culösen Stiele. Jhr Umkreis besteht aus einem knorpeligen Ringe, der von Muskelfasern aus- gefüllt ist. Legt sich nun der Ring an einen flachen Gegenstand an und zieht sich die Muskel- füllung etwas aus ihm heraus, so entsteht ein Raum mit verdünnter Luft, der den Napf so fest haften macht, daß man bei den Bemühungen, ein lebendes und frisches Thier frei zu bekommen,
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Sepiola Rondelotii von der Bauchseite, der Mantel entfernt.
oft einzelne dieser Organe abreißt, und daß, wenn eine Anzahl zugleich wirkt, das Thier eher den ganzen Arm als den ergriffenen Gegen- stand fahren läßt; bei manchen Gattungen werden sie unterstützt durch hornige Haken und Spitzen. Sie stehen vollkommen symmetrisch und man zählt sie vom Rücken aus, indem man vom 1., 2., 3. und 4. Paar spricht, welches letztere rechts und links neben der Mittellinie des Bauches sich befindet. Am Grunde sind die Arme durch eine Haut verbunden, die bei einigen Arten sich sogar bis zur Spitze der Arme erstreckt. Diese Haut dient, wie es scheint, vorzugsweise dazu, über der von den Armen umstrickten Beute eine allseitig schließende Höhle zu bilden, in welcher das Opfer, während es von den Zähnen gefaßt wird, eher verenden muß.
Breitet man die Arme auseinander, so kommt gerade in der Mitte ihres Kreises die von mehreren kreisrunden Lippen umgebene Mundöffnung zum Vorschein. Jn ihr liegen die beiden schwarzbraunen Kiefer, dem Raub- thiercharakter unserer Thiere entsprechend, groß, fest, spitz und scharf. Der Unterkiefer (a) ist breiter und tritt mehr hervor, als der Ober- kiefer (b), der in der Ruhe und beim Kauen zwischen die Seitenblätter jenes hineingleitet. Wir werden sehen, wie die Thiere im Stande sind, damit den Kopf größerer Fische bis zum Gehirn zu durchnagen Unterhalb des Kranzes der Arme ist der Kopf an beiden Seiten und mehr nach dem Rücken zu kuglig aufgetrieben. Es ist die Stelle, an welcher im Jnnern eine Art von Hirnschale und als unmittelbare Fortsetzungen derselben die beiden napfförmigen knor-
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a Unterkiefer, b Oberkiefer der Sepia.
peligen Augenkapseln liegen. Diese Augen erscheinen unverhältnißmäßig groß und glänzen und funkeln mit unheimlichem Feuer.
An der Rückenseite des Rumpfes ist für die all- gemeine Beschreibung nichts Auffälliges. An den Seiten trägt unsere Sepiola ein Paar blattförmige, abgerun- dete Hautlappen, Flossen, welche jedoch weniger zur Fortbewegung, als zur Regulirung der Haltung und Stellung dienen. Die Ausdehnung dieser flossenartigen Anhänge ist bei den Gattungen sehr verschieden. Sie sind am meisten entwickelt bei denjenigen, deren Körper verlängert und zugespitzt ist und wo sie die Ecken und Seitenblätter einer pfeil- förmigen Gestalt bilden (Loligo). An der Unterseite sehen wir den freien Rand des Mantels, über welchen das sich verschmälernde Ende des sogenannten Trichters (a) hervorragt. Das Thier
Kopffüßer.
culöſen Stiele. Jhr Umkreis beſteht aus einem knorpeligen Ringe, der von Muskelfaſern aus- gefüllt iſt. Legt ſich nun der Ring an einen flachen Gegenſtand an und zieht ſich die Muskel- füllung etwas aus ihm heraus, ſo entſteht ein Raum mit verdünnter Luft, der den Napf ſo feſt haften macht, daß man bei den Bemühungen, ein lebendes und friſches Thier frei zu bekommen,
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Sepiola Rondelotii von der Bauchſeite, der Mantel entfernt.
oft einzelne dieſer Organe abreißt, und daß, wenn eine Anzahl zugleich wirkt, das Thier eher den ganzen Arm als den ergriffenen Gegen- ſtand fahren läßt; bei manchen Gattungen werden ſie unterſtützt durch hornige Haken und Spitzen. Sie ſtehen vollkommen ſymmetriſch und man zählt ſie vom Rücken aus, indem man vom 1., 2., 3. und 4. Paar ſpricht, welches letztere rechts und links neben der Mittellinie des Bauches ſich befindet. Am Grunde ſind die Arme durch eine Haut verbunden, die bei einigen Arten ſich ſogar bis zur Spitze der Arme erſtreckt. Dieſe Haut dient, wie es ſcheint, vorzugsweiſe dazu, über der von den Armen umſtrickten Beute eine allſeitig ſchließende Höhle zu bilden, in welcher das Opfer, während es von den Zähnen gefaßt wird, eher verenden muß.
