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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Stachelflosser. Eckschwänze. Matrelen. Stichlinge.

Als Uebergangsglied zwischen Meeräschen und Makrelen kann man die Eckschwänze (Tetra-
gonurus
) ansehen, spindelförmige Fische, welche auf beiden Seiten des Schwanzes eine vorspringende
Kante zeigen und ein sehr eigenthümliches Gebiß haben. Die beiden Aeste der Unterkinnlade erheben
sich senkrecht und sind mit einer Reihe spitzer, schneidender, gleichsam eine Säge bildender Zähne
versehen, welche sich beim Schließen des Maules zwischen die der Oberkinnlade schieben; außerdem
findet sich noch eine Reihe spitziger Zähne an jedem Gaumenbeine und deren zwei im Pflugschar-
beine. Der Schlund ist innerlich mit spitzigen, harten Warzen besetzt, der Magen gefaltet, der
Darm ansehnlich.

Die Sippe wird im Mittelmeere vertreten durch den Alet (Tetragonurus Cuvieri), einen Fisch
von etwa 11 bis 12 Zoll Länge und dunkelweinrother, nach unten hin grünlicher, silbern- oder goldig
schimmernder Färbung mit goldgelben oder grünlichen, schwarz gesäumten Flossen. Die Rückenflosse
besteht aus 15 stacheligen und 13 weichen Strahlen, welche erstere sich ganz in eine Rinne im Rücken
niederlegen können; die Afterflosse hat 12 Strahlen.

Nach Risso, welcher diesen Fisch wiederum benannte und wissenschaftlich beschrieb, bewohnt der
Alet das Mittelmeer und lebt hier einsam in großen Tiefen, aus denen er sich im August erhebt,
um in der Nähe des Ufers zu laichen. Seine Bewegungen sollen langsam sein. Unsere Beachtung
verdient der Alet hauptsächlich deshalb, weil er zu denjenigen Fischen gehört, deren Fleisch wenigstens
zuweilen giftige Eigenschaften besitzt. Risso versichert, mehrere Mal nach dem Genusse desselben
heftige Schmerzen in den Eingeweiden, besonders in der Nabelgegend empfunden zu haben. Der
Unterleib schwoll an; er verspürte eine unerträgliche Hitze im Halse und Schlunde, worauf Erbrechen
eines Schleimes, Eckel, zugleich auch Stuhlzwang und Zerschlagenheit der Glieder eintraten.
Diese Krankheitszeichen verschwanden gewöhnlich erst nach einigen Tagen wieder. Risso glaubt, die
Ursache dieser Wirkungen in der Nahrung des Fisches, welche in Medusen und insbesondere in
Blätterquallen besteht, suchen zu dürfen, da bekanntlich diese Thierchen eine brennende Schärfe besitzen.
Daß sie dem Fische Nichts schaden, braucht uns nach dem bereits in Erfahrung Gebrachten nicht
Wunder zu nehmen.



Eine nicht unbeträchtliche Anzahl wohlgebauter Fische mit spindelförmigem, seitlich zusammen-
gedrückten, gegen den Schwanz hin sehr verdünnten Leibe, welcher entweder mit kleinen, kaum
wahrnehmbaren Schuppen bekleidet ist und deshalb glatt erscheint, oder an gewissen Leibesstellen,
namentlich längs der Seitenlinie gepanzert ist, einigt sich naturgemäß zu einer Familie, welche wir
der hervorragendsten Art zu Liebe die der Makrelen (Scombri) nennen. Zur besonderen Kenn-
zeichnung derselben mag noch hervorgehoben sein, daß die Deckelstücke glatt, d. h. ohne Stacheln und
Zähnelung sind, die Kiemenspalte sich fast schließt und die verschiedenen Flossen gewöhnlich wohl
entwickelt erscheinen.

