schrecke eröffnet eine lange Reihe solcher Arten, deren Fühler zwischen den Augen, an der Spitze der Stirn sitzen und deren Gehörgruben einen elliptischen Umkreis haben; die genannte Art zeichnet überdies eine wehrlose, vorn gestutzte Brust und ein stumpfer Stirnzapfen aus.
Die nur grünen Arten der Gattung Phylloptera sind Blätter, welche auf der schmalen Kante wandeln, wie gewisse Gespenstschrecken (Phyllium) auf der breiten Fläche, indem die Flügeldecken, abgesehen von dem kleinen Dreieck vorn auf dem Rücken mit seinen Resonanzböden, sich wie ein schön grünes, lanzettförmiges Blatt längs der Körperseiten hinziehen, den Leib weit überragend; meist reichen die Hinterflügel, gleich ein Paar spitzen Zipfeln noch darüber hinaus. Manchmal sind diese Blätter stark maschenartig gerippt, wie bei dem hüpfenden Myrtenblatte(Phyllo- ptera myrtifolia) Südamerikas, manchmal außerordentlich zierlich mit bunten Augenflecken bemalt, wie die mindestens noch einmal so große (3 Zoll lange) an den Hinterschienen durch Dornen- knoten noch besonders bewehrte gefensterte Blattschrecke(Ph. fenestrata) von Borneo, meist aber werden sie von einer Längsader als nicht in der Mitte liegenden Mittelrippe durchzogen, welche einige weit schwächere Aeste aussendet.
Jn einen scharfen Gegensatz zu den Blattschrecken treten, was die Körpertracht anlangt, einige Arten, deren blaßgrüne, pergamentartigen Flügeldecken so conver sind, daß die Schrecke wie eine mit Luft angefüllte Blase aussieht. Bates gedenkt einer 21/4 Zoll langen Art aus den Waldungen bei Obydos in Amazonien, welche die Eingebornen Tanana(Chlorocoelus Tanana) nennen. Der volksthümliche Name rührt her von den ungewöhnlich lauten Tönen, welche das Männchen mit seinen Schrilladern hervorbringt und die einen ähnlichen Klang haben wie ein in kurzen Zwischen- räumen wiederholtes ta-na-na-tanana. Man fängt diese Lärmmacher ein, hält sie in korb- geflochtenen Käfigen, um sich an ihrem -- Gesange zu erfreuen, welcher so laut ist, daß ihn Bates von einem Ende des Städtchens an dem andern hörte. Die breiten, stark maschenförmig geaderten Flügeldecken sind an der Jnnenseite der Wurzel in ein scharfrandiges Läppchen aus- gezogen, über welches die halbkreisförmig gebogene Schrillleiste auf der Unterseite der andern Decke schnell hingestrichen wird. Der blasige Hohlraum unter den Decken verstärkt entschieden sehr bedeutend ihre eigene Resonanz.
Weit zahlreicher sind die auf viele Gattungen vertheilten Arten, bei denen die Einlenkungs- stelle der Fühler dieselbe bleibt, die Gehörgänge an den Vorderschienen aber als schmale Spalten erscheinen. Hier sei nur zweier und zwar der gemeinsten europäischen Gattungen gedacht. Die eine, Decticus, erkennt man an dem stumpfen, das erste Fühlerglied nicht überragenden Gipfel des Kopfes, an den langen, beweglichen Dornen, welche die Jnnenseite der Vorderschienen bewehren und vor Allem an den zwei freien Haftlappen, mit welchen das erste Glied der Hinterfüße versehen ist. Die Arten haben alle eine grünlich- oder graubraune Farbe, einige verkümmerte Flügel. Die größte von allen, der 12 bis 14 Linien messende Warzenbeißer oder das große braune Heupferdchen(D. verrucivorus) ist über das nördliche und mittlere Europa verbreitet und findet sich auf Wiesen und Kleefeldern. Vor einigen Jahren traf ich es hier häufig in den angebauten Cichorien; an Buschwerk hält es sich, so viel mir bekannt, nicht auf. Die vier Kanten der Hinterschienen sind an der untern Hälfte mit kräftigen Dornen bewehrt, die vordersten mit drei Reihen beweglicher Stacheln und die zugehörigen Hüften mit einem einzelnen Dorn. Scheitel und Stirn trennt eine Querlinie in der Höhe der Fühlerwurzel; den Vorderrücken durch- zieht eine Längsleiste. Außer den beiden Raifen überragt eine mäßig aufgebogene Legscheide die weibliche Hinterleibsspitze, zwei Griffel die männliche. Die Körperfarbe ändert mehrfach ab, helleres oder dunkleres Grün herrscht vor, zeigt bisweilen einen röthlichen, häufiger einen braunen Schimmer, und geht stellenweise in braune Flecken über, besonders auch auf den langen Flügel- decken in gewürfelter Vertheilung, während die Unterseite, besonders der Bauch, heller, mehr gelblich bleibt. Durchschnittlich in der zweiten Hälfte des April schlüpfen die Larven aus den Eiern; in Zwischenräumen von ungefähr vier Wochen häuten sie sich, so daß sie mit der ersten
Die Geradflügler. Laubheuſchrecken.
