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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Stachelflosser. Panzerwangen. Seehähne. Panzerhähne.
zählt man 8, in der zweiten 20, in der Brustflosse 3 freie und 10 vereinigte, in der Bauchflosse
1 und 5, in der Afterflosse 20, in der Schwanzflosse 11 Strahlen.

Eine dritte Art, der Pfeifer (Trigla lyra), welche gewissermaßen den Uebergang von den See-
hähnen zu den Panzerhähnen vermittelt, hat an der Oberschnauze zwei vortretende, durch einen tiefen
Einschnitt getrennte Lappen, am Vorderrande der Augenhöhle, über der Schulter und am Kiemen-
deckel verhältnißmäßig starke Stacheln und sehr große Brustflossen. Die Färbung ist ein pracht-
volles Roth, welches nach der Unterseite zu in Silberweiß übergeht. Die erste Rückenflosse enthält 9,
die zweite 16, die Brustflosse 3 und 11, die Bauchflosse 1 und 5, die Afterflosse 16, die Schwanz-
flosse 11 Strahlen. An Größe steht der Pfeifer seinen Verwandten wenig nach.

Die genaunten drei Seehähne bewohnen das mittelländische Meer, das atlantische Weltmeer
und die Nordsee, der Knurrhahn auch die Ostsee. Knurrhahn und Gurnard sind gemein an den
Küsten Englands, der Pfeifer hingegen ist verhältnißmäßig selten, weil er, laut Couch, weiter umher-
wandert als die übrigen und deshalb sich nur zu gewissen Zeiten sehen läßt. Alle drei Arten halten
sich vorzugsweise in der Tiefe auf, am Liebsten auf sandigem oder felsigem Grunde, und stellen hier
vorzugsweise Krustern, sonst auch Muscheln und anderen Weichthieren, auch Quallen nach. Sie
schwimmen außerordentlich schnell, da sie ihre großen Brustsinnen gleichsam als Flügel gebrauchen.
Wenn sie sich Nachts auf seichten Stellen bewegen, sollen sie leuchten "wie funkelnde Sterne" und
Lichtstreifen hervorbringen, welche sich weit im Wasser, bald längs der Oberfläche, bald nach
der Tiefe zu fortziehen. Der Knurrhahn laicht, laut Couch, im Winter, der Gurnard hingegen
im Mai und Juni; über die Fortpflanzung des Pfeifers finde ich keine Angabe.

Obgleich das Fleisch der Seehähne, namentlich des Knurrhahnes etwas hart und trocken ist,
wird es doch gern gegessen, unseren Fischen deshalb auch überall nachgestellt. Zum Fang wendet
man in England Schlappnetze von sechszehn bis siebzehn Fuß Länge, in Jtalien vorzugsweise Angeln
an. Es kann aber vorkommen, daß diese Fische sich in den oberen Wasserschichten umhertreiben
und dann zu einer sonderbaren Jagd Veranlassung geben. Bei stillem Wetter nämlich soll man ihr
Grunzen oder Knurren auf weithin vernehmen, da sie, wie ein Berichterstatter versichert, die Köpfe
förmlich über die Oberfläche des Wassers emporstrecken, ihr sonderbares Geräusch hervorbringen und
wieder in eine Tiefe von einem oder anderthalb Fuß versinken. Bei einiger Achtsamkeit kann man
sie dann ohne sonderliche Mühe mit dem Gewehre erlegen und in kurzer Zeit eine beträchtliche
Anzahl von ihnen erbeuten.

Jn der Gefangenschaft lassen sich die Seehähne, wie alle Fische, welche in großen Tiefen leben,
selten lange am Leben erhalten, falls man ihnen nicht ein sehr flaches Becken zum Aufenthalte anweist
und in demselben einen beständigen und raschen Wechsel des Wassers unterhält, ihnen damit also die
von ihnen benöthigte Menge von Sauerstoff zuführt.



Bei den Panzerhähnen (Peristedion) ist der ganze Leib mit Knochenschildern bepanzert, die
Schnauze mit zwei weit vorstehenden gabelförmigen Knochenstückchen versehen, der Mund hingegen
zahnlos.

Als Vertreter dieser Sippe gilt der Malarmat oder Panzerfisch (Peristedion cataphractum),
ein Thier, welches seinen Namen mit vollstem Rechte verdient, da er als der geschützteste aller Fische
der europäischen Meere angesehen werden kann. Der Leib ist gestreckt, im Querschnitt fast regelrecht
achteckig; die obere Kinnlade steht über die untere vor, und der Mund öffnet sich halbkreisförmig
unter der Gabel; von der unteren Kinnlade hängen mehrere Bartfäden herab, von denen einer

Die Stachelfloſſer. Panzerwangen. Seehähne. Panzerhähne.
zählt man 8, in der zweiten 20, in der Bruſtfloſſe 3 freie und 10 vereinigte, in der Bauchfloſſe
1 und 5, in der Afterfloſſe 20, in der Schwanzfloſſe 11 Strahlen.

