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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Meerrabe. Edelmann. Reiter. Umber.
durch fünf schmale, graue Längsbinden und zwei über die Schuppendeckel verlaufende Querbinden
gezeichnet; die vorderen Flossen sind braun, die hinteren durch zahlreich stehende weiße Tüpfel
geschmückt.

Eine verwandte Art, der Reiter (Eques lanceolatus) ist auf graugelbem Grunde mit drei
breiten, schwarzbraunen, grauweißlich gesäumten Längsbinden, von denen die eine über den Rücken,
die beiden anderen über je eine Seite verlaufen, und außerdem am Kopfe wie die vorhergehenden
geziert. Die erste Rückenflosse enthält 16, die zweite 54, die Brustflosse je 15, die Afterflosse 12,
die Schwanzflosse 19 Strahlen.



Ein ebenso schöner als vorzüglicher Fisch, der Umber (Umbrina eirrhosa) besitzt die Merkmale
der Rabenfische, trägt aber noch eine Warze an der unteren Kinnlade und ist deshalb zum Vertreter
der Wärzer erhoben worden. Seine Grundfärbung ist ein angenehmes Hellgelb; die Zeichnung
besteht aus schiefen, von unten und vorn nach oben und hinten verlaufenden Längslinien, welche
eine silberweiße, in der Rückengegend aber eine blaue Färbung haben; der Bauch ist weiß, die erste
Rückenflosse braun, die zweite Rückenflosse auf gleichfarbigem Grunde einmal weiß gebändert und
weiß gesäumt; die Brust-, Bauch- und die Schwanzflosse sehen schwarz aus; die Afterflosse ist
roth. Jn der ersten Rückenflosse zählt man 10, in der zweiten 22, in der Brustflosse 17, in der
Bauchflosse 1 und 6, in der Afterflosse 2 und 7, in der Schwanzflosse 17 Strahlen. An Länge
erreicht der Umber 2 Fuß und darüber, an Gewicht 20 bis 30 Pfund und mehr.

Jn allen Gegenden des Mittelmeeres schätzt man diesen vortrefflichen Fisch sehr hoch, weniger
seiner prächtigen Färbung, als seines ausgezeichneten, weißen und höchst schmackhaften Fleisches
halber. Er hält sich in mäßiger Tiefe auf, bevorzugt schlammigen Grund, schwimmt höchst
zierlich, nährt sich von kleinen Fischen und Weichthieren, Würmern, wie behauptet wird, auch
von Seegras, und laicht im Juni und Juli. Man fängt ihn während des ganzen Jahres, namentlich
in der Nähe von Flußmündungen, am Häufigsten, wenn Gewitter das Wasser der Flüsse getrübt hat.
Geßner behauptet, daß er sehr furchtsam sei und "in der forcht so thörecht, daß so er seinen kopff in
ein spalt oder schrunden zwischen die stein, oder vnder das kraut verbirgt, so vermeint er, er habe sich
gantz verschloffen, gleich wie die kind, so sie jre augen verhalten, vermeinen, man sehe sie nit, werden
auß der vrsach von den fischern leichtlich mit den händen gefangen." Unser Forscher bezieht die
Geschichte von dem edlen Tamisio auf den Umber, erzählt sie aber in so urwüchsig derber Weise,
daß ich vorgezogen habe, der Zimperlichkeit einzelner meiner Leser Rechnung zu tragen, anstatt
Geßners Worte wiederzugeben.



"Jm April 1860", so erzählt Präger, "lagen wir auf dem Pontiniak, dem größten Flusse
der Westküste Borneos. Hier hörten wir zur Flutzeit ganz deutlich Musik, bald höher, bald tiefer,
bald fern, bald näher. Es klingt aus der Tiefe herauf wie Sirenensang, bald wie volle, kräftige
Orgeltöne, bald wie leise Aeolsharfenklänge. Man hört es am Deutlichsten, wenn man den
Kopf ins Wasser taucht und unterscheidet leicht verschieden zusammenklingende Stimmen. Diese
Musik wird, wie die Eingeborenen erzählen und sorgsame Forscher bestätigen, durch Fische
hervorgebracht."

Jn der That, die Tonkünstler sind Fische, sogenannte Trommelfische, welche in verschiedenen
Meeren, insbesondere aber im atlantischen und indischen Weltmeere vorkommen und laut vernehmbare
Töne hervorbringen. "Abends gegen sieben Uhr am 20. Februar 1803", berichtet Humboldt,
"wurde die ganze Schiffsmannschaft durch ein außerordentliches Geräusch erschreckt, welches dem
Getrommel in freier Luft glich. Man glaubte Anfangs, daß es von Windstößen herrühre; bald

Meerrabe. Edelmann. Reiter. Umber.
durch fünf ſchmale, graue Längsbinden und zwei über die Schuppendeckel verlaufende Querbinden
gezeichnet; die vorderen Floſſen ſind braun, die hinteren durch zahlreich ſtehende weiße Tüpfel
geſchmückt.

