sie aber jederzeit, wenn man in dem mit Sand gemischten Geröll 1/2 bis 1 Fuß tief gräbt. Wir kennen nur ihr Vorkommen von Fiume bis zu den balearischen Jnseln.
Sie ist eines von den wurmartigen Thieren, über deren systematische Stellung man lange zweifelhaft war. Jhre derbe, lederartige Haut, einige Organisationsverhältnisse, die Fähigkeit, sich außerordentlich zusammenzuziehen oder gar den rüsselartigen Vordertheil ganz einzuziehen, erinnern so an gewisse Stachelhäuter, die Holothurien, daß sie eine vermittelnde Stellung zwischen diesen und den Würmern einnehmen. Und wenn wir sie als eine Ordnung den echten Glieder- würmern anreihen, so kann dieß nur geschehen, weil bei einzelnen eine oberflächliche Ringelung der Haut diese Bezeichnung allenfalls zuläßt. Jm Uebrigen sind sie, wie schon ihre sonderbaren Gestalten zeigen, sehr aparte Geschöpfe. Sie leben sämmtlich in größter Zurückgezogenheit, machen, so weit man dahinter gekommen, auffallende Verwandlungen durch und werden selbst von den meisten Küstenbewohnern ihres Stilllebens halber, und weil sie völlig ohne Nutzen und Schaden sind, übersehen.
Einer über alle Meere verbreiteten Familie gehört Phascolosoma an. Die meisten Arten dieser und einiger anderen Gattungen wohnen in selbstgebauten Gängen in Steinen und Felsen. Einzelne Arten, z. B. das 1 bis 2 Zoll lange Phascolosoma granulatum findet sich an günstigen Lokalitäten der dalmatinischen Küste, in geschützten Buchten mit Vegetation der Strandzone, zu Millionen. Nur ist es kein leichtes Geschäft, sich ihrer zu bemächtigen. Hat man sie auch an dem nicht vollkommen zurückgezogenen Rüssel erfaßt, so reißen sie, sich hinten aufblähend, eher ab, als daß sie nachgeben. Man muß also das feste Gestein mit dem Hammer zerschlagen, wobei natürlich mancher der hartnäckigen Würmer sein Theil für immer bekommt. Hat man endlich eine Anzahl vor sich stehen in einem Becken, so geht der Aerger erst recht an. Sie liegen anfangs wie todte, kleine Würste, das rüsselartige Vordertheil vollständig eingestülpt. Nach einiger Zeit fangen sie an, wie Handschuhfinger sich auszukrempeln, gelangen aber bei zwanzig bis funfzigmaligen Versuchen selten dazu, das äußerste, mit kleinen, fingerförmigen Fortsätzen versehene Ende des Rüssels zum Vorschein zu bringen. Und haben sie es wirklich sehen lassen, so ziehen sie es sicherlich im nächsten Augenblick wieder ein. Zu ihrer Entschuldigung darf man nicht ver- gessen, daß ihre Situation in einem offenen, lichten Gefäß allerdings eine ganz andere ist, als in ihrer Steinröhre, vor welcher die röthlichen und grünlichen Algen ein sauftes, wohlthuendes Licht verbreiten. Denn obwohl augenlos, sind sie, gleich so vielen anderen augenlosen Thieren, für den Lichtreiz sehr empfänglich.
Für die systematische Stellung ist außer dem einziehbaren Rüssel auch die Lage der Darm- öffnung näher dem Vorder- als dem Hinterende am Rücken wichtig. Mit diesen Eigenschaften verbindet der Spritzwurm (Sipunculus) eine längs- oder quergerippte und dadurch genetzte Haut. Jn den europäischen Meeren lebt der gemeine Spritzwurm (Sipunculus nudus), der die Länge von 1/2 Fuß erreicht.
