Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Kopffüßer. Vierkiemer.
größten Saugnäpfe sitzen*); dieses erstrecke sich wie ein sehniger Körper bis mitten in den Arm
und dringe nachher ganz in den Trichter des Weibchens ein. Die Sepien und Loliginen hingegen
schwimmen mit fest an einander gefügtem Munde und verschlungenen Armen in entgegengesetzter
Richtung, so daß sie auch ihre Trichter an einander fügen und also beim Schwimmen sich eines
vorwärts, das andere rückwärts bewegt." Cavolini bestätigt zuerst, was Verany über den
Fang der Männchen durch das Lockweibchen erzählt, und sagt dann: "Die Verbindung mit dem
Männchen ist so, daß die Oeffnungen beider Trichter auf einander passen". Eine neuerliche
Bestätigung fehlte bis zu Fischer's Besuch in Arcachon. Dort fing er im Netz zwei Sepien
von etwas ungleicher Größe, deren Arme eng mit einander verschlungen waren, so daß die Kiefer
sich unmittelbar zu berühren schienen. Man trennte das Paar; sie gaben ihren Unmuth zu erkennen
durch reichliches Ausspritzen von Tinte. Kaum hatte man sie wieder in ein Gefäß zusammen-
gesetzt, so fielen sie sich wieder in die Arme, und die Scene wiederholte sich in der Folge noch
einige Male.

Die Eier der Zweikiemer pflegen einzeln oder zu mehreren in länglichen, gestielten Hüllen
oder Kapseln eingeschlossen zu sein. Die Sepia befestigt ihre Eier oder vielmehr die schwarzen
Kapseln einzeln oder gruppenweise an Algen, Seegras, an Holzstückchen oder abgeschnittenen
Zweigen, die im Wasser schwimmen, und zwar so, daß die gabligen Enden des Stieles verschiedent-
lich diese Theile umschlingen. Die Anheftung geschieht, während das Thier mit den Armen jene
Gegenstände umfaßt. "Bei Tremoctopus violaceus ist, wie Kölliker sah, die Rolle, welche die
Arme spielen, noch bedeutender, denn hier wird der ganze, traubenartig zusammenhängende Klumpen
der Eier während der ganzen Dauer der Entwicklung der Jungen von etwa 12 der untersten Saug-
näpfe eines Armes festgehalten, in welche Lage derselbe nur durch Hülfe des einen oder anderen
der Arme gelangen konnte."

"Bei Loligo bleiben die Eier nicht isolirt, wie bei Sepia, sondern legen sich in lange, aus
3 oder 4 Reihen derselben bestehende Stränge zusammen, so daß die Stiele aller Eier nach innen,
die freien runden Enden nach außen gerichtet sind. Wie die Stiele, legen sich auch die Eier selbst
sehr fest an einander und platten sich an den einander berührenden Theilen mehr oder minder
ab. Man kann einen solchen Eierstrang mit einem Maiskolben vergleichen, der nur aus 3 bis 4
Reihen Körnern bestände. Alle Eier eines Stranges (45 bis 100), werden noch von einer gemein-
samen Hülle umgeben, die denselben wie ein Däumling seinen Daumen umhüllt und blaß und
durchsichtig ist. Endlich sind auch noch eine gewisse Anzahl von Eiersträngen, 5 bis 20, mit
einander zu einem Klumpen verbunden, indem nämlich die unteren Enden der gemeinsamen Hülle
eines jeden Alle zusammen verflochten sind. Solche Eiermassen, die wohl nur von einem Weibchen
herrühren, werden weder von demselben mit sich herumgeführt (wie es Argonauta in dem hinteren
Raume ihres Gehäuses thut), noch an Pflanzen oder andere Theile angeheftet, sondern frei
dem Spiele der Wellen überlassen. Jn Neapel waren sie den Fischern wohlbekannt und wurden
mir in übergroßen Mengen, vorzüglich im Mai und Juni, unter dem Namen Uova di cala-
maro gebracht."

