eingelenkte Anhängsel aus, enthält auch unmittelbar neben der Afteröffnung das neunte und letzte Stigmenpaar. Der horizontal vorgestreckte, platte Kopf zeichnet sich durch einfache, sichelförmige Kinnbacken, freie Kinnladen mit eingliederigen Tastern, ein kurzes fleischiges Kinn mit zwei- gliederigen Tastern und keine Spur einer Zunge, durch den Mangel der Oberlippe, viergliederige Fühler und jederseits eine Gruppe von sechs Punktaugen aus. Von den Kinnbacken muß noch bemerkt werden, daß sie sich unter der Spitze in einer Spalte öffnen, welche zum Saugen der Nahrung dient, wie bei den Laufkäfern und dieselbe nicht durch Zerbeißen aufnehmen.
Die etwa sechshundert bekannten Schwimmkäfer breiten sich über die ganze Erde aus, vor- wiegend jedoch in der gemäßigten Zone und stimmen wie in der Gestalt auch in der meist eintönigen Färbung überein, so zwar, daß hier in keinerlei Weise die erotischen eine Auszeichnung vor unseren heimischen aufzuweisen haben. Gegen den Herbst findet man sie am zahlreichsten und, wie es scheint, alle als Neugeborne und zur Ueberwinterung Bestimmte. Der gesäumte Faden- schwimmkäfer (Dyticus marginalis) gehört zu den größten der ganzen Familie, hängt jetzt mit der äußersten Spitze seines Hinterleibes an der Oberfläche des Wassers, fährt im nächsten Augen- blicke hinab und wühlt sich in den Schlamm des Grundes, oder versteckt sich in das Gewirr der dort wurzelnden Pflanzen, kommt wieder hervor, eine kleine Larve oder einen anderen Mit- bewohner des schmutzigen Dümpfels so lange verfolgend, bis er den leckern Bissen triumphirend zwischen seinen scharfen Freßzangen festhält. Der Bau des Körpers und der gleichmäßig rudernden Hinterbeine verleihen ihm solche Gewandtheit. Die Mittel- und Vorderbeine sind zum Klettern und Festhalten eingerichtet, in beiden Geschlechtern aber verschieden gebaut. Während die fünf seitlich etwas zusammengedrückten Fußglieder beim Weibchen unter einander ziemlich gleich sind, höchstens das Klauenglied durch seine Länge sich mehr auszeichnet, erweitern sich die drei ersten an den Mittel füßen der Männchen und sind, ganz wie bei vielen Laufkäfern, an der Sohle mit einer Bürste kurzer Borsten dicht besetzt. An den Vorderbeinen bilden dieselben zusammen sogar eine kreisrunde Scheibe, welche auf der Sohle außer der Bürste noch zwei Näpfchen hat. Eine einfache und doch wunderbare Einrichtung. Wenn das Thier seine Vorderfüße platt auf- drückt auf einen Körper, z. B. ein im Wasser liegendes Aas, den polirten Rücken seines Weibchens, so kommt die Jnnenseite jener Näpfchen mit zur Berührung, dann aber zieht ein mitten drinnen befindlicher Muskel die Jnnenwand zurück und es bildet sich ein luftleerer Raum innerhalb dieses kleinen Schröpfkopfes, die Beine haften auf diese Weise fester, als es unter Aufwand von vielleicht zehnmal mehr Muskelkraft möglich wäre. Die immer glänzende, niemals nasse Oberfläche des ganzen Körpers ist oben dunkel olivengrün mit Ausnahme einer gleichmäßigen, gelben Einfassung rings um das Halsschild und einer nach hinten zu aufhörenden am Außenrande der Flügeldecken. Diese letzteren bieten bei den anderen Dyticus-Arten ein noch anderes Unterscheidungsmerkmal der Geschlechter, bei der unsrigen nur theilweise. Sie sind nämlich auf ihrer größeren Vorder- hälfte bei den Weibchen stark gefurcht, während gerade von unserer Art ebenso häufig Weibchen mit glatten Flügeldecken angetroffen werden. Die Unterseite des ganzen Leibes sammt den elf- gliedrigen Fühlern sieht gelb aus, die Beine dunkeln ein wenig. Wie die größeren Laufkäfer einen übelriechenden grünbraunen Saft ausspeien, um denjenigen außer Fassung zu bringen und zur Freilassung ihrer Person zu nöthigen, der einen zwischen die Finger nahm, so sondert unser Schwimmkäfer und die mittelgroßen anderen Arten aus Vorder- und Hinterrande seines Hals- schildes eine milchweiße Flüssigkeit aus, welche gleichfalls einen unangenehmen Geruch verbreitet. Wollen wir der Entwickelungsgeschichte dieses Schwimmkäfers weiter nachgehen und somit einen Begriff von der der übrigen erhalten, die im großen Ganzen keine andere sein dürfte, so brauchen wir nur eine Partie derselben in ein Aquarium zu setzen, welches über dem tiesigen Boden etwas Schlamm und statt des üblichen Felsen in der Mitte einige Raseustücke enthalten müßte. Bei der großen Gefräßigkeit der Thiere verursacht ihre Sättigung einige Schwierigkeiten, doch können Ameisenpuppen, Frosch- und Fischbrut, Wasserschnecken, eine todte Maus und andere in
Käfer. Schwimmer. Geſäumter Fadenſchwimmkäfer.
