umfangreichsten, welche bisher aufgefunden wurden. Bei allen diesen Nestern und anderen nach ihrem Style gebaueten, den deckelwabigen, wie wir sie nannten, hängt die Hülle auf das Engste mit den Zellen zusammen, und jeder Hohlraum zwischen beiden fehlt. Keine einzige europäische Falten- wespe fertigt solche Nester an, wohl aber zahlreiche Arten, welche im südlichen Amerika heimaten.
Die Wespen der alten Welt, sowie viele amerikanische, welche ihre "säulenwabigen" Nester mit Hüllen umgeben, folgen einem andern Plane. Dieselben umschließen ringsum in einigem Abstande die Waben, welche durch Säulchen aneinander befestigt sind und wie Etagen auf einander folgen. Die Fahrlöcher werden hier überflüssig, weil die Waben ringsum zugänglich sind. Bei allen diesen Nestern herrscht die Ei- oder Kugelform vor, in ihren inneren Einrichtungen können jedoch zwei wesentliche Verschiedenheiten vorkommen, welche unsere beiden letzten Abbildungen veranschaulichen. Der südamerikanische Chatergus apicalis, ein durchaus schwarzes Wespchen, legt mehrere gestielte Waben unter einander an einem Zweige an und umgibt sie mit einer aschgrauen, papierähnlichen Hülle in einer Weise, wie der Längsschnitt andeutet. Wieder anders sehen die Nester anderer Arten aus, welche nach gleichem Plane bauen. Während hier die Säulchen, welche die Waben tragen, einzeln am fremden Gegenstande angeheftet wurden, verbinden sie in den meisten Fällen die Waben unter sich, wie beispielsweise die Polybia ampullaria, deren Nest wir an der Unterseite eines Blattes in unserer letzten Figur erblicken; zur Erläuterung sei nur noch hinzugefügt, daß die zweite Wabe durch einen Seitenpfeiler mit der Hülle zusammenhängt. Mit diesem Neste stimmen im Wesentlichen die Nester unserer Wespen überein, von denen sich die einen an den Zweigen von Buschwerk oder Bäumen, andere in Erdlöchern, wieder andere in hohlen Baumstämmen, unter vorspringenden Wetterdächern oder ähnlichen Stellen finden, welche vor dem Einflusse des Regens geschützt sind. Je nach der Baustelle ändert die Wespe dann nicht selten den Plan. So bedürfen die Hornissennester, welche in einen hohlen Baumstamm eingekeilt erscheinen, der Hülle nicht, diese fehlt dagegen nie, wenn die Gesellschaft das Nest frei aufhing. -- Abweichend von den eben besprochenen Hauptsormen bauen die zahlreichen kleinen Arten der im tropischen Amerika sich weit verbreitenden Gattung Nectarinia. Die papierartige Hülle ist im Allgemeinen kugelig, besteht nur aus einem Blatte und nicht aus Schichten blattartiger Stückchen, wie die meisten anderen, außerdem umschließt sie keine Etagen im Jnnern; vielmehr bilden die Zellen concentrische, in einander geschachtelte Kugeln von größerer oder geringerer Regelmäßigkeit und sehr zerbrechlichem Baustoffe. Die Waben sind durch Bänder an die Hülle und durch spiralig gewundene Papierstreifen mit einander befestigt. An diesen letzteren Verbindungsstellen behalten sie Oeffnungen, so daß die Streifen gewissermaßen die Treppen darstellen, welche zu den Waben führen. Jndem sie aber wieder als Böden der Zellen dienen, erfüllen sie einen dreifachen Zweck. Das Jnnere ist von zahlreichen Aesten durchzogen, welche dem losen Baue mehr Halt verleihen. Derartige Nester erlangen manchmal zwei Fuß im Durchmesser und sind außerordentlich reich an Zellen. Diese Andeutungen müssen genügen, um einen Begriff von der großen Manchfaltigkeit zu geben, welche uns neben der Zierlichkeit in der Ausführung das höchste Staunen abnöthigt. Alle diese Bauten sind nur auf einen Sommer berechnet. Jm Frühlinge wurden sie von einem befruchteten Weibchen, welches den Winter über versteckt war, begonnen, mit der Zeit durch die zahlreichen Arbeiter vergrößert, genau in dem Plane, welchen die Stammmutter angab, und wenn die böse Zeit herannaht, sind sie verödet und verlassen, gerade so, wie bei den Hummeln.