Breitet man die Arme auseinander, ſo kommt gerade in der Mitte ihres Kreiſes die von mehreren kreisrunden Lippen umgebene Mundöffnung zum Vorſchein. Jn ihr liegen die beiden ſchwarzbraunen Kiefer, dem Raub- thiercharakter unſerer Thiere entſprechend, groß, feſt, ſpitz und ſcharf. Der Unterkiefer (a) iſt breiter und tritt mehr hervor, als der Ober- kiefer (b), der in der Ruhe und beim Kauen zwiſchen die Seitenblätter jenes hineingleitet. Wir werden ſehen, wie die Thiere im Stande ſind, damit den Kopf größerer Fiſche bis zum Gehirn zu durchnagen Unterhalb des Kranzes der Arme iſt der Kopf an beiden Seiten und mehr nach dem Rücken zu kuglig aufgetrieben. Es iſt die Stelle, an welcher im Jnnern eine Art von Hirnſchale und als unmittelbare Fortſetzungen derſelben die beiden napfförmigen knor-
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a Unterkiefer, b Oberkiefer der Sepia.
peligen Augenkapſeln liegen. Dieſe Augen erſcheinen unverhältnißmäßig groß und glänzen und funkeln mit unheimlichem Feuer.
An der Rückenſeite des Rumpfes iſt für die all- gemeine Beſchreibung nichts Auffälliges. An den Seiten trägt unſere Sepiola ein Paar blattförmige, abgerun- dete Hautlappen, Floſſen, welche jedoch weniger zur Fortbewegung, als zur Regulirung der Haltung und Stellung dienen. Die Ausdehnung dieſer floſſenartigen Anhänge iſt bei den Gattungen ſehr verſchieden. Sie ſind am meiſten entwickelt bei denjenigen, deren Körper verlängert und zugeſpitzt iſt und wo ſie die Ecken und Seitenblätter einer pfeil- förmigen Geſtalt bilden (Loligo). An der Unterſeite ſehen wir den freien Rand des Mantels, über welchen das ſich verſchmälernde Ende des ſogenannten Trichters (a) hervorragt. Das Thier
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Kopffüßer.
culöſen Stiele. Jhr Umkreis beſteht aus einem knorpeligen Ringe, der von Muskelfaſern aus-
gefüllt iſt. Legt ſich nun der Ring an einen flachen Gegenſtand an und zieht ſich die Muskel-
füllung etwas aus ihm heraus, ſo entſteht ein Raum mit verdünnter Luft, der den Napf ſo feſt
haften macht, daß man bei den Bemühungen, ein lebendes und friſches Thier frei zu bekommen,
[Abbildung Sepiola Rondelotii von der Bauchſeite, der Mantel entfernt.]
oft einzelne dieſer Organe abreißt, und daß,
wenn eine Anzahl zugleich wirkt, das Thier
eher den ganzen Arm als den ergriffenen Gegen-
ſtand fahren läßt; bei manchen Gattungen
werden ſie unterſtützt durch hornige Haken und
Spitzen. Sie ſtehen vollkommen ſymmetriſch
und man zählt ſie vom Rücken aus, indem
man vom 1., 2., 3. und 4. Paar ſpricht, welches
letztere rechts und links neben der Mittellinie
des Bauches ſich befindet. Am Grunde ſind
die Arme durch eine Haut verbunden, die bei
einigen Arten ſich ſogar bis zur Spitze der
Arme erſtreckt. Dieſe Haut dient, wie es ſcheint,
vorzugsweiſe dazu, über der von den Armen
umſtrickten Beute eine allſeitig ſchließende Höhle
zu bilden, in welcher das Opfer, während es
von den Zähnen gefaßt wird, eher verenden muß.
Breitet man die Arme auseinander, ſo
kommt gerade in der Mitte ihres Kreiſes die
von mehreren kreisrunden Lippen umgebene
Mundöffnung zum Vorſchein. Jn ihr liegen
die beiden ſchwarzbraunen Kiefer, dem Raub-
thiercharakter unſerer Thiere entſprechend, groß,
feſt, ſpitz und ſcharf. Der Unterkiefer (a) iſt
breiter und tritt mehr hervor, als der Ober-
kiefer (b), der in der Ruhe und beim Kauen
zwiſchen die Seitenblätter jenes hineingleitet.
Wir werden ſehen, wie die Thiere im Stande ſind, damit den Kopf größerer Fiſche bis zum
Gehirn zu durchnagen Unterhalb des Kranzes der Arme iſt der Kopf an beiden Seiten und
mehr nach dem Rücken zu kuglig aufgetrieben. Es iſt die Stelle, an welcher im Jnnern eine
Art von Hirnſchale und als unmittelbare Fortſetzungen derſelben die beiden napfförmigen knor-
[Abbildung a Unterkiefer, b Oberkiefer der Sepia.]
peligen Augenkapſeln liegen. Dieſe Augen erſcheinen
unverhältnißmäßig groß und glänzen und funkeln mit
unheimlichem Feuer.
An der Rückenſeite des Rumpfes iſt für die all-
gemeine Beſchreibung nichts Auffälliges. An den Seiten
trägt unſere Sepiola ein Paar blattförmige, abgerun-
dete Hautlappen, Floſſen, welche jedoch weniger zur
Fortbewegung, als zur Regulirung der Haltung und
Stellung dienen. Die Ausdehnung dieſer floſſenartigen
Anhänge iſt bei den Gattungen ſehr verſchieden. Sie ſind am meiſten entwickelt bei denjenigen,
deren Körper verlängert und zugeſpitzt iſt und wo ſie die Ecken und Seitenblätter einer pfeil-
förmigen Geſtalt bilden (Loligo). An der Unterſeite ſehen wir den freien Rand des Mantels,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/804>, abgerufen am 27.11.2024.
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