Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Schellfisch. Zwergdorsch.
verdient noch ein Weichfisch erwähnt zu werden: der Zwergdorsch (Morrhua minuta), obgleich
seine wirthschaftliche Bedeutung nicht eben erheblich genannt werden kann. An Länge erreicht dieser
kleinste aller bekannten Weichfische 6 bis 7 Zoll, selten mehr, bei einem Gewicht von einem halben
Pfund und darüber. Die Färbung des Rückens ist ein ansprechendes Gelblichbraun, die Seiten
sind auf silberfarbigem Grunde schwarz getüpfelt, die Untertheile schmuzigweiß, die Brust-, Rücken-
und Schwanzflossen gelbbraun, dunkler gesäumt, die Bauch- und Afterflossen schmuziggelbweiß. Jn
der ersten Rückenflosse befinden sich 12, in der zweiten 19, in der dritten 17, in der Brustflosse 14,
in der Bauchflosse 6, in der ersten Afterflosse 25, der zweiten 17, in der Schwanzflosse 18 Strahlen.
[Abbildung] Der Schellfisch (Morrhua aeglefinus). Nat. Größe bis 2 Fuß.
Als besondere Eigenthümlichkeit wird noch hervorgehoben, daß seine Bauchwand dunkelroth, fast
schwarz aussieht.

Ueber die Verbreitung und den Aufenthalt des Zwergdorsches ist man noch nicht ganz ins Klare
gekommen. Er findet sich ziemlich regelmäßig an den britischen, holländischen, schwedischen und
norwegischen Küsten, und zwar in der Ostsee ebensowohl als in der Nordsee, soll auch einmal an der
amerikanischen Küste beobachtet worden sein, tritt aber bald hier, bald dort häufig auf und fehlt
manchen Strecken gänzlich. Sehr gemein ist er im Mittelmeere, wird hier auch während des ganzen
Jahres gefangen, obgleich er sich am Liebsten in Tiefen von mindestens tausend Fuß aufhält.
Zuweilen erscheint er, während der Laichzeit an den Küsten in solcher Menge, daß die Fischer außer
ihm kaum einen andern Klassenverwandten in ihr Netz bekommen: "Jm Jahr gezehlt 1545 ist bey
Monpelier durch das Gestad desselbigen Meeres, so ein grosse Menge der Fischen gefangen worden,
daß man auff zween Monat allein der Fischen gefangen hat, also in solcher Zahl, daß man den

Schellfiſch. Zwergdorſch.
verdient noch ein Weichfiſch erwähnt zu werden: der Zwergdorſch (Morrhua minuta), obgleich
ſeine wirthſchaftliche Bedeutung nicht eben erheblich genannt werden kann. An Länge erreicht dieſer
kleinſte aller bekannten Weichfiſche 6 bis 7 Zoll, ſelten mehr, bei einem Gewicht von einem halben
Pfund und darüber. Die Färbung des Rückens iſt ein anſprechendes Gelblichbraun, die Seiten
ſind auf ſilberfarbigem Grunde ſchwarz getüpfelt, die Untertheile ſchmuzigweiß, die Bruſt-, Rücken-
und Schwanzfloſſen gelbbraun, dunkler geſäumt, die Bauch- und Afterfloſſen ſchmuziggelbweiß. Jn
der erſten Rückenfloſſe befinden ſich 12, in der zweiten 19, in der dritten 17, in der Bruſtfloſſe 14,
in der Bauchfloſſe 6, in der erſten Afterfloſſe 25, der zweiten 17, in der Schwanzfloſſe 18 Strahlen.
[Abbildung] Der Schellfiſch (Morrhua aeglefinus). Nat. Größe bis 2 Fuß.
Als beſondere Eigenthümlichkeit wird noch hervorgehoben, daß ſeine Bauchwand dunkelroth, faſt
ſchwarz ausſieht.

