durch den unförmlichen Kehlkopf, welcher einer dreieckigen, knochigen Büchse gleicht. Die Kiefern sind zahnlos; die Zunge fehlt gänzlich; ein düsteres Schwarzbraun ist die Färbung beider Geschlechter. Das Weibchen soll bis 8 Zoll an Länge erreichen.
Hätte sich Schomburgk durch seinen unüberwindlichen Abscheu gegen die Lurche nicht abhalten lassen, die so merkwürdige Pipa zu beobachten, er würde uns schwerlich mit den Worten: "Kommt häufig an der Küste, besonders aber in den Abzugsgräben der Plantagen vor" abgespeist, uns vielmehr endlich ein wahrheitsgetreues Lebensbild des so merkwürdigen Thieres entworfen haben. Da er Dies nicht gethan, wissen wir heutigentages noch nicht, inwiefern die Mit- theilungen früherer Reisender richtig sind. Sie erzählen, daß sich die Pipa in düsteren Waldsümpfen aufhalte, langsam und ungeschickt am Boden krieche und einen schwefeligen Geruch verbreite, beschäftigen sich im Uebrigen aber nur noch mit der allerdings höchst eigenthümlichen Fortpflanzung,
[Abbildung]
Die Pipa(Astorodactylus Pipa). 1/4 der nat. Größe.
die Angaben des Fräulein Merian lediglich bestätigend und blos die auf Jrrthum beruhende Behauptung, daß die jungen Pipas aus dem Rücken der Mutter hervorwüchsen, berichtigend.
Die Fortpflanzung und Entwicklung der Jungen geschieht kurz wie folgt: Gleich den meisten übrigen Froschlurchen laichen die Sternfinger im Wasser. Das Männchen befruchtet die hervor- tretenden Eier, streicht sie aber dann nicht sich selbst, wie es der männliche Feßler thut, sondern seinem Weibchen auf den warzigen Rücken. Hier bildet sich, wahrscheinlich in Folge des Hautreizes, für jedes Ei eine Zelle, welche bald die sechseckige Form der Bienenzellen annimmt, sich oben auch wie bei dieser deckelartig schließt. Jn dieser Zelle übersteht die junge Pipa ihre Umwandlung, sprengt endlich die Zelle, streckt einen Fuß oder den Kopf hervor und verläßt sie schließlich gänzlich.
Fermin sagt, daß das Weibchen seine Eier in den Sand lege, hierauf das Männchen schnell herbeieile, den Eierhaufen mit den Hinterfüßen ergreife und ihn auf den Rücken des Weibchens bringe, sobald Dies geschehen, sich umwende, seinen Rücken gegen den des Weibchens kehre, sich einige Mal darauf herumwälze, das Weibchen verlasse, um sich zu erholen, einige Minuten darauf zurück- kehre und verfahre wie vorher, aber erst nachdem Dies geschehen, die Eier befruchte. Zweiundachtzig
Die Froſchlurche. Kröten. Zungenloſe.
durch den unförmlichen Kehlkopf, welcher einer dreieckigen, knochigen Büchſe gleicht. Die Kiefern ſind zahnlos; die Zunge fehlt gänzlich; ein düſteres Schwarzbraun iſt die Färbung beider Geſchlechter. Das Weibchen ſoll bis 8 Zoll an Länge erreichen.
Hätte ſich Schomburgk durch ſeinen unüberwindlichen Abſcheu gegen die Lurche nicht abhalten laſſen, die ſo merkwürdige Pipa zu beobachten, er würde uns ſchwerlich mit den Worten: „Kommt häufig an der Küſte, beſonders aber in den Abzugsgräben der Plantagen vor“ abgeſpeiſt, uns vielmehr endlich ein wahrheitsgetreues Lebensbild des ſo merkwürdigen Thieres entworfen haben. Da er Dies nicht gethan, wiſſen wir heutigentages noch nicht, inwiefern die Mit- theilungen früherer Reiſender richtig ſind. Sie erzählen, daß ſich die Pipa in düſteren Waldſümpfen aufhalte, langſam und ungeſchickt am Boden krieche und einen ſchwefeligen Geruch verbreite, beſchäftigen ſich im Uebrigen aber nur noch mit der allerdings höchſt eigenthümlichen Fortpflanzung,
[Abbildung]
Die Pipa(Astorodactylus Pipa). ¼ der nat. Größe.
die Angaben des Fräulein Merian lediglich beſtätigend und blos die auf Jrrthum beruhende Behauptung, daß die jungen Pipas aus dem Rücken der Mutter hervorwüchſen, berichtigend.
