regel bläſſer, bei denjenigen dünnſchaligen, welche nie an das Tageslicht kommen, wie bei den Vitrinen, einfarbig aber dunkel iſt.“
„Wenn auch die oben angedeuteten Schnecken tagelang die glühendſte Sonnenhitze vertragen, ſo verläugnen ſie doch inſofern den allgemeinen Charakter der Mollusken nicht, als ſie dieſe Zeit in Unthätigkeit, die Mündung feſt angedrückt oder durch verhärteten Schleim geſchloſſen und durch beides vor Verdunſtung geſchützt, verbringen; erſt in der Kühle der Nacht und der Feuchtigkeit des Morgenthaues kriechen ſie umher. Jeder Schneckenſammler weiß, daß des Morgens und nach einem Regen die meiſten lebenden Schnecken zu finden ſind. Jn Jtalien wird Helix adspersa zum Zwecke des Verſpeiſens Nachts mit der Laterne geſucht, und in Spanien findet der Cara- colero (Schneckenſammler) in dem früheſten Morgengrauen die große Helix lactea und Alonensis in großer Menge auf den dürrſten Sierren, während in der Mittagshitze der ſchwitzende Reiſende nichts von den wohl verſteckten entdecken kann. Selbſt Helix desertorum (die Wüſtenſchnecke), welche Ehrenberg nebſt einer Lichene und einer Spinne allein noch in der Wüſte bei der Oaſe des Jupiter Ammon traf, lebt nicht ganz ohne Feuchtigkeit, was gerade durch das gleichzeitige Vorkommen einer Pflanze bewieſen wird, welche nur, ſo lange ſie durchnäßt iſt, wächſt. Ebenſo lange und ſo häufige Unterbrechungen ihrer Lebensthätigkeit wird ſich auch die Schnecke gefallen laſſen müſſen, und ſie hat dabei den Vortheil, ſtets dann zu erwachen, wenn ihr Futter aufgeweicht und ſaftig iſt.“
Beziehen ſich die obigen Beobachtungen über die für das Leben erforderliche Feuchtigkeit vor- zugsweiſe auf die Land-Lungenſchnecken, ſo liefern beide Gruppen, jene und die Waſſerpulmonaten intereſſante Belege über ihr Verhältniß zur Wärme und die Grade, bis zu welchen ſie nach oben und unten ausdauern. Die Wärme iſt ihnen im Allgemeinen ſoweit zuträglich, als ſie nicht austrocknend wirkt. Jn einzelnen warmen Quellen kommen einzelne Arten noch bei 40 und mehr Grad R. vor, andre ſind im Ertragen des anderen Extrems ausgezeichnet. „Viele Schnecken“, ſagt von Martens weiter, „können einen bedeutenden Kältegrad ertragen, nament- lich die kleine näſſeliebende Arion hortensis, tenellus und die Vitrinen, welche ich mehrmals mit erſtarrenden Fingern unter der Schneedecke hervorgeſucht habe; am Keſſelberg beim Kochelſee in Oberbaiern fand ich am 24. December Helix rupestris und Clausilia parvula frei der Luft aus- geſetzt an den nur durch ihre ſenkrechte Lage von Schnee freien Felswänden, auf gefrorenem Boden ſtehend, während ein Waſſerfall daneben in ſeinen Eismaſſen das Bild eines Gletſchers zeigte. Auch die nördlichſten Schnecken ſind alle klein und dünnſchalig; es ſcheint alſo, daß gerade keine große Maſſe und keine dicke Schale zum Ertragen der Kälte nothwendig iſt und dieſe ſelbſt eher das Gegentheil bewirkt.“ Wie ſich nun im kalten und gemäßigten Klima die Schnecken dem lebenfeindlichen Einfluß des Winters durch Bedeckelung und Vergraben entziehen, ſo verfallen die Landſchnecken der trockenen Tropengegenden in einen Sommerſchlaf, gleich vielen Reptilien und Jnſekten. Auch um dieſen abzuhalten graben ſie ſich ein oder ſuchen die Unterſeite bergender Steine und Aeſte auf.
Das dritte große Agens für die Verbreitung der Lebeweſen, das Licht, iſt doch von geringerem Einfluß als Feuchtigkeit und Wärme und wohl hauptſächlich von eingreifendem Einfluß in Begleitung jener beiden anderen Faktoren des Klimas. Beſonders intereſſant iſt der abändernde Einfluß, den Licht und Wärme zuſammen auf die Färbung der Landſchnecken ausüben. „Von den blaſſen, eher farblos als weiß zu nennenden Schalen der im Dunklen lebenden Schnecken giebt es die allmöglichſten Uebergänge zu dem durchſcheinenden Braun der ſchattenliebenden Gebüſch- ſchnecken, und von dieſem zu dem undurchſichtigen dichten Kreideweiß, welches alle Farben zuſammenfaßt, und der bunten Zeichnung der die Sonne liebenden Landſchnecken. — Nur wo das Licht zu grell und ſtark einwirkt, bleicht es, wie ſonſt nur die leeren Schalen, die Schnecken bei lebendigem Leibe. So finden ſich an ſehr ſonnigen Stellen nicht ſelten ganz weiße, glanz- loſe Exemplare von Helix pomatia und hortensis lebend, welche in der Sammlung nur noch
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Lungenſchnecken.