Die mehrfach erwähnte, hauptsächlich in Südamerika zahlreich vertretene, überhaupt nur tropische Gattung Polybia erinnert in der äußern Erscheinung lebhaft an Eumenes. Der Hinter- leib ist hier ebenfalls durch einen hinten stark angeschwollenen Stiel vom Bruststücke abgerückt. Gedenkt man aber der bereits angeführten Sippenunterschiede, daß hier die Mittelschienen immer zwei Enddornen, die Füße einfache Klauen tragen, daß die Augen nicht bis zur Wurzel der Kinnbacken herabreichen, so wird man nicht in Zweifel sein, ob man eine gesellige oder eine einsam lebende Wespe vor sich habe. Ueberdies erreichen die Polybien nicht die Größe vieler
Wespenneſter verſchiedener Art.
umfangreichſten, welche bisher aufgefunden wurden. Bei allen dieſen Neſtern und anderen nach ihrem Style gebaueten, den deckelwabigen, wie wir ſie nannten, hängt die Hülle auf das Engſte mit den Zellen zuſammen, und jeder Hohlraum zwiſchen beiden fehlt. Keine einzige europäiſche Falten- wespe fertigt ſolche Neſter an, wohl aber zahlreiche Arten, welche im ſüdlichen Amerika heimaten.
Die Wespen der alten Welt, ſowie viele amerikaniſche, welche ihre „ſäulenwabigen“ Neſter mit Hüllen umgeben, folgen einem andern Plane. Dieſelben umſchließen ringsum in einigem Abſtande die Waben, welche durch Säulchen aneinander befeſtigt ſind und wie Etagen auf einander folgen. Die Fahrlöcher werden hier überflüſſig, weil die Waben ringsum zugänglich ſind. Bei allen dieſen Neſtern herrſcht die Ei- oder Kugelform vor, in ihren inneren Einrichtungen können jedoch zwei weſentliche Verſchiedenheiten vorkommen, welche unſere beiden letzten Abbildungen veranſchaulichen. Der ſüdamerikaniſche Chatergus apicalis, ein durchaus ſchwarzes Wespchen, legt mehrere geſtielte Waben unter einander an einem Zweige an und umgibt ſie mit einer aſchgrauen, papierähnlichen Hülle in einer Weiſe, wie der Längsſchnitt andeutet. Wieder anders ſehen die Neſter anderer Arten aus, welche nach gleichem Plane bauen. Während hier die Säulchen, welche die Waben tragen, einzeln am fremden Gegenſtande angeheftet wurden, verbinden ſie in den meiſten Fällen die Waben unter ſich, wie beiſpielsweiſe die Polybia ampullaria, deren Neſt wir an der Unterſeite eines Blattes in unſerer letzten Figur erblicken; zur Erläuterung ſei nur noch hinzugefügt, daß die zweite Wabe durch einen Seitenpfeiler mit der Hülle zuſammenhängt. Mit dieſem Neſte ſtimmen im Weſentlichen die Neſter unſerer Wespen überein, von denen ſich die einen an den Zweigen von Buſchwerk oder Bäumen, andere in Erdlöchern, wieder andere in hohlen Baumſtämmen, unter vorſpringenden Wetterdächern oder ähnlichen Stellen finden, welche vor dem Einfluſſe des Regens geſchützt ſind. Je nach der Bauſtelle ändert die Wespe dann nicht ſelten den Plan. So bedürfen die Horniſſenneſter, welche in einen hohlen Baumſtamm eingekeilt