Fast alle Makrelen sind Seefische; einige von ihnen leben jedoch in süßen Gewässern ebensogut
als im Meere, und andere suchen wenigstens die Mündungen der Flüsse auf. Die meisten Arten
halten sich gesellig, einzelne in unzähligen Scharen zusammen, und mehrere von ihnen in bedeutenden
Tiefen des Wassers, andere mehr in den höheren Schichten, diese inmitten der Meere, jene an den
Küsten auf. Alle sind treffliche Schwimmer, alle ohne Ausnahme tüchtige Räuber, obgleich man
nicht sagen kann, daß ihre Raubfähigkeit und Raublust im Verhältniß stehe zu ihrer Körpergröße,
da gerade die größeren Arten der Familie sich mit sehr kleiner Beute begnügen. Jhre Vermehrung
ist meist beträchtlich, ihre Bedeutung für die Fischerei dementsprechend erheblich. Einzelne Arten
gelten für gewisse Küstenstrecken als die wichtigsten aller Fische; andere werden eben nur den Heringen
nachgestellt; andere freilich achtet man mit Recht oder mit Unrecht gering, sieht sie sogar als schädliche

Die Stachelfloſſer. Eckſchwänze. Matrelen. Stichlinge.

Als Uebergangsglied zwiſchen Meeräſchen und Makrelen kann man die Eckſchwänze (Tetra-
gonurus
) anſehen, ſpindelförmige Fiſche, welche auf beiden Seiten des Schwanzes eine vorſpringende
Kante zeigen und ein ſehr eigenthümliches Gebiß haben. Die beiden Aeſte der Unterkinnlade erheben
ſich ſenkrecht und ſind mit einer Reihe ſpitzer, ſchneidender, gleichſam eine Säge bildender Zähne
verſehen, welche ſich beim Schließen des Maules zwiſchen die der Oberkinnlade ſchieben; außerdem
findet ſich noch eine Reihe ſpitziger Zähne an jedem Gaumenbeine und deren zwei im Pflugſchar-
beine. Der Schlund iſt innerlich mit ſpitzigen, harten Warzen beſetzt, der Magen gefaltet, der
Darm anſehnlich.

Die Sippe wird im Mittelmeere vertreten durch den Alet (Tetragonurus Cuvieri), einen Fiſch
von etwa 11 bis 12 Zoll Länge und dunkelweinrother, nach unten hin grünlicher, ſilbern- oder goldig
ſchimmernder Färbung mit goldgelben oder grünlichen, ſchwarz geſäumten Floſſen. Die Rückenfloſſe
beſteht aus 15 ſtacheligen und 13 weichen Strahlen, welche erſtere ſich ganz in eine Rinne im Rücken
niederlegen können; die Afterfloſſe hat 12 Strahlen.

Nach Riſſo, welcher dieſen Fiſch wiederum benannte und wiſſenſchaftlich beſchrieb, bewohnt der
Alet das Mittelmeer und lebt hier einſam in großen Tiefen, aus denen er ſich im Auguſt erhebt,
um in der Nähe des Ufers zu laichen. Seine Bewegungen ſollen langſam ſein. Unſere Beachtung
verdient der Alet hauptſächlich deshalb, weil er zu denjenigen Fiſchen gehört, deren Fleiſch wenigſtens
zuweilen giftige Eigenſchaften beſitzt. Riſſo verſichert, mehrere Mal nach dem Genuſſe deſſelben
heftige Schmerzen in den Eingeweiden, beſonders in der Nabelgegend empfunden zu haben. Der
Unterleib ſchwoll an; er verſpürte eine unerträgliche Hitze im Halſe und Schlunde, worauf Erbrechen
eines Schleimes, Eckel, zugleich auch Stuhlzwang und Zerſchlagenheit der Glieder eintraten.
Dieſe Krankheitszeichen verſchwanden gewöhnlich erſt nach einigen Tagen wieder. Riſſo glaubt, die
Urſache dieſer Wirkungen in der Nahrung des Fiſches, welche in Meduſen und insbeſondere in
Blätterquallen beſteht, ſuchen zu dürfen, da bekanntlich dieſe Thierchen eine brennende Schärfe beſitzen.
Daß ſie dem Fiſche Nichts ſchaden, braucht uns nach dem bereits in Erfahrung Gebrachten nicht
Wunder zu nehmen.



