Eumenesarten, haben vom zweiten Gliede ab einen mehr ovalen oder fast kugeligen Hinterleib, während er sich dort in der Regel spindelförmig nach hinten stark zuspitzt. Der Körperfärbung scheint hier eine andere Jdee zu Grunde zu liegen, und so lassen sich allerlei Unterscheidungsmerk- male zwischen beiden auffinden.
Ein zweites, über alle Welttheile verbreitetes Geschlecht geselliger Wespen heißt Polistes. Der Hinterleib ist hier im Umrisse lanzettförmig, das erste Segment verengt sich zwar allmälig nach vorn, verlängert sich aber nicht stielartig, und indem der Hinterrücken schräg abfällt, entsteht zwischen ihm und dem Hinterleibe eine bedeutende Kluft. Das Kopfschild ist vorn winkelig vor- gezogen, am obern Rande fast gerade abgestutzt und die Fühlerwurzeln nicht eben sehr genähert. Die in Länge und Breite nahezu gleichen Kinnbacken werden an der Kaufläche von vier Zähnen bewehrt, deren drei hinterste gleich sind und gleiche Abstände von einander haben, während der Spitzenzahn, welcher dem Nachbar sehr nahe steht, durch Kürze und Stumpfheit die anderen über- trifft. Die männlichen Fühler endlich biegen ihre Spitzen hakenförmig nach außen. Die Nester gehören zu den einfachsten und bestehen aus einer, selten zwei Waben, welche unbedeckt bleiben. Die französische Papierwespe (P. gallica) ist eine von den drei europäischen Arten, welche auch in Deutschland nicht selten vorkommt. Jm ersten Frühjahre erscheint das überwinterte Weibchen und baut an einer geeigneten Stelle eines Busches, beispielsweise eines Rosenstocks, an einem Zweige, unter einem Mauervorsprunge, wie unsere Abbildung S. 200 neben der Mauerwespe angibt, an kurzen Säulchen einige wenige Zellen, welche mit der Zeit eine hüllenlose Rosette bilden. Der Sommer muß sehr günstig sein, wenn die kleine Gesellschaft sich derartig vermehrt, daß eine zweite Bruttafel nöthig werde, welche im Mittelpunkte der ersten durch ein Säulchen angeheftet wird. Die Thiere behalten bei der reichen gelben Ausschmückung wenig von der schwarzen Grundfarbe übrig, so an den Fühlern nur den Rücken des Schaftes und höchstens der Geisel- wurzel. Die sämmtlichen Hinterränder der Segmente zieren gelbe Binden, welche nach vorn wie ausgefressen sind und sich von der zweiten ab seitlich erweitern. Dieselben Binden finden wir am Bauche wieder, nur fehlt ihnen hier die mittlere Auskehlung. Die gelben Zeichnungen am Thorax bleiben sich nicht immer gleich, für gewöhnlich treffen sie den schmalen Halskragen, zwei Schrägstriche von ihm nach den Flügelschüppchen, diese selbst, zwei Punkte an den Seiten des Schildchens wie des Hinterschildchens, und zwei Längsstriche am abschüssigen Theile des Hinterrückens. Am Kopfe pflegt das Schild durchaus gelb gefärbt zu sein. -- Schenk erzog aus einem Neste einen Jmmenkäfer (Trichodes alvearius) und bemerkte gleichzeitig den Xenos Rossii als Schmarotzer am vollkommenen Jnsekt.
