Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.Die Stachelflosser. Umberfische. Trommelfische. Rothmäuler. aber vernahm man es deutlich am Schiffe, besonders an seinem vorderen Theile. Es glich demGeräusche, welches beim Sieden des Wassers entsteht, wenn die Kochblasen zerspringen. Nun fürchtete man, daß irgendwo ein Leck entstanden sei, hörte es aber bald an allen Theilen des Schiffes bis gegen neun Uhr Abends, um welche Zeit es verschwand." Der Schiffslieutenant John White, welcher nach China reiste, vernahm ähnliche Laute und vergleicht sie mit den Tönen der Orgel, dem Geläute von Glocken, den Klängen einer ungeheueren Harfe und dem Gequake der Frösche, da sie bald den einen, bald den anderen ähnelten. Sie waren so laut, daß man vermeinte, das Schiff erzittere, verstärkten sich auch allmählich und verbreiteten sich endlich über den ganzen Boden und die Seiten des Fahrzeuges. Erst beim Aufwärtsfahren des Kambodschaflusses verminderten sich die [Abbildung]
Der Trommler (Pogonias chromis). sonderbaren Laute, und endlich schwiegen sie ganz. Der am Bord befindliche Dolmetscher belehrtedie Reisenden über die Erzeuger der Töne und versicherte, sie wären Fische von eiförmiger, flacher Gestalt, welche in Schwärmen zu ziehen pflegten, sich aber auch an harte Gegenstände festhängen könnten. Jn der Nähe der nordamerikanischen Küste hat man Trommelfische wiederholt beobachten und somit wenigstens einzelne von ihnen bestimmen können. Sie schwimmen hier wirklich scharen- weise umher, ganz langsam und gleichmäßig, sammeln sich gern um die Schiffe und lassen dann, insbesondere in stillen Nächten, ihre Musik deutlich und ununterbrochen tönen. Wie sie die Laute hervorbringen, weiß man noch nicht, vermuthet aber, daß die großen Schlundzähne, welche sie besitzen, mit ins Spiel kommen mögen. Die Trommelfische (Pogonias) unterscheiden sich von den Umbern, deren Hauptmerkmale Der Trommler der Nordamerikaner (Pogonias chromis) hat viele Aehnlichkeit mit dem Die Stachelfloſſer. Umberfiſche. Trommelfiſche. Rothmäuler. aber vernahm man es deutlich am Schiffe, beſonders an ſeinem vorderen Theile. Es glich demGeräuſche, welches beim Sieden des Waſſers entſteht, wenn die Kochblaſen zerſpringen. Nun fürchtete man, daß irgendwo ein Leck entſtanden ſei, hörte es aber bald an allen Theilen des Schiffes bis gegen neun Uhr Abends, um welche Zeit es verſchwand.“ Der Schiffslieutenant John White, welcher nach China reiſte, vernahm ähnliche Laute und vergleicht ſie mit den Tönen der Orgel, dem Geläute von Glocken, den Klängen einer ungeheueren Harfe und dem Gequake der Fröſche, da ſie bald den einen, bald den anderen ähnelten. Sie waren ſo laut, daß man vermeinte, das Schiff erzittere, verſtärkten ſich auch allmählich und verbreiteten ſich endlich über den ganzen Boden und die Seiten des Fahrzeuges. Erſt beim Aufwärtsfahren des Kambodſchafluſſes verminderten ſich die [Abbildung]
Der Trommler (Pogonias chromis). ſonderbaren Laute, und endlich ſchwiegen ſie ganz. Der am Bord befindliche Dolmetſcher belehrtedie Reiſenden über die Erzeuger der Töne und verſicherte, ſie wären Fiſche von eiförmiger, flacher Geſtalt, welche in Schwärmen zu ziehen pflegten, ſich aber auch an harte Gegenſtände feſthängen könnten. Jn der Nähe der nordamerikaniſchen Küſte hat man Trommelfiſche wiederholt beobachten und ſomit wenigſtens einzelne von ihnen beſtimmen können. Sie ſchwimmen hier wirklich ſcharen- weiſe umher, ganz langſam und gleichmäßig, ſammeln ſich gern um die Schiffe und laſſen dann, insbeſondere in ſtillen Nächten, ihre Muſik deutlich und ununterbrochen tönen. Wie ſie die Laute hervorbringen, weiß man noch nicht, vermuthet aber, daß die großen Schlundzähne, welche ſie beſitzen, mit ins Spiel kommen mögen. Die Trommelfiſche (Pogonias) unterſcheiden ſich von den Umbern, deren Hauptmerkmale Der Trommler der Nordamerikaner (Pogonias chromis) hat viele Aehnlichkeit mit dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0540" n="508"/><fw place="top" type="header">Die Stachelfloſſer. Umberfiſche. Trommelfiſche. Rothmäuler.</fw><lb/> aber vernahm man es deutlich am Schiffe, beſonders an ſeinem vorderen Theile. Es glich dem<lb/> Geräuſche, welches beim Sieden des Waſſers entſteht, wenn die Kochblaſen zerſpringen. Nun<lb/> fürchtete man, daß irgendwo ein Leck entſtanden ſei, hörte es aber bald an allen Theilen des Schiffes<lb/> bis gegen neun Uhr Abends, um welche Zeit es verſchwand.