erſcheinen, der Hülle nicht, dieſe fehlt dagegen nie, wenn die Geſellſchaft das Neſt frei aufhing. — Abweichend von den eben beſprochenen Hauptſormen bauen die zahlreichen kleinen Arten der im tropiſchen Amerika ſich weit verbreitenden Gattung Nectarinia. Die papierartige Hülle iſt im Allgemeinen kugelig, beſteht nur aus einem Blatte und nicht aus Schichten blattartiger Stückchen, wie die meiſten anderen, außerdem umſchließt ſie keine Etagen im Jnnern; vielmehr bilden die Zellen concentriſche, in einander geſchachtelte Kugeln von größerer oder geringerer Regelmäßigkeit und ſehr zerbrechlichem Bauſtoffe. Die Waben ſind durch Bänder an die Hülle und durch ſpiralig gewundene Papierſtreifen mit einander befeſtigt. An dieſen letzteren Verbindungsſtellen behalten ſie Oeffnungen, ſo daß die Streifen gewiſſermaßen die Treppen darſtellen, welche zu den Waben führen. Jndem ſie aber wieder als Böden der Zellen dienen, erfüllen ſie einen dreifachen Zweck. Das Jnnere iſt von zahlreichen Aeſten durchzogen, welche dem loſen Baue mehr Halt verleihen. Derartige Neſter erlangen manchmal zwei Fuß im Durchmeſſer und ſind außerordentlich reich an Zellen. Dieſe Andeutungen müſſen genügen, um einen Begriff von der großen Manchfaltigkeit zu geben, welche uns neben der Zierlichkeit in der Ausführung das höchſte Staunen abnöthigt. Alle dieſe Bauten ſind nur auf einen Sommer berechnet. Jm Frühlinge wurden ſie von einem befruchteten Weibchen, welches den Winter über verſteckt war, begonnen, mit der Zeit durch die zahlreichen Arbeiter vergrößert, genau in dem Plane, welchen die Stammmutter angab, und wenn die böſe Zeit herannaht, ſind ſie verödet und verlaſſen, gerade ſo, wie bei den Hummeln.
Die mehrfach erwähnte, hauptſächlich in Südamerika zahlreich vertretene, überhaupt nur tropiſche Gattung Polybia erinnert in der äußern Erſcheinung lebhaft an Eumenes. Der Hinter- leib iſt hier ebenfalls durch einen hinten ſtark angeſchwollenen Stiel vom Bruſtſtücke abgerückt. Gedenkt man aber der bereits angeführten Sippenunterſchiede, daß hier die Mittelſchienen immer zwei Enddornen, die Füße einfache Klauen tragen, daß die Augen nicht bis zur Wurzel der Kinnbacken herabreichen, ſo wird man nicht in Zweifel ſein, ob man eine geſellige oder eine einſam lebende Wespe vor ſich habe. Ueberdies erreichen die Polybien nicht die Größe vieler
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[203/0223]
Wespenneſter verſchiedener Art.
umfangreichſten, welche bisher aufgefunden wurden. Bei allen dieſen Neſtern und anderen nach
ihrem Style gebaueten, den deckelwabigen, wie wir ſie nannten, hängt die Hülle auf das Engſte mit
den Zellen zuſammen, und jeder Hohlraum zwiſchen beiden fehlt. Keine einzige europäiſche Falten-
wespe fertigt ſolche Neſter an, wohl aber zahlreiche Arten, welche im ſüdlichen Amerika heimaten.
