sie abstammen, sondern entwickeln sich, im hohen Sommer schon im Verlauf eines Tages, zu Männchen und Weibchen von der winzigen Größe einer Viertellinie, und tragen fast alle Kenn- zeichen einer Leptodera an sich. Diese Generation nun, welche nie zum Schmarotzerleben sich anschickt und durch ihre Lebensweise im Schlamm und feuchter Erde, sowie durch ihre körperliche Beschaffenheit von der parasitischen Generation so abweicht, wie zwei Gattungen zweier Sippen von einander, kehrt erst durch ihre Abkömmlinge zu dem Ausgangspunkt des Entwicklungskreises zurück. Nachdem schon in den Eihaltern der Weibchen die Jungen ausgekrochen sind, tritt die
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a Weibchen der Leptodera-Form der Ascaris nigrovenosa. b Brutschlauch. Vergrößert.
vollständigste Aufopferung des Mutterthieres für die in ihr enthaltene Brut ein. Ein potenzirter Pelican nährt die Mutter ihre Kinder nicht bloß mit ihrem Blute, alle inneren Organe zerfallen und nichts bleibt übrig als die Haut, welche um die in ihr und mit ihr sich bewegenden jungen Thierchen eine leblose Hülle bildet. Diese Lebensperiode dauert einige Zeit, worauf sie aus ihrem Schlauche hüpfen und längere Zeit, vielleicht Wochen lang in der feuchten Erde bleiben. Sie finden von hier aus ihren Weg durch das Maul der Frösche in deren Lungen, wo sie zur Ascaris nigrovenosa auswachsen.
Aber nicht blos Thierschmarotzer finden sich unter den Aelchen, die wichtigsten, weil schädlichsten unter ihnen sind diejenigen Pflanzenparasiten, auf welche Schneider den systematischen Namen Anguillula beschränkt wissen will. Das seit 1743 bekannte Weizenälchen (Anguillula tritici) erzeugt eine eigenthümliche Krankheit des Weizens, das sogenannte Gichtigwerden oder den
Faulbrand. "Jn den erkrankten Aehren", sagt Kühn, "sind die Körner zum Theil oder gänzlich mißgebildet; sie sind kleiner, zugerundet, schwarz und bestehen aus einer dicken harten Schale, deren Jnhalt eine weiße Substanz bildet. Diese Substanz ist von staubartiger Beschaffenheit und geht beim Befeuchten mit Wasser zu feinen Körperchen auseinander, die sich unter dem Mikroskop
Leptodera. Froſch-Ascaris. Weizenälchen.
ſie abſtammen, ſondern entwickeln ſich, im hohen Sommer ſchon im Verlauf eines Tages, zu Männchen und Weibchen von der winzigen Größe einer Viertellinie, und tragen faſt alle Kenn- zeichen einer Leptodera an ſich. Dieſe Generation nun, welche nie zum Schmarotzerleben ſich anſchickt und durch ihre Lebensweiſe im Schlamm und feuchter Erde, ſowie durch ihre körperliche Beſchaffenheit von der paraſitiſchen Generation ſo abweicht, wie zwei Gattungen zweier Sippen von einander, kehrt erſt durch ihre Abkömmlinge zu dem Ausgangspunkt des Entwicklungskreiſes zurück. Nachdem ſchon in den Eihaltern der Weibchen die Jungen ausgekrochen ſind, tritt die
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a Weibchen der Leptodera-Form der Ascaris nigrovenosa. b Brutſchlauch. Vergrößert.
vollſtändigſte Aufopferung des Mutterthieres für die in ihr enthaltene Brut ein. Ein potenzirter Pelican nährt die Mutter ihre Kinder nicht bloß mit ihrem Blute, alle inneren Organe zerfallen und nichts bleibt übrig als die Haut, welche um die in ihr und mit ihr ſich bewegenden jungen Thierchen eine lebloſe Hülle bildet. Dieſe Lebensperiode dauert einige Zeit, worauf ſie aus ihrem Schlauche hüpfen und längere Zeit, vielleicht Wochen lang in der feuchten Erde bleiben. Sie finden von hier aus ihren Weg durch das Maul der Fröſche in deren Lungen, wo ſie zur Ascaris nigrovenosa auswachſen.
