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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Schnabellerfe. Schildwanzen.

Die Kohlwanze (Strachia oleracea), ein zierliches Kerf von drei Linien Länge und darüber,
im weiblichen Geschlecht durch rothe, im männlichen durch weiße Zeichnung auf metallisch
glänzendem, oben grünem oder grünblauem Grunde ausgezeichnet, wird von verschiedenen Seiten
angeklagt, die jungen Kohlpflanzen, welche auf Feldern und in Gemüsegärten gebaut werden,
durch Saftentziehung zu vernichten. Degeer versichert, daß sie manchmal in Schweden an diesen
Kulturpflanzen bedeutenden Schaden angerichtet habe. Jn Deutschland pflegt sie nie so massenhaft
vorzukommen und da sie sich nicht ausschließlich von Kohlarten, sondern auch von allerlei andern
Pflanzen ernährt, nicht selten Jnsekten anspießt, wie ich öfter beobachtet habe, so gehört sie nach
meiner Meinung auch nicht zu den wahren Feinden der Landwirthschaft. Eine deutliche Querwulst
des an den Seitenrändern aufgeworfenen, aber nicht erweiterten Halsschildes, ein kleiner drei-
eckiger Kopf, der Mangel eines Brustkieles und zahlreicher Dornen an den Beinen, welche letztere
die schwarzen Erdwanzen (Cydnus) leicht kenntlich machen, zeichnen diese Gruppe der Schild-
wanzen aus, welche Hahn unter dem Namen Strachia von Linne's Cimex abtrennte.

Eine der gemeinsten, überall an Grashalmen der Waldränder und Lichtungen, nicht der
Wiesen und auf Feldern, geschäftig umherkriechenden Schildwanzen ist der Spitzling (Aelia
acuminata
). Er zeichnet sich, wie unsere Abbildung (a) lehrt, durch besondere Schlankheit und
in Folge dessen durch einen kegelförmig zugespitzten Kopf vor allen andern Familiengenossen aus.
Die bleichgelbliche, durch dunkle Punkteindrücke getrübte Oberfläche des Körpers wird auf dem
Rücken von drei weißlichen Linien der Länge nach durchzogen.

Die rothbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes) unterscheidet sich mit einer Reihe
ähnlicher Arten eigentlich nur durch die seitliche Erweiterung des Halsschildes, in der Weise wie
sie unsere Abbildung (b) zeigt. Den langen dünnen Schnabel, dessen erstes Glied in einer Rinne
liegt, den ungefurchten und ungeliclten Bauch hat sie mit der vorigen gemein. Das zweite der

[Abbildung] a Der Spitzling (Aelia acuminata). b Die rothbeinige Vaum-
wanze
(Pentatoma rufipes), kriechend und fliegend. c Die gezähnte
Stachelwanze
(Acanthosoma dentatum), von der Bauch- und Rückseite.
fünf Fühlerglieder ist kürzer, als das
dritte, die Oberfläche des Körpers ein-
gestochen schwarz punktirt, gelblich oder
röthlich braun mit Bronzeschimmer,
der Hinterleibsrücken glänzend schwarz,
Fühler, Beine und die Spitze des
Schildchens sind mehr oder weniger
ausgeprägt roth. Diese gemeine Art
lebt gern auf Birken, aber auch an
anderem Gesträuch, kriecht an Baum-
stämmen umher und soll sich in den
Forsten durch das Aussaugen von
Raupen nützlich erweisen. Wenn man
eine Birke durch einen kräftigen Stoß
erschüttert, um das darauf befindliche
Geziefer zu Falle zu bringen, so pflegt
unsere Art nicht herabzufallen, wie
manche andere, sondern unter Aus-
breitung ihrer Flügel summend herab-
zufliegen.

Ein anderer Bewohner junger
Birkenbäume stellt sich uns auch von
der Bauchseite vor, damit der Brust- und Bauchkiel sichtbar sei, welche bei den bei uns ein-
heimischen Wanzen seltener vorkommen, wogegen eine Menge erotischer Arten, besonders solcher,
deren Schnabelscheide sich durch Dicke und geringere Länge auszeichnet, an der Brust Hervorragungen

Die Schnabellerfe. Schildwanzen.

