Die Stachelflosser. Meergrundeln. Grundeln. Schlammgrundeln. Scheibenbäuche.
einander genäherte und vorstehende Augen, ausgefranste Schuppen und das Fehlen der Schwimm- blase sind anderweitige Kennzeichen.
Eine der verbreitetsten und bekanntesten Arten dieser zahlreichen Sippe ist die Schwarz- grundel (Gobius niger), ein Fisch von 5 bis 6 Zoll Länge, düsterer, auf der Bauchseite lichterer Färbung, gezeichnet mit Wolkenflecken, welche gewöhnlich dunkelbraun aussehen, zuweilen auch verblassen, auf Rücken- und Schwanzflosse schwärzlich gebändert, auf den ölfarbenen Brustflossen braun gestrichelt. Die erste Rückenflosse spannen 6, die zweite 17, die Brustflosse 17, die Bauch- flosse 12, die Afterflosse 12, die Schwanzflosse 15 Strahlen.
Jn namhafter Anzahl tritt die Schwarzgrundel im Mittelmeere und in der Nordsee auf, fehlt aber auch dem atlantischen Weltmeere, dem Kanal und der Ostsee nicht. Sie wohnt nur auf felsigem Grunde, scheint sich hier jedoch nicht festzusaugen, sondern legt sich auf den Boden. Jn der Nähe der Flußmündungen hält sie sich gern auf; das Süßwasser scheint sie nicht zu besuchen. Kleine Kruster, allerlei Gewürm und ähnliche Stoffe bilden ihre Nahrung. Nach Couch raubt sie von einem versteckten Platze aus und kehrt mit der gefangenen Beute regelmäßig dahin zurück, um hier sie zu verzehren. Jhre Laichzeit fällt in den Mai oder Juni; um diese Zeit verläßt sie die Felsen, welche sie bis dahin bewohnte, zieht nach den mit Seegras überwachsenen Stellen der Küste und gräbt sich hier, wie Olivi beobachtete, eine tiefe, geräumige Wohnung, deren Gewölbe von den Wurzeln gedachter Pflanzen gebildet wird, um in dieser die Eier abzusetzen. Wie bei den Stichlingen ist das Männchen der Baumeister, wie bei jenen überwacht es den Eingang seines Hauses und lauert auf die Weibchen, welche zum Laichen erscheinen. Jedes ankommende Weibchen wird herbei- gelockt, der Zugang in das Jnnere ihm gestattet und der von ihm gelegte Rogen unmittelbar nach dem Legen befruchtet. Hierauf bleibt das Männchen etwa zwei Monate lang treuer Hüter der anvertrauten Eier, vertheidigt sie muthig gegen jeden Feind, magert während dieser Zeit zusehends ab und scheint seiner gänzlichen Erschöpfung nah zu sein, wenn die heranwachsende Brut das elterliche Haus verläßt und den treuen Wächter aller Sorgen überhebt. Jst der Besuch der Weibchen zahl- reich, so wird die Wohnung vergrößert und oft mit mehreren Ausgängen versehen; fehlt es an Einkehr, so wird das Nest verlassen und an einer günstigeren Stelle ein neues angelegt.
Die Schwarzgrundel war in alten Zeiten ein Lieblingsgericht der Venetianer, bei den Bewohnern Roms aber verachtet, wohl des Schleimes halber, welcher den römischen Feinschmeckern wenig ein- ladend erscheinen mochte. Die heutigen Jtaliener schätzen besonders die große und wohlschmeckende Leber, stellen deshalb den Grundeln eifrig nach, da, wo es angeht, mit Netzen, außerdem mit der Angel, welche jedoch mit besonderem Geschick gehandhabt werden muß, wenn ein Erfolg erzielt werden soll. Jn geeignet eingerichteten Becken lassen sich Gefangene lange Zeit am Leben erhalten.
