auf den gelben oder rothen in Betracht kommenden Flügeln außer der schwarzen Saumbinde noch eine zweite, mehr oder weniger gezackt durch die Mitte verlaufende. Eine der gemeinsten Arten ist die hier abgebildete, welche vorzugsweise das rothe Ordensband (Bachweideneule, Frau, C. nupta) heißt. Die Vorderflügel bieten in ihrem grauen Gewand wenig Abwechselung, lassen jedoch die gewöhnlichen Eulenzeichnungen außer der Ring- und Zapfenmakel deutlich erkennen. Die bogig weiß befransten Hinterflügel sind lebhaft blutroth und unterscheiden sich durch die etwas anders verlausende, besonders knieförmig gebogene Mittelbinde von einer zweiten, sehr ähnlichen Art (C. elocata). Von Mitte Juli ab kann man dieses stattliche Thier an Baumstämmen, in Winkeln der Häuser, unter Wetterdächern mit augezogenen Flügeln ruhen sehen; dieselben sind zu groß, um im gewöhnlichen Sinne dachförmig den Leib zu bedecken. Naht man der betreffenden Stelle, husch, so ist es auf und davon, mit öfter hörbarem Flügelschlage sucht es sich hastig einen sicherern Platz; denn es ist sehr schen wie alle seine Brüder. Mit einbrechender Dunkel- heit umflattert es von freien Stücken, einer kleinen Fledermaus gleichend, die Bäume und sucht seine andere Hälfte, das bereits befruchtete Weibchen aber Rindenrisse eines Pappel- oder Weiden- stammes, um hier einige Eier abzulegen, nie viele an einer Stelle. Hier verbringen dieselben
[Abbildung]
Das rothe Ordensband (Calocala nupta) nebst Raupe.
ohne weiteren Schutz, als ihnen die Borke bietet, den Winter und beleben sich erst im Früh- linge, wenn die jungen Blätter den Räupchen das nöthige Futter gewähren. Bis Mitte Juni sind sie erwachsen. Am Tage ruhen sie lang ausgestreckt am Stamme, des Nachts begeben sie sich höher hinauf. Um sie vor feindlichen Angriffen einigermaßen zu schützen, verlieh ihnen die Natur ungefähr dieselbe Farbe, welche der Baumstamm auch hat, überdies zeichnen sie sich durch Fransen aus, welche seitlich am Bauche stehen und dann besonders als ein schmaler Rand erscheinen, wenn der Bauch glatt auf seine Unterlage angedrückt wird. Unter Rinde, Moos oder dürrem Laube zieht jede schließlich einige Fäden um sich und wird zu einer schlanken, bläulich bereiften Puppe. Jn der angegebenen Weise treiben es alle Ordensbänder, nur an zum Theil anderen Futterpflanzen (Eichen, Pflaumen etc.), die gelben erreichen nicht die Größe der anderen, sondern haben durchschnittlich nur zwei Zoll Flügelspannung. Nordamerika ernährt gleichfalls viele Arten.
Weil es bei den Schmetterlingen, besonders wenn man die ausländischen nicht gänzlich außer Acht lassen will, überhaupt schwierig wird, die Familien mit wenigen Worten zu charakterisiren,
Die Schmetterlinge. Eulen. Spanner.
auf den gelben oder rothen in Betracht kommenden Flügeln außer der ſchwarzen Saumbinde noch eine zweite, mehr oder weniger gezackt durch die Mitte verlaufende. Eine der gemeinſten Arten iſt die hier abgebildete, welche vorzugsweiſe das rothe Ordensband (Bachweideneule, Frau, C. nupta) heißt. Die Vorderflügel bieten in ihrem grauen Gewand wenig Abwechſelung, laſſen jedoch die gewöhnlichen Eulenzeichnungen außer der Ring- und Zapfenmakel deutlich erkennen. Die bogig weiß befranſten Hinterflügel ſind lebhaft blutroth und unterſcheiden ſich durch die etwas anders verlauſende, beſonders knieförmig gebogene Mittelbinde von einer zweiten, ſehr ähnlichen Art (C. elocata). Von Mitte Juli ab kann man dieſes ſtattliche Thier an Baumſtämmen, in Winkeln der Häuſer, unter Wetterdächern mit augezogenen Flügeln ruhen ſehen; dieſelben ſind zu groß, um im gewöhnlichen Sinne dachförmig den Leib zu bedecken. Naht man der betreffenden Stelle, huſch, ſo iſt es auf und davon, mit öfter hörbarem Flügelſchlage ſucht es ſich haſtig einen ſicherern Platz; denn es iſt ſehr ſchen wie alle ſeine Brüder. Mit einbrechender Dunkel- heit umflattert es von freien Stücken, einer kleinen Fledermaus gleichend, die Bäume und ſucht ſeine andere Hälfte, das bereits befruchtete Weibchen aber Rindenriſſe eines Pappel- oder Weiden- ſtammes, um hier einige Eier abzulegen, nie viele an einer Stelle. Hier verbringen dieſelben
[Abbildung]
Das rothe Ordensband (Calocala nupta) nebſt Raupe.
