Calmar. Posthörnchen. Fortpflanzung der Zweikiemer.
Hectocotylus erhielt. Man kann aber behaupten, daß nichts in der organischen Welt isolirt steht und unvorbereitet ist; wo die gegenwärtige Schöpfung in der Ausfüllung der Lücken nicht ausreicht, haben die früheren Perioden ein reiches Maß an Uebergangsformen sowohl der Organe als der Organismen gehabt. Jn unserm Falle hat es sich durch die forgsamen Vergleichungen Steen- strups herausgestellt, daß der Hectocotylusarm der oben genannten Cephalopoden blos der äußerste Grad einer Bildung sei, die den Männchen aller Arten zukommt. Alle Cephalopoden- männchen haben einen sogenannten hectocotylisirten Arm.
[Abbildung]
Männchen des Papier-Nautilus (Argonauta argo), A mit noch eingeschlossenem, B mit freiem Hectocotylusarm. Jn A sind die Arme bezeichnet, wie sie gezählt werden. Jn B ist * der entfaltete Hectocotylusarm.
Beim Calmar ist es der vierte linke. Er ist in der Weise umgestaltet, daß die Saugnäpfe, welche auf dem entgegenstehenden rechten Arm bis zur Spitze hin gleichmäßig kleiner werden, hier wenigstens auf der einen Seite schon eine ganze Strecke vor der Spitze verschwunden sind und daß an ihrer Stelle eine Reihe kegelförmiger, kammartig gestellter Papillen getreten sind. Auch bei Sepia zeigt der linke vierte Arm die Abweichung, und bei Octopus und Eledone ist der dritte rechte Arm an seinem Ende durch eine Art von Saugscheibe und in seiner ganzen Länge durch Bildung einer Hautfalte hectocotylisirt.
Da, wie schon oben gesagt, in der heutigen Erdperiode die Zweikiemer so entschieden vor- herrschen, daß die zweite Ordnung dagegen fast verschwindet, von deren Lebensweise und Entwicklung wir überdies wenig oder gar nichts wissen, so wird es passend sein, hier noch einige Mittheilungen über die, viele interessante Einzelheiten bietende Fortpflanzung und Entwicklung der zwei- kiemigen Cephalopoden anzuschließen. Ueber die sonderbare Umarmung und Begattung wollen wir drei gute Beobachter hören, Aristoteles, dann Cavolini, aus dem vorigen Jahrhundert, und endlich Fischer, der im vorigen Jahre die Lebensweise unserer Thiere studirte. "Die Polypoden, Sepien und Loliginen, sagt Aristoteles, hängen Mund an Mund mit verschlungenen Armen an einander. Nachdem nämlich der Polypus den sogenannten Kopf (den Hinterleib) gegen die Erde gestemmt und seine Arme ausgebreitet hat, schließt sich der andere mit ebenfalls ausgespreizten Armen an ihn, so daß die Sangnäpfe an einander hängen. Manche behaupten auch noch, daß das Männchen eine Art von Befruchtungswerkzeug in dem einen Arme habe, an dem nämlich die
Calmar. Poſthörnchen. Fortpflanzung der Zweikiemer.
Hectocotylus erhielt. Man kann aber behaupten, daß nichts in der organiſchen Welt iſolirt ſteht und unvorbereitet iſt; wo die gegenwärtige Schöpfung in der Ausfüllung der Lücken nicht ausreicht, haben die früheren Perioden ein reiches Maß an Uebergangsformen ſowohl der Organe als der Organismen gehabt. Jn unſerm Falle hat es ſich durch die forgſamen Vergleichungen Steen- ſtrups herausgeſtellt, daß der Hectocotylusarm der oben genannten Cephalopoden blos der äußerſte Grad einer Bildung ſei, die den Männchen aller Arten zukommt. Alle Cephalopoden- männchen haben einen ſogenannten hectocotyliſirten Arm.
[Abbildung]
Männchen des Papier-Nautilus (Argonauta argo), A mit noch eingeſchloſſenem, B mit freiem Hectocotylusarm. Jn A ſind die Arme bezeichnet, wie ſie gezählt werden. Jn B iſt * der entfaltete Hectocotylusarm.
Beim Calmar iſt es der vierte linke. Er iſt in der Weiſe umgeſtaltet, daß die Saugnäpfe, welche auf dem entgegenſtehenden rechten Arm bis zur Spitze hin gleichmäßig kleiner werden, hier wenigſtens auf der einen Seite ſchon eine ganze Strecke vor der Spitze verſchwunden ſind und daß an ihrer Stelle eine Reihe kegelförmiger, kammartig geſtellter Papillen getreten ſind. Auch bei Sepia zeigt der linke vierte Arm die Abweichung, und bei Octopus und Eledone iſt der dritte rechte Arm an ſeinem Ende durch eine Art von Saugſcheibe und in ſeiner ganzen Länge durch Bildung einer Hautfalte hectocotyliſirt.