Das in der Entwicklung begriffene, noch von der Eihülle umschlossene Thier bietet einen
sonderbaren Anblick. Jst es nämlich schon so weit vorgerückt, daß man Kopf und Leib, Augen
und Arme wohl unterscheiden und das Junge als eine Cephalopode erkennen kann, so ragt vorn
am Kopf unter dem Munde ein ansehnlicher Beutel hervor, der Dottersack. Diese Bildung ist
dadurch zu Stande gekommen, daß zuerst der Mantel in der Mitte einer Keimscheibe und in deren
Umkreis die Theile des Kopfes entstehen. Jn dem Maße, als das Alles wächst und sich vereinigt,
hebt sich das werdende Thier von dem noch übrigen Dotter ab; und indem nun die anfänglich im

*) So unzweifelhaft es hiernach ist, daß der große Grieche den Hectocotylusarm meint, so paßt
doch die kurze Beschreibung auf keine der uns bis jetzt bekannt gewordenen Formen.

Kopffüßer. Vierkiemer.
größten Saugnäpfe ſitzen*); dieſes erſtrecke ſich wie ein ſehniger Körper bis mitten in den Arm
und dringe nachher ganz in den Trichter des Weibchens ein. Die Sepien und Loliginen hingegen
ſchwimmen mit feſt an einander gefügtem Munde und verſchlungenen Armen in entgegengeſetzter
Richtung, ſo daß ſie auch ihre Trichter an einander fügen und alſo beim Schwimmen ſich eines
vorwärts, das andere rückwärts bewegt.“ Cavolini beſtätigt zuerſt, was Verany über den
Fang der Männchen durch das Lockweibchen erzählt, und ſagt dann: „Die Verbindung mit dem
Männchen iſt ſo, daß die Oeffnungen beider Trichter auf einander paſſen“. Eine neuerliche
Beſtätigung fehlte bis zu Fiſcher’s Beſuch in Arcachon. Dort fing er im Netz zwei Sepien
von etwas ungleicher Größe, deren Arme eng mit einander verſchlungen waren, ſo daß die Kiefer
ſich unmittelbar zu berühren ſchienen. Man trennte das Paar; ſie gaben ihren Unmuth zu erkennen
durch reichliches Ausſpritzen von Tinte. Kaum hatte man ſie wieder in ein Gefäß zuſammen-
geſetzt, ſo fielen ſie ſich wieder in die Arme, und die Scene wiederholte ſich in der Folge noch
einige Male.

Die Eier der Zweikiemer pflegen einzeln oder zu mehreren in länglichen, geſtielten Hüllen
oder Kapſeln eingeſchloſſen zu ſein. Die Sepia befeſtigt ihre Eier oder vielmehr die ſchwarzen
Kapſeln einzeln oder gruppenweiſe an Algen, Seegras, an Holzſtückchen oder abgeſchnittenen
Zweigen, die im Waſſer ſchwimmen, und zwar ſo, daß die gabligen Enden des Stieles verſchiedent-
lich dieſe Theile umſchlingen. Die Anheftung geſchieht, während das Thier mit den Armen jene
Gegenſtände umfaßt. „Bei Tremoctopus violaceus iſt, wie Kölliker ſah, die Rolle, welche die
Arme ſpielen, noch bedeutender, denn hier wird der ganze, traubenartig zuſammenhängende Klumpen
der Eier während der ganzen Dauer der Entwicklung der Jungen von etwa 12 der unterſten Saug-
näpfe eines Armes feſtgehalten, in welche Lage derſelbe nur durch Hülfe des einen oder anderen
der Arme gelangen konnte.“

„Bei Loligo bleiben die Eier nicht iſolirt, wie bei Sepia, ſondern legen ſich in lange, aus
3 oder 4 Reihen derſelben beſtehende Stränge zuſammen, ſo daß die Stiele aller Eier nach innen,