Eine verwandte Art, der Reiter (Eques lanceolatus) iſt auf graugelbem Grunde mit drei
breiten, ſchwarzbraunen, grauweißlich geſäumten Längsbinden, von denen die eine über den Rücken,
die beiden anderen über je eine Seite verlaufen, und außerdem am Kopfe wie die vorhergehenden
geziert. Die erſte Rückenfloſſe enthält 16, die zweite 54, die Bruſtfloſſe je 15, die Afterfloſſe 12,
die Schwanzfloſſe 19 Strahlen.



Ein ebenſo ſchöner als vorzüglicher Fiſch, der Umber (Umbrina éirrhosa) beſitzt die Merkmale
der Rabenfiſche, trägt aber noch eine Warze an der unteren Kinnlade und iſt deshalb zum Vertreter
der Wärzer erhoben worden. Seine Grundfärbung iſt ein angenehmes Hellgelb; die Zeichnung
beſteht aus ſchiefen, von unten und vorn nach oben und hinten verlaufenden Längslinien, welche
eine ſilberweiße, in der Rückengegend aber eine blaue Färbung haben; der Bauch iſt weiß, die erſte
Rückenfloſſe braun, die zweite Rückenfloſſe auf gleichfarbigem Grunde einmal weiß gebändert und
weiß geſäumt; die Bruſt-, Bauch- und die Schwanzfloſſe ſehen ſchwarz aus; die Afterfloſſe iſt
roth. Jn der erſten Rückenfloſſe zählt man 10, in der zweiten 22, in der Bruſtfloſſe 17, in der
Bauchfloſſe 1 und 6, in der Afterfloſſe 2 und 7, in der Schwanzfloſſe 17 Strahlen. An Länge
erreicht der Umber 2 Fuß und darüber, an Gewicht 20 bis 30 Pfund und mehr.

Jn allen Gegenden des Mittelmeeres ſchätzt man dieſen vortrefflichen Fiſch ſehr hoch, weniger
ſeiner prächtigen Färbung, als ſeines ausgezeichneten, weißen und höchſt ſchmackhaften Fleiſches
halber. Er hält ſich in mäßiger Tiefe auf, bevorzugt ſchlammigen Grund, ſchwimmt höchſt
zierlich, nährt ſich von kleinen Fiſchen und Weichthieren, Würmern, wie behauptet wird, auch
von Seegras, und laicht im Juni und Juli. Man fängt ihn während des ganzen Jahres, namentlich
in der Nähe von Flußmündungen, am Häufigſten, wenn Gewitter das Waſſer der Flüſſe getrübt hat.
Geßner behauptet, daß er ſehr furchtſam ſei und „in der forcht ſo thörecht, daß ſo er ſeinen kopff in
ein ſpalt oder ſchrunden zwiſchen die ſtein, oder vnder das kraut verbirgt, ſo vermeint er, er habe ſich
gantz verſchloffen, gleich wie die kind, ſo ſie jre augen verhalten, vermeinen, man ſehe ſie nit, werden
auß der vrſach von den fiſchern leichtlich mit den händen gefangen.“ Unſer Forſcher bezieht die
Geſchichte von dem edlen Tamiſio auf den Umber, erzählt ſie aber in ſo urwüchſig derber Weiſe,
daß ich vorgezogen habe, der Zimperlichkeit einzelner meiner Leſer Rechnung zu tragen, anſtatt
Geßners Worte wiederzugeben.



„Jm April 1860“, ſo erzählt Präger, „lagen wir auf dem Pontiniak, dem größten Fluſſe
der Weſtküſte Borneos. Hier hörten wir zur Flutzeit ganz deutlich Muſik, bald höher, bald tiefer,
bald fern, bald näher. Es klingt aus der Tiefe herauf wie Sirenenſang, bald wie volle, kräftige
Orgeltöne, bald wie leiſe Aeolsharfenklänge. Man hört es am Deutlichſten, wenn man den
Kopf ins Waſſer taucht und unterſcheidet leicht verſchieden zuſammenklingende Stimmen. Dieſe
Muſik wird, wie die Eingeborenen erzählen und ſorgſame Forſcher beſtätigen, durch Fiſche
hervorgebracht.“

Jn der That, die Tonkünſtler ſind Fiſche, ſogenannte Trommelfiſche, welche in verſchiedenen
Meeren, insbeſondere aber im atlantiſchen und indiſchen Weltmeere vorkommen und laut vernehmbare
Töne hervorbringen. „Abends gegen ſieben Uhr am 20. Februar 1803“, berichtet Humboldt,
„wurde die ganze Schiffsmannſchaft durch ein außerordentliches Geräuſch erſchreckt, welches dem
Getrommel in freier Luft glich. Man glaubte Anfangs, daß es von Windſtößen herrühre; bald