Eine nicht unbeträchtliche Anzahl wohlgebauter Fiſche mit ſpindelförmigem, ſeitlich zuſammen-
gedrückten, gegen den Schwanz hin ſehr verdünnten Leibe, welcher entweder mit kleinen, kaum
wahrnehmbaren Schuppen bekleidet iſt und deshalb glatt erſcheint, oder an gewiſſen Leibesſtellen,
namentlich längs der Seitenlinie gepanzert iſt, einigt ſich naturgemäß zu einer Familie, welche wir
der hervorragendſten Art zu Liebe die der Makrelen (Scombri) nennen. Zur beſonderen Kenn-
zeichnung derſelben mag noch hervorgehoben ſein, daß die Deckelſtücke glatt, d. h. ohne Stacheln und
Zähnelung ſind, die Kiemenſpalte ſich faſt ſchließt und die verſchiedenen Floſſen gewöhnlich wohl
entwickelt erſcheinen.

Faſt alle Makrelen ſind Seefiſche; einige von ihnen leben jedoch in ſüßen Gewäſſern ebenſogut
als im Meere, und andere ſuchen wenigſtens die Mündungen der Flüſſe auf. Die meiſten Arten
halten ſich geſellig, einzelne in unzähligen Scharen zuſammen, und mehrere von ihnen in bedeutenden
Tiefen des Waſſers, andere mehr in den höheren Schichten, dieſe inmitten der Meere, jene an den
Küſten auf. Alle ſind treffliche Schwimmer, alle ohne Ausnahme tüchtige Räuber, obgleich man
nicht ſagen kann, daß ihre Raubfähigkeit und Raubluſt im Verhältniß ſtehe zu ihrer Körpergröße,
da gerade die größeren Arten der Familie ſich mit ſehr kleiner Beute begnügen. Jhre Vermehrung
iſt meiſt beträchtlich, ihre Bedeutung für die Fiſcherei dementſprechend erheblich. Einzelne Arten
gelten für gewiſſe Küſtenſtrecken als die wichtigſten aller Fiſche; andere werden eben nur den Heringen
nachgeſtellt; andere freilich achtet man mit Recht oder mit Unrecht gering, ſieht ſie ſogar als ſchädliche