Die Flußgrundel (Gobius fluviatilis) erreicht höchstens 3 Zoll Länge und ist auf blaß- gelblichgrünem, längs des Oberrückens dunkelnden Grunde verschiedentlich gefleckt, die erste Rücken- flosse breit, die Afterflosse schmal und undeutlich gesäumt, die zweite Rückenflosse wie die Schwanzflosse mit zahlreichen schwarzen Punkten gezeichnet, die Haut der Kiemenstrahlen oft bräunlichschwarz. Sechs Strablen spannen die erste, 1 und 10 die zweite, 13 oder 14 die Brust-, 10 die Bauch-, 1 und 7 bis 8 die After-, 16 bis 18 die Schwanzflosse.
Jn den Seen, Flüssen und Kanälen Jtaliens ist die Flußgrundel, dort Bottola genannt, eine sehr gewöhnliche Erscheinung. Auch sie hält sich, solange sie nicht beunruhigt oder durch Beute hervorgelockt wird, zwischen Steinen auf, meist unter ihnen versteckt, und das Weibchen klebt hier seine Eier an. Letztere scheinen vom Männchen nicht bewacht zu werden, nehmen im Laufe der Entwicklung Spindelform an, treiben dann, in eine Schicht zusammengedrängt, in den Wogen umher und schlüpfen im Juni aus. Das Fleisch gilt für sehr wohlschmeckend und hat viele Liebhaber.
Die Stachelfloſſer. Meergrundeln. Grundeln. Schlammgrundeln. Scheibenbäuche.
einander genäherte und vorſtehende Augen, ausgefranſte Schuppen und das Fehlen der Schwimm- blaſe ſind anderweitige Kennzeichen.
Eine der verbreitetſten und bekannteſten Arten dieſer zahlreichen Sippe iſt die Schwarz- grundel (Gobius niger), ein Fiſch von 5 bis 6 Zoll Länge, düſterer, auf der Bauchſeite lichterer Färbung, gezeichnet mit Wolkenflecken, welche gewöhnlich dunkelbraun ausſehen, zuweilen auch verblaſſen, auf Rücken- und Schwanzfloſſe ſchwärzlich gebändert, auf den ölfarbenen Bruſtfloſſen braun geſtrichelt. Die erſte Rückenfloſſe ſpannen 6, die zweite 17, die Bruſtfloſſe 17, die Bauch- floſſe 12, die Afterfloſſe 12, die Schwanzfloſſe 15 Strahlen.
Jn namhafter Anzahl tritt die Schwarzgrundel im Mittelmeere und in der Nordſee auf, fehlt aber auch dem atlantiſchen Weltmeere, dem Kanal und der Oſtſee nicht. Sie wohnt nur auf felſigem Grunde, ſcheint ſich hier jedoch nicht feſtzuſaugen, ſondern legt ſich auf den Boden. Jn der Nähe der Flußmündungen hält ſie ſich gern auf; das Süßwaſſer ſcheint ſie nicht zu beſuchen. Kleine Kruſter, allerlei Gewürm und ähnliche Stoffe bilden ihre Nahrung. Nach Couch raubt ſie von einem verſteckten Platze aus und kehrt mit der gefangenen Beute regelmäßig dahin zurück, um hier ſie zu verzehren. Jhre Laichzeit fällt in den Mai oder Juni; um dieſe Zeit verläßt ſie die Felſen, welche ſie bis dahin bewohnte, zieht nach den mit Seegras überwachſenen Stellen der Küſte und gräbt ſich hier, wie Olivi beobachtete, eine tiefe, geräumige Wohnung, deren Gewölbe von den Wurzeln gedachter Pflanzen gebildet wird, um in dieſer die Eier abzuſetzen. Wie bei den Stichlingen iſt das Männchen der Baumeiſter, wie bei jenen überwacht es den Eingang ſeines Hauſes und lauert auf die Weibchen, welche zum Laichen erſcheinen. Jedes ankommende Weibchen wird herbei- gelockt, der Zugang in das Jnnere ihm geſtattet und der von ihm gelegte Rogen unmittelbar nach dem Legen befruchtet. Hierauf bleibt das Männchen etwa zwei Monate lang treuer Hüter der anvertrauten Eier, vertheidigt ſie muthig gegen jeden Feind, magert während dieſer Zeit zuſehends ab und ſcheint ſeiner gänzlichen Erſchöpfung nah zu ſein, wenn die heranwachſende Brut das elterliche Haus verläßt und den treuen Wächter aller Sorgen überhebt. Jſt der Beſuch der Weibchen zahl- reich, ſo wird die Wohnung vergrößert und oft mit mehreren Ausgängen verſehen; fehlt es an Einkehr, ſo wird das Neſt verlaſſen und an einer günſtigeren Stelle ein neues angelegt.