Eine dritte Art, der Pfeifer (Trigla lyra), welche gewiſſermaßen den Uebergang von den See-
hähnen zu den Panzerhähnen vermittelt, hat an der Oberſchnauze zwei vortretende, durch einen tiefen
Einſchnitt getrennte Lappen, am Vorderrande der Augenhöhle, über der Schulter und am Kiemen-
deckel verhältnißmäßig ſtarke Stacheln und ſehr große Bruſtfloſſen. Die Färbung iſt ein pracht-
volles Roth, welches nach der Unterſeite zu in Silberweiß übergeht. Die erſte Rückenfloſſe enthält 9,
die zweite 16, die Bruſtfloſſe 3 und 11, die Bauchfloſſe 1 und 5, die Afterfloſſe 16, die Schwanz-
floſſe 11 Strahlen. An Größe ſteht der Pfeifer ſeinen Verwandten wenig nach.

Die genaunten drei Seehähne bewohnen das mittelländiſche Meer, das atlantiſche Weltmeer
und die Nordſee, der Knurrhahn auch die Oſtſee. Knurrhahn und Gurnard ſind gemein an den
Küſten Englands, der Pfeifer hingegen iſt verhältnißmäßig ſelten, weil er, laut Couch, weiter umher-
wandert als die übrigen und deshalb ſich nur zu gewiſſen Zeiten ſehen läßt. Alle drei Arten halten
ſich vorzugsweiſe in der Tiefe auf, am Liebſten auf ſandigem oder felſigem Grunde, und ſtellen hier
vorzugsweiſe Kruſtern, ſonſt auch Muſcheln und anderen Weichthieren, auch Quallen nach. Sie
ſchwimmen außerordentlich ſchnell, da ſie ihre großen Bruſtſinnen gleichſam als Flügel gebrauchen.
Wenn ſie ſich Nachts auf ſeichten Stellen bewegen, ſollen ſie leuchten „wie funkelnde Sterne“ und
Lichtſtreifen hervorbringen, welche ſich weit im Waſſer, bald längs der Oberfläche, bald nach
der Tiefe zu fortziehen. Der Knurrhahn laicht, laut Couch, im Winter, der Gurnard hingegen
im Mai und Juni; über die Fortpflanzung des Pfeifers finde ich keine Angabe.

Obgleich das Fleiſch der Seehähne, namentlich des Knurrhahnes etwas hart und trocken iſt,
wird es doch gern gegeſſen, unſeren Fiſchen deshalb auch überall nachgeſtellt. Zum Fang wendet
man in England Schlappnetze von ſechszehn bis ſiebzehn Fuß Länge, in Jtalien vorzugsweiſe Angeln
an. Es kann aber vorkommen, daß dieſe Fiſche ſich in den oberen Waſſerſchichten umhertreiben
und dann zu einer ſonderbaren Jagd Veranlaſſung geben. Bei ſtillem Wetter nämlich ſoll man ihr
Grunzen oder Knurren auf weithin vernehmen, da ſie, wie ein Berichterſtatter verſichert, die Köpfe
förmlich über die Oberfläche des Waſſers emporſtrecken, ihr ſonderbares Geräuſch hervorbringen und
wieder in eine Tiefe von einem oder anderthalb Fuß verſinken. Bei einiger Achtſamkeit kann man
ſie dann ohne ſonderliche Mühe mit dem Gewehre erlegen und in kurzer Zeit eine beträchtliche
Anzahl von ihnen erbeuten.

Jn der Gefangenſchaft laſſen ſich die Seehähne, wie alle Fiſche, welche in großen Tiefen leben,
ſelten lange am Leben erhalten, falls man ihnen nicht ein ſehr flaches Becken zum Aufenthalte anweiſt
und in demſelben einen beſtändigen und raſchen Wechſel des Waſſers unterhält, ihnen damit alſo die
von ihnen benöthigte Menge von Sauerſtoff zuführt.



Bei den Panzerhähnen (Peristedion) iſt der ganze Leib mit Knochenſchildern bepanzert, die
Schnauze mit zwei weit vorſtehenden gabelförmigen Knochenſtückchen verſehen, der Mund hingegen
zahnlos.

