macht davon einen sehr wichtigen Gebrauch. Jndem es den Mantelsack mit Entfernung des Randes vom Leibe öffnet, läßt es Wasser in den Grund desselben eintreten. Darauf schließt es erst die Mantelwand, wobei ein Paar knorpelige Knöpfe desselben in Vertiefungen der gegenüber- liegenden Leibeswand passen (b), und preßt alles Wasser mit großer Kraft und mit einem Ruck in die weite im Mantel verborgene Mündung des Trichters, so daß es in einem Strahl aus der engen Oeffnung des Trichters herausschießen muß. Der Stoß reicht hin, um die schlan- keren Arten der Kopffüßer mit pfeilartiger Geschwindigkeit, das Hinterende voran, schwimmen zu lassen. Wir haben uns bei dieser Gelegenheit auch von der Lage der Athmungswerkzeuge, der Kiemen, zu überzeugen. Zu diesem Behufe ist das freie Mantelblatt der Bauchseite, wie im Bilde geschehen, aufzuschneiden und zur Seite zu legen. Wir sehen dann seitlich in der offenen Höhle ein krauses Organ (c), in welchem das Blut die Athmungsveränderungen erfährt. Wir verstehen nun, was die Systematik meint, wenn sie von Zweikiemern und Vierkiemern spricht. Zu der ersten Abtheilung gehört Sepiola.
Außer dem Darmkanal mündet bei den meisten Kopffüßern noch der Ausführungsgang eines anderen wichtigen Organes in den Trichter, des Tintenbeutels, einer Drüse, welche eine schwarzbraune Masse absondert. Dieselbe wird willkürlich entleert, und nur eine kleine Quantität gehört dazu, um das Thier in eine dunkle Wolke zu hüllen, wodurch es den Augen seiner Ver- folger urplötzlich entzogen wird. Es versteht sich, daß der Name der Tintenschnecken, fälschlich auch "Tintenfische", hiervon herrührt. Jn der Malerei ist der Stoff als "Sepia" bekannt. Er ist selbst von vorweltlichen Arten erhalten.
Selbst noch an vielen Exemplaren, welche in den Museen in Weingeist aufbewahrt sind, nimmt man eine feine violete und bräunliche Sprenkelung der Haut wahr. Allein dieß gibt natürliche keine Jdee von dem wunderbaren Farbenspiel, welches die lebenden Thiere zeigen. Je nach den Zuständen, in welchen sie sich befinden, je nach der Beleuchtung, der sie ausgesetzt sind, je nachdem sie selbst angreifen oder angegriffen und gereizt werden, sind sie einem fortwähren- den Wechsel brillanter Färbungen unterworfen. Der im Grunde weißlich glänzende, an den dün- neren Stellen transparante Körper kann in der Ruhe und Abspannung ganz erbleicht sein, mit einem blos röthlichen, gelblichen oder violeten Schimmer. Plötzlich, bei einer neuen Erregung, ballt sich da und dort eine Farbenwolke zusammen, intensiv braun oder violet im Centrum, flockig und durchsichtiger an den Rändern. Die Farbenwolken und Farbenstreifen fliegen über den Körper hin, vereinigen sich, breiten sich aus und sind in der Regel mit einem allgemeinen Aufglitzern und blitzartigen Erglänzen und Jrisiren der gesammten Haut verbunden, -- man hat ein brillantes Ungewitter des Zornes und der nervösen Aufregung vor sich. Der mechanischen Ursachen dieses ungemein schönen Farbenspiels sind zwei. Jn der Haut liegen Zellen, welche mit höchst fein zer- theiltem Farbstoff gefüllt sind. Wenn die Zellen im Zustand der Ruhe durch die Elasticität ihrer Hülle das kleinste Volumen angenommen haben, färbt der in kleine Klümpchen zusammengezogene Farbstoff die Oberfläche nur wenig. Durch zahlreiche, strahlenförmig an die Zellen sich ansetzende Muskelfasern können dieselben aber breit gezogen werden, mit ihnen die Farben. Zu dieser Farbstofffarbe kommen aber die Glanz- und Regenbogenfarben. Dieselben werden durch feine, dicht über einander liegende und unter den Farbzellen befindliche Blättchen hervorgerufen nach physikalischen Gesetzen, welche die Lehre von der Jnterferenz des Lichtes erläutert. Von der Pracht dieser Färbungen geben die Farbenlithographien von Verany eine annähernde Vorstellung. Es erhellt, daß man eigentlich die Färbung der Kopffüßer nicht beschreiben kann; doch herrschen bei den einzelnen Arten gewisse Töne vor und zeichnen sich diese vor jenen durch besonderen Glanz, Zartheit oder Beweglichkeit der Farben aus. Erst neuerdings, seit man in einigen größeren Aquarien auch Kopffüßer hält, ist auch dem größeren Publikum dieses Schauspiel geboten.