Die Kohlwanze (Strachia oleracea), ein zierliches Kerf von drei Linien Länge und darüber,
im weiblichen Geſchlecht durch rothe, im männlichen durch weiße Zeichnung auf metalliſch
glänzendem, oben grünem oder grünblauem Grunde ausgezeichnet, wird von verſchiedenen Seiten
angeklagt, die jungen Kohlpflanzen, welche auf Feldern und in Gemüſegärten gebaut werden,
durch Saftentziehung zu vernichten. Degeer verſichert, daß ſie manchmal in Schweden an dieſen
Kulturpflanzen bedeutenden Schaden angerichtet habe. Jn Deutſchland pflegt ſie nie ſo maſſenhaft
vorzukommen und da ſie ſich nicht ausſchließlich von Kohlarten, ſondern auch von allerlei andern
Pflanzen ernährt, nicht ſelten Jnſekten anſpießt, wie ich öfter beobachtet habe, ſo gehört ſie nach
meiner Meinung auch nicht zu den wahren Feinden der Landwirthſchaft. Eine deutliche Querwulſt
des an den Seitenrändern aufgeworfenen, aber nicht erweiterten Halsſchildes, ein kleiner drei-
eckiger Kopf, der Mangel eines Bruſtkieles und zahlreicher Dornen an den Beinen, welche letztere
die ſchwarzen Erdwanzen (Cydnus) leicht kenntlich machen, zeichnen dieſe Gruppe der Schild-
wanzen aus, welche Hahn unter dem Namen Strachia von Linné’s Cimex abtrennte.

Eine der gemeinſten, überall an Grashalmen der Waldränder und Lichtungen, nicht der
Wieſen und auf Feldern, geſchäftig umherkriechenden Schildwanzen iſt der Spitzling (Aelia
acuminata
). Er zeichnet ſich, wie unſere Abbildung (a) lehrt, durch beſondere Schlankheit und
in Folge deſſen durch einen kegelförmig zugeſpitzten Kopf vor allen andern Familiengenoſſen aus.
Die bleichgelbliche, durch dunkle Punkteindrücke getrübte Oberfläche des Körpers wird auf dem
Rücken von drei weißlichen Linien der Länge nach durchzogen.

Die rothbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes) unterſcheidet ſich mit einer Reihe
ähnlicher Arten eigentlich nur durch die ſeitliche Erweiterung des Halsſchildes, in der Weiſe wie
ſie unſere Abbildung (b) zeigt. Den langen dünnen Schnabel, deſſen erſtes Glied in einer Rinne
liegt, den ungefurchten und ungeliclten Bauch hat ſie mit der vorigen gemein. Das zweite der

[Abbildung] a Der Spitzling (Aelia acuminata). b Die rothbeinige Vaum-
wanze
(Pentatoma rufipes), kriechend und fliegend. c Die gezähnte
Stachelwanze
(Acanthosoma dentatum), von der Bauch- und Rückſeite.
fünf Fühlerglieder iſt kürzer, als das
dritte, die Oberfläche des Körpers ein-
geſtochen ſchwarz punktirt, gelblich oder
röthlich braun mit Bronzeſchimmer,
der Hinterleibsrücken glänzend ſchwarz,
Fühler, Beine und die Spitze des
Schildchens ſind mehr oder weniger
ausgeprägt roth. Dieſe gemeine Art
lebt gern auf Birken, aber auch an
anderem Geſträuch, kriecht an Baum-
ſtämmen umher und ſoll ſich in den
Forſten durch das Ausſaugen von
Raupen nützlich erweiſen. Wenn man
eine Birke durch einen kräftigen Stoß
erſchüttert, um das darauf befindliche
Geziefer zu Falle zu bringen, ſo pflegt
unſere Art nicht herabzufallen, wie
manche andere, ſondern unter Aus-
breitung ihrer Flügel ſummend herab-
zufliegen.