Ueber die Verbreitung und den Aufenthalt des Zwergdorſches iſt man noch nicht ganz ins Klare
gekommen. Er findet ſich ziemlich regelmäßig an den britiſchen, holländiſchen, ſchwediſchen und
norwegiſchen Küſten, und zwar in der Oſtſee ebenſowohl als in der Nordſee, ſoll auch einmal an der
amerikaniſchen Küſte beobachtet worden ſein, tritt aber bald hier, bald dort häufig auf und fehlt
manchen Strecken gänzlich. Sehr gemein iſt er im Mittelmeere, wird hier auch während des ganzen
Jahres gefangen, obgleich er ſich am Liebſten in Tiefen von mindeſtens tauſend Fuß aufhält.
Zuweilen erſcheint er, während der Laichzeit an den Küſten in ſolcher Menge, daß die Fiſcher außer
ihm kaum einen andern Klaſſenverwandten in ihr Netz bekommen: „Jm Jahr gezehlt 1545 iſt bey
Monpelier durch das Geſtad deſſelbigen Meeres, ſo ein groſſe Menge der Fiſchen gefangen worden,
daß man auff zween Monat allein der Fiſchen gefangen hat, alſo in ſolcher Zahl, daß man den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0635" n="599"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Schellfi&#x017F;ch. Zwergdor&#x017F;ch.</hi></fw><lb/>
verdient noch ein Weichfi&#x017F;ch erwähnt zu werden: der <hi rendition="#g">Zwergdor&#x017F;ch</hi> (<hi rendition="#aq">Morrhua minuta</hi>), obgleich<lb/>
&#x017F;eine wirth&#x017F;chaftliche Bedeutung nicht eben erheblich genannt werden kann. An Länge erreicht die&#x017F;er<lb/>
klein&#x017F;te aller bekannten Weichfi&#x017F;che 6 bis 7 Zoll, &#x017F;elten mehr, bei einem Gewicht von einem halben<lb/>
Pfund und darüber. Die Färbung des Rückens i&#x017F;t ein an&#x017F;prechendes Gelblichbraun, die Seiten<lb/>
&#x017F;ind auf &#x017F;ilberfarbigem Grunde &#x017F;chwarz getüpfelt, die Untertheile &#x017F;chmuzigweiß, die Bru&#x017F;t-, Rücken-<lb/>
und Schwanzflo&#x017F;&#x017F;en gelbbraun, dunkler ge&#x017F;äumt, die Bauch- und Afterflo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chmuziggelbweiß. Jn<lb/>
der er&#x017F;ten Rückenflo&#x017F;&#x017F;e befinden &#x017F;ich 12, in der zweiten 19, in der dritten 17, in der Bru&#x017F;tflo&#x017F;&#x017F;e 14,<lb/>
in der Bauchflo&#x017F;&#x017F;e 6, in der er&#x017F;ten Afterflo&#x017F;&#x017F;e 25, der zweiten 17, in der Schwanzflo&#x017F;&#x017F;e 18 Strahlen.<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Schellfi&#x017F;ch</hi> (<hi rendition="#aq">Morrhua aeglefinus</hi>). Nat. Größe bis 2 Fuß.</hi></head></figure><lb/>
Als be&#x017F;ondere Eigenthümlichkeit wird noch hervorgehoben, daß &#x017F;eine Bauchwand dunkelroth, fa&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chwarz aus&#x017F;ieht.</p><lb/>
            <p>Ueber die Verbreitung und den Aufenthalt des Zwergdor&#x017F;ches i&#x017F;t man noch nicht ganz ins Klare<lb/>
gekommen. Er findet &#x017F;ich ziemlich regelmäßig an den briti&#x017F;chen, holländi&#x017F;chen, &#x017F;chwedi&#x017F;chen und<lb/>
norwegi&#x017F;chen Kü&#x017F;ten, und zwar in der O&#x017F;t&#x017F;ee eben&#x017F;owohl als in der Nord&#x017F;ee, &#x017F;oll auch einmal an der<lb/>