Da wir bei der Schilderung der Arten nach Veranys unübertrefflichem Werke auf die Lebens- weise derselben specieller eingehen, so mögen hier nur noch wenige allgemeine Bemerkungen Platz
Allgemeines.
macht davon einen ſehr wichtigen Gebrauch. Jndem es den Mantelſack mit Entfernung des Randes vom Leibe öffnet, läßt es Waſſer in den Grund deſſelben eintreten. Darauf ſchließt es erſt die Mantelwand, wobei ein Paar knorpelige Knöpfe deſſelben in Vertiefungen der gegenüber- liegenden Leibeswand paſſen (b), und preßt alles Waſſer mit großer Kraft und mit einem Ruck in die weite im Mantel verborgene Mündung des Trichters, ſo daß es in einem Strahl aus der engen Oeffnung des Trichters herausſchießen muß. Der Stoß reicht hin, um die ſchlan- keren Arten der Kopffüßer mit pfeilartiger Geſchwindigkeit, das Hinterende voran, ſchwimmen zu laſſen. Wir haben uns bei dieſer Gelegenheit auch von der Lage der Athmungswerkzeuge, der Kiemen, zu überzeugen. Zu dieſem Behufe iſt das freie Mantelblatt der Bauchſeite, wie im Bilde geſchehen, aufzuſchneiden und zur Seite zu legen. Wir ſehen dann ſeitlich in der offenen Höhle ein krauſes Organ (c), in welchem das Blut die Athmungsveränderungen erfährt. Wir verſtehen nun, was die Syſtematik meint, wenn ſie von Zweikiemern und Vierkiemern ſpricht. Zu der erſten Abtheilung gehört Sepiola.
Außer dem Darmkanal mündet bei den meiſten Kopffüßern noch der Ausführungsgang eines anderen wichtigen Organes in den Trichter, des Tintenbeutels, einer Drüſe, welche eine ſchwarzbraune Maſſe abſondert. Dieſelbe wird willkürlich entleert, und nur eine kleine Quantität gehört dazu, um das Thier in eine dunkle Wolke zu hüllen, wodurch es den Augen ſeiner Ver- folger urplötzlich entzogen wird. Es verſteht ſich, daß der Name der Tintenſchnecken, fälſchlich auch „Tintenfiſche“, hiervon herrührt. Jn der Malerei iſt der Stoff als „Sepia“ bekannt. Er iſt ſelbſt von vorweltlichen Arten erhalten.