die freien runden Enden nach außen gerichtet ſind. Wie die Stiele, legen ſich auch die Eier ſelbſt
ſehr feſt an einander und platten ſich an den einander berührenden Theilen mehr oder minder
ab. Man kann einen ſolchen Eierſtrang mit einem Maiskolben vergleichen, der nur aus 3 bis 4
Reihen Körnern beſtände. Alle Eier eines Stranges (45 bis 100), werden noch von einer gemein-
ſamen Hülle umgeben, die denſelben wie ein Däumling ſeinen Daumen umhüllt und blaß und
durchſichtig iſt. Endlich ſind auch noch eine gewiſſe Anzahl von Eierſträngen, 5 bis 20, mit
einander zu einem Klumpen verbunden, indem nämlich die unteren Enden der gemeinſamen Hülle
eines jeden Alle zuſammen verflochten ſind. Solche Eiermaſſen, die wohl nur von einem Weibchen
herrühren, werden weder von demſelben mit ſich herumgeführt (wie es Argonauta in dem hinteren
Raume ihres Gehäuſes thut), noch an Pflanzen oder andere Theile angeheftet, ſondern frei
dem Spiele der Wellen überlaſſen. Jn Neapel waren ſie den Fiſchern wohlbekannt und wurden
mir in übergroßen Mengen, vorzüglich im Mai und Juni, unter dem Namen Uova di cala-
maro gebracht.“

Das in der Entwicklung begriffene, noch von der Eihülle umſchloſſene Thier bietet einen
ſonderbaren Anblick. Jſt es nämlich ſchon ſo weit vorgerückt, daß man Kopf und Leib, Augen
und Arme wohl unterſcheiden und das Junge als eine Cephalopode erkennen kann, ſo ragt vorn
am Kopf unter dem Munde ein anſehnlicher Beutel hervor, der Dotterſack. Dieſe Bildung iſt
dadurch zu Stande gekommen, daß zuerſt der Mantel in der Mitte einer Keimſcheibe und in deren
Umkreis die Theile des Kopfes entſtehen. Jn dem Maße, als das Alles wächſt und ſich vereinigt,
hebt ſich das werdende Thier von dem noch übrigen Dotter ab; und indem nun die anfänglich im

*) So unzweifelhaft es hiernach iſt, daß der große Grieche den Hectocotylusarm meint, ſo paßt
doch die kurze Beſchreibung auf keine der uns bis jetzt bekannt gewordenen Formen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <floatingText>
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <div n="3">
                <p><pb facs="#f0826" n="780"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kopffüßer. Vierkiemer.</hi></fw><lb/>
größten Saugnäpfe &#x017F;itzen<note place="foot" n="*)">So unzweifelhaft es hiernach i&#x017F;t, daß der große Grieche den Hectocotylusarm meint, &#x017F;o paßt<lb/>
doch die kurze Be&#x017F;chreibung auf keine der uns bis jetzt bekannt gewordenen Formen.</note>; die&#x017F;es er&#x017F;trecke &#x017F;ich wie ein &#x017F;ehniger Körper bis mitten in den Arm<lb/>
und dringe nachher ganz in den Trichter des Weibchens ein. Die Sepien und Loliginen hingegen<lb/>
&#x017F;chwimmen mit fe&#x017F;t an einander gefügtem Munde und ver&#x017F;chlungenen Armen in entgegenge&#x017F;etzter<lb/>
Richtung, &#x017F;o daß &#x017F;ie auch ihre Trichter an einander fügen und al&#x017F;o beim Schwimmen &#x017F;ich eines<lb/>
vorwärts, das andere rückwärts bewegt.&#x201C; <hi rendition="#g">Cavolini</hi> be&#x017F;tätigt zuer&#x017F;t, was <hi rendition="#g">Verany</hi> über den<lb/>
