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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Adlerfisch. Meerrabe.

Duhamel behauptet, daß der Adlerfisch jahrelang die franzöfische Küsten verlassen und sich mehr
der Berberei zugewendet habe, belegt aber seine Behauptung in keiner Weise. Ueber die Lebens-
weise hat erst Bonaparte wiederum Einiges mitgetheilt. Nach ihm kommt er an den Küsten
Jtaliens durchaus nicht selten vor, namentlich auf schlammigem Grunde und ganz besonders in der
Nähe der Flußmündungen. Gewöhnlich hält er sich truppweise zusammen, und wenn eine solche
Gesellschaft schwimmend weiter zieht, vernimmt man ein lauttönendes Geräusch, welches man fast
eine Art Brüllen nennen möchte, weil es viel stärker als das Grunzen der Knurrhähne ist und sogar
dann gehört werden soll, wenn die Adlerfische in einer Tiefe von vierzig Fuß unter Wasser sind.
Das Geräusch dient den Fischern als Leitfaden; sie legen deshalb ihre Ohren auf den Rand
ihrer Boote, um nachzuspüren. Große Adlerfische besitzen eine gewaltige Stärke und sollen im
Stande sein, einen Menschen mit einem Schlage des Schwanzes umzuwerfen; die Gefangenen
werden also, um etwaigem Unheil vorzubeugen, sofort getödtet. Einer, welcher sich im Netze ver-
strickt hatte, wüthete so stark, daß der ihm zunächst stehende Fischer ins Wasser geworfen wurde und
die Genossen um Hilfe rufen mußte, um sich seiner zu bemächtigen. Jm Mittelmeere hält man die
Ankunft dieser Fische für ein Zeichen des baldigen Erscheinens der Sardellen, was wohl soviel
besagen will, daß jene ihren kleinen Klassenverwandten jagend folgen. Mehrere Fischkundige berichten
von großen Wanderungen, welche die Adlerfische behufs der Fortpflanzung unternehmen sollen.
Man will nämlich im Norden des mittelländischen Meeres immer nur große, an den südlichen Küsten
aber auch kleine Adlerfische gefangen haben und glaubt deshalb, daß jene von dorther kämen und
dahin zurückzögen, um zu laichen; Bonaparte aber hebt ausdrücklich hervor, daß man Stücke von
einhalb bis sechs Fuß an den italienischen Küsten fange.

Der Adlerfisch (Sciaena aquila) wird bis 6 Fuß und darüber lang und, falls man Yarrell
recht berichtet hat, bis 40 Pfund schwer: ein so großes Stück wurde im Herbste des Jahres 1843,
laut Couch zu Mevagissey in Großbritannien gefangen. Die Färbung ist ein glänzendes Silber-
weiß, welches auf dem Rücken leicht ins Braune zieht und auf dem Bauche am Hellsten ist; die
Flossen sehen rothbraun aus. Jn der ersten Rückenflosse zählt man 9, in der zweiten 27, in jeder
Brustflosse 16, in der Bauchflosse 1 und 5, in der Afterflosse 1 und 8, in der Schwanzflosse
17 Strahlen. Die Schwimmblase ist an beiden Seiten mit einer Menge von Fransen besetzt.



Von den beschriebenen unterscheiden sich die verwandten Rabenfische (Corvina) durch den
Mangel der größeren Vorderzähne und den zu einem Stachel umgestalteten vorderen Strahl ihrer
Afterflosse. Das Gebiß besteht aus Borstenzähnen in beiden Kiefern und einer Reihe starker, spitzer
Zähne im Oberkiefer.

Jn ganz Jtalien ist der bekannteste Vertreter dieser Sippe allen Fischern wohl bekannt. Er
führt dort den Namen Meerrabe, wahrscheinlich seiner dunklen Färbung wegen; doch weiß Geßner
noch eine andere Erklärung zu geben. "Etlich wöllen dz diese Fisch jhren namen haben von der
vnstäte oder beweglichkeit jrer augen, welche sie one vnderlaß bewegen sollen: andere von jrer Farb,
von den schwartzen grossen floßfäckten so sie haben."

Der Meerrabe (Corvina nigra) wird bis 11/2 Fuß und darüber lang und bis 6 Pfund schwer.
Seine Farbe ist ein eigenthümliches Dunkelbraun, welches gegen den Bauch hin, wie gewöhnlich, ins
Blässere, hier Silberfarbene übergeht, beim Herausziehen aus dem Wasser aber sich dem Goldglanze
nähern und in Purpur schillern soll; die einzelnen Schuppen tragen eine Menge kleiner, dunkler
Flecken, welche die Gesammtfärbung hervorbringen. Die Flossen sind braun, After- und Schwanz-

Adlerfiſch. Meerrabe.

