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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Nasenkröte. Pipa.
durch die fünf langen mit breiten Schwimmhäuten verbundenen Zehen und noch mehr durch einen
hornigen, auf der Sohle vorspringenden Nagel ausgezeichnet, die große Ohrdrüse äußerlich kaum
[Abbildung] Die Nasenkröte (Rhinophryne dorsalis). Natürl. Größe.
sichtbar. Die Färbung, ein gleichmäßiges Braun, wird durch einen längs der Rückenmitte ver-
laufenden Streifen und mehrere seitliche Flecken gezeichnet.

Ueber die Lebensweise fehlt uns noch jegliche Kunde.



Jm Jahre 1705 beschrieb Fräulein Sibille von Merian in einem Werke über die
Kerbthiere Surinams auch einen krötenähnlichen Froschlurch und dessen höchst sonderbare Ver-
wandlung. Von dieser Zeit ist das Thier Gegenstand sorgfältiger Untersuchungen geworden,
dieselben wurden jedoch leider mehr an den in Weingeist aufbewahrten als an freilebenden
Stücken angestellt, und so können wir uns noch heutigentages einer wirklichen Lebenskunde
unseres Lurches nicht rühmen.

Die Pipa (Asterodactylus Pipa) bildet mit einem afrikanischen Verwandten eine besondere
Familie, die der Zungenlosen (Aglossa) und kennzeichnet sich äußerlich durch einen unförmlichen,
fast viereckigen, überaus plattgedrückten Leib, einen breiten, von ihm nicht abgesetzten, an der Schnauze
zugespitzten Kopf, schwächliche oder schmächtige Vorderbeine mit langen, vorn vierfach getheilten Zehen,
welche dem Thiere zu dem Namen Sternfinger verholfen haben, dickere und ziemlich lange Hinter-
beine mit großen Füßen, deren fünf Zehen durch volle Schwimmhäute verbunden werden, eine
namentlich bei alten Thieren runzelige, bei alten Weibchen sogar zellige Haut, zwei Bartfäden,
welche zu jeder Seite des Oberkiefers stehen und ein ähnliches Gebilde, welches vom Mundwinkel
herabhängt. Das Häßliche des Thieres wird vermehrt durch die nah dem Kieferrand sich erhebenden
glotzenden Augen, welche kaum einer Bewegung fähig sein sollen, beim Männchen außerdem noch

Naſenkröte. Pipa.
durch die fünf langen mit breiten Schwimmhäuten verbundenen Zehen und noch mehr durch einen
hornigen, auf der Sohle vorſpringenden Nagel ausgezeichnet, die große Ohrdrüſe äußerlich kaum
[Abbildung] Die Naſenkröte (Rhinophryne dorsalis). Natürl. Größe.
ſichtbar. Die Färbung, ein gleichmäßiges Braun, wird durch einen längs der Rückenmitte ver-
laufenden Streifen und mehrere ſeitliche Flecken gezeichnet.

Ueber die Lebensweiſe fehlt uns noch jegliche Kunde.



Jm Jahre 1705 beſchrieb Fräulein Sibille von Merian in einem Werke über die
Kerbthiere Surinams auch einen krötenähnlichen Froſchlurch und deſſen höchſt ſonderbare Ver-
wandlung. Von dieſer Zeit iſt das Thier Gegenſtand ſorgfältiger Unterſuchungen geworden,
dieſelben wurden jedoch leider mehr an den in Weingeiſt aufbewahrten als an freilebenden
Stücken angeſtellt, und ſo können wir uns noch heutigentages einer wirklichen Lebenskunde
unſeres Lurches nicht rühmen.

Die Pipa (Asterodactylus Pipa) bildet mit einem afrikaniſchen Verwandten eine beſondere
Familie, die der Zungenloſen (Aglossa) und kennzeichnet ſich äußerlich durch einen unförmlichen,
faſt viereckigen, überaus plattgedrückten Leib, einen breiten, von ihm nicht abgeſetzten, an der Schnauze
zugeſpitzten Kopf, ſchwächliche oder ſchmächtige Vorderbeine mit langen, vorn vierfach getheilten Zehen,
welche dem Thiere zu dem Namen Sternfinger verholfen haben, dickere und ziemlich lange Hinter-
beine mit großen Füßen, deren fünf Zehen durch volle Schwimmhäute verbunden werden, eine
namentlich bei alten Thieren runzelige, bei alten Weibchen ſogar zellige Haut, zwei Bartfäden,
welche zu jeder Seite des Oberkiefers ſtehen und ein ähnliches Gebilde, welches vom Mundwinkel
herabhängt. Das Häßliche des Thieres wird vermehrt durch die nah dem Kieferrand ſich erhebenden
glotzenden Augen, welche kaum einer Bewegung fähig ſein ſollen, beim Männchen außerdem noch

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[407/0435] Naſenkröte. Pipa. durch die fünf langen mit breiten Schwimmhäuten verbundenen Zehen und noch mehr durch einen hornigen, auf der Sohle vorſpringenden Nagel ausgezeichnet, die große Ohrdrüſe äußerlich kaum [Abbildung Die Naſenkröte (Rhinophryne dorsalis). Natürl. Größe.] ſichtbar. Die Färbung, ein gleichmäßiges Braun, wird durch einen längs der Rückenmitte ver- laufenden Streifen und mehrere ſeitliche Flecken gezeichnet. Ueber die Lebensweiſe fehlt uns noch jegliche Kunde. Jm Jahre 1705 beſchrieb Fräulein Sibille von Merian in einem Werke über die Kerbthiere Surinams auch einen krötenähnlichen Froſchlurch und deſſen höchſt ſonderbare Ver- wandlung. Von dieſer Zeit iſt das Thier Gegenſtand ſorgfältiger Unterſuchungen geworden, dieſelben wurden jedoch leider mehr an den in Weingeiſt aufbewahrten als an freilebenden Stücken angeſtellt, und ſo können wir uns noch heutigentages einer wirklichen Lebenskunde unſeres Lurches nicht rühmen. Die Pipa (Asterodactylus Pipa) bildet mit einem afrikaniſchen Verwandten eine beſondere Familie, die der Zungenloſen (Aglossa) und kennzeichnet ſich äußerlich durch einen unförmlichen, faſt viereckigen, überaus plattgedrückten Leib, einen breiten, von ihm nicht abgeſetzten, an der Schnauze zugeſpitzten Kopf, ſchwächliche oder ſchmächtige Vorderbeine mit langen, vorn vierfach getheilten Zehen, welche dem Thiere zu dem Namen Sternfinger verholfen haben, dickere und ziemlich lange Hinter- beine mit großen Füßen, deren fünf Zehen durch volle Schwimmhäute verbunden werden, eine namentlich bei alten Thieren runzelige, bei alten Weibchen ſogar zellige Haut, zwei Bartfäden, welche zu jeder Seite des Oberkiefers ſtehen und ein ähnliches Gebilde, welches vom Mundwinkel herabhängt. Das Häßliche des Thieres wird vermehrt durch die nah dem Kieferrand ſich erhebenden glotzenden Augen, welche kaum einer Bewegung fähig ſein ſollen, beim Männchen außerdem noch

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/435>, abgerufen am 18.05.2024.