amerikani&#x017F;chen Kü&#x017F;te beobachtet worden &#x017F;ein, tritt aber bald hier, bald dort häufig auf und fehlt<lb/>
manchen Strecken gänzlich. Sehr gemein i&#x017F;t er im Mittelmeere, wird hier auch während des ganzen<lb/>
Jahres gefangen, obgleich er &#x017F;ich am Lieb&#x017F;ten in Tiefen von minde&#x017F;tens tau&#x017F;end Fuß aufhält.<lb/>
Zuweilen er&#x017F;cheint er, während der Laichzeit an den Kü&#x017F;ten in &#x017F;olcher Menge, daß die Fi&#x017F;cher außer<lb/>
ihm kaum einen andern Kla&#x017F;&#x017F;enverwandten in ihr Netz bekommen: &#x201E;Jm Jahr gezehlt 1545 i&#x017F;t bey<lb/>
Monpelier durch das Ge&#x017F;tad de&#x017F;&#x017F;elbigen Meeres, &#x017F;o ein gro&#x017F;&#x017F;e Menge der Fi&#x017F;chen gefangen worden,<lb/>
daß man auff zween Monat allein der Fi&#x017F;chen gefangen hat, al&#x017F;o in &#x017F;olcher Zahl, daß man den<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[599/0635] Schellfiſch. Zwergdorſch. verdient noch ein Weichfiſch erwähnt zu werden: der Zwergdorſch (Morrhua minuta), obgleich ſeine wirthſchaftliche Bedeutung nicht eben erheblich genannt werden kann. An Länge erreicht dieſer kleinſte aller bekannten Weichfiſche 6 bis 7 Zoll, ſelten mehr, bei einem Gewicht von einem halben Pfund und darüber. Die Färbung des Rückens iſt ein anſprechendes Gelblichbraun, die Seiten ſind auf ſilberfarbigem Grunde ſchwarz getüpfelt, die Untertheile ſchmuzigweiß, die Bruſt-, Rücken- und Schwanzfloſſen gelbbraun, dunkler geſäumt, die Bauch- und Afterfloſſen ſchmuziggelbweiß. Jn der erſten Rückenfloſſe befinden ſich 12, in der zweiten 19, in der dritten 17, in der Bruſtfloſſe 14, in der Bauchfloſſe 6, in der erſten Afterfloſſe 25, der zweiten 17, in der Schwanzfloſſe 18 Strahlen. [Abbildung Der Schellfiſch (Morrhua aeglefinus). Nat. Größe bis 2 Fuß.] Als beſondere Eigenthümlichkeit wird noch hervorgehoben, daß ſeine Bauchwand dunkelroth, faſt ſchwarz ausſieht. Ueber die Verbreitung und den Aufenthalt des Zwergdorſches iſt man noch nicht ganz ins Klare gekommen. Er findet ſich ziemlich regelmäßig an den britiſchen, holländiſchen, ſchwediſchen und norwegiſchen Küſten, und zwar in der Oſtſee ebenſowohl als in der Nordſee, ſoll auch einmal an der amerikaniſchen Küſte beobachtet worden ſein, tritt aber bald hier, bald dort häufig auf und fehlt manchen Strecken gänzlich. Sehr gemein iſt er im Mittelmeere, wird hier auch während des ganzen Jahres gefangen, obgleich er ſich am Liebſten in Tiefen von mindeſtens tauſend Fuß aufhält. Zuweilen erſcheint er, während der Laichzeit an den Küſten in ſolcher Menge, daß die Fiſcher außer ihm kaum einen andern Klaſſenverwandten in ihr Netz bekommen: „Jm Jahr gezehlt 1545 iſt bey Monpelier durch das Geſtad deſſelbigen Meeres, ſo ein groſſe Menge der Fiſchen gefangen worden, daß man auff zween Monat allein der Fiſchen gefangen hat, alſo in ſolcher Zahl, daß man den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/635
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/635>, abgerufen am 01.07.2024.