Selbſt noch an vielen Exemplaren, welche in den Muſeen in Weingeiſt aufbewahrt ſind, nimmt man eine feine violete und bräunliche Sprenkelung der Haut wahr. Allein dieß gibt natürliche keine Jdee von dem wunderbaren Farbenſpiel, welches die lebenden Thiere zeigen. Je nach den Zuſtänden, in welchen ſie ſich befinden, je nach der Beleuchtung, der ſie ausgeſetzt ſind, je nachdem ſie ſelbſt angreifen oder angegriffen und gereizt werden, ſind ſie einem fortwähren- den Wechſel brillanter Färbungen unterworfen. Der im Grunde weißlich glänzende, an den dün- neren Stellen transparante Körper kann in der Ruhe und Abſpannung ganz erbleicht ſein, mit einem blos röthlichen, gelblichen oder violeten Schimmer. Plötzlich, bei einer neuen Erregung, ballt ſich da und dort eine Farbenwolke zuſammen, intenſiv braun oder violet im Centrum, flockig und durchſichtiger an den Rändern. Die Farbenwolken und Farbenſtreifen fliegen über den Körper hin, vereinigen ſich, breiten ſich aus und ſind in der Regel mit einem allgemeinen Aufglitzern und blitzartigen Erglänzen und Jriſiren der geſammten Haut verbunden, — man hat ein brillantes Ungewitter des Zornes und der nervöſen Aufregung vor ſich. Der mechaniſchen Urſachen dieſes ungemein ſchönen Farbenſpiels ſind zwei. Jn der Haut liegen Zellen, welche mit höchſt fein zer- theiltem Farbſtoff gefüllt ſind. Wenn die Zellen im Zuſtand der Ruhe durch die Elaſticität ihrer Hülle das kleinſte Volumen angenommen haben, färbt der in kleine Klümpchen zuſammengezogene Farbſtoff die Oberfläche nur wenig. Durch zahlreiche, ſtrahlenförmig an die Zellen ſich anſetzende Muskelfaſern können dieſelben aber breit gezogen werden, mit ihnen die Farben. Zu dieſer Farbſtofffarbe kommen aber die Glanz- und Regenbogenfarben. Dieſelben werden durch feine, dicht über einander liegende und unter den Farbzellen befindliche Blättchen hervorgerufen nach phyſikaliſchen Geſetzen, welche die Lehre von der Jnterferenz des Lichtes erläutert. Von der Pracht dieſer Färbungen geben die Farbenlithographien von Verany eine annähernde Vorſtellung. Es erhellt, daß man eigentlich die Färbung der Kopffüßer nicht beſchreiben kann; doch herrſchen bei den einzelnen Arten gewiſſe Töne vor und zeichnen ſich dieſe vor jenen durch beſonderen Glanz, Zartheit oder Beweglichkeit der Farben aus. Erſt neuerdings, ſeit man in einigen größeren Aquarien auch Kopffüßer hält, iſt auch dem größeren Publikum dieſes Schauſpiel geboten.
Da wir bei der Schilderung der Arten nach Veranys unübertrefflichem Werke auf die Lebens- weiſe derſelben ſpecieller eingehen, ſo mögen hier nur noch wenige allgemeine Bemerkungen Platz
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[761/0805]
Allgemeines.
macht davon einen ſehr wichtigen Gebrauch. Jndem es den Mantelſack mit Entfernung des
Randes vom Leibe öffnet, läßt es Waſſer in den Grund deſſelben eintreten. Darauf ſchließt es
erſt die Mantelwand, wobei ein Paar knorpelige Knöpfe deſſelben in Vertiefungen der gegenüber-
liegenden Leibeswand paſſen (b), und preßt alles Waſſer mit großer Kraft und mit einem Ruck
in die weite im Mantel verborgene Mündung des Trichters, ſo daß es in einem Strahl
aus der engen Oeffnung des Trichters herausſchießen muß. Der Stoß reicht hin, um die ſchlan-
keren Arten der Kopffüßer mit pfeilartiger Geſchwindigkeit, das Hinterende voran, ſchwimmen zu
laſſen. Wir haben uns bei dieſer Gelegenheit auch von der Lage der Athmungswerkzeuge, der
Kiemen, zu überzeugen. Zu dieſem Behufe iſt das freie Mantelblatt der Bauchſeite, wie im Bilde
geſchehen, aufzuſchneiden und zur Seite zu legen. Wir ſehen dann ſeitlich in der offenen Höhle ein
krauſes Organ (c), in welchem das Blut die Athmungsveränderungen erfährt. Wir verſtehen
nun, was die Syſtematik meint, wenn ſie von Zweikiemern und Vierkiemern ſpricht. Zu
der erſten Abtheilung gehört Sepiola.