Die Gattung Vespa begreift Arten von so übereinstimmenden Formen und Farbenzeichnungen, daß es bisweilen schwer wird, sie mit Sicherheit von einander zu unterscheiden, zumal bei manchen die Männchen von ihren Weibchen in letzterer Hinsicht abweichen, und dadurch die Schwierigkeiten in Feststellung einer Art noch erhöht werden. Die meisten der europäischen Species sind schwarz und gelb und weichen durchaus nicht in der Farbenvertheilung von einander ab. Gewöhnlich haben die Hinterränder der Segmente gelbe Ränder, welche sich in der Mitte nach vorn auskehlen und bei dem Weibchen mit zwei schwarzen Punkten markirt sind; bei den Arbeitern entwickeln sich diese Binden etwas schwächer und nehmen mehr die Gestalt von Zacken an, da die schwarzen Punkte nicht immer ringsum gelb eingefaßt sind. Die Gestalt des Hinterleibes ist bei Vespa spindelförmig, er stutzt sich an der Basis senkrecht ab und hängt dem gleichfalls steil abfallenden Hinterrücken an, daher der Zwischenraum zwischen beiden eng und tief. Das Kopfschild randet sich oben und unten flach bogenförmig aus und nähert sich dort den Fühlerwurzeln sehr. Die Kinnbacken sind vorn merklich breiter als hinten und schräg abgestutzt, mit Zähnen an der untern Hälfte ihrer Kaufläche, die an Größe von vorn nach hinten zunehmen. Die Fühler des Männchens, in der Geisel merklich länger, krümmen sich nicht an deren Spitze nach außen um. Die Thiere
Die Hautflügler. Faltenwespen. Geſellige Wespen.
Eumenesarten, haben vom zweiten Gliede ab einen mehr ovalen oder faſt kugeligen Hinterleib, während er ſich dort in der Regel ſpindelförmig nach hinten ſtark zuſpitzt. Der Körperfärbung ſcheint hier eine andere Jdee zu Grunde zu liegen, und ſo laſſen ſich allerlei Unterſcheidungsmerk- male zwiſchen beiden auffinden.
Ein zweites, über alle Welttheile verbreitetes Geſchlecht geſelliger Wespen heißt Polistes. Der Hinterleib iſt hier im Umriſſe lanzettförmig, das erſte Segment verengt ſich zwar allmälig nach vorn, verlängert ſich aber nicht ſtielartig, und indem der Hinterrücken ſchräg abfällt, entſteht zwiſchen ihm und dem Hinterleibe eine bedeutende Kluft. Das Kopfſchild iſt vorn winkelig vor- gezogen, am obern Rande faſt gerade abgeſtutzt und die Fühlerwurzeln nicht eben ſehr genähert. Die in Länge und Breite nahezu gleichen Kinnbacken werden an der Kaufläche von vier Zähnen bewehrt, deren drei hinterſte gleich ſind und gleiche Abſtände von einander haben, während der Spitzenzahn, welcher dem Nachbar ſehr nahe ſteht, durch Kürze und Stumpfheit die anderen über- trifft. Die männlichen Fühler endlich biegen ihre Spitzen hakenförmig nach außen. Die Neſter gehören zu den einfachſten und beſtehen aus einer, ſelten zwei Waben, welche unbedeckt bleiben. Die franzöſiſche Papierwespe (P. gallica) iſt eine von den drei europäiſchen Arten, welche auch in Deutſchland nicht ſelten vorkommt. Jm erſten Frühjahre erſcheint das überwinterte Weibchen und baut an einer geeigneten Stelle eines Buſches, beiſpielsweiſe eines Roſenſtocks, an einem Zweige, unter einem Mauervorſprunge, wie unſere Abbildung S. 200 neben der Mauerwespe angibt, an kurzen Säulchen einige wenige Zellen, welche mit der Zeit eine hüllenloſe Roſette bilden. Der Sommer muß ſehr günſtig ſein, wenn die kleine Geſellſchaft ſich derartig vermehrt, daß eine zweite Bruttafel nöthig werde, welche im Mittelpunkte der erſten durch ein Säulchen angeheftet wird. Die Thiere behalten bei der reichen gelben Ausſchmückung wenig von der ſchwarzen Grundfarbe übrig, ſo an den Fühlern nur den Rücken des Schaftes und höchſtens der Geiſel- wurzel. Die ſämmtlichen Hinterränder der Segmente zieren gelbe Binden, welche nach vorn wie ausgefreſſen ſind und ſich von der zweiten ab ſeitlich erweitern. Dieſelben Binden finden wir am Bauche wieder, nur fehlt ihnen hier die mittlere Auskehlung. Die gelben Zeichnungen am Thorax bleiben ſich nicht immer gleich, für gewöhnlich treffen ſie den ſchmalen Halskragen, zwei Schrägſtriche von ihm nach den Flügelſchüppchen, dieſe ſelbſt, zwei Punkte an den Seiten des Schildchens wie des Hinterſchildchens, und zwei Längsſtriche am abſchüſſigen Theile des Hinterrückens. Am Kopfe pflegt das Schild durchaus gelb gefärbt zu ſein. — Schenk erzog aus einem Neſte einen Jmmenkäfer (Trichodes alvearius) und bemerkte gleichzeitig den Xenos Rossii als Schmarotzer am vollkommenen Jnſekt.