Das dritte der oben abgebildeten Thiere, Priapulus, zeigt auch schon im Aeußeren eine so eigenthümliche Bildung, daß er eine Sonderstellung beansprucht. Der vordere, schwach keulen- förmig verdickte Körpertheil ist der Rüssel, auf dessen vorderer, abgestutzter Fläche die ziemlich große Mundöffnung sich befindet. Die Längsrippen des Rüssels sind mit kleinen, scharfen Spitzchen besetzt. Der eigentliche Körper ist vom Rüssel durch eine Einschnürung getrennt und durch deut- liche Furchen geringelt. Der Schwanz erscheint als ein büschelförmiger Anhang des Körpers und auf der Grenze zwischen ihm und dem Körper liegt die Darmöffnung. Was über die Verbreitung und Lebensweise der Priapeln bekannt geworden, hat Ehlers zusammengefaßt. Das Vorkommen des Priapulus scheint auf die Küsten der nördlichen Meere beschränkt zu sein, hier aber, je weiter nach Norden, um so häufiger zu werden. Jn seinem ganzen Verbreitungsbezirke von Grönland, Jsland, Norwegen bis zu den britischen Küsten lebt der Wurm auf dem thonigen oder sandigen Boden in verschiedener Tiefe. Er gräbt sich, wie es scheint, durch Vorstoßen und Zurückziehen
Sternwürmer. Rundwürmer.
ſie aber jederzeit, wenn man in dem mit Sand gemiſchten Geröll ½ bis 1 Fuß tief gräbt. Wir kennen nur ihr Vorkommen von Fiume bis zu den baleariſchen Jnſeln.
Sie iſt eines von den wurmartigen Thieren, über deren ſyſtematiſche Stellung man lange zweifelhaft war. Jhre derbe, lederartige Haut, einige Organiſationsverhältniſſe, die Fähigkeit, ſich außerordentlich zuſammenzuziehen oder gar den rüſſelartigen Vordertheil ganz einzuziehen, erinnern ſo an gewiſſe Stachelhäuter, die Holothurien, daß ſie eine vermittelnde Stellung zwiſchen dieſen und den Würmern einnehmen. Und wenn wir ſie als eine Ordnung den echten Glieder- würmern anreihen, ſo kann dieß nur geſchehen, weil bei einzelnen eine oberflächliche Ringelung der Haut dieſe Bezeichnung allenfalls zuläßt. Jm Uebrigen ſind ſie, wie ſchon ihre ſonderbaren Geſtalten zeigen, ſehr aparte Geſchöpfe. Sie leben ſämmtlich in größter Zurückgezogenheit, machen, ſo weit man dahinter gekommen, auffallende Verwandlungen durch und werden ſelbſt von den meiſten Küſtenbewohnern ihres Stilllebens halber, und weil ſie völlig ohne Nutzen und Schaden ſind, überſehen.
Einer über alle Meere verbreiteten Familie gehört Phascolosoma an. Die meiſten Arten dieſer und einiger anderen Gattungen wohnen in ſelbſtgebauten Gängen in Steinen und Felſen. Einzelne Arten, z. B. das 1 bis 2 Zoll lange Phascolosoma granulatum findet ſich an günſtigen Lokalitäten der dalmatiniſchen Küſte, in geſchützten Buchten mit Vegetation der Strandzone, zu Millionen. Nur iſt es kein leichtes Geſchäft, ſich ihrer zu bemächtigen. Hat man ſie auch an dem nicht vollkommen zurückgezogenen Rüſſel erfaßt, ſo reißen ſie, ſich hinten aufblähend, eher ab, als daß ſie nachgeben. Man muß alſo das feſte Geſtein mit dem Hammer zerſchlagen, wobei natürlich mancher der hartnäckigen Würmer ſein Theil für immer bekommt. Hat man endlich eine Anzahl vor ſich ſtehen in einem Becken, ſo geht der Aerger erſt recht an. Sie liegen anfangs wie todte, kleine Würſte, das rüſſelartige Vordertheil vollſtändig eingeſtülpt. Nach einiger Zeit fangen ſie an, wie Handſchuhfinger ſich auszukrempeln, gelangen aber bei zwanzig bis funfzigmaligen Verſuchen ſelten dazu, das äußerſte, mit kleinen, fingerförmigen Fortſätzen verſehene Ende des Rüſſels zum Vorſchein zu bringen. Und haben ſie es wirklich ſehen laſſen, ſo ziehen ſie es ſicherlich im nächſten Augenblick wieder ein. Zu ihrer Entſchuldigung darf man nicht ver- geſſen, daß ihre Situation in einem offenen, lichten Gefäß allerdings eine ganz andere iſt, als in ihrer Steinröhre, vor welcher die röthlichen und grünlichen Algen ein ſauftes, wohlthuendes Licht verbreiten. Denn obwohl augenlos, ſind ſie, gleich ſo vielen anderen augenloſen Thieren, für den Lichtreiz ſehr empfänglich.