ohne weiteren Schutz, als ihnen die Borke bietet, den Winter und beleben ſich erſt im Früh- linge, wenn die jungen Blätter den Räupchen das nöthige Futter gewähren. Bis Mitte Juni ſind ſie erwachſen. Am Tage ruhen ſie lang ausgeſtreckt am Stamme, des Nachts begeben ſie ſich höher hinauf. Um ſie vor feindlichen Angriffen einigermaßen zu ſchützen, verlieh ihnen die Natur ungefähr dieſelbe Farbe, welche der Baumſtamm auch hat, überdies zeichnen ſie ſich durch Franſen aus, welche ſeitlich am Bauche ſtehen und dann beſonders als ein ſchmaler Rand erſcheinen, wenn der Bauch glatt auf ſeine Unterlage angedrückt wird. Unter Rinde, Moos oder dürrem Laube zieht jede ſchließlich einige Fäden um ſich und wird zu einer ſchlanken, bläulich bereiften Puppe. Jn der angegebenen Weiſe treiben es alle Ordensbänder, nur an zum Theil anderen Futterpflanzen (Eichen, Pflaumen ꝛc.), die gelben erreichen nicht die Größe der anderen, ſondern haben durchſchnittlich nur zwei Zoll Flügelſpannung. Nordamerika ernährt gleichfalls viele Arten.
Weil es bei den Schmetterlingen, beſonders wenn man die ausländiſchen nicht gänzlich außer Acht laſſen will, überhaupt ſchwierig wird, die Familien mit wenigen Worten zu charakteriſiren,
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Die Schmetterlinge. Eulen. Spanner.
auf den gelben oder rothen in Betracht kommenden Flügeln außer der ſchwarzen Saumbinde noch
eine zweite, mehr oder weniger gezackt durch die Mitte verlaufende. Eine der gemeinſten Arten iſt
die hier abgebildete, welche vorzugsweiſe das rothe Ordensband (Bachweideneule, Frau,
C. nupta) heißt. Die Vorderflügel bieten in ihrem grauen Gewand wenig Abwechſelung, laſſen
jedoch die gewöhnlichen Eulenzeichnungen außer der Ring- und Zapfenmakel deutlich erkennen.
Die bogig weiß befranſten Hinterflügel ſind lebhaft blutroth und unterſcheiden ſich durch die
etwas anders verlauſende, beſonders knieförmig gebogene Mittelbinde von einer zweiten, ſehr
ähnlichen Art (C. elocata). Von Mitte Juli ab kann man dieſes ſtattliche Thier an Baumſtämmen,
in Winkeln der Häuſer, unter Wetterdächern mit augezogenen Flügeln ruhen ſehen; dieſelben ſind
zu groß, um im gewöhnlichen Sinne dachförmig den Leib zu bedecken. Naht man der
betreffenden Stelle, huſch, ſo iſt es auf und davon, mit öfter hörbarem Flügelſchlage ſucht es ſich
haſtig einen ſicherern Platz; denn es iſt ſehr ſchen wie alle ſeine Brüder. Mit einbrechender Dunkel-
heit umflattert es von freien Stücken, einer kleinen Fledermaus gleichend, die Bäume und ſucht
ſeine andere Hälfte, das bereits befruchtete Weibchen aber Rindenriſſe eines Pappel- oder Weiden-
ſtammes, um hier einige Eier abzulegen, nie viele an einer Stelle. Hier verbringen dieſelben
[Abbildung Das rothe Ordensband (Calocala nupta) nebſt Raupe.]
ohne weiteren Schutz, als ihnen die Borke bietet, den Winter und beleben ſich erſt im Früh-
linge, wenn die jungen Blätter den Räupchen das nöthige Futter gewähren. Bis Mitte Juni
ſind ſie erwachſen. Am Tage ruhen ſie lang ausgeſtreckt am Stamme, des Nachts begeben ſie
ſich höher hinauf. Um ſie vor feindlichen Angriffen einigermaßen zu ſchützen, verlieh ihnen die
Natur ungefähr dieſelbe Farbe, welche der Baumſtamm auch hat, überdies zeichnen ſie ſich durch
Franſen aus, welche ſeitlich am Bauche ſtehen und dann beſonders als ein ſchmaler Rand erſcheinen,
wenn der Bauch glatt auf ſeine Unterlage angedrückt wird. Unter Rinde, Moos oder dürrem
Laube zieht jede ſchließlich einige Fäden um ſich und wird zu einer ſchlanken, bläulich bereiften
Puppe. Jn der angegebenen Weiſe treiben es alle Ordensbänder, nur an zum Theil anderen
Futterpflanzen (Eichen, Pflaumen ꝛc.), die gelben erreichen nicht die Größe der anderen, ſondern
haben durchſchnittlich nur zwei Zoll Flügelſpannung. Nordamerika ernährt gleichfalls viele Arten.
Weil es bei den Schmetterlingen, beſonders wenn man die ausländiſchen nicht gänzlich außer
Acht laſſen will, überhaupt ſchwierig wird, die Familien mit wenigen Worten zu charakteriſiren,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/380>, abgerufen am 26.06.2024.
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