ſchrecke eröffnet eine lange Reihe ſolcher Arten, deren Fühler zwiſchen den Augen, an der Spitze der Stirn ſitzen und deren Gehörgruben einen elliptiſchen Umkreis haben; die genannte Art zeichnet überdies eine wehrloſe, vorn geſtutzte Bruſt und ein ſtumpfer Stirnzapfen aus.
Die nur grünen Arten der Gattung Phylloptera ſind Blätter, welche auf der ſchmalen Kante wandeln, wie gewiſſe Geſpenſtſchrecken (Phyllium) auf der breiten Fläche, indem die Flügeldecken, abgeſehen von dem kleinen Dreieck vorn auf dem Rücken mit ſeinen Reſonanzböden, ſich wie ein ſchön grünes, lanzettförmiges Blatt längs der Körperſeiten hinziehen, den Leib weit überragend; meiſt reichen die Hinterflügel, gleich ein Paar ſpitzen Zipfeln noch darüber hinaus. Manchmal ſind dieſe Blätter ſtark maſchenartig gerippt, wie bei dem hüpfenden Myrtenblatte(Phyllo- ptera myrtifolia) Südamerikas, manchmal außerordentlich zierlich mit bunten Augenflecken bemalt, wie die mindeſtens noch einmal ſo große (3 Zoll lange) an den Hinterſchienen durch Dornen- knoten noch beſonders bewehrte gefenſterte Blattſchrecke(Ph. fenestrata) von Borneo, meiſt aber werden ſie von einer Längsader als nicht in der Mitte liegenden Mittelrippe durchzogen, welche einige weit ſchwächere Aeſte ausſendet.
Jn einen ſcharfen Gegenſatz zu den Blattſchrecken treten, was die Körpertracht anlangt, einige Arten, deren blaßgrüne, pergamentartigen Flügeldecken ſo conver ſind, daß die Schrecke wie eine mit Luft angefüllte Blaſe ausſieht. Bates gedenkt einer 2¼ Zoll langen Art aus den Waldungen bei Obydos in Amazonien, welche die Eingebornen Tanana(Chlorocoelus Tananá) nennen. Der volksthümliche Name rührt her von den ungewöhnlich lauten Tönen, welche das Männchen mit ſeinen Schrilladern hervorbringt und die einen ähnlichen Klang haben wie ein in kurzen Zwiſchen- räumen wiederholtes ta-na-ná-tananá. Man fängt dieſe Lärmmacher ein, hält ſie in korb- geflochtenen Käfigen, um ſich an ihrem — Geſange zu erfreuen, welcher ſo laut iſt, daß ihn Bates von einem Ende des Städtchens an dem andern hörte. Die breiten, ſtark maſchenförmig geaderten Flügeldecken ſind an der Jnnenſeite der Wurzel in ein ſcharfrandiges Läppchen aus- gezogen, über welches die halbkreisförmig gebogene Schrillleiſte auf der Unterſeite der andern Decke ſchnell hingeſtrichen wird. Der blaſige Hohlraum unter den Decken verſtärkt entſchieden ſehr bedeutend ihre eigene Reſonanz.