Die Gattung Vespa begreift Arten von ſo übereinſtimmenden Formen und Farbenzeichnungen, daß es bisweilen ſchwer wird, ſie mit Sicherheit von einander zu unterſcheiden, zumal bei manchen die Männchen von ihren Weibchen in letzterer Hinſicht abweichen, und dadurch die Schwierigkeiten in Feſtſtellung einer Art noch erhöht werden. Die meiſten der europäiſchen Species ſind ſchwarz und gelb und weichen durchaus nicht in der Farbenvertheilung von einander ab. Gewöhnlich haben die Hinterränder der Segmente gelbe Ränder, welche ſich in der Mitte nach vorn auskehlen und bei dem Weibchen mit zwei ſchwarzen Punkten markirt ſind; bei den Arbeitern entwickeln ſich dieſe Binden etwas ſchwächer und nehmen mehr die Geſtalt von Zacken an, da die ſchwarzen Punkte nicht immer ringsum gelb eingefaßt ſind. Die Geſtalt des Hinterleibes iſt bei Vespa ſpindelförmig, er ſtutzt ſich an der Baſis ſenkrecht ab und hängt dem gleichfalls ſteil abfallenden Hinterrücken an, daher der Zwiſchenraum zwiſchen beiden eng und tief. Das Kopfſchild randet ſich oben und unten flach bogenförmig aus und nähert ſich dort den Fühlerwurzeln ſehr. Die Kinnbacken ſind vorn merklich breiter als hinten und ſchräg abgeſtutzt, mit Zähnen an der untern Hälfte ihrer Kaufläche, die an Größe von vorn nach hinten zunehmen. Die Fühler des Männchens, in der Geiſel merklich länger, krümmen ſich nicht an deren Spitze nach außen um. Die Thiere
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Die Hautflügler. Faltenwespen. Geſellige Wespen.
Eumenesarten, haben vom zweiten Gliede ab einen mehr ovalen oder faſt kugeligen Hinterleib,
während er ſich dort in der Regel ſpindelförmig nach hinten ſtark zuſpitzt. Der Körperfärbung
ſcheint hier eine andere Jdee zu Grunde zu liegen, und ſo laſſen ſich allerlei Unterſcheidungsmerk-
male zwiſchen beiden auffinden.
Ein zweites, über alle Welttheile verbreitetes Geſchlecht geſelliger Wespen heißt Polistes.
Der Hinterleib iſt hier im Umriſſe lanzettförmig, das erſte Segment verengt ſich zwar allmälig
nach vorn, verlängert ſich aber nicht ſtielartig, und indem der Hinterrücken ſchräg abfällt, entſteht
zwiſchen ihm und dem Hinterleibe eine bedeutende Kluft. Das Kopfſchild iſt vorn winkelig vor-
gezogen, am obern Rande faſt gerade abgeſtutzt und die Fühlerwurzeln nicht eben ſehr genähert.
Die in Länge und Breite nahezu gleichen Kinnbacken werden an der Kaufläche von vier Zähnen
bewehrt, deren drei hinterſte gleich ſind und gleiche Abſtände von einander haben, während der
Spitzenzahn, welcher dem Nachbar ſehr nahe ſteht, durch Kürze und Stumpfheit die anderen über-
trifft. Die männlichen Fühler endlich biegen ihre Spitzen hakenförmig nach außen. Die Neſter
gehören zu den einfachſten und beſtehen aus einer, ſelten zwei Waben, welche unbedeckt bleiben.