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[507/0539] Meerrabe. Edelmann. Reiter. Umber. durch fünf ſchmale, graue Längsbinden und zwei über die Schuppendeckel verlaufende Querbinden gezeichnet; die vorderen Floſſen ſind braun, die hinteren durch zahlreich ſtehende weiße Tüpfel geſchmückt. Eine verwandte Art, der Reiter (Eques lanceolatus) iſt auf graugelbem Grunde mit drei breiten, ſchwarzbraunen, grauweißlich geſäumten Längsbinden, von denen die eine über den Rücken, die beiden anderen über je eine Seite verlaufen, und außerdem am Kopfe wie die vorhergehenden geziert. Die erſte Rückenfloſſe enthält 16, die zweite 54, die Bruſtfloſſe je 15, die Afterfloſſe 12, die Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Ein ebenſo ſchöner als vorzüglicher Fiſch, der Umber (Umbrina éirrhosa) beſitzt die Merkmale der Rabenfiſche, trägt aber noch eine Warze an der unteren Kinnlade und iſt deshalb zum Vertreter der Wärzer erhoben worden. Seine Grundfärbung iſt ein angenehmes Hellgelb; die Zeichnung beſteht aus ſchiefen, von unten und vorn nach oben und hinten verlaufenden Längslinien, welche eine ſilberweiße, in der Rückengegend aber eine blaue Färbung haben; der Bauch iſt weiß, die erſte Rückenfloſſe braun, die zweite Rückenfloſſe auf gleichfarbigem Grunde einmal weiß gebändert und weiß geſäumt; die Bruſt-, Bauch- und die Schwanzfloſſe ſehen ſchwarz aus; die Afterfloſſe iſt roth. Jn der erſten Rückenfloſſe zählt man 10, in der zweiten 22, in der Bruſtfloſſe 17, in der Bauchfloſſe 1 und 6, in der Afterfloſſe 2 und 7, in der Schwanzfloſſe 17 Strahlen. An Länge erreicht der Umber 2 Fuß und darüber, an Gewicht 20 bis 30 Pfund und mehr. Jn allen Gegenden des Mittelmeeres ſchätzt man dieſen vortrefflichen Fiſch ſehr hoch, weniger ſeiner prächtigen Färbung, als ſeines ausgezeichneten, weißen und höchſt ſchmackhaften Fleiſches halber. Er hält ſich in mäßiger Tiefe auf, bevorzugt ſchlammigen Grund, ſchwimmt höchſt zierlich, nährt ſich von kleinen Fiſchen und Weichthieren, Würmern, wie behauptet wird, auch von Seegras, und laicht im Juni und Juli. Man fängt ihn während des ganzen Jahres, namentlich in der Nähe von Flußmündungen, am Häufigſten, wenn Gewitter das Waſſer der Flüſſe getrübt hat. Geßner behauptet, daß er ſehr furchtſam ſei und „in der forcht ſo thörecht, daß ſo er ſeinen kopff in ein ſpalt oder ſchrunden zwiſchen die ſtein, oder vnder das kraut verbirgt, ſo vermeint er, er habe ſich gantz verſchloffen, gleich wie die kind, ſo ſie jre augen verhalten, vermeinen, man ſehe ſie nit, werden auß der vrſach von den fiſchern leichtlich mit den händen gefangen.“ Unſer Forſcher bezieht die Geſchichte von dem edlen Tamiſio auf den Umber, erzählt ſie aber in ſo urwüchſig derber Weiſe, daß ich vorgezogen habe, der Zimperlichkeit einzelner meiner Leſer Rechnung zu tragen, anſtatt Geßners Worte wiederzugeben. „Jm April 1860“, ſo erzählt Präger, „lagen wir auf dem Pontiniak, dem größten Fluſſe der Weſtküſte Borneos. Hier hörten wir zur Flutzeit ganz deutlich Muſik, bald höher, bald tiefer, bald fern, bald näher. Es klingt aus der Tiefe herauf wie Sirenenſang, bald wie volle, kräftige Orgeltöne, bald wie leiſe Aeolsharfenklänge. Man hört es am Deutlichſten, wenn man den Kopf ins Waſſer taucht und unterſcheidet leicht verſchieden zuſammenklingende Stimmen. Dieſe Muſik wird, wie die Eingeborenen erzählen und ſorgſame Forſcher beſtätigen, durch Fiſche hervorgebracht.“ Jn der That, die Tonkünſtler ſind Fiſche, ſogenannte Trommelfiſche, welche in verſchiedenen Meeren, insbeſondere aber im atlantiſchen und indiſchen Weltmeere vorkommen und laut vernehmbare Töne hervorbringen. „Abends gegen ſieben Uhr am 20. Februar 1803“, berichtet Humboldt, „wurde die ganze Schiffsmannſchaft durch ein außerordentliches Geräuſch erſchreckt, welches dem Getrommel in freier Luft glich. Man glaubte Anfangs, daß es von Windſtößen herrühre; bald

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/539>, abgerufen am 16.06.2024.