Weit zahlreicher ſind die auf viele Gattungen vertheilten Arten, bei denen die Einlenkungs- ſtelle der Fühler dieſelbe bleibt, die Gehörgänge an den Vorderſchienen aber als ſchmale Spalten erſcheinen. Hier ſei nur zweier und zwar der gemeinſten europäiſchen Gattungen gedacht. Die eine, Decticus, erkennt man an dem ſtumpfen, das erſte Fühlerglied nicht überragenden Gipfel des Kopfes, an den langen, beweglichen Dornen, welche die Jnnenſeite der Vorderſchienen bewehren und vor Allem an den zwei freien Haftlappen, mit welchen das erſte Glied der Hinterfüße verſehen iſt. Die Arten haben alle eine grünlich- oder graubraune Farbe, einige verkümmerte Flügel. Die größte von allen, der 12 bis 14 Linien meſſende Warzenbeißer oder das große braune Heupferdchen(D. verrucivorus) iſt über das nördliche und mittlere Europa verbreitet und findet ſich auf Wieſen und Kleefeldern. Vor einigen Jahren traf ich es hier häufig in den angebauten Cichorien; an Buſchwerk hält es ſich, ſo viel mir bekannt, nicht auf. Die vier Kanten der Hinterſchienen ſind an der untern Hälfte mit kräftigen Dornen bewehrt, die vorderſten mit drei Reihen beweglicher Stacheln und die zugehörigen Hüften mit einem einzelnen Dorn. Scheitel und Stirn trennt eine Querlinie in der Höhe der Fühlerwurzel; den Vorderrücken durch- zieht eine Längsleiſte. Außer den beiden Raifen überragt eine mäßig aufgebogene Legſcheide die weibliche Hinterleibsſpitze, zwei Griffel die männliche. Die Körperfarbe ändert mehrfach ab, helleres oder dunkleres Grün herrſcht vor, zeigt bisweilen einen röthlichen, häufiger einen braunen Schimmer, und geht ſtellenweiſe in braune Flecken über, beſonders auch auf den langen Flügel- decken in gewürfelter Vertheilung, während die Unterſeite, beſonders der Bauch, heller, mehr gelblich bleibt. Durchſchnittlich in der zweiten Hälfte des April ſchlüpfen die Larven aus den Eiern; in Zwiſchenräumen von ungefähr vier Wochen häuten ſie ſich, ſo daß ſie mit der erſten
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Die Geradflügler. Laubheuſchrecken.
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der Stirn ſitzen und deren Gehörgruben einen elliptiſchen Umkreis haben; die genannte Art zeichnet
überdies eine wehrloſe, vorn geſtutzte Bruſt und ein ſtumpfer Stirnzapfen aus.
Die nur grünen Arten der Gattung Phylloptera ſind Blätter, welche auf der ſchmalen Kante
wandeln, wie gewiſſe Geſpenſtſchrecken (Phyllium) auf der breiten Fläche, indem die Flügeldecken,
abgeſehen von dem kleinen Dreieck vorn auf dem Rücken mit ſeinen Reſonanzböden, ſich wie ein
ſchön grünes, lanzettförmiges Blatt längs der Körperſeiten hinziehen, den Leib weit überragend;
meiſt reichen die Hinterflügel, gleich ein Paar ſpitzen Zipfeln noch darüber hinaus. Manchmal
ſind dieſe Blätter ſtark maſchenartig gerippt, wie bei dem hüpfenden Myrtenblatte (Phyllo-
ptera myrtifolia) Südamerikas, manchmal außerordentlich zierlich mit bunten Augenflecken bemalt,
wie die mindeſtens noch einmal ſo große (3 Zoll lange) an den Hinterſchienen durch Dornen-
knoten noch beſonders bewehrte gefenſterte Blattſchrecke (Ph. fenestrata) von Borneo, meiſt
aber werden ſie von einer Längsader als nicht in der Mitte liegenden Mittelrippe durchzogen,
welche einige weit ſchwächere Aeſte ausſendet.
