Wie andere Lurche können auch die Kröten Feuchtigkeit ohne Schaden für ihr Leben nicht lange entbehren, in feuchten Räumen aber bei dürftiger Nahrung Monate und Jahre aushalten. Wieder- holt ist es vorgekommen, daß man in Höhlungen, welche anscheinend keine Zugänge haben, lebende Kröten gefunden hat, und diese Funde sind Veranlassung zu allerlei Fabelei, aber auch Veranlassung zu Versuchen geworden, deren Ergebniß immerhin als ein unerwartetes angesehen werden darf. Jm November 1825 ließ Buckland zu Orford in einen großen Block von grobem, durchlassenden Kalk- stein zwölf runde Zellen von fünf Zoll Durchmesser und drei Fuß Tiefe bohren und jede von diesen mit einem kreisförmigen Falze versehen, in welchen eine Glasscheibe und eine zum Schutze für das Glas bestimmte Schieferscheibe paßte; die Ränder dieses doppelten Deckels wurden mit Thon über- strichen und so ein lust- und wasserdichter Verschluß hergestellt. Jn einem anderen Blocke von dichtem Kiessandstein höhlte man ebenfalls zwölf, jedoch etwas kleinere Zellen von nur sechs Zoll Tiefe aus und brachte an ihnen denselben Verschluß an. Die Glasdeckel hatten den Zweck, eine Besichtigung der Thiere zu gestatten, ohne daß ihnen Luft und Nahrung zukommen konnten. Am 24. November nun wurde in jede der vierundzwanzig Zellen eine lebende Kröte gesetzt und sodann der Verschluß befestigt; hierauf grub man beide Blöcke drei Fuß tief in die Erde ein, bedeckte sie und untersuchte sie am 10. Dezember des folgenden Jahres zum ersten Male. Jn den kleineren Zellen des sehr dichten Sandsteines waren alle Kröten todt, zumeist auch bereits so verwest, daß man auf ihren schon vor Monaten erfolgten Tod schließen mußte; in den Zellen des groben Kalksteines hin- gegen lebten die meisten Gefangenen noch, und während einzelne an Gewicht verloren hatten, beobachtete man bei einer anderen eine Zunahme desselben. Der Glasdeckel der Zelle dieser Kröte war ein wenig gesprungen, die Möglichkeit, daß kleine Kerfe eindringen konnten, also keineswegs ausgeschlossen. Solche Kerfe fand man in der Zelle nicht, wohl aber in einer anderen, deren Glas- deckel zerbrochen, deren Jnhaber jedoch todt war. Nach dreizehn Monaten waren alle Kröten ihrer Haft erlegen, die in dem Kalkstein eingeschlossenen ebensowohl als die im Sandstein eingekerkerten. Nach der ersten Untersuchung besichtigte man sie wiederholt, ohne jedoch die Glasdeckel abzunehmen. Sie schienen immer munter, hatten wenigstens die Augen offen, wurden jedoch fortwährend magerer und starben endlich an Abzehrung. Ungefähr um dieselbe Zeit brachte man vier Kröten in drei auf der Nordseite eines Apfelbaumes eingemeiselte Löcher von fünf Zoll Tiefe und drei Zoll Breite, schloß diese Löcher mit einem Zapfen sorgfältig, sodaß weder Kerbthiere, noch Luft eindringen konnten, besichtigte die Märtyrer nach Jahresfrist und fand, daß sie sämmtlich todt und verwest waren.
Aus diesen Untersuchungen geht zur Genüge hervor, daß die Lebenszähigkeit der Kröten durch- aus nicht so hoch ist, als man gefabelt hat, daß keine von ihnen im Stande, jahrelang in einem von der Luft abgesperrten Raume zu leben oder bis zwei Jahre ohne jegliche Nahrung auszuhalten. Es wird dadurch gleichzeitig auch bewiesen, daß man bei den wunderbar erscheinenden Funden von Kröten in Steinhöhlungen und dergleichen die obwaltenden Umstände nicht sorgfältig genug erforscht hat: jene Erzählungen, welche von Kröten berichten, die tief unter der Erde in ringsum von festem Gestein umschlossenen Zellen Jahrhunderte lang gelebt haben sollen, sind also unzweifelhaft als Fabeln anzusehen.
Die Familie zerfällt in wenige Sippen, und wird es für uns genügend sein, wenn wir uns auf eine Schilderung der wichtigsten Arten beschränken. Zu diesen gehört die Erdkröte, Vertreterin der Sippe der Landkröten(Phryne), deren besondere Merkmale in den halben Schwimmhäuten der Hinterfüße zu suchen sind.
Die Erdkröte(Phryne vulgaris) erreicht eine ziemlich bedeutende Größe, eine Länge von 3 bis 41/2 Zoll, bei 21/2 Zoll Breite und erscheint uns noch plumper gebaut als die verwandten
Erdkröte.