Fang der Männchen durch das Lockweibchen erzählt, und &#x017F;agt dann: &#x201E;Die Verbindung mit dem<lb/>
Männchen i&#x017F;t &#x017F;o, daß die Oeffnungen beider Trichter auf einander pa&#x017F;&#x017F;en&#x201C;. Eine neuerliche<lb/>
Be&#x017F;tätigung fehlte bis zu <hi rendition="#g">Fi&#x017F;cher&#x2019;s</hi> Be&#x017F;uch in Arcachon. Dort fing er im Netz zwei Sepien<lb/>
von etwas ungleicher Größe, deren Arme eng mit einander ver&#x017F;chlungen waren, &#x017F;o daß die Kiefer<lb/>
&#x017F;ich unmittelbar zu berühren &#x017F;chienen. Man trennte das Paar; &#x017F;ie gaben ihren Unmuth zu erkennen<lb/>
durch reichliches Aus&#x017F;pritzen von Tinte. Kaum hatte man &#x017F;ie wieder in ein Gefäß zu&#x017F;ammen-<lb/>
ge&#x017F;etzt, &#x017F;o fielen &#x017F;ie &#x017F;ich wieder in die Arme, und die Scene wiederholte &#x017F;ich in der Folge noch<lb/>
einige Male.</p><lb/>
                <p>Die <hi rendition="#g">Eier</hi> der Zweikiemer pflegen einzeln oder zu mehreren in länglichen, ge&#x017F;tielten Hüllen<lb/>
oder Kap&#x017F;eln einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en zu &#x017F;ein. Die Sepia befe&#x017F;tigt ihre Eier oder vielmehr die &#x017F;chwarzen<lb/>
Kap&#x017F;eln einzeln oder gruppenwei&#x017F;e an Algen, Seegras, an Holz&#x017F;tückchen oder abge&#x017F;chnittenen<lb/>
Zweigen, die im Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chwimmen, und zwar &#x017F;o, daß die gabligen Enden des Stieles ver&#x017F;chiedent-<lb/>
lich die&#x017F;e Theile um&#x017F;chlingen. Die Anheftung ge&#x017F;chieht, während das Thier mit den Armen jene<lb/>
Gegen&#x017F;tände umfaßt. &#x201E;Bei <hi rendition="#aq">Tremoctopus violaceus</hi> i&#x017F;t, wie <hi rendition="#g">Kölliker</hi> &#x017F;ah, die Rolle, welche die<lb/>
Arme &#x017F;pielen, noch bedeutender, denn hier wird der ganze, traubenartig zu&#x017F;ammenhängende Klumpen<lb/>
der Eier während der ganzen Dauer der Entwicklung der Jungen von etwa 12 der unter&#x017F;ten Saug-<lb/>
näpfe eines Armes fe&#x017F;tgehalten, in welche Lage der&#x017F;elbe nur durch Hülfe des einen oder anderen<lb/>
der Arme gelangen konnte.&#x201C;</p><lb/>
                <p>&#x201E;Bei <hi rendition="#aq">Loligo</hi> bleiben die Eier nicht i&#x017F;olirt, wie bei <hi rendition="#aq">Sepia,</hi> &#x017F;ondern legen &#x017F;ich in lange, aus<lb/>
3 oder 4 Reihen der&#x017F;elben be&#x017F;tehende Stränge zu&#x017F;ammen, &#x017F;o daß die Stiele aller Eier nach innen,<lb/>
die freien runden Enden nach außen gerichtet &#x017F;ind. Wie die Stiele, legen &#x017F;ich auch die Eier &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ehr fe&#x017F;t an einander und platten &#x017F;ich an den einander berührenden Theilen mehr oder minder<lb/>
ab. Man kann einen &#x017F;olchen Eier&#x017F;trang mit einem Maiskolben vergleichen, der nur aus 3 bis 4<lb/>
Reihen Körnern be&#x017F;tände. Alle Eier eines Stranges (45 bis 100), werden noch von einer gemein-<lb/>
&#x017F;amen Hülle umgeben, die den&#x017F;elben wie ein Däumling &#x017F;einen Daumen umhüllt und blaß und<lb/>