einfarbig und in der Regel bläſſer, bei denjenigen dünnſchaligen, welche nie an das Tageslicht
kommen, wie bei den Vitrinen, einfarbig aber dunkel iſt.“
„Wenn auch die oben angedeuteten Schnecken tagelang die glühendſte Sonnenhitze vertragen,
ſo verläugnen ſie doch inſofern den allgemeinen Charakter der Mollusken nicht, als ſie dieſe Zeit
in Unthätigkeit, die Mündung feſt angedrückt oder durch verhärteten Schleim geſchloſſen und durch
beides vor Verdunſtung geſchützt, verbringen; erſt in der Kühle der Nacht und der Feuchtigkeit
des Morgenthaues kriechen ſie umher. Jeder Schneckenſammler weiß, daß des Morgens und nach
einem Regen die meiſten lebenden Schnecken zu finden ſind. Jn Jtalien wird Helix adspersa
zum Zwecke des Verſpeiſens Nachts mit der Laterne geſucht, und in Spanien findet der Cara-
colero (Schneckenſammler) in dem früheſten Morgengrauen die große Helix lactea und Alonensis
in großer Menge auf den dürrſten Sierren, während in der Mittagshitze der ſchwitzende Reiſende
nichts von den wohl verſteckten entdecken kann. Selbſt Helix desertorum (die Wüſtenſchnecke),
welche Ehrenberg nebſt einer Lichene und einer Spinne allein noch in der Wüſte bei der Oaſe
des Jupiter Ammon traf, lebt nicht ganz ohne Feuchtigkeit, was gerade durch das gleichzeitige
Vorkommen einer Pflanze bewieſen wird, welche nur, ſo lange ſie durchnäßt iſt, wächſt. Ebenſo
lange und ſo häufige Unterbrechungen ihrer Lebensthätigkeit wird ſich auch die Schnecke gefallen
laſſen müſſen, und ſie hat dabei den Vortheil, ſtets dann zu erwachen, wenn ihr Futter aufgeweicht
und ſaftig iſt.“
Beziehen ſich die obigen Beobachtungen über die für das Leben erforderliche Feuchtigkeit vor-
zugsweiſe auf die Land-Lungenſchnecken, ſo liefern beide Gruppen, jene und die Waſſerpulmonaten
intereſſante Belege über ihr Verhältniß zur Wärme und die Grade, bis zu welchen ſie nach
oben und unten ausdauern. Die Wärme iſt ihnen im Allgemeinen ſoweit zuträglich, als ſie
nicht austrocknend wirkt. Jn einzelnen warmen Quellen kommen einzelne Arten noch bei 40
und mehr Grad R. vor, andre ſind im Ertragen des anderen Extrems ausgezeichnet. „Viele
Schnecken“, ſagt von Martens weiter, „können einen bedeutenden Kältegrad ertragen, nament-
lich die kleine näſſeliebende Arion hortensis, tenellus und die Vitrinen, welche ich mehrmals mit
erſtarrenden Fingern unter der Schneedecke hervorgeſucht habe; am Keſſelberg beim Kochelſee in
Oberbaiern fand ich am 24. December Helix rupestris und Clausilia parvula frei der Luft aus-
geſetzt an den nur durch ihre ſenkrechte Lage von Schnee freien Felswänden, auf gefrorenem Boden
ſtehend, während ein Waſſerfall daneben in ſeinen Eismaſſen das Bild eines Gletſchers zeigte.
Auch die nördlichſten Schnecken ſind alle klein und dünnſchalig; es ſcheint alſo, daß gerade keine
große Maſſe und keine dicke Schale zum Ertragen der Kälte nothwendig iſt und dieſe ſelbſt eher
das Gegentheil bewirkt.“ Wie ſich nun im kalten und gemäßigten Klima die Schnecken dem
lebenfeindlichen Einfluß des Winters durch Bedeckelung und Vergraben entziehen, ſo verfallen
die Landſchnecken der trockenen Tropengegenden in einen Sommerſchlaf, gleich vielen Reptilien
und Jnſekten. Auch um dieſen abzuhalten graben ſie ſich ein oder ſuchen die Unterſeite bergender
Steine und Aeſte auf.
Das dritte große Agens für die Verbreitung der Lebeweſen, das Licht, iſt doch von geringerem
Einfluß als Feuchtigkeit und Wärme und wohl hauptſächlich von eingreifendem Einfluß in
Begleitung jener beiden anderen Faktoren des Klimas. Beſonders intereſſant iſt der abändernde
Einfluß, den Licht und Wärme zuſammen auf die Färbung der Landſchnecken ausüben. „Von
den blaſſen, eher farblos als weiß zu nennenden Schalen der im Dunklen lebenden Schnecken giebt
es die allmöglichſten Uebergänge zu dem durchſcheinenden Braun der ſchattenliebenden Gebüſch-
ſchnecken, und von dieſem zu dem undurchſichtigen dichten Kreideweiß, welches alle Farben
zuſammenfaßt, und der bunten Zeichnung der die Sonne liebenden Landſchnecken. — Nur wo
das Licht zu grell und ſtark einwirkt, bleicht es, wie ſonſt nur die leeren Schalen, die Schnecken
bei lebendigem Leibe. So finden ſich an ſehr ſonnigen Stellen nicht ſelten ganz weiße, glanz-
loſe Exemplare von Helix pomatia und hortensis lebend, welche in der Sammlung nur noch
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/838>, abgerufen am 24.11.2024.
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