Die Wespen der alten Welt, ſowie viele amerikaniſche, welche ihre „ſäulenwabigen“ Neſter
mit Hüllen umgeben, folgen einem andern Plane. Dieſelben umſchließen ringsum in einigem
Abſtande die Waben, welche durch Säulchen aneinander befeſtigt ſind und wie Etagen auf einander
folgen. Die Fahrlöcher werden hier überflüſſig, weil die Waben ringsum zugänglich ſind. Bei
allen dieſen Neſtern herrſcht die Ei- oder Kugelform vor, in ihren inneren Einrichtungen können
jedoch zwei weſentliche Verſchiedenheiten vorkommen, welche unſere beiden letzten Abbildungen
veranſchaulichen. Der ſüdamerikaniſche Chatergus apicalis, ein durchaus ſchwarzes Wespchen, legt
mehrere geſtielte Waben unter einander an einem Zweige an und umgibt ſie mit einer aſchgrauen,
papierähnlichen Hülle in einer Weiſe, wie der Längsſchnitt andeutet. Wieder anders ſehen die
Neſter anderer Arten aus, welche nach gleichem Plane bauen. Während hier die Säulchen, welche
die Waben tragen, einzeln am fremden Gegenſtande angeheftet wurden, verbinden ſie in den
meiſten Fällen die Waben unter ſich, wie beiſpielsweiſe die Polybia ampullaria, deren Neſt wir
an der Unterſeite eines Blattes in unſerer letzten Figur erblicken; zur Erläuterung ſei nur noch
hinzugefügt, daß die zweite Wabe durch einen Seitenpfeiler mit der Hülle zuſammenhängt. Mit
dieſem Neſte ſtimmen im Weſentlichen die Neſter unſerer Wespen überein, von denen ſich die einen
an den Zweigen von Buſchwerk oder Bäumen, andere in Erdlöchern, wieder andere in hohlen
Baumſtämmen, unter vorſpringenden Wetterdächern oder ähnlichen Stellen finden, welche vor dem
Einfluſſe des Regens geſchützt ſind. Je nach der Bauſtelle ändert die Wespe dann nicht ſelten
den Plan. So bedürfen die Horniſſenneſter, welche in einen hohlen Baumſtamm eingekeilt
erſcheinen, der Hülle nicht, dieſe fehlt dagegen nie, wenn die Geſellſchaft das Neſt frei aufhing. —
Abweichend von den eben beſprochenen Hauptſormen bauen die zahlreichen kleinen Arten der im
tropiſchen Amerika ſich weit verbreitenden Gattung Nectarinia. Die papierartige Hülle iſt im
Allgemeinen kugelig, beſteht nur aus einem Blatte und nicht aus Schichten blattartiger Stückchen,
wie die meiſten anderen, außerdem umſchließt ſie keine Etagen im Jnnern; vielmehr bilden die
Zellen concentriſche, in einander geſchachtelte Kugeln von größerer oder geringerer Regelmäßigkeit
und ſehr zerbrechlichem Bauſtoffe. Die Waben ſind durch Bänder an die Hülle und durch ſpiralig
gewundene Papierſtreifen mit einander befeſtigt. An dieſen letzteren Verbindungsſtellen behalten
ſie Oeffnungen, ſo daß die Streifen gewiſſermaßen die Treppen darſtellen, welche zu den Waben
führen. Jndem ſie aber wieder als Böden der Zellen dienen, erfüllen ſie einen dreifachen Zweck.
Das Jnnere iſt von zahlreichen Aeſten durchzogen, welche dem loſen Baue mehr Halt verleihen.
Derartige Neſter erlangen manchmal zwei Fuß im Durchmeſſer und ſind außerordentlich reich an
Zellen. Dieſe Andeutungen müſſen genügen, um einen Begriff von der großen Manchfaltigkeit
zu geben, welche uns neben der Zierlichkeit in der Ausführung das höchſte Staunen abnöthigt.
Alle dieſe Bauten ſind nur auf einen Sommer berechnet. Jm Frühlinge wurden ſie von einem
befruchteten Weibchen, welches den Winter über verſteckt war, begonnen, mit der Zeit durch die
zahlreichen Arbeiter vergrößert, genau in dem Plane, welchen die Stammmutter angab, und wenn
die böſe Zeit herannaht, ſind ſie verödet und verlaſſen, gerade ſo, wie bei den Hummeln.
Die mehrfach erwähnte, hauptſächlich in Südamerika zahlreich vertretene, überhaupt nur
tropiſche Gattung Polybia erinnert in der äußern Erſcheinung lebhaft an Eumenes. Der Hinter-
leib iſt hier ebenfalls durch einen hinten ſtark angeſchwollenen Stiel vom Bruſtſtücke abgerückt.
Gedenkt man aber der bereits angeführten Sippenunterſchiede, daß hier die Mittelſchienen
immer zwei Enddornen, die Füße einfache Klauen tragen, daß die Augen nicht bis zur Wurzel
der Kinnbacken herabreichen, ſo wird man nicht in Zweifel ſein, ob man eine geſellige oder eine
einſam lebende Wespe vor ſich habe. Ueberdies erreichen die Polybien nicht die Größe vieler
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/223>, abgerufen am 25.11.2024.
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