durch&#x017F;ichtig i&#x017F;t. Endlich &#x017F;ind auch noch eine gewi&#x017F;&#x017F;e Anzahl von Eier&#x017F;trängen, 5 bis 20, mit<lb/>
einander zu einem Klumpen verbunden, indem nämlich die unteren Enden der gemein&#x017F;amen Hülle<lb/>
eines jeden Alle zu&#x017F;ammen verflochten &#x017F;ind. Solche Eierma&#x017F;&#x017F;en, die wohl nur von einem Weibchen<lb/>
herrühren, werden weder von dem&#x017F;elben mit &#x017F;ich herumgeführt (wie es <hi rendition="#aq">Argonauta</hi> in dem hinteren<lb/>
Raume ihres Gehäu&#x017F;es thut), noch an Pflanzen oder andere Theile angeheftet, &#x017F;ondern frei<lb/>
dem Spiele der Wellen überla&#x017F;&#x017F;en. Jn Neapel waren &#x017F;ie den Fi&#x017F;chern wohlbekannt und wurden<lb/>
mir in übergroßen Mengen, vorzüglich im Mai und Juni, unter dem Namen Uova di cala-<lb/>
maro gebracht.&#x201C;</p><lb/>
                <p>Das in der <hi rendition="#g">Entwicklung</hi> begriffene, noch von der Eihülle um&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Thier bietet einen<lb/>
&#x017F;onderbaren Anblick. J&#x017F;t es nämlich &#x017F;chon &#x017F;o weit vorgerückt, daß man Kopf und Leib, Augen<lb/>
und Arme wohl unter&#x017F;cheiden und das Junge als eine Cephalopode erkennen kann, &#x017F;o ragt vorn<lb/>
am Kopf unter dem Munde ein an&#x017F;ehnlicher Beutel hervor, der Dotter&#x017F;ack. Die&#x017F;e Bildung i&#x017F;t<lb/>
dadurch zu Stande gekommen, daß zuer&#x017F;t der Mantel in der Mitte einer Keim&#x017F;cheibe und in deren<lb/>
Umkreis die Theile des Kopfes ent&#x017F;tehen. Jn dem Maße, als das Alles wäch&#x017F;t und &#x017F;ich vereinigt,<lb/>
hebt &#x017F;ich das werdende Thier von dem noch übrigen Dotter ab; und indem nun die anfänglich im<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </body>
      </floatingText>
    </body>
  </text>
</TEI>
[780/0826] Kopffüßer. Vierkiemer. größten Saugnäpfe ſitzen *); dieſes erſtrecke ſich wie ein ſehniger Körper bis mitten in den Arm und dringe nachher ganz in den Trichter des Weibchens ein. Die Sepien und Loliginen hingegen ſchwimmen mit feſt an einander gefügtem Munde und verſchlungenen Armen in entgegengeſetzter Richtung, ſo daß ſie auch ihre Trichter an einander fügen und alſo beim Schwimmen ſich eines vorwärts, das andere rückwärts bewegt.“ Cavolini beſtätigt zuerſt, was Verany über den Fang der Männchen durch das Lockweibchen erzählt, und ſagt dann: „Die Verbindung mit dem Männchen iſt ſo, daß die Oeffnungen beider Trichter auf einander paſſen“. Eine neuerliche Beſtätigung fehlte bis zu Fiſcher’s Beſuch in Arcachon. Dort fing er im Netz zwei Sepien von etwas ungleicher Größe, deren Arme eng mit einander verſchlungen waren, ſo daß die Kiefer ſich unmittelbar zu berühren ſchienen. Man trennte das Paar; ſie gaben ihren Unmuth zu erkennen durch reichliches Ausſpritzen von Tinte. Kaum hatte man ſie wieder in ein Gefäß zuſammen- geſetzt, ſo fielen ſie ſich wieder in die Arme, und die Scene wiederholte ſich in der Folge noch einige Male. Die Eier der Zweikiemer pflegen einzeln oder zu mehreren in