Als Vertreter dieſer Sippe gilt der Malarmat oder Panzerfiſch (Peristedion cataphractum),
ein Thier, welches ſeinen Namen mit vollſtem Rechte verdient, da er als der geſchützteſte aller Fiſche
der europäiſchen Meere angeſehen werden kann. Der Leib iſt geſtreckt, im Querſchnitt faſt regelrecht
achteckig; die obere Kinnlade ſteht über die untere vor, und der Mund öffnet ſich halbkreisförmig
unter der Gabel; von der unteren Kinnlade hängen mehrere Bartfäden herab, von denen einer

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[492/0522] Die Stachelfloſſer. Panzerwangen. Seehähne. Panzerhähne. zählt man 8, in der zweiten 20, in der Bruſtfloſſe 3 freie und 10 vereinigte, in der Bauchfloſſe 1 und 5, in der Afterfloſſe 20, in der Schwanzfloſſe 11 Strahlen. Eine dritte Art, der Pfeifer (Trigla lyra), welche gewiſſermaßen den Uebergang von den See- hähnen zu den Panzerhähnen vermittelt, hat an der Oberſchnauze zwei vortretende, durch einen tiefen Einſchnitt getrennte Lappen, am Vorderrande der Augenhöhle, über der Schulter und am Kiemen- deckel verhältnißmäßig ſtarke Stacheln und ſehr große Bruſtfloſſen. Die Färbung iſt ein pracht- volles Roth, welches nach der Unterſeite zu in Silberweiß übergeht. Die erſte Rückenfloſſe enthält 9, die zweite 16, die Bruſtfloſſe 3 und 11, die Bauchfloſſe 1 und 5, die Afterfloſſe 16, die Schwanz- floſſe 11 Strahlen. An Größe ſteht der Pfeifer ſeinen Verwandten wenig nach. Die genaunten drei Seehähne bewohnen das mittelländiſche Meer, das atlantiſche Weltmeer und die Nordſee, der Knurrhahn auch die Oſtſee. Knurrhahn und Gurnard ſind gemein an den Küſten Englands, der Pfeifer hingegen iſt verhältnißmäßig ſelten, weil er, laut Couch, weiter umher- wandert als die übrigen und deshalb ſich nur zu gewiſſen Zeiten ſehen läßt. Alle drei Arten halten ſich vorzugsweiſe in der Tiefe auf, am Liebſten auf ſandigem oder felſigem Grunde, und ſtellen hier vorzugsweiſe Kruſtern, ſonſt auch Muſcheln und anderen Weichthieren, auch Quallen nach. Sie ſchwimmen außerordentlich ſchnell, da ſie ihre großen Bruſtſinnen gleichſam als Flügel gebrauchen. Wenn ſie ſich Nachts auf ſeichten Stellen bewegen, ſollen ſie leuchten „wie funkelnde Sterne“ und Lichtſtreifen hervorbringen, welche ſich weit im Waſſer, bald längs der Oberfläche, bald nach der Tiefe zu fortziehen. Der Knurrhahn laicht, laut Couch, im Winter, der Gurnard hingegen im Mai und Juni; über die Fortpflanzung des Pfeifers finde ich keine Angabe. Obgleich das Fleiſch der Seehähne, namentlich des Knurrhahnes etwas hart und trocken iſt, wird es doch gern gegeſſen, unſeren Fiſchen deshalb auch überall nachgeſtellt. Zum Fang wendet man in England Schlappnetze von ſechszehn bis ſiebzehn Fuß Länge, in Jtalien vorzugsweiſe Angeln an. Es kann aber vorkommen, daß dieſe Fiſche ſich in den oberen Waſſerſchichten umhertreiben und dann zu einer ſonderbaren Jagd Veranlaſſung geben. Bei ſtillem Wetter nämlich ſoll man ihr Grunzen oder Knurren auf weithin vernehmen, da ſie, wie ein Berichterſtatter verſichert, die Köpfe förmlich über die Oberfläche des Waſſers emporſtrecken, ihr ſonderbares Geräuſch hervorbringen und wieder in eine Tiefe von einem oder anderthalb Fuß verſinken. Bei einiger Achtſamkeit kann man ſie dann ohne ſonderliche Mühe mit dem Gewehre erlegen und in kurzer Zeit eine beträchtliche Anzahl von ihnen erbeuten. Jn der Gefangenſchaft laſſen ſich die Seehähne, wie alle Fiſche, welche in großen Tiefen leben, ſelten lange am Leben erhalten, falls man ihnen nicht ein ſehr flaches Becken zum Aufenthalte anweiſt und in demſelben einen beſtändigen und raſchen Wechſel des Waſſers unterhält, ihnen damit alſo die von ihnen benöthigte Menge von Sauerſtoff zuführt. Bei den Panzerhähnen (Peristedion) iſt der ganze Leib mit Knochenſchildern bepanzert, die Schnauze mit zwei weit vorſtehenden gabelförmigen Knochenſtückchen verſehen, der Mund hingegen zahnlos. Als Vertreter dieſer Sippe gilt der Malarmat oder Panzerfiſch (Peristedion cataphractum), ein Thier, welches ſeinen Namen mit vollſtem Rechte verdient, da er als der geſchützteſte aller Fiſche der europäiſchen Meere angeſehen werden kann. Der Leib iſt geſtreckt, im Querſchnitt faſt regelrecht achteckig; die obere Kinnlade ſteht über die untere vor, und der Mund öffnet ſich halbkreisförmig unter der Gabel; von der unteren Kinnlade hängen mehrere Bartfäden herab, von denen einer

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/522>, abgerufen am 15.06.2024.