Die Schwarzgrundel war in alten Zeiten ein Lieblingsgericht der Venetianer, bei den Bewohnern Roms aber verachtet, wohl des Schleimes halber, welcher den römiſchen Feinſchmeckern wenig ein- ladend erſcheinen mochte. Die heutigen Jtaliener ſchätzen beſonders die große und wohlſchmeckende Leber, ſtellen deshalb den Grundeln eifrig nach, da, wo es angeht, mit Netzen, außerdem mit der Angel, welche jedoch mit beſonderem Geſchick gehandhabt werden muß, wenn ein Erfolg erzielt werden ſoll. Jn geeignet eingerichteten Becken laſſen ſich Gefangene lange Zeit am Leben erhalten.
Die Flußgrundel (Gobius fluviatilis) erreicht höchſtens 3 Zoll Länge und iſt auf blaß- gelblichgrünem, längs des Oberrückens dunkelnden Grunde verſchiedentlich gefleckt, die erſte Rücken- floſſe breit, die Afterfloſſe ſchmal und undeutlich geſäumt, die zweite Rückenfloſſe wie die Schwanzfloſſe mit zahlreichen ſchwarzen Punkten gezeichnet, die Haut der Kiemenſtrahlen oft bräunlichſchwarz. Sechs Strablen ſpannen die erſte, 1 und 10 die zweite, 13 oder 14 die Bruſt-, 10 die Bauch-, 1 und 7 bis 8 die After-, 16 bis 18 die Schwanzfloſſe.
Jn den Seen, Flüſſen und Kanälen Jtaliens iſt die Flußgrundel, dort Bottola genannt, eine ſehr gewöhnliche Erſcheinung. Auch ſie hält ſich, ſolange ſie nicht beunruhigt oder durch Beute hervorgelockt wird, zwiſchen Steinen auf, meiſt unter ihnen verſteckt, und das Weibchen klebt hier ſeine Eier an. Letztere ſcheinen vom Männchen nicht bewacht zu werden, nehmen im Laufe der Entwicklung Spindelform an, treiben dann, in eine Schicht zuſammengedrängt, in den Wogen umher und ſchlüpfen im Juni aus. Das Fleiſch gilt für ſehr wohlſchmeckend und hat viele Liebhaber.
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Die Stachelfloſſer. Meergrundeln. Grundeln. Schlammgrundeln. Scheibenbäuche.
einander genäherte und vorſtehende Augen, ausgefranſte Schuppen und das Fehlen der Schwimm-
blaſe ſind anderweitige Kennzeichen.
Eine der verbreitetſten und bekannteſten Arten dieſer zahlreichen Sippe iſt die Schwarz-
grundel (Gobius niger), ein Fiſch von 5 bis 6 Zoll Länge, düſterer, auf der Bauchſeite lichterer
Färbung, gezeichnet mit Wolkenflecken, welche gewöhnlich dunkelbraun ausſehen, zuweilen auch
verblaſſen, auf Rücken- und Schwanzfloſſe ſchwärzlich gebändert, auf den ölfarbenen Bruſtfloſſen
braun geſtrichelt. Die erſte Rückenfloſſe ſpannen 6, die zweite 17, die Bruſtfloſſe 17, die Bauch-
floſſe 12, die Afterfloſſe 12, die Schwanzfloſſe 15 Strahlen.
