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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Pfeifer. Panzerfisch.
gleichsam zum Aste wird, an welchen sich Zweige ansetzen. Die Panzerung besteht aus Schildern,
welche in acht Reihen geordnet sind und zu acht gekämmten Kielen sich erheben. Jn der ersten
Rückenflosse stehen 7 dünne und biegsame Strahlen, welche sich als Borsten über die Haut fortsetzen,
in der zweiten zählt man 17 oder 18, in den mittellangen Brustflossen, vor denen 2 freie Stachel-
strahlen stehen, 10, in den Bauchflossen 1 und 5, in der Afterflosse 18, in der Schwanzflosse 11
Strahlen. Die Färbung der Oberseite ist ein prachtvolles Roth, welches auf den Seiten ins Goldige,
auf dem Bauche ins Silberfarbige übergeht; die Bauchflossen sind roth, die Rückenflossen bräunlich
violett, die Bauch- und Afterflossen weiß. Die Länge beträgt etwa 1 Fuß.

[Abbildung] Der Panzerfisch (Peristedion cataphractum). [ 1/3 ] der nat. Größe.

Jm mittelländischem Meere gehört der Panzerfisch hier und da nicht zu den Seltenheiten: so
kommt er namentlich an den Küsten der Provence und Süditaliens regelmäßig vor, wird auch im
adriatischen Meerbusen, ebenso im südlichen atlantischen Weltmeere gefunden und verirrt sich
zuweilen nordwärts bis an die Küsten Englands. Ueber seine Lebensweise theilt nur Risso Einiges
mit. Der sonderbare Fisch hält sich stets in der Tiefe auf und nähert sich der Küste nur, um zu
laichen, was um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche geschieht. Abweichend von seinen Familien-
verwandten soll er einsam leben, aber wie diese mit erstaunlicher Schnelligkeit schwimmen, so schnell,
daß er sich durch Anrennen an den Felsen nicht selten seine Gabelschnauze zerstößt. Seine Nahrung
besteht vorzugsweise in schalenlosen Weichthieren und in Quallen.

Die Alten scheinen den Panzerfisch nicht gekannt zu haben, weil sie feiner sonst sicher Erwähnung
gethan haben würden; sehen ja doch die weit weniger als jene auf die Natur und ihre Erzeugnisse
achtenden Anwohner des Mittelmeeres heutigentags in ihm eine Morkwürdigkeit, welche sie sich,

Pfeifer. Panzerfiſch.
gleichſam zum Aſte wird, an welchen ſich Zweige anſetzen. Die Panzerung beſteht aus Schildern,
welche in acht Reihen geordnet ſind und zu acht gekämmten Kielen ſich erheben. Jn der erſten
Rückenfloſſe ſtehen 7 dünne und biegſame Strahlen, welche ſich als Borſten über die Haut fortſetzen,
in der zweiten zählt man 17 oder 18, in den mittellangen Bruſtfloſſen, vor denen 2 freie Stachel-
ſtrahlen ſtehen, 10, in den Bauchfloſſen 1 und 5, in der Afterfloſſe 18, in der Schwanzfloſſe 11
Strahlen. Die Färbung der Oberſeite iſt ein prachtvolles Roth, welches auf den Seiten ins Goldige,
auf dem Bauche ins Silberfarbige übergeht; die Bauchfloſſen ſind roth, die Rückenfloſſen bräunlich
violett, die Bauch- und Afterfloſſen weiß. Die Länge beträgt etwa 1 Fuß.

[Abbildung] Der Panzerfiſch (Peristedion cataphractum). [⅓] der nat. Größe.

Jm mittelländiſchem Meere gehört der Panzerfiſch hier und da nicht zu den Seltenheiten: ſo
kommt er namentlich an den Küſten der Provence und Süditaliens regelmäßig vor, wird auch im
adriatiſchen Meerbuſen, ebenſo im ſüdlichen atlantiſchen Weltmeere gefunden und verirrt ſich
zuweilen nordwärts bis an die Küſten Englands. Ueber ſeine Lebensweiſe theilt nur Riſſo Einiges
mit. Der ſonderbare Fiſch hält ſich ſtets in der Tiefe auf und nähert ſich der Küſte nur, um zu
laichen, was um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche geſchieht. Abweichend von ſeinen Familien-
verwandten ſoll er einſam leben, aber wie dieſe mit erſtaunlicher Schnelligkeit ſchwimmen, ſo ſchnell,
daß er ſich durch Anrennen an den Felſen nicht ſelten ſeine Gabelſchnauze zerſtößt. Seine Nahrung
beſteht vorzugsweiſe in ſchalenloſen Weichthieren und in Quallen.

Die Alten ſcheinen den Panzerfiſch nicht gekannt zu haben, weil ſie feiner ſonſt ſicher Erwähnung
gethan haben würden; ſehen ja doch die weit weniger als jene auf die Natur und ihre Erzeugniſſe
achtenden Anwohner des Mittelmeeres heutigentags in ihm eine Morkwürdigkeit, welche ſie ſich,

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[493/0523] Pfeifer. Panzerfiſch. gleichſam zum Aſte wird, an welchen ſich Zweige anſetzen. Die Panzerung beſteht aus Schildern, welche in acht Reihen geordnet ſind und zu acht gekämmten Kielen ſich erheben. Jn der erſten Rückenfloſſe ſtehen 7 dünne und biegſame Strahlen, welche ſich als Borſten über die Haut fortſetzen, in der zweiten zählt man 17 oder 18, in den mittellangen Bruſtfloſſen, vor denen 2 freie Stachel- ſtrahlen ſtehen, 10, in den Bauchfloſſen 1 und 5, in der Afterfloſſe 18, in der Schwanzfloſſe 11 Strahlen. Die Färbung der Oberſeite iſt ein prachtvolles Roth, welches auf den Seiten ins Goldige, auf dem Bauche ins Silberfarbige übergeht; die Bauchfloſſen ſind roth, die Rückenfloſſen bräunlich violett, die Bauch- und Afterfloſſen weiß. Die Länge beträgt etwa 1 Fuß. [Abbildung Der Panzerfiſch (Peristedion cataphractum). ⅓ der nat. Größe.] Jm mittelländiſchem Meere gehört der Panzerfiſch hier und da nicht zu den Seltenheiten: ſo kommt er namentlich an den Küſten der Provence und Süditaliens regelmäßig vor, wird auch im adriatiſchen Meerbuſen, ebenſo im ſüdlichen atlantiſchen Weltmeere gefunden und verirrt ſich zuweilen nordwärts bis an die Küſten Englands. Ueber ſeine Lebensweiſe theilt nur Riſſo Einiges mit. Der ſonderbare Fiſch hält ſich ſtets in der Tiefe auf und nähert ſich der Küſte nur, um zu laichen, was um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche geſchieht. Abweichend von ſeinen Familien- verwandten ſoll er einſam leben, aber wie dieſe mit erſtaunlicher Schnelligkeit ſchwimmen, ſo ſchnell, daß er ſich durch Anrennen an den Felſen nicht ſelten ſeine Gabelſchnauze zerſtößt. Seine Nahrung beſteht vorzugsweiſe in ſchalenloſen Weichthieren und in Quallen. Die Alten ſcheinen den Panzerfiſch nicht gekannt zu haben, weil ſie feiner ſonſt ſicher Erwähnung gethan haben würden; ſehen ja doch die weit weniger als jene auf die Natur und ihre Erzeugniſſe achtenden Anwohner des Mittelmeeres heutigentags in ihm eine Morkwürdigkeit, welche ſie ſich,

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/523>, abgerufen am 15.06.2024.