Wie andere Lurche können auch die Kröten Feuchtigkeit ohne Schaden für ihr Leben nicht lange entbehren, in feuchten Räumen aber bei dürftiger Nahrung Monate und Jahre aushalten. Wieder- holt iſt es vorgekommen, daß man in Höhlungen, welche anſcheinend keine Zugänge haben, lebende Kröten gefunden hat, und dieſe Funde ſind Veranlaſſung zu allerlei Fabelei, aber auch Veranlaſſung zu Verſuchen geworden, deren Ergebniß immerhin als ein unerwartetes angeſehen werden darf. Jm November 1825 ließ Buckland zu Orford in einen großen Block von grobem, durchlaſſenden Kalk- ſtein zwölf runde Zellen von fünf Zoll Durchmeſſer und drei Fuß Tiefe bohren und jede von dieſen mit einem kreisförmigen Falze verſehen, in welchen eine Glasſcheibe und eine zum Schutze für das Glas beſtimmte Schieferſcheibe paßte; die Ränder dieſes doppelten Deckels wurden mit Thon über- ſtrichen und ſo ein luſt- und waſſerdichter Verſchluß hergeſtellt. Jn einem anderen Blocke von dichtem Kiesſandſtein höhlte man ebenfalls zwölf, jedoch etwas kleinere Zellen von nur ſechs Zoll Tiefe aus und brachte an ihnen denſelben Verſchluß an. Die Glasdeckel hatten den Zweck, eine Beſichtigung der Thiere zu geſtatten, ohne daß ihnen Luft und Nahrung zukommen konnten. Am 24. November nun wurde in jede der vierundzwanzig Zellen eine lebende Kröte geſetzt und ſodann der Verſchluß befeſtigt; hierauf grub man beide Blöcke drei Fuß tief in die Erde ein, bedeckte ſie und unterſuchte ſie am 10. Dezember des folgenden Jahres zum erſten Male. Jn den kleineren Zellen des ſehr dichten Sandſteines waren alle Kröten todt, zumeiſt auch bereits ſo verweſt, daß man auf ihren ſchon vor Monaten erfolgten Tod ſchließen mußte; in den Zellen des groben Kalkſteines hin- gegen lebten die meiſten Gefangenen noch, und während einzelne an Gewicht verloren hatten, beobachtete man bei einer anderen eine Zunahme deſſelben. Der Glasdeckel der Zelle dieſer Kröte war ein wenig geſprungen, die Möglichkeit, daß kleine Kerfe eindringen konnten, alſo keineswegs ausgeſchloſſen. Solche Kerfe fand man in der Zelle nicht, wohl aber in einer anderen, deren Glas- deckel zerbrochen, deren Jnhaber jedoch todt war. Nach dreizehn Monaten waren alle Kröten ihrer Haft erlegen, die in dem Kalkſtein eingeſchloſſenen ebenſowohl als die im Sandſtein eingekerkerten. Nach der erſten Unterſuchung beſichtigte man ſie wiederholt, ohne jedoch die Glasdeckel abzunehmen. Sie ſchienen immer munter, hatten wenigſtens die Augen offen, wurden jedoch fortwährend magerer und ſtarben endlich an Abzehrung. Ungefähr um dieſelbe Zeit brachte man vier Kröten in drei auf der Nordſeite eines Apfelbaumes eingemeiſelte Löcher von fünf Zoll Tiefe und drei Zoll Breite, ſchloß dieſe Löcher mit einem Zapfen ſorgfältig, ſodaß weder Kerbthiere, noch Luft eindringen konnten, beſichtigte die Märtyrer nach Jahresfriſt und fand, daß ſie ſämmtlich todt und verweſt waren.
Aus dieſen Unterſuchungen geht zur Genüge hervor, daß die Lebenszähigkeit der Kröten durch- aus nicht ſo hoch iſt, als man gefabelt hat, daß keine von ihnen im Stande, jahrelang in einem von der Luft abgeſperrten Raume zu leben oder bis zwei Jahre ohne jegliche Nahrung auszuhalten. Es wird dadurch gleichzeitig auch bewieſen, daß man bei den wunderbar erſcheinenden Funden von Kröten in Steinhöhlungen und dergleichen die obwaltenden Umſtände nicht ſorgfältig genug erforſcht hat: jene Erzählungen, welche von Kröten berichten, die tief unter der Erde in ringsum von feſtem Geſtein umſchloſſenen Zellen Jahrhunderte lang gelebt haben ſollen, ſind alſo unzweifelhaft als Fabeln anzuſehen.
Die Familie zerfällt in wenige Sippen, und wird es für uns genügend ſein, wenn wir uns auf eine Schilderung der wichtigſten Arten beſchränken. Zu dieſen gehört die Erdkröte, Vertreterin der Sippe der Landkröten(Phryne), deren beſondere Merkmale in den halben Schwimmhäuten der Hinterfüße zu ſuchen ſind.
Die Erdkröte(Phryne vulgaris) erreicht eine ziemlich bedeutende Größe, eine Länge von 3 bis 4½ Zoll, bei 2½ Zoll Breite und erſcheint uns noch plumper gebaut als die verwandten
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Erdkröte.