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[534/0568] Die Stachelfloſſer. Eckſchwänze. Matrelen. Stichlinge. Als Uebergangsglied zwiſchen Meeräſchen und Makrelen kann man die Eckſchwänze (Tetra- gonurus) anſehen, ſpindelförmige Fiſche, welche auf beiden Seiten des Schwanzes eine vorſpringende Kante zeigen und ein ſehr eigenthümliches Gebiß haben. Die beiden Aeſte der Unterkinnlade erheben ſich ſenkrecht und ſind mit einer Reihe ſpitzer, ſchneidender, gleichſam eine Säge bildender Zähne verſehen, welche ſich beim Schließen des Maules zwiſchen die der Oberkinnlade ſchieben; außerdem findet ſich noch eine Reihe ſpitziger Zähne an jedem Gaumenbeine und deren zwei im Pflugſchar- beine. Der Schlund iſt innerlich mit ſpitzigen, harten Warzen beſetzt, der Magen gefaltet, der Darm anſehnlich. Die Sippe wird im Mittelmeere vertreten durch den Alet (Tetragonurus Cuvieri), einen Fiſch von etwa 11 bis 12 Zoll Länge und dunkelweinrother, nach unten hin grünlicher, ſilbern- oder goldig ſchimmernder Färbung mit goldgelben oder grünlichen, ſchwarz geſäumten Floſſen. Die Rückenfloſſe beſteht aus 15 ſtacheligen und 13 weichen Strahlen, welche erſtere ſich ganz in eine Rinne im Rücken niederlegen können; die Afterfloſſe hat 12 Strahlen. Nach Riſſo, welcher dieſen Fiſch wiederum benannte und wiſſenſchaftlich beſchrieb, bewohnt der Alet das Mittelmeer und lebt hier einſam in großen Tiefen, aus denen er ſich im Auguſt erhebt, um in der Nähe des Ufers zu laichen. Seine Bewegungen ſollen langſam ſein. Unſere Beachtung verdient der Alet hauptſächlich deshalb, weil er zu denjenigen Fiſchen gehört, deren Fleiſch wenigſtens zuweilen giftige Eigenſchaften beſitzt. Riſſo verſichert, mehrere Mal nach dem Genuſſe deſſelben heftige Schmerzen in den Eingeweiden, beſonders in der Nabelgegend empfunden zu haben. Der Unterleib ſchwoll an; er verſpürte eine unerträgliche Hitze im Halſe und Schlunde, worauf Erbrechen eines Schleimes, Eckel, zugleich auch Stuhlzwang und Zerſchlagenheit der Glieder eintraten. Dieſe Krankheitszeichen verſchwanden gewöhnlich erſt nach einigen Tagen wieder. Riſſo glaubt, die Urſache dieſer Wirkungen in der Nahrung des Fiſches, welche in Meduſen und insbeſondere in Blätterquallen beſteht, ſuchen zu dürfen, da bekanntlich dieſe Thierchen eine brennende Schärfe beſitzen. Daß ſie dem Fiſche Nichts ſchaden, braucht uns nach dem bereits in Erfahrung Gebrachten nicht Wunder zu nehmen. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl wohlgebauter Fiſche mit ſpindelförmigem, ſeitlich zuſammen- gedrückten, gegen den Schwanz hin ſehr verdünnten Leibe, welcher entweder mit kleinen, kaum wahrnehmbaren Schuppen bekleidet iſt und deshalb glatt erſcheint, oder an gewiſſen Leibesſtellen, namentlich längs der Seitenlinie gepanzert iſt, einigt ſich naturgemäß zu einer Familie, welche wir der hervorragendſten Art zu Liebe die der Makrelen (Scombri) nennen. Zur beſonderen Kenn- zeichnung derſelben mag noch hervorgehoben ſein, daß die Deckelſtücke glatt, d. h. ohne Stacheln und Zähnelung ſind, die Kiemenſpalte ſich faſt ſchließt und die verſchiedenen Floſſen gewöhnlich wohl entwickelt erſcheinen. Faſt alle Makrelen ſind Seefiſche; einige von ihnen leben jedoch in ſüßen Gewäſſern ebenſogut als im Meere, und andere ſuchen wenigſtens die Mündungen der Flüſſe auf. Die meiſten Arten halten ſich geſellig, einzelne in unzähligen Scharen zuſammen, und mehrere von ihnen in bedeutenden Tiefen des Waſſers, andere mehr in den höheren Schichten, dieſe inmitten der Meere, jene an den Küſten auf. Alle ſind treffliche Schwimmer, alle ohne Ausnahme tüchtige Räuber, obgleich man nicht ſagen kann, daß ihre Raubfähigkeit und Raubluſt im Verhältniß ſtehe zu ihrer Körpergröße, da gerade die größeren Arten der Familie ſich mit ſehr kleiner Beute begnügen. Jhre Vermehrung iſt meiſt beträchtlich, ihre Bedeutung für die Fiſcherei dementſprechend erheblich. Einzelne Arten gelten für gewiſſe Küſtenſtrecken als die wichtigſten aller Fiſche; andere werden eben nur den Heringen nachgeſtellt; andere freilich achtet man mit Recht oder mit Unrecht gering, ſieht ſie ſogar als ſchädliche

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/568>, abgerufen am 16.07.2024.