Duhamel behauptet, daß der Adlerfiſch jahrelang die franzöfiſche Küſten verlaſſen und ſich mehr
der Berberei zugewendet habe, belegt aber ſeine Behauptung in keiner Weiſe. Ueber die Lebens-
weiſe hat erſt Bonaparte wiederum Einiges mitgetheilt. Nach ihm kommt er an den Küſten
Jtaliens durchaus nicht ſelten vor, namentlich auf ſchlammigem Grunde und ganz beſonders in der
Nähe der Flußmündungen. Gewöhnlich hält er ſich truppweiſe zuſammen, und wenn eine ſolche
Geſellſchaft ſchwimmend weiter zieht, vernimmt man ein lauttönendes Geräuſch, welches man faſt
eine Art Brüllen nennen möchte, weil es viel ſtärker als das Grunzen der Knurrhähne iſt und ſogar
dann gehört werden ſoll, wenn die Adlerfiſche in einer Tiefe von vierzig Fuß unter Waſſer ſind.
Das Geräuſch dient den Fiſchern als Leitfaden; ſie legen deshalb ihre Ohren auf den Rand
ihrer Boote, um nachzuſpüren. Große Adlerfiſche beſitzen eine gewaltige Stärke und ſollen im
Stande ſein, einen Menſchen mit einem Schlage des Schwanzes umzuwerfen; die Gefangenen
werden alſo, um etwaigem Unheil vorzubeugen, ſofort getödtet. Einer, welcher ſich im Netze ver-
ſtrickt hatte, wüthete ſo ſtark, daß der ihm zunächſt ſtehende Fiſcher ins Waſſer geworfen wurde und
die Genoſſen um Hilfe rufen mußte, um ſich ſeiner zu bemächtigen. Jm Mittelmeere hält man die
Ankunft dieſer Fiſche für ein Zeichen des baldigen Erſcheinens der Sardellen, was wohl ſoviel
beſagen will, daß jene ihren kleinen Klaſſenverwandten jagend folgen. Mehrere Fiſchkundige berichten
von großen Wanderungen, welche die Adlerfiſche behufs der Fortpflanzung unternehmen ſollen.
Man will nämlich im Norden des mittelländiſchen Meeres immer nur große, an den ſüdlichen Küſten
aber auch kleine Adlerfiſche gefangen haben und glaubt deshalb, daß jene von dorther kämen und
dahin zurückzögen, um zu laichen; Bonaparte aber hebt ausdrücklich hervor, daß man Stücke von
einhalb bis ſechs Fuß an den italieniſchen Küſten fange.

Der Adlerfiſch (Sciaena aquila) wird bis 6 Fuß und darüber lang und, falls man Yarrell
recht berichtet hat, bis 40 Pfund ſchwer: ein ſo großes Stück wurde im Herbſte des Jahres 1843,
laut Couch zu Mevagiſſey in Großbritannien gefangen. Die Färbung iſt ein glänzendes Silber-
weiß, welches auf dem Rücken leicht ins Braune zieht und auf dem Bauche am Hellſten iſt; die
Floſſen ſehen rothbraun aus. Jn der erſten Rückenfloſſe zählt man 9, in der zweiten 27, in jeder
Bruſtfloſſe 16, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 1 und 8, in der Schwanzfloſſe
17 Strahlen. Die Schwimmblaſe iſt an beiden Seiten mit einer Menge von Franſen beſetzt.



Von den beſchriebenen unterſcheiden ſich die verwandten Rabenfiſche (Corvina) durch den
Mangel der größeren Vorderzähne und den zu einem Stachel umgeſtalteten vorderen Strahl ihrer
Afterfloſſe. Das Gebiß beſteht aus Borſtenzähnen in beiden Kiefern und einer Reihe ſtarker, ſpitzer
Zähne im Oberkiefer.

Jn ganz Jtalien iſt der bekannteſte Vertreter dieſer Sippe allen Fiſchern wohl bekannt. Er
führt dort den Namen Meerrabe, wahrſcheinlich ſeiner dunklen Färbung wegen; doch weiß Geßner
noch eine andere Erklärung zu geben. „Etlich wöllen dz dieſe Fiſch jhren namen haben von der
vnſtäte oder beweglichkeit jrer augen, welche ſie one vnderlaß bewegen ſollen: andere von jrer Farb,
von den ſchwartzen groſſen floßfäckten ſo ſie haben.“

Der Meerrabe (Corvina nigra) wird bis 1½ Fuß und darüber lang und bis 6 Pfund ſchwer.
Seine Farbe iſt ein eigenthümliches Dunkelbraun, welches gegen den Bauch hin, wie gewöhnlich, ins
Bläſſere, hier Silberfarbene übergeht, beim Herausziehen aus dem Waſſer aber ſich dem Goldglanze
nähern und in Purpur ſchillern ſoll; die einzelnen Schuppen tragen eine Menge kleiner, dunkler
Flecken, welche die Geſammtfärbung hervorbringen. Die Floſſen ſind braun, After- und Schwanz-