Die Fortpflanzung und Entwicklung der Jungen geſchieht kurz wie folgt: Gleich den meiſten übrigen Froſchlurchen laichen die Sternfinger im Waſſer. Das Männchen befruchtet die hervor- tretenden Eier, ſtreicht ſie aber dann nicht ſich ſelbſt, wie es der männliche Feßler thut, ſondern ſeinem Weibchen auf den warzigen Rücken. Hier bildet ſich, wahrſcheinlich in Folge des Hautreizes, für jedes Ei eine Zelle, welche bald die ſechseckige Form der Bienenzellen annimmt, ſich oben auch wie bei dieſer deckelartig ſchließt. Jn dieſer Zelle überſteht die junge Pipa ihre Umwandlung, ſprengt endlich die Zelle, ſtreckt einen Fuß oder den Kopf hervor und verläßt ſie ſchließlich gänzlich.
Fermin ſagt, daß das Weibchen ſeine Eier in den Sand lege, hierauf das Männchen ſchnell herbeieile, den Eierhaufen mit den Hinterfüßen ergreife und ihn auf den Rücken des Weibchens bringe, ſobald Dies geſchehen, ſich umwende, ſeinen Rücken gegen den des Weibchens kehre, ſich einige Mal darauf herumwälze, das Weibchen verlaſſe, um ſich zu erholen, einige Minuten darauf zurück- kehre und verfahre wie vorher, aber erſt nachdem Dies geſchehen, die Eier befruchte. Zweiundachtzig
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Die Froſchlurche. Kröten. Zungenloſe.
durch den unförmlichen Kehlkopf, welcher einer dreieckigen, knochigen Büchſe gleicht. Die Kiefern
ſind zahnlos; die Zunge fehlt gänzlich; ein düſteres Schwarzbraun iſt die Färbung beider Geſchlechter.
Das Weibchen ſoll bis 8 Zoll an Länge erreichen.
Hätte ſich Schomburgk durch ſeinen unüberwindlichen Abſcheu gegen die Lurche nicht abhalten
laſſen, die ſo merkwürdige Pipa zu beobachten, er würde uns ſchwerlich mit den Worten: „Kommt
häufig an der Küſte, beſonders aber in den Abzugsgräben der Plantagen vor“
abgeſpeiſt, uns vielmehr endlich ein wahrheitsgetreues Lebensbild des ſo merkwürdigen Thieres
entworfen haben. Da er Dies nicht gethan, wiſſen wir heutigentages noch nicht, inwiefern die Mit-
theilungen früherer Reiſender richtig ſind. Sie erzählen, daß ſich die Pipa in düſteren Waldſümpfen
aufhalte, langſam und ungeſchickt am Boden krieche und einen ſchwefeligen Geruch verbreite,
beſchäftigen ſich im Uebrigen aber nur noch mit der allerdings höchſt eigenthümlichen Fortpflanzung,
[Abbildung Die Pipa (Astorodactylus Pipa). ¼ der nat. Größe.]
die Angaben des Fräulein Merian lediglich beſtätigend und blos die auf Jrrthum beruhende
Behauptung, daß die jungen Pipas aus dem Rücken der Mutter hervorwüchſen, berichtigend.
Die Fortpflanzung und Entwicklung der Jungen geſchieht kurz wie folgt: Gleich den meiſten
übrigen Froſchlurchen laichen die Sternfinger im Waſſer. Das Männchen befruchtet die hervor-
tretenden Eier, ſtreicht ſie aber dann nicht ſich ſelbſt, wie es der männliche Feßler thut, ſondern ſeinem
Weibchen auf den warzigen Rücken. Hier bildet ſich, wahrſcheinlich in Folge des Hautreizes, für
jedes Ei eine Zelle, welche bald die ſechseckige Form der Bienenzellen annimmt, ſich oben auch wie
bei dieſer deckelartig ſchließt. Jn dieſer Zelle überſteht die junge Pipa ihre Umwandlung, ſprengt
endlich die Zelle, ſtreckt einen Fuß oder den Kopf hervor und verläßt ſie ſchließlich gänzlich.
Fermin ſagt, daß das Weibchen ſeine Eier in den Sand lege, hierauf das Männchen ſchnell
herbeieile, den Eierhaufen mit den Hinterfüßen ergreife und ihn auf den Rücken des Weibchens
bringe, ſobald Dies geſchehen, ſich umwende, ſeinen Rücken gegen den des Weibchens kehre, ſich einige
Mal darauf herumwälze, das Weibchen verlaſſe, um ſich zu erholen, einige Minuten darauf zurück-
kehre und verfahre wie vorher, aber erſt nachdem Dies geſchehen, die Eier befruchte. Zweiundachtzig
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/436>, abgerufen am 20.12.2024.
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