Die franzöſiſche Papierwespe (P. gallica) iſt eine von den drei europäiſchen Arten, welche
auch in Deutſchland nicht ſelten vorkommt. Jm erſten Frühjahre erſcheint das überwinterte
Weibchen und baut an einer geeigneten Stelle eines Buſches, beiſpielsweiſe eines Roſenſtocks,
an einem Zweige, unter einem Mauervorſprunge, wie unſere Abbildung S. 200 neben der Mauerwespe
angibt, an kurzen Säulchen einige wenige Zellen, welche mit der Zeit eine hüllenloſe Roſette
bilden. Der Sommer muß ſehr günſtig ſein, wenn die kleine Geſellſchaft ſich derartig vermehrt,
daß eine zweite Bruttafel nöthig werde, welche im Mittelpunkte der erſten durch ein Säulchen
angeheftet wird. Die Thiere behalten bei der reichen gelben Ausſchmückung wenig von der ſchwarzen
Grundfarbe übrig, ſo an den Fühlern nur den Rücken des Schaftes und höchſtens der Geiſel-
wurzel. Die ſämmtlichen Hinterränder der Segmente zieren gelbe Binden, welche nach vorn
wie ausgefreſſen ſind und ſich von der zweiten ab ſeitlich erweitern. Dieſelben Binden finden
wir am Bauche wieder, nur fehlt ihnen hier die mittlere Auskehlung. Die gelben Zeichnungen
am Thorax bleiben ſich nicht immer gleich, für gewöhnlich treffen ſie den ſchmalen Halskragen,
zwei Schrägſtriche von ihm nach den Flügelſchüppchen, dieſe ſelbſt, zwei Punkte an den Seiten
des Schildchens wie des Hinterſchildchens, und zwei Längsſtriche am abſchüſſigen Theile des
Hinterrückens. Am Kopfe pflegt das Schild durchaus gelb gefärbt zu ſein. — Schenk erzog aus
einem Neſte einen Jmmenkäfer (Trichodes alvearius) und bemerkte gleichzeitig den Xenos Rossii
als Schmarotzer am vollkommenen Jnſekt.
Die Gattung Vespa begreift Arten von ſo übereinſtimmenden Formen und Farbenzeichnungen,
daß es bisweilen ſchwer wird, ſie mit Sicherheit von einander zu unterſcheiden, zumal bei manchen
die Männchen von ihren Weibchen in letzterer Hinſicht abweichen, und dadurch die Schwierigkeiten
in Feſtſtellung einer Art noch erhöht werden. Die meiſten der europäiſchen Species ſind ſchwarz
und gelb und weichen durchaus nicht in der Farbenvertheilung von einander ab. Gewöhnlich
haben die Hinterränder der Segmente gelbe Ränder, welche ſich in der Mitte nach vorn auskehlen
und bei dem Weibchen mit zwei ſchwarzen Punkten markirt ſind; bei den Arbeitern entwickeln ſich
dieſe Binden etwas ſchwächer und nehmen mehr die Geſtalt von Zacken an, da die ſchwarzen
Punkte nicht immer ringsum gelb eingefaßt ſind. Die Geſtalt des Hinterleibes iſt bei Vespa
ſpindelförmig, er ſtutzt ſich an der Baſis ſenkrecht ab und hängt dem gleichfalls ſteil abfallenden
Hinterrücken an, daher der Zwiſchenraum zwiſchen beiden eng und tief. Das Kopfſchild randet
ſich oben und unten flach bogenförmig aus und nähert ſich dort den Fühlerwurzeln ſehr. Die
Kinnbacken ſind vorn merklich breiter als hinten und ſchräg abgeſtutzt, mit Zähnen an der untern
Hälfte ihrer Kaufläche, die an Größe von vorn nach hinten zunehmen. Die Fühler des Männchens,
in der Geiſel merklich länger, krümmen ſich nicht an deren Spitze nach außen um. Die Thiere
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/224>, abgerufen am 25.11.2024.
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