eingelenkte Anhängſel aus, enthält auch unmittelbar neben der Afteröffnung das neunte und letzte Stigmenpaar. Der horizontal vorgeſtreckte, platte Kopf zeichnet ſich durch einfache, ſichelförmige Kinnbacken, freie Kinnladen mit eingliederigen Taſtern, ein kurzes fleiſchiges Kinn mit zwei- gliederigen Taſtern und keine Spur einer Zunge, durch den Mangel der Oberlippe, viergliederige Fühler und jederſeits eine Gruppe von ſechs Punktaugen aus. Von den Kinnbacken muß noch bemerkt werden, daß ſie ſich unter der Spitze in einer Spalte öffnen, welche zum Saugen der Nahrung dient, wie bei den Laufkäfern und dieſelbe nicht durch Zerbeißen aufnehmen.
Die etwa ſechshundert bekannten Schwimmkäfer breiten ſich über die ganze Erde aus, vor- wiegend jedoch in der gemäßigten Zone und ſtimmen wie in der Geſtalt auch in der meiſt eintönigen Färbung überein, ſo zwar, daß hier in keinerlei Weiſe die erotiſchen eine Auszeichnung vor unſeren heimiſchen aufzuweiſen haben. Gegen den Herbſt findet man ſie am zahlreichſten und, wie es ſcheint, alle als Neugeborne und zur Ueberwinterung Beſtimmte. Der geſäumte Faden- ſchwimmkäfer (Dyticus marginalis) gehört zu den größten der ganzen Familie, hängt jetzt mit der äußerſten Spitze ſeines Hinterleibes an der Oberfläche des Waſſers, fährt im nächſten Augen- blicke hinab und wühlt ſich in den Schlamm des Grundes, oder verſteckt ſich in das Gewirr der dort wurzelnden Pflanzen, kommt wieder hervor, eine kleine Larve oder einen anderen Mit- bewohner des ſchmutzigen Dümpfels ſo lange verfolgend, bis er den leckern Biſſen triumphirend zwiſchen ſeinen ſcharfen Freßzangen feſthält. Der Bau des Körpers und der gleichmäßig rudernden Hinterbeine verleihen ihm ſolche Gewandtheit. Die Mittel- und Vorderbeine ſind zum Klettern und Feſthalten eingerichtet, in beiden Geſchlechtern aber verſchieden gebaut. Während die fünf ſeitlich etwas zuſammengedrückten Fußglieder beim Weibchen unter einander ziemlich gleich ſind, höchſtens das Klauenglied durch ſeine Länge ſich mehr auszeichnet, erweitern ſich die drei erſten an den Mittel füßen der Männchen und ſind, ganz wie bei vielen Laufkäfern, an der Sohle mit einer Bürſte kurzer Borſten dicht beſetzt. An den Vorderbeinen bilden dieſelben zuſammen ſogar eine kreisrunde Scheibe, welche auf der Sohle außer der Bürſte noch zwei Näpfchen hat. Eine einfache und doch wunderbare Einrichtung. Wenn das Thier ſeine Vorderfüße platt auf- drückt auf einen Körper, z. B. ein im Waſſer liegendes Aas, den polirten Rücken ſeines Weibchens, ſo kommt die Jnnenſeite jener Näpfchen mit zur Berührung, dann aber zieht ein mitten drinnen befindlicher