Aber nicht blos Thierſchmarotzer finden ſich unter den Aelchen, die wichtigſten, weil ſchädlichſten unter ihnen ſind diejenigen Pflanzenparaſiten, auf welche Schneider den ſyſtematiſchen Namen Anguillula beſchränkt wiſſen will. Das ſeit 1743 bekannte Weizenälchen (Anguillula tritici) erzeugt eine eigenthümliche Krankheit des Weizens, das ſogenannte Gichtigwerden oder den
Faulbrand. „Jn den erkrankten Aehren“, ſagt Kühn, „ſind die Körner zum Theil oder gänzlich mißgebildet; ſie ſind kleiner, zugerundet, ſchwarz und beſtehen aus einer dicken harten Schale, deren Jnhalt eine weiße Subſtanz bildet. Dieſe Subſtanz iſt von ſtaubartiger Beſchaffenheit und geht beim Befeuchten mit Waſſer zu feinen Körperchen auseinander, die ſich unter dem Mikroſkop
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Leptodera. Froſch-Ascaris. Weizenälchen.
ſie abſtammen, ſondern entwickeln ſich, im hohen Sommer ſchon im Verlauf eines Tages, zu
Männchen und Weibchen von der winzigen Größe einer Viertellinie, und tragen faſt alle Kenn-
zeichen einer Leptodera an ſich. Dieſe Generation nun, welche nie zum Schmarotzerleben ſich
anſchickt und durch ihre Lebensweiſe im Schlamm und feuchter Erde, ſowie durch ihre körperliche
Beſchaffenheit von der paraſitiſchen Generation ſo abweicht, wie zwei Gattungen zweier Sippen
von einander, kehrt erſt durch ihre Abkömmlinge zu dem Ausgangspunkt des Entwicklungskreiſes
zurück. Nachdem ſchon in den Eihaltern der Weibchen die Jungen ausgekrochen ſind, tritt die
[Abbildung a Weibchen der Leptodera-Form der Ascaris nigrovenosa. b Brutſchlauch. Vergrößert.]
vollſtändigſte Aufopferung des Mutterthieres für die in ihr enthaltene Brut ein. Ein potenzirter
Pelican nährt die Mutter ihre Kinder nicht bloß mit ihrem Blute, alle inneren Organe zerfallen
und nichts bleibt übrig als die Haut, welche um die in ihr und mit ihr ſich bewegenden jungen
Thierchen eine lebloſe Hülle bildet. Dieſe Lebensperiode dauert einige Zeit, worauf ſie aus
ihrem Schlauche hüpfen und längere Zeit, vielleicht Wochen lang in der feuchten Erde bleiben.
Sie finden von hier aus ihren Weg durch das Maul der Fröſche in deren Lungen, wo ſie zur
Ascaris nigrovenosa auswachſen.
Aber nicht blos Thierſchmarotzer finden ſich unter den Aelchen, die wichtigſten, weil ſchädlichſten
unter ihnen ſind diejenigen Pflanzenparaſiten, auf welche Schneider den ſyſtematiſchen
Namen Anguillula beſchränkt wiſſen will. Das ſeit 1743 bekannte Weizenälchen (Anguillula
tritici) erzeugt eine eigenthümliche Krankheit des Weizens, das ſogenannte Gichtigwerden oder den
[Abbildung Weizenälchen (Anguillula tritlel). Vergrößert.]
Faulbrand. „Jn den erkrankten Aehren“, ſagt Kühn, „ſind die Körner zum Theil oder gänzlich
mißgebildet; ſie ſind kleiner, zugerundet, ſchwarz und beſtehen aus einer dicken harten Schale,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/757>, abgerufen am 24.11.2024.
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