länglichen, geſtielten Hüllen oder Kapſeln eingeſchloſſen zu ſein. Die Sepia befeſtigt ihre Eier oder vielmehr die ſchwarzen Kapſeln einzeln oder gruppenweiſe an Algen, Seegras, an Holzſtückchen oder abgeſchnittenen Zweigen, die im Waſſer ſchwimmen, und zwar ſo, daß die gabligen Enden des Stieles verſchiedent- lich dieſe Theile umſchlingen. Die Anheftung geſchieht, während das Thier mit den Armen jene Gegenſtände umfaßt. „Bei Tremoctopus violaceus iſt, wie Kölliker ſah, die Rolle, welche die Arme ſpielen, noch bedeutender, denn hier wird der ganze, traubenartig zuſammenhängende Klumpen der Eier während der ganzen Dauer der Entwicklung der Jungen von etwa 12 der unterſten Saug- näpfe eines Armes feſtgehalten, in welche Lage derſelbe nur durch Hülfe des einen oder anderen der Arme gelangen konnte.“ „Bei Loligo bleiben die Eier nicht iſolirt, wie bei Sepia, ſondern legen ſich in lange, aus 3 oder 4 Reihen derſelben beſtehende Stränge zuſammen, ſo daß die Stiele aller Eier nach innen, die freien runden Enden nach außen gerichtet ſind. Wie die Stiele, legen ſich auch die Eier ſelbſt ſehr feſt an einander und platten ſich an den einander berührenden Theilen mehr oder minder ab. Man kann einen ſolchen Eierſtrang mit einem Maiskolben vergleichen, der nur aus 3 bis 4 Reihen Körnern beſtände. Alle Eier eines Stranges (45 bis 100), werden noch von einer gemein- ſamen Hülle umgeben, die denſelben wie ein Däumling ſeinen Daumen umhüllt und blaß und durchſichtig iſt. Endlich ſind auch noch eine gewiſſe Anzahl von Eierſträngen, 5 bis 20, mit einander zu einem Klumpen verbunden, indem nämlich die unteren Enden der gemeinſamen Hülle eines jeden Alle zuſammen verflochten ſind. Solche Eiermaſſen, die wohl nur von einem Weibchen herrühren, werden weder von demſelben mit ſich herumgeführt (wie es Argonauta in dem hinteren Raume ihres Gehäuſes thut), noch an Pflanzen oder andere Theile angeheftet, ſondern frei dem Spiele der Wellen überlaſſen. Jn Neapel waren ſie den Fiſchern wohlbekannt und wurden mir in übergroßen Mengen, vorzüglich im Mai und Juni, unter dem Namen Uova di cala- maro gebracht.“ Das in der Entwicklung begriffene, noch von der Eihülle umſchloſſene Thier bietet einen ſonderbaren Anblick. Jſt es nämlich ſchon ſo weit vorgerückt, daß man Kopf und Leib, Augen und Arme wohl unterſcheiden und das Junge als eine Cephalopode erkennen kann, ſo ragt vorn am Kopf unter dem Munde ein anſehnlicher Beutel hervor, der Dotterſack. Dieſe Bildung iſt dadurch zu Stande gekommen, daß zuerſt der Mantel in der Mitte einer Keimſcheibe und in deren Umkreis die Theile des Kopfes entſtehen. Jn dem Maße, als das Alles wächſt und ſich vereinigt, hebt ſich das werdende Thier von dem noch übrigen Dotter ab; und indem nun die anfänglich im *) So unzweifelhaft es hiernach iſt, daß der große Grieche den Hectocotylusarm meint, ſo paßt doch die kurze Beſchreibung auf keine der uns bis jetzt bekannt gewordenen Formen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/826
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/826>, abgerufen am 24.11.2024.