Ein anderer Bewohner junger
Birkenbäume ſtellt ſich uns auch von
der Bauchſeite vor, damit der Bruſt- und Bauchkiel ſichtbar ſei, welche bei den bei uns ein-
heimiſchen Wanzen ſeltener vorkommen, wogegen eine Menge erotiſcher Arten, beſonders ſolcher,
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[538/0574] Die Schnabellerfe. Schildwanzen. Die Kohlwanze (Strachia oleracea), ein zierliches Kerf von drei Linien Länge und darüber, im weiblichen Geſchlecht durch rothe, im männlichen durch weiße Zeichnung auf metalliſch glänzendem, oben grünem oder grünblauem Grunde ausgezeichnet, wird von verſchiedenen Seiten angeklagt, die jungen Kohlpflanzen, welche auf Feldern und in Gemüſegärten gebaut werden, durch Saftentziehung zu vernichten. Degeer verſichert, daß ſie manchmal in Schweden an dieſen Kulturpflanzen bedeutenden Schaden angerichtet habe. Jn Deutſchland pflegt ſie nie ſo maſſenhaft vorzukommen und da ſie ſich nicht ausſchließlich von Kohlarten, ſondern auch von allerlei andern Pflanzen ernährt, nicht ſelten Jnſekten anſpießt, wie ich öfter beobachtet habe, ſo gehört ſie nach meiner Meinung auch nicht zu den wahren Feinden der Landwirthſchaft. Eine deutliche Querwulſt des an den Seitenrändern aufgeworfenen, aber nicht erweiterten Halsſchildes, ein kleiner drei- eckiger Kopf, der Mangel eines Bruſtkieles und zahlreicher Dornen an den Beinen, welche letztere die ſchwarzen Erdwanzen (Cydnus) leicht kenntlich machen, zeichnen dieſe Gruppe der Schild- wanzen aus, welche Hahn unter dem Namen Strachia von Linné’s Cimex abtrennte. Eine der gemeinſten, überall an Grashalmen der Waldränder und Lichtungen, nicht der Wieſen und auf Feldern, geſchäftig umherkriechenden Schildwanzen iſt der Spitzling (Aelia acuminata). Er zeichnet ſich, wie unſere Abbildung (a) lehrt, durch beſondere Schlankheit und in Folge deſſen durch einen kegelförmig zugeſpitzten Kopf vor allen andern Familiengenoſſen aus. Die bleichgelbliche, durch dunkle Punkteindrücke getrübte Oberfläche des Körpers wird auf dem Rücken von drei weißlichen Linien der Länge nach durchzogen. Die rothbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes) unterſcheidet ſich mit einer Reihe ähnlicher Arten eigentlich nur durch die ſeitliche Erweiterung des Halsſchildes, in der Weiſe wie ſie unſere Abbildung (b) zeigt. Den langen dünnen Schnabel, deſſen erſtes Glied in einer Rinne liegt, den ungefurchten und ungeliclten Bauch hat ſie mit der vorigen gemein. Das zweite der [Abbildung a Der Spitzling (Aelia acuminata). b Die rothbeinige Vaum- wanze (Pentatoma rufipes), kriechend und fliegend. c Die gezähnte Stachelwanze (Acanthosoma dentatum), von der Bauch- und Rückſeite.] fünf Fühlerglieder iſt kürzer, als das dritte, die Oberfläche des Körpers ein- geſtochen ſchwarz punktirt, gelblich oder röthlich braun mit Bronzeſchimmer, der Hinterleibsrücken glänzend ſchwarz, Fühler, Beine und die Spitze des Schildchens ſind mehr oder weniger ausgeprägt roth. Dieſe gemeine Art lebt gern auf Birken, aber auch an anderem Geſträuch, kriecht an Baum- ſtämmen umher und ſoll ſich in den Forſten durch das Ausſaugen von Raupen nützlich erweiſen. Wenn man eine Birke durch einen kräftigen Stoß erſchüttert, um das darauf befindliche Geziefer zu Falle zu bringen, ſo pflegt unſere Art nicht herabzufallen, wie manche andere, ſondern unter Aus- breitung ihrer Flügel ſummend herab- zufliegen. Ein anderer Bewohner junger Birkenbäume ſtellt ſich uns auch von der Bauchſeite vor, damit der Bruſt- und Bauchkiel ſichtbar ſei, welche bei den bei uns ein- heimiſchen Wanzen ſeltener vorkommen, wogegen eine Menge erotiſcher Arten, beſonders ſolcher, deren Schnabelſcheide ſich durch Dicke und geringere Länge auszeichnet, an der Bruſt Hervorragungen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/574>, abgerufen am 24.11.2024.