über den plötzlichen Angriff der Schlange, daß ich eine Zeitlang meine Wunde ohne alle Fassung anstarrte. Letztere bot zunächst an sich nichts Bemerkenswerthes, erschien nur als eine ganz kleine, wie mit einer Nadel beigebrachte Ritze, schmerzte mich durchaus nicht, und so beruhigte ich mich und betrachtete die Sache als nicht gefährlich. Doch es währte nicht lange, so fühlte ich Schwindel, und es wurde mir so unwohl, daß ich mich niedersetzen mußte; gleichzeitig fühlte ich heftige Stiche an der Bißstelle, und erst jetzt bemerkte ich, daß diese anfing, grünlich zu werden und die kleine Ritze in der Mitte des Fleckens sich zu verkürzen. Da der Schmerz immer hestiger wurde, erkannte ich nun wohl, daß mir Nichts übrig blieb, als eines der bei dem Bisse einer Giftschlange gebräuchlichen, gewaltsamen Mittel anzuwenden, nämlich die Wunde entweder auszuschneiden, auszusaugen oder auszubrennen. Jch faßte also einen Plattstahl, welchen ich eben im Feuer hatte, mit der Zange und preßte ihn beherzt gegen die Wunde. Es entstand eine große, dunkle Blase an der betreffenden Stelle, und in der Umgebung der Wunden zeigten sich viele kleinere, röthliche Blasen. Die Spannung der Haut wurde mir bald unerträglich; deshalb schnitt ich die Blase auf. Es ergoß sich eine schmuzige, schwärzlich gefärbte Flüssigkeit, welche ich trotz des heftigen Schmerzes möglichst auspreßte. Nun- mehr verband ich die Wunde sorgfältig, und nach Verlauf von acht Tagen war dieselbe zu meiner nicht geringen Freude vollständig geheilt."
Daß nicht alle Fälle so günstig verlaufen, geht aus Erhard's Angaben hervor. "Den Winzern", sagt er, "welche gewöhnlich unbeschuht arbeiten, besonders aber den Kindern, wird die Sandotter nicht selten verderblich. Sie besitzt ein weit heftiger wirkendes Gift als die italienische Viper, sodaß man den Biß, zur heißen Jahreszeit einem kindlichen oder sonst geschwächten Organismus beigebracht, geradezu für tödtlich erklären kann.... Glücklicherweise ist sie sehr träge und verräth sich durch einen unausstehlichen Knoblauchgeruch. Da sie nie zum angreifenden Theile wird, sondern nur zufällig getreten beißt, könnte man sie als unschädlich betrachten, wäre ihr gegenüber, trotz der Furcht, welche man hegt, die echt griechische Nachlässigkeit nicht gar zu groß. Als Beispiel führe ich den Fall eines Schäfers an, welcher, vor Jahren von einer Sandotter in die Wange gebissen, in Folge dessen an einer Art Molluskum litt, welches sich über die Zunge und den harten Gaumen bis zum Gaumensegel erstreckte, merkwürdigerweise jedes Jahr genau an den Monatstagen, binnen welcher er den Biß erhielt, zu schwellen begann, und von seinen Landsleuten als Lepra betrachtet wurde. Obwohl vollkommen bekannt mit dem Grunde seiner Leiden, war er doch unvorsichtig genug, sich einen zweiten Biß zuzuziehen, dessen Folgen beinah seinen Tod herbeigeführt hätten."
Die fürchterlichsten Mitglieder der Familie sind die Wüstenottern (Echidna), meist sehr große, plumpe Vipern, den bisher beschriebenen in Gestalt und Beschilderung ähnlich, von manchen Naturforschern deshalb auch nicht von ihnen getrennt, durch die Bekleidung des Schwanzes, dessen Schilder in zwei Reihen getheilt sind, die kurze Schnauze ohne Grube unter den Nasenlöchern unter- schieden. Die Bekleidung des Kopfes ist bei den verschiedenen Arten nicht dieselbe; denn während bei einigen vor und hinter der Nase in Figuren geordnete Schilder sich finden, reicht bei anderen die Beschuppung bis zur Schnauzenspitze vor, und nur in unmittelbarer Nähe der Nasenlöcher gestalten sich einige der Schuppen zu Schildern um.
Unter den hierher zu zählenden Schlangen ist die Puffotter der Ansiedler am Vorgebirge der guten Hoffnung (Echidna arietans) die bekannteste. Sie erreicht an Länge 5 Fuß und darüber, obwohl so große Stücke selten vorkommen, und besitzt im Verhältniß zu diesem Maße eine außer- ordentliche Dicke: die des Armes eines kräftigen Mannes und mehr. Die Färbung ist ein mehr oder minder dunkles, vielfach wechselndes Braun, von welchem sich schief gestellte, auf der Rückenmitte zusammenlaufende, hufeisenähnliche, dunkle Bänder, welche einen lichteren Hof umschließen, abheben; auch auf dem Kopfe bemerkt man eine ähnliche Zeichnung; die Unterseite hingegen ist auf einfarbig
Sandotter. Puffotter.
über den plötzlichen Angriff der Schlange, daß ich eine Zeitlang meine Wunde ohne alle Faſſung anſtarrte. Letztere bot zunächſt an ſich nichts Bemerkenswerthes, erſchien nur als eine ganz kleine, wie mit einer Nadel beigebrachte Ritze, ſchmerzte mich durchaus nicht, und ſo beruhigte ich mich und betrachtete die Sache als nicht gefährlich. Doch es währte nicht lange, ſo fühlte ich Schwindel, und es wurde mir ſo unwohl, daß ich mich niederſetzen mußte; gleichzeitig fühlte ich heftige Stiche an der Bißſtelle, und erſt jetzt bemerkte ich, daß dieſe anfing, grünlich zu werden und die kleine Ritze in der Mitte des Fleckens ſich zu verkürzen. Da der Schmerz immer heſtiger wurde, erkannte ich nun wohl, daß mir Nichts übrig blieb, als eines der bei dem Biſſe einer Giftſchlange gebräuchlichen, gewaltſamen Mittel anzuwenden, nämlich die Wunde entweder auszuſchneiden, auszuſaugen oder auszubrennen. Jch faßte alſo einen Plattſtahl, welchen ich eben im Feuer hatte, mit der Zange und preßte ihn beherzt gegen die