Außer dem Darmkanal mündet bei den meiſten Kopffüßern noch der Ausführungsgang eines
anderen wichtigen Organes in den Trichter, des Tintenbeutels, einer Drüſe, welche eine
ſchwarzbraune Maſſe abſondert. Dieſelbe wird willkürlich entleert, und nur eine kleine Quantität
gehört dazu, um das Thier in eine dunkle Wolke zu hüllen, wodurch es den Augen ſeiner Ver-
folger urplötzlich entzogen wird. Es verſteht ſich, daß der Name der Tintenſchnecken, fälſchlich
auch „Tintenfiſche“, hiervon herrührt. Jn der Malerei iſt der Stoff als „Sepia“ bekannt. Er iſt
ſelbſt von vorweltlichen Arten erhalten.
Selbſt noch an vielen Exemplaren, welche in den Muſeen in Weingeiſt aufbewahrt ſind,
nimmt man eine feine violete und bräunliche Sprenkelung der Haut wahr. Allein dieß gibt
natürliche keine Jdee von dem wunderbaren Farbenſpiel, welches die lebenden Thiere zeigen.
Je nach den Zuſtänden, in welchen ſie ſich befinden, je nach der Beleuchtung, der ſie ausgeſetzt
ſind, je nachdem ſie ſelbſt angreifen oder angegriffen und gereizt werden, ſind ſie einem fortwähren-
den Wechſel brillanter Färbungen unterworfen. Der im Grunde weißlich glänzende, an den dün-
neren Stellen transparante Körper kann in der Ruhe und Abſpannung ganz erbleicht ſein, mit
einem blos röthlichen, gelblichen oder violeten Schimmer. Plötzlich, bei einer neuen Erregung,
ballt ſich da und dort eine Farbenwolke zuſammen, intenſiv braun oder violet im Centrum, flockig
und durchſichtiger an den Rändern. Die Farbenwolken und Farbenſtreifen fliegen über den Körper
hin, vereinigen ſich, breiten ſich aus und ſind in der Regel mit einem allgemeinen Aufglitzern und
blitzartigen Erglänzen und Jriſiren der geſammten Haut verbunden, — man hat ein brillantes
Ungewitter des Zornes und der nervöſen Aufregung vor ſich. Der mechaniſchen Urſachen dieſes
ungemein ſchönen Farbenſpiels ſind zwei. Jn der Haut liegen Zellen, welche mit höchſt fein zer-
theiltem Farbſtoff gefüllt ſind. Wenn die Zellen im Zuſtand der Ruhe durch die Elaſticität ihrer
Hülle das kleinſte Volumen angenommen haben, färbt der in kleine Klümpchen zuſammengezogene
Farbſtoff die Oberfläche nur wenig. Durch zahlreiche, ſtrahlenförmig an die Zellen ſich
anſetzende Muskelfaſern können dieſelben aber breit gezogen werden, mit ihnen die Farben. Zu
dieſer Farbſtofffarbe kommen aber die Glanz- und Regenbogenfarben. Dieſelben werden durch feine,
dicht über einander liegende und unter den Farbzellen befindliche Blättchen hervorgerufen nach
phyſikaliſchen Geſetzen, welche die Lehre von der Jnterferenz des Lichtes erläutert. Von der Pracht
dieſer Färbungen geben die Farbenlithographien von Verany eine annähernde Vorſtellung. Es
erhellt, daß man eigentlich die Färbung der Kopffüßer nicht beſchreiben kann; doch herrſchen bei
den einzelnen Arten gewiſſe Töne vor und zeichnen ſich dieſe vor jenen durch beſonderen Glanz,
Zartheit oder Beweglichkeit der Farben aus. Erſt neuerdings, ſeit man in einigen größeren Aquarien
auch Kopffüßer hält, iſt auch dem größeren Publikum dieſes Schauſpiel geboten.
Da wir bei der Schilderung der Arten nach Veranys unübertrefflichem Werke auf die Lebens-
weiſe derſelben ſpecieller eingehen, ſo mögen hier nur noch wenige allgemeine Bemerkungen Platz
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 761. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/805>, abgerufen am 24.11.2024.
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