Da, wie ſchon oben geſagt, in der heutigen Erdperiode die Zweikiemer ſo entſchieden vor- herrſchen, daß die zweite Ordnung dagegen faſt verſchwindet, von deren Lebensweiſe und Entwicklung wir überdies wenig oder gar nichts wiſſen, ſo wird es paſſend ſein, hier noch einige Mittheilungen über die, viele intereſſante Einzelheiten bietende Fortpflanzung und Entwicklung der zwei- kiemigen Cephalopoden anzuſchließen. Ueber die ſonderbare Umarmung und Begattung wollen wir drei gute Beobachter hören, Ariſtoteles, dann Cavolini, aus dem vorigen Jahrhundert, und endlich Fiſcher, der im vorigen Jahre die Lebensweiſe unſerer Thiere ſtudirte. „Die Polypoden, Sepien und Loliginen, ſagt Ariſtoteles, hängen Mund an Mund mit verſchlungenen Armen an einander. Nachdem nämlich der Polypus den ſogenannten Kopf (den Hinterleib) gegen die Erde geſtemmt und ſeine Arme ausgebreitet hat, ſchließt ſich der andere mit ebenfalls ausgeſpreizten Armen an ihn, ſo daß die Sangnäpfe an einander hängen. Manche behaupten auch noch, daß das Männchen eine Art von Befruchtungswerkzeug in dem einen Arme habe, an dem nämlich die
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Calmar. Poſthörnchen. Fortpflanzung der Zweikiemer.
Hectocotylus erhielt. Man kann aber behaupten, daß nichts in der organiſchen Welt iſolirt ſteht
und unvorbereitet iſt; wo die gegenwärtige Schöpfung in der Ausfüllung der Lücken nicht ausreicht,
haben die früheren Perioden ein reiches Maß an Uebergangsformen ſowohl der Organe als der
Organismen gehabt. Jn unſerm Falle hat es ſich durch die forgſamen Vergleichungen Steen-
ſtrups herausgeſtellt, daß der Hectocotylusarm der oben genannten Cephalopoden blos der
äußerſte Grad einer Bildung ſei, die den Männchen aller Arten zukommt. Alle Cephalopoden-
männchen haben einen ſogenannten hectocotyliſirten Arm.
[Abbildung Männchen des Papier-Nautilus (Argonauta argo), A mit noch eingeſchloſſenem, B mit freiem Hectocotylusarm.
Jn A ſind die Arme bezeichnet, wie ſie gezählt werden. Jn B iſt * der entfaltete Hectocotylusarm.]
Beim Calmar iſt es der vierte linke. Er iſt in der Weiſe umgeſtaltet, daß die Saugnäpfe,
welche auf dem entgegenſtehenden rechten Arm bis zur Spitze hin gleichmäßig kleiner werden,
hier wenigſtens auf der einen Seite ſchon eine ganze Strecke vor der Spitze verſchwunden ſind
und daß an ihrer Stelle eine Reihe kegelförmiger, kammartig geſtellter Papillen getreten ſind.
Auch bei Sepia zeigt der linke vierte Arm die Abweichung, und bei Octopus und Eledone iſt
der dritte rechte Arm an ſeinem Ende durch eine Art von Saugſcheibe und in ſeiner ganzen Länge
durch Bildung einer Hautfalte hectocotyliſirt.
Da, wie ſchon oben geſagt, in der heutigen Erdperiode die Zweikiemer ſo entſchieden vor-
herrſchen, daß die zweite Ordnung dagegen faſt verſchwindet, von deren Lebensweiſe und Entwicklung
wir überdies wenig oder gar nichts wiſſen, ſo wird es paſſend ſein, hier noch einige Mittheilungen
über die, viele intereſſante Einzelheiten bietende Fortpflanzung und Entwicklung der zwei-
kiemigen Cephalopoden anzuſchließen. Ueber die ſonderbare Umarmung und Begattung wollen wir
drei gute Beobachter hören, Ariſtoteles, dann Cavolini, aus dem vorigen Jahrhundert, und
endlich Fiſcher, der im vorigen Jahre die Lebensweiſe unſerer Thiere ſtudirte. „Die Polypoden,
Sepien und Loliginen, ſagt Ariſtoteles, hängen Mund an Mund mit verſchlungenen Armen an
einander. Nachdem nämlich der Polypus den ſogenannten Kopf (den Hinterleib) gegen die Erde
geſtemmt und ſeine Arme ausgebreitet hat, ſchließt ſich der andere mit ebenfalls ausgeſpreizten
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Männchen eine Art von Befruchtungswerkzeug in dem einen Arme habe, an dem nämlich die
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 779. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/825>, abgerufen am 24.11.2024.
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