Muskel die Jnnenwand zurück und es bildet ſich ein luftleerer Raum innerhalb dieſes kleinen Schröpfkopfes, die Beine haften auf dieſe Weiſe feſter, als es unter Aufwand von vielleicht zehnmal mehr Muskelkraft möglich wäre. Die immer glänzende, niemals naſſe Oberfläche des ganzen Körpers iſt oben dunkel olivengrün mit Ausnahme einer gleichmäßigen, gelben Einfaſſung rings um das Halsſchild und einer nach hinten zu aufhörenden am Außenrande der Flügeldecken. Dieſe letzteren bieten bei den anderen Dyticus-Arten ein noch anderes Unterſcheidungsmerkmal der Geſchlechter, bei der unſrigen nur theilweiſe. Sie ſind nämlich auf ihrer größeren Vorder- hälfte bei den Weibchen ſtark gefurcht, während gerade von unſerer Art ebenſo häufig Weibchen mit glatten Flügeldecken angetroffen werden. Die Unterſeite des ganzen Leibes ſammt den elf- gliedrigen Fühlern ſieht gelb aus, die Beine dunkeln ein wenig. Wie die größeren Laufkäfer einen übelriechenden grünbraunen Saft ausſpeien, um denjenigen außer Faſſung zu bringen und zur Freilaſſung ihrer Perſon zu nöthigen, der einen zwiſchen die Finger nahm, ſo ſondert unſer Schwimmkäfer und die mittelgroßen anderen Arten aus Vorder- und Hinterrande ſeines Hals- ſchildes eine milchweiße Flüſſigkeit aus, welche gleichfalls einen unangenehmen Geruch verbreitet. Wollen wir der Entwickelungsgeſchichte dieſes Schwimmkäfers weiter nachgehen und ſomit einen Begriff von der der übrigen erhalten, die im großen Ganzen keine andere ſein dürfte, ſo brauchen wir nur eine Partie derſelben in ein Aquarium zu ſetzen, welches über dem tieſigen Boden etwas Schlamm und ſtatt des üblichen Felſen in der Mitte einige Raſeuſtücke enthalten müßte. Bei der großen Gefräßigkeit der Thiere verurſacht ihre Sättigung einige Schwierigkeiten, doch können Ameiſenpuppen, Froſch- und Fiſchbrut, Waſſerſchnecken, eine todte Maus und andere in
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[44/0058]
Käfer. Schwimmer. Geſäumter Fadenſchwimmkäfer.
eingelenkte Anhängſel aus, enthält auch unmittelbar neben der Afteröffnung das neunte und letzte
Stigmenpaar. Der horizontal vorgeſtreckte, platte Kopf zeichnet ſich durch einfache, ſichelförmige
Kinnbacken, freie Kinnladen mit eingliederigen Taſtern, ein kurzes fleiſchiges Kinn mit zwei-
gliederigen Taſtern und keine Spur einer Zunge, durch den Mangel der Oberlippe, viergliederige
Fühler und jederſeits eine Gruppe von ſechs Punktaugen aus. Von den Kinnbacken muß noch
bemerkt werden, daß ſie ſich unter der Spitze in einer Spalte öffnen, welche zum Saugen der
Nahrung dient, wie bei den Laufkäfern und dieſelbe nicht durch Zerbeißen aufnehmen.