Jn namhafter Anzahl tritt die Schwarzgrundel im Mittelmeere und in der Nordſee auf, fehlt
aber auch dem atlantiſchen Weltmeere, dem Kanal und der Oſtſee nicht. Sie wohnt nur auf felſigem
Grunde, ſcheint ſich hier jedoch nicht feſtzuſaugen, ſondern legt ſich auf den Boden. Jn der Nähe
der Flußmündungen hält ſie ſich gern auf; das Süßwaſſer ſcheint ſie nicht zu beſuchen. Kleine
Kruſter, allerlei Gewürm und ähnliche Stoffe bilden ihre Nahrung. Nach Couch raubt ſie von
einem verſteckten Platze aus und kehrt mit der gefangenen Beute regelmäßig dahin zurück, um hier
ſie zu verzehren. Jhre Laichzeit fällt in den Mai oder Juni; um dieſe Zeit verläßt ſie die Felſen,
welche ſie bis dahin bewohnte, zieht nach den mit Seegras überwachſenen Stellen der Küſte und
gräbt ſich hier, wie Olivi beobachtete, eine tiefe, geräumige Wohnung, deren Gewölbe von den
Wurzeln gedachter Pflanzen gebildet wird, um in dieſer die Eier abzuſetzen. Wie bei den Stichlingen
iſt das Männchen der Baumeiſter, wie bei jenen überwacht es den Eingang ſeines Hauſes und
lauert auf die Weibchen, welche zum Laichen erſcheinen. Jedes ankommende Weibchen wird herbei-
gelockt, der Zugang in das Jnnere ihm geſtattet und der von ihm gelegte Rogen unmittelbar nach
dem Legen befruchtet. Hierauf bleibt das Männchen etwa zwei Monate lang treuer Hüter der
anvertrauten Eier, vertheidigt ſie muthig gegen jeden Feind, magert während dieſer Zeit zuſehends ab
und ſcheint ſeiner gänzlichen Erſchöpfung nah zu ſein, wenn die heranwachſende Brut das elterliche
Haus verläßt und den treuen Wächter aller Sorgen überhebt. Jſt der Beſuch der Weibchen zahl-
reich, ſo wird die Wohnung vergrößert und oft mit mehreren Ausgängen verſehen; fehlt es an
Einkehr, ſo wird das Neſt verlaſſen und an einer günſtigeren Stelle ein neues angelegt.
Die Schwarzgrundel war in alten Zeiten ein Lieblingsgericht der Venetianer, bei den Bewohnern
Roms aber verachtet, wohl des Schleimes halber, welcher den römiſchen Feinſchmeckern wenig ein-
ladend erſcheinen mochte. Die heutigen Jtaliener ſchätzen beſonders die große und wohlſchmeckende
Leber, ſtellen deshalb den Grundeln eifrig nach, da, wo es angeht, mit Netzen, außerdem mit
der Angel, welche jedoch mit beſonderem Geſchick gehandhabt werden muß, wenn ein Erfolg erzielt
werden ſoll. Jn geeignet eingerichteten Becken laſſen ſich Gefangene lange Zeit am Leben erhalten.
Die Flußgrundel (Gobius fluviatilis) erreicht höchſtens 3 Zoll Länge und iſt auf blaß-
gelblichgrünem, längs des Oberrückens dunkelnden Grunde verſchiedentlich gefleckt, die erſte Rücken-
floſſe breit, die Afterfloſſe ſchmal und undeutlich geſäumt, die zweite Rückenfloſſe wie die Schwanzfloſſe
mit zahlreichen ſchwarzen Punkten gezeichnet, die Haut der Kiemenſtrahlen oft bräunlichſchwarz.
Sechs Strablen ſpannen die erſte, 1 und 10 die zweite, 13 oder 14 die Bruſt-, 10 die Bauch-,
1 und 7 bis 8 die After-, 16 bis 18 die Schwanzfloſſe.
Jn den Seen, Flüſſen und Kanälen Jtaliens iſt die Flußgrundel, dort Bottola genannt, eine
ſehr gewöhnliche Erſcheinung. Auch ſie hält ſich, ſolange ſie nicht beunruhigt oder durch Beute
hervorgelockt wird, zwiſchen Steinen auf, meiſt unter ihnen verſteckt, und das Weibchen klebt hier
ſeine Eier an. Letztere ſcheinen vom Männchen nicht bewacht zu werden, nehmen im Laufe der
Entwicklung Spindelform an, treiben dann, in eine Schicht zuſammengedrängt, in den Wogen
umher und ſchlüpfen im Juni aus. Das Fleiſch gilt für ſehr wohlſchmeckend und hat viele Liebhaber.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/608>, abgerufen am 23.12.2024.
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