Für die ſyſtematiſche Stellung iſt außer dem einziehbaren Rüſſel auch die Lage der Darm- öffnung näher dem Vorder- als dem Hinterende am Rücken wichtig. Mit dieſen Eigenſchaften verbindet der Spritzwurm (Sipunculus) eine längs- oder quergerippte und dadurch genetzte Haut. Jn den europäiſchen Meeren lebt der gemeine Spritzwurm (Sipunculus nudus), der die Länge von ½ Fuß erreicht.
Das dritte der oben abgebildeten Thiere, Priapulus, zeigt auch ſchon im Aeußeren eine ſo eigenthümliche Bildung, daß er eine Sonderſtellung beanſprucht. Der vordere, ſchwach keulen- förmig verdickte Körpertheil iſt der Rüſſel, auf deſſen vorderer, abgeſtutzter Fläche die ziemlich große Mundöffnung ſich befindet. Die Längsrippen des Rüſſels ſind mit kleinen, ſcharfen Spitzchen beſetzt. Der eigentliche Körper iſt vom Rüſſel durch eine Einſchnürung getrennt und durch deut- liche Furchen geringelt. Der Schwanz erſcheint als ein büſchelförmiger Anhang des Körpers und auf der Grenze zwiſchen ihm und dem Körper liegt die Darmöffnung. Was über die Verbreitung und Lebensweiſe der Priapeln bekannt geworden, hat Ehlers zuſammengefaßt. Das Vorkommen des Priapulus ſcheint auf die Küſten der nördlichen Meere beſchränkt zu ſein, hier aber, je weiter nach Norden, um ſo häufiger zu werden. Jn ſeinem ganzen Verbreitungsbezirke von Grönland, Jsland, Norwegen bis zu den britiſchen Küſten lebt der Wurm auf dem thonigen oder ſandigen Boden in verſchiedener Tiefe. Er gräbt ſich, wie es ſcheint, durch Vorſtoßen und Zurückziehen
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Sternwürmer. Rundwürmer.
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kennen nur ihr Vorkommen von Fiume bis zu den baleariſchen Jnſeln.
Sie iſt eines von den wurmartigen Thieren, über deren ſyſtematiſche Stellung man lange
zweifelhaft war. Jhre derbe, lederartige Haut, einige Organiſationsverhältniſſe, die Fähigkeit,
ſich außerordentlich zuſammenzuziehen oder gar den rüſſelartigen Vordertheil ganz einzuziehen,
erinnern ſo an gewiſſe Stachelhäuter, die Holothurien, daß ſie eine vermittelnde Stellung zwiſchen
dieſen und den Würmern einnehmen. Und wenn wir ſie als eine Ordnung den echten Glieder-
würmern anreihen, ſo kann dieß nur geſchehen, weil bei einzelnen eine oberflächliche Ringelung
der Haut dieſe Bezeichnung allenfalls zuläßt. Jm Uebrigen ſind ſie, wie ſchon ihre ſonderbaren
Geſtalten zeigen, ſehr aparte Geſchöpfe. Sie leben ſämmtlich in größter Zurückgezogenheit, machen,
ſo weit man dahinter gekommen, auffallende Verwandlungen durch und werden ſelbſt von den
meiſten Küſtenbewohnern ihres Stilllebens halber, und weil ſie völlig ohne Nutzen und Schaden
ſind, überſehen.
Einer über alle Meere verbreiteten Familie gehört Phascolosoma an. Die meiſten Arten
dieſer und einiger anderen Gattungen wohnen in ſelbſtgebauten Gängen in Steinen und Felſen.