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[505/0537] Adlerfiſch. Meerrabe. Duhamel behauptet, daß der Adlerfiſch jahrelang die franzöfiſche Küſten verlaſſen und ſich mehr der Berberei zugewendet habe, belegt aber ſeine Behauptung in keiner Weiſe. Ueber die Lebens- weiſe hat erſt Bonaparte wiederum Einiges mitgetheilt. Nach ihm kommt er an den Küſten Jtaliens durchaus nicht ſelten vor, namentlich auf ſchlammigem Grunde und ganz beſonders in der Nähe der Flußmündungen. Gewöhnlich hält er ſich truppweiſe zuſammen, und wenn eine ſolche Geſellſchaft ſchwimmend weiter zieht, vernimmt man ein lauttönendes Geräuſch, welches man faſt eine Art Brüllen nennen möchte, weil es viel ſtärker als das Grunzen der Knurrhähne iſt und ſogar dann gehört werden ſoll, wenn die Adlerfiſche in einer Tiefe von vierzig Fuß unter Waſſer ſind. Das Geräuſch dient den Fiſchern als Leitfaden; ſie legen deshalb ihre Ohren auf den Rand ihrer Boote, um nachzuſpüren. Große Adlerfiſche beſitzen eine gewaltige Stärke und ſollen im Stande ſein, einen Menſchen mit einem Schlage des Schwanzes umzuwerfen; die Gefangenen werden alſo, um etwaigem Unheil vorzubeugen, ſofort getödtet. Einer, welcher ſich im Netze ver- ſtrickt hatte, wüthete ſo ſtark, daß der ihm zunächſt ſtehende Fiſcher ins Waſſer geworfen wurde und die Genoſſen um Hilfe rufen mußte, um ſich ſeiner zu bemächtigen. Jm Mittelmeere hält man die Ankunft dieſer Fiſche für ein Zeichen des baldigen Erſcheinens der Sardellen, was wohl ſoviel beſagen will, daß jene ihren kleinen Klaſſenverwandten jagend folgen. Mehrere Fiſchkundige berichten von großen Wanderungen, welche die Adlerfiſche behufs der Fortpflanzung unternehmen ſollen. Man will nämlich im Norden des mittelländiſchen Meeres immer nur große, an den ſüdlichen Küſten aber auch kleine Adlerfiſche gefangen haben und glaubt deshalb, daß jene von dorther kämen und dahin zurückzögen, um zu laichen; Bonaparte aber hebt ausdrücklich hervor, daß man Stücke von einhalb bis ſechs Fuß an den italieniſchen Küſten fange. Der Adlerfiſch (Sciaena aquila) wird bis 6 Fuß und darüber lang und, falls man Yarrell recht berichtet hat, bis 40 Pfund ſchwer: ein ſo großes Stück wurde im Herbſte des Jahres 1843, laut Couch zu Mevagiſſey in Großbritannien gefangen. Die Färbung iſt ein glänzendes Silber- weiß, welches auf dem Rücken leicht ins Braune zieht und auf dem Bauche am Hellſten iſt; die Floſſen ſehen rothbraun aus. Jn der erſten Rückenfloſſe zählt man 9, in der zweiten 27, in jeder Bruſtfloſſe 16, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 1 und 8, in der Schwanzfloſſe 17 Strahlen. Die Schwimmblaſe iſt an beiden Seiten mit einer Menge von Franſen beſetzt. Von den beſchriebenen unterſcheiden ſich die verwandten Rabenfiſche (Corvina) durch den Mangel der größeren Vorderzähne und den zu einem Stachel umgeſtalteten vorderen Strahl ihrer Afterfloſſe. Das Gebiß beſteht aus Borſtenzähnen in beiden Kiefern und einer Reihe ſtarker, ſpitzer Zähne im Oberkiefer. Jn ganz Jtalien iſt der bekannteſte Vertreter dieſer Sippe allen Fiſchern wohl bekannt. Er führt dort den Namen Meerrabe, wahrſcheinlich ſeiner dunklen Färbung wegen; doch weiß Geßner noch eine andere Erklärung zu geben. „Etlich wöllen dz dieſe Fiſch jhren namen haben von der vnſtäte oder beweglichkeit jrer augen, welche ſie one vnderlaß bewegen ſollen: andere von jrer Farb, von den ſchwartzen groſſen floßfäckten ſo ſie haben.“ Der Meerrabe (Corvina nigra) wird bis 1½ Fuß und darüber lang und bis 6 Pfund ſchwer. Seine Farbe iſt ein eigenthümliches Dunkelbraun, welches gegen den Bauch hin, wie gewöhnlich, ins Bläſſere, hier Silberfarbene übergeht, beim Herausziehen aus dem Waſſer aber ſich dem Goldglanze nähern und in Purpur ſchillern ſoll; die einzelnen Schuppen tragen eine Menge kleiner, dunkler Flecken, welche die Geſammtfärbung hervorbringen. Die Floſſen ſind braun, After- und Schwanz-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/537>, abgerufen am 15.06.2024.