Wie andere Lurche können auch die Kröten Feuchtigkeit ohne Schaden für ihr Leben nicht lange
entbehren, in feuchten Räumen aber bei dürftiger Nahrung Monate und Jahre aushalten. Wieder-
holt iſt es vorgekommen, daß man in Höhlungen, welche anſcheinend keine Zugänge haben, lebende
Kröten gefunden hat, und dieſe Funde ſind Veranlaſſung zu allerlei Fabelei, aber auch Veranlaſſung
zu Verſuchen geworden, deren Ergebniß immerhin als ein unerwartetes angeſehen werden darf. Jm
November 1825 ließ Buckland zu Orford in einen großen Block von grobem, durchlaſſenden Kalk-
ſtein zwölf runde Zellen von fünf Zoll Durchmeſſer und drei Fuß Tiefe bohren und jede von dieſen
mit einem kreisförmigen Falze verſehen, in welchen eine Glasſcheibe und eine zum Schutze für das
Glas beſtimmte Schieferſcheibe paßte; die Ränder dieſes doppelten Deckels wurden mit Thon über-
ſtrichen und ſo ein luſt- und waſſerdichter Verſchluß hergeſtellt. Jn einem anderen Blocke von
dichtem Kiesſandſtein höhlte man ebenfalls zwölf, jedoch etwas kleinere Zellen von nur ſechs Zoll
Tiefe aus und brachte an ihnen denſelben Verſchluß an. Die Glasdeckel hatten den Zweck, eine
Beſichtigung der Thiere zu geſtatten, ohne daß ihnen Luft und Nahrung zukommen konnten. Am
24. November nun wurde in jede der vierundzwanzig Zellen eine lebende Kröte geſetzt und ſodann
der Verſchluß befeſtigt; hierauf grub man beide Blöcke drei Fuß tief in die Erde ein, bedeckte ſie und
unterſuchte ſie am 10. Dezember des folgenden Jahres zum erſten Male. Jn den kleineren Zellen
des ſehr dichten Sandſteines waren alle Kröten todt, zumeiſt auch bereits ſo verweſt, daß man auf
ihren ſchon vor Monaten erfolgten Tod ſchließen mußte; in den Zellen des groben Kalkſteines hin-
gegen lebten die meiſten Gefangenen noch, und während einzelne an Gewicht verloren hatten,
beobachtete man bei einer anderen eine Zunahme deſſelben. Der Glasdeckel der Zelle dieſer Kröte
war ein wenig geſprungen, die Möglichkeit, daß kleine Kerfe eindringen konnten, alſo keineswegs
ausgeſchloſſen. Solche Kerfe fand man in der Zelle nicht, wohl aber in einer anderen, deren Glas-
deckel zerbrochen, deren Jnhaber jedoch todt war. Nach dreizehn Monaten waren alle Kröten ihrer
Haft erlegen, die in dem Kalkſtein eingeſchloſſenen ebenſowohl als die im Sandſtein eingekerkerten.
Nach der erſten Unterſuchung beſichtigte man ſie wiederholt, ohne jedoch die Glasdeckel abzunehmen.
Sie ſchienen immer munter, hatten wenigſtens die Augen offen, wurden jedoch fortwährend magerer
und ſtarben endlich an Abzehrung. Ungefähr um dieſelbe Zeit brachte man vier Kröten in drei auf
der Nordſeite eines Apfelbaumes eingemeiſelte Löcher von fünf Zoll Tiefe und drei Zoll Breite,
ſchloß dieſe Löcher mit einem Zapfen ſorgfältig, ſodaß weder Kerbthiere, noch Luft eindringen konnten,
beſichtigte die Märtyrer nach Jahresfriſt und fand, daß ſie ſämmtlich todt und verweſt waren.
Aus dieſen Unterſuchungen geht zur Genüge hervor, daß die Lebenszähigkeit der Kröten durch-
aus nicht ſo hoch iſt, als man gefabelt hat, daß keine von ihnen im Stande, jahrelang in einem von
der Luft abgeſperrten Raume zu leben oder bis zwei Jahre ohne jegliche Nahrung auszuhalten. Es
wird dadurch gleichzeitig auch bewieſen, daß man bei den wunderbar erſcheinenden Funden von Kröten
in Steinhöhlungen und dergleichen die obwaltenden Umſtände nicht ſorgfältig genug erforſcht hat:
jene Erzählungen, welche von Kröten berichten, die tief unter der Erde in ringsum von feſtem
Geſtein umſchloſſenen Zellen Jahrhunderte lang gelebt haben ſollen, ſind alſo unzweifelhaft als
Fabeln anzuſehen.
Die Familie zerfällt in wenige Sippen, und wird es für uns genügend ſein, wenn wir uns
auf eine Schilderung der wichtigſten Arten beſchränken. Zu dieſen gehört die Erdkröte, Vertreterin
der Sippe der Landkröten (Phryne), deren beſondere Merkmale in den halben Schwimmhäuten
der Hinterfüße zu ſuchen ſind.
Die Erdkröte (Phryne vulgaris) erreicht eine ziemlich bedeutende Größe, eine Länge von
3 bis 4½ Zoll, bei 2½ Zoll Breite und erſcheint uns noch plumper gebaut als die verwandten
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/427>, abgerufen am 21.12.2024.
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