Einzelne Arten, z. B. das 1 bis 2 Zoll lange Phascolosoma granulatum findet ſich an günſtigen
Lokalitäten der dalmatiniſchen Küſte, in geſchützten Buchten mit Vegetation der Strandzone, zu
Millionen. Nur iſt es kein leichtes Geſchäft, ſich ihrer zu bemächtigen. Hat man ſie auch an
dem nicht vollkommen zurückgezogenen Rüſſel erfaßt, ſo reißen ſie, ſich hinten aufblähend, eher
ab, als daß ſie nachgeben. Man muß alſo das feſte Geſtein mit dem Hammer zerſchlagen, wobei
natürlich mancher der hartnäckigen Würmer ſein Theil für immer bekommt. Hat man endlich
eine Anzahl vor ſich ſtehen in einem Becken, ſo geht der Aerger erſt recht an. Sie liegen
anfangs wie todte, kleine Würſte, das rüſſelartige Vordertheil vollſtändig eingeſtülpt. Nach einiger
Zeit fangen ſie an, wie Handſchuhfinger ſich auszukrempeln, gelangen aber bei zwanzig bis
funfzigmaligen Verſuchen ſelten dazu, das äußerſte, mit kleinen, fingerförmigen Fortſätzen verſehene
Ende des Rüſſels zum Vorſchein zu bringen. Und haben ſie es wirklich ſehen laſſen, ſo ziehen
ſie es ſicherlich im nächſten Augenblick wieder ein. Zu ihrer Entſchuldigung darf man nicht ver-
geſſen, daß ihre Situation in einem offenen, lichten Gefäß allerdings eine ganz andere iſt, als in
ihrer Steinröhre, vor welcher die röthlichen und grünlichen Algen ein ſauftes, wohlthuendes Licht
verbreiten. Denn obwohl augenlos, ſind ſie, gleich ſo vielen anderen augenloſen Thieren, für
den Lichtreiz ſehr empfänglich.
Für die ſyſtematiſche Stellung iſt außer dem einziehbaren Rüſſel auch die Lage der Darm-
öffnung näher dem Vorder- als dem Hinterende am Rücken wichtig. Mit dieſen Eigenſchaften
verbindet der Spritzwurm (Sipunculus) eine längs- oder quergerippte und dadurch genetzte
Haut. Jn den europäiſchen Meeren lebt der gemeine Spritzwurm (Sipunculus nudus), der die
Länge von ½ Fuß erreicht.
Das dritte der oben abgebildeten Thiere, Priapulus, zeigt auch ſchon im Aeußeren eine ſo
eigenthümliche Bildung, daß er eine Sonderſtellung beanſprucht. Der vordere, ſchwach keulen-
förmig verdickte Körpertheil iſt der Rüſſel, auf deſſen vorderer, abgeſtutzter Fläche die ziemlich
große Mundöffnung ſich befindet. Die Längsrippen des Rüſſels ſind mit kleinen, ſcharfen Spitzchen
beſetzt. Der eigentliche Körper iſt vom Rüſſel durch eine Einſchnürung getrennt und durch deut-
liche Furchen geringelt. Der Schwanz erſcheint als ein büſchelförmiger Anhang des Körpers und
auf der Grenze zwiſchen ihm und dem Körper liegt die Darmöffnung. Was über die Verbreitung
und Lebensweiſe der Priapeln bekannt geworden, hat Ehlers zuſammengefaßt. Das Vorkommen
des Priapulus ſcheint auf die Küſten der nördlichen Meere beſchränkt zu ſein, hier aber, je weiter
nach Norden, um ſo häufiger zu werden. Jn ſeinem ganzen Verbreitungsbezirke von Grönland,
Jsland, Norwegen bis zu den britiſchen Küſten lebt der Wurm auf dem thonigen oder ſandigen
Boden in verſchiedener Tiefe. Er gräbt ſich, wie es ſcheint, durch Vorſtoßen und Zurückziehen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/750>, abgerufen am 24.11.2024.
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