Die etwa ſechshundert bekannten Schwimmkäfer breiten ſich über die ganze Erde aus, vor-
wiegend jedoch in der gemäßigten Zone und ſtimmen wie in der Geſtalt auch in der meiſt eintönigen
Färbung überein, ſo zwar, daß hier in keinerlei Weiſe die erotiſchen eine Auszeichnung vor unſeren
heimiſchen aufzuweiſen haben. Gegen den Herbſt findet man ſie am zahlreichſten und, wie es
ſcheint, alle als Neugeborne und zur Ueberwinterung Beſtimmte. Der geſäumte Faden-
ſchwimmkäfer (Dyticus marginalis) gehört zu den größten der ganzen Familie, hängt jetzt mit
der äußerſten Spitze ſeines Hinterleibes an der Oberfläche des Waſſers, fährt im nächſten Augen-
blicke hinab und wühlt ſich in den Schlamm des Grundes, oder verſteckt ſich in das Gewirr der
dort wurzelnden Pflanzen, kommt wieder hervor, eine kleine Larve oder einen anderen Mit-
bewohner des ſchmutzigen Dümpfels ſo lange verfolgend, bis er den leckern Biſſen triumphirend
zwiſchen ſeinen ſcharfen Freßzangen feſthält. Der Bau des Körpers und der gleichmäßig rudernden
Hinterbeine verleihen ihm ſolche Gewandtheit. Die Mittel- und Vorderbeine ſind zum Klettern
und Feſthalten eingerichtet, in beiden Geſchlechtern aber verſchieden gebaut. Während die fünf
ſeitlich etwas zuſammengedrückten Fußglieder beim Weibchen unter einander ziemlich gleich ſind,
höchſtens das Klauenglied durch ſeine Länge ſich mehr auszeichnet, erweitern ſich die drei erſten
an den Mittel füßen der Männchen und ſind, ganz wie bei vielen Laufkäfern, an der Sohle
mit einer Bürſte kurzer Borſten dicht beſetzt. An den Vorderbeinen bilden dieſelben zuſammen
ſogar eine kreisrunde Scheibe, welche auf der Sohle außer der Bürſte noch zwei Näpfchen hat.
Eine einfache und doch wunderbare Einrichtung. Wenn das Thier ſeine Vorderfüße platt auf-
drückt auf einen Körper, z. B. ein im Waſſer liegendes Aas, den polirten Rücken ſeines Weibchens,
ſo kommt die Jnnenſeite jener Näpfchen mit zur Berührung, dann aber zieht ein mitten drinnen
befindlicher Muskel die Jnnenwand zurück und es bildet ſich ein luftleerer Raum innerhalb dieſes
kleinen Schröpfkopfes, die Beine haften auf dieſe Weiſe feſter, als es unter Aufwand von vielleicht
zehnmal mehr Muskelkraft möglich wäre. Die immer glänzende, niemals naſſe Oberfläche des
ganzen Körpers iſt oben dunkel olivengrün mit Ausnahme einer gleichmäßigen, gelben Einfaſſung
rings um das Halsſchild und einer nach hinten zu aufhörenden am Außenrande der Flügeldecken.
Dieſe letzteren bieten bei den anderen Dyticus-Arten ein noch anderes Unterſcheidungsmerkmal
der Geſchlechter, bei der unſrigen nur theilweiſe. Sie ſind nämlich auf ihrer größeren Vorder-
hälfte bei den Weibchen ſtark gefurcht, während gerade von unſerer Art ebenſo häufig Weibchen
mit glatten Flügeldecken angetroffen werden. Die Unterſeite des ganzen Leibes ſammt den elf-
gliedrigen Fühlern ſieht gelb aus, die Beine dunkeln ein wenig. Wie die größeren Laufkäfer einen
übelriechenden grünbraunen Saft ausſpeien, um denjenigen außer Faſſung zu bringen und zur
Freilaſſung ihrer Perſon zu nöthigen, der einen zwiſchen die Finger nahm, ſo ſondert unſer
Schwimmkäfer und die mittelgroßen anderen Arten aus Vorder- und Hinterrande ſeines Hals-
ſchildes eine milchweiße Flüſſigkeit aus, welche gleichfalls einen unangenehmen Geruch verbreitet.
Wollen wir der Entwickelungsgeſchichte dieſes Schwimmkäfers weiter nachgehen und ſomit einen
Begriff von der der übrigen erhalten, die im großen Ganzen keine andere ſein dürfte, ſo brauchen
wir nur eine Partie derſelben in ein Aquarium zu ſetzen, welches über dem tieſigen Boden etwas
Schlamm und ſtatt des üblichen Felſen in der Mitte einige Raſeuſtücke enthalten müßte. Bei der
großen Gefräßigkeit der Thiere verurſacht ihre Sättigung einige Schwierigkeiten, doch können
Ameiſenpuppen, Froſch- und Fiſchbrut, Waſſerſchnecken, eine todte Maus und andere in
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/58>, abgerufen am 27.11.2024.
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