“ Der Schiffslieutenant <hi rendition="#g">John White,</hi><lb/> welcher nach China reiſte, vernahm ähnliche Laute und vergleicht ſie mit den Tönen der Orgel, dem<lb/> Geläute von Glocken, den Klängen einer ungeheueren Harfe und dem Gequake der Fröſche, da ſie<lb/> bald den einen, bald den anderen ähnelten. Sie waren ſo laut, daß man vermeinte, das Schiff<lb/> erzittere, verſtärkten ſich auch allmählich und verbreiteten ſich endlich über den ganzen Boden und die<lb/> Seiten des Fahrzeuges. Erſt beim Aufwärtsfahren des Kambodſchafluſſes verminderten ſich die<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Trommler</hi><hi rendition="#aq">(Pogonias chromis).</hi></hi></head></figure><lb/> ſonderbaren Laute, und endlich ſchwiegen ſie ganz. Der am Bord befindliche Dolmetſcher belehrte<lb/> die Reiſenden über die Erzeuger der Töne und verſicherte, ſie wären Fiſche von eiförmiger, flacher<lb/> Geſtalt, welche in Schwärmen zu ziehen pflegten, ſich aber auch an harte Gegenſtände feſthängen<lb/> könnten. Jn der Nähe der nordamerikaniſchen Küſte hat man Trommelfiſche wiederholt beobachten<lb/> und ſomit wenigſtens einzelne von ihnen beſtimmen können. Sie ſchwimmen hier wirklich ſcharen-<lb/> weiſe umher, ganz langſam und gleichmäßig, ſammeln ſich gern um die Schiffe und laſſen dann,<lb/> insbeſondere in ſtillen Nächten, ihre Muſik deutlich und ununterbrochen tönen. Wie ſie die Laute<lb/> hervorbringen, weiß man noch nicht, vermuthet aber, daß die großen Schlundzähne, welche ſie beſitzen,<lb/> mit ins Spiel kommen mögen.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Trommelfiſche</hi> <hi rendition="#aq">(Pogonias)</hi> unterſcheiden ſich von den Umbern, deren Hauptmerkmale<lb/> ſie beſitzen, durch eine beträchtliche Anzahl von Bartfäden am Kinne und ihre ausgezeichneten großen<lb/> und ſtarken mittleren oberen Schlundzähne.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Trommler</hi> der Nordamerikaner <hi rendition="#aq">(Pogonias chromis)</hi> hat viele Aehnlichkeit mit dem<lb/> gewöhnlichen Rabenfiſche, erreicht aber eine Länge von 5 bis 8 Fuß und ein Gewicht von 80 bis<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [508/0540]
Die Stachelfloſſer. Umberfiſche. Trommelfiſche. Rothmäuler.
aber vernahm man es deutlich am Schiffe, beſonders an ſeinem vorderen Theile. Es glich dem
Geräuſche, welches beim Sieden des Waſſers entſteht, wenn die Kochblaſen zerſpringen. Nun
fürchtete man, daß irgendwo ein Leck entſtanden ſei, hörte es aber bald an allen Theilen des Schiffes
bis gegen neun Uhr Abends, um welche Zeit es verſchwand.“ Der Schiffslieutenant John White,
welcher nach China reiſte, vernahm ähnliche Laute und vergleicht ſie mit den Tönen der Orgel, dem
Geläute von Glocken, den Klängen einer ungeheueren Harfe und dem Gequake der Fröſche, da ſie
bald den einen, bald den anderen ähnelten. Sie waren ſo laut, daß man vermeinte, das Schiff
erzittere, verſtärkten ſich auch allmählich und verbreiteten ſich endlich über den ganzen Boden und die
Seiten des Fahrzeuges. Erſt beim Aufwärtsfahren des Kambodſchafluſſes verminderten ſich die
[Abbildung Der Trommler (Pogonias chromis).]
ſonderbaren Laute, und endlich ſchwiegen ſie ganz. Der am Bord befindliche Dolmetſcher belehrte
die Reiſenden über die Erzeuger der Töne und verſicherte, ſie wären Fiſche von eiförmiger, flacher
Geſtalt, welche in Schwärmen zu ziehen pflegten, ſich aber auch an harte Gegenſtände feſthängen
könnten. Jn der Nähe der nordamerikaniſchen Küſte hat man Trommelfiſche wiederholt beobachten
und ſomit wenigſtens einzelne von ihnen beſtimmen können. Sie ſchwimmen hier wirklich ſcharen-
weiſe umher, ganz langſam und gleichmäßig, ſammeln ſich gern um die Schiffe und laſſen dann,
insbeſondere in ſtillen Nächten, ihre Muſik deutlich und ununterbrochen tönen. Wie ſie die Laute
hervorbringen, weiß man noch nicht, vermuthet aber, daß die großen Schlundzähne, welche ſie beſitzen,
mit ins Spiel kommen mögen.
Die Trommelfiſche (Pogonias) unterſcheiden ſich von den Umbern, deren Hauptmerkmale
ſie beſitzen, durch eine beträchtliche Anzahl von Bartfäden am Kinne und ihre ausgezeichneten großen
und ſtarken mittleren oberen Schlundzähne.
Der Trommler der Nordamerikaner (Pogonias chromis) hat viele Aehnlichkeit mit dem
gewöhnlichen Rabenfiſche, erreicht aber eine Länge von 5 bis 8 Fuß und ein Gewicht von 80 bis
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