Jn einen ſcharfen Gegenſatz zu den Blattſchrecken treten, was die Körpertracht anlangt, einige
Arten, deren blaßgrüne, pergamentartigen Flügeldecken ſo conver ſind, daß die Schrecke wie eine
mit Luft angefüllte Blaſe ausſieht. Bates gedenkt einer 2¼ Zoll langen Art aus den Waldungen
bei Obydos in Amazonien, welche die Eingebornen Tanana (Chlorocoelus Tananá) nennen. Der
volksthümliche Name rührt her von den ungewöhnlich lauten Tönen, welche das Männchen mit
ſeinen Schrilladern hervorbringt und die einen ähnlichen Klang haben wie ein in kurzen Zwiſchen-
räumen wiederholtes ta-na-ná-tananá. Man fängt dieſe Lärmmacher ein, hält ſie in korb-
geflochtenen Käfigen, um ſich an ihrem — Geſange zu erfreuen, welcher ſo laut iſt, daß ihn
Bates von einem Ende des Städtchens an dem andern hörte. Die breiten, ſtark maſchenförmig
geaderten Flügeldecken ſind an der Jnnenſeite der Wurzel in ein ſcharfrandiges Läppchen aus-
gezogen, über welches die halbkreisförmig gebogene Schrillleiſte auf der Unterſeite der andern Decke
ſchnell hingeſtrichen wird. Der blaſige Hohlraum unter den Decken verſtärkt entſchieden ſehr bedeutend
ihre eigene Reſonanz.
Weit zahlreicher ſind die auf viele Gattungen vertheilten Arten, bei denen die Einlenkungs-
ſtelle der Fühler dieſelbe bleibt, die Gehörgänge an den Vorderſchienen aber als ſchmale Spalten
erſcheinen. Hier ſei nur zweier und zwar der gemeinſten europäiſchen Gattungen gedacht. Die
eine, Decticus, erkennt man an dem ſtumpfen, das erſte Fühlerglied nicht überragenden Gipfel des
Kopfes, an den langen, beweglichen Dornen, welche die Jnnenſeite der Vorderſchienen bewehren
und vor Allem an den zwei freien Haftlappen, mit welchen das erſte Glied der Hinterfüße
verſehen iſt. Die Arten haben alle eine grünlich- oder graubraune Farbe, einige verkümmerte
Flügel. Die größte von allen, der 12 bis 14 Linien meſſende Warzenbeißer oder das große
braune Heupferdchen (D. verrucivorus) iſt über das nördliche und mittlere Europa verbreitet
und findet ſich auf Wieſen und Kleefeldern. Vor einigen Jahren traf ich es hier häufig in den
angebauten Cichorien; an Buſchwerk hält es ſich, ſo viel mir bekannt, nicht auf. Die vier
Kanten der Hinterſchienen ſind an der untern Hälfte mit kräftigen Dornen bewehrt, die vorderſten
mit drei Reihen beweglicher Stacheln und die zugehörigen Hüften mit einem einzelnen Dorn.
Scheitel und Stirn trennt eine Querlinie in der Höhe der Fühlerwurzel; den Vorderrücken durch-
zieht eine Längsleiſte. Außer den beiden Raifen überragt eine mäßig aufgebogene Legſcheide die
weibliche Hinterleibsſpitze, zwei Griffel die männliche. Die Körperfarbe ändert mehrfach ab,
helleres oder dunkleres Grün herrſcht vor, zeigt bisweilen einen röthlichen, häufiger einen braunen
Schimmer, und geht ſtellenweiſe in braune Flecken über, beſonders auch auf den langen Flügel-
decken in gewürfelter Vertheilung, während die Unterſeite, beſonders der Bauch, heller, mehr
gelblich bleibt. Durchſchnittlich in der zweiten Hälfte des April ſchlüpfen die Larven aus den
Eiern; in Zwiſchenräumen von ungefähr vier Wochen häuten ſie ſich, ſo daß ſie mit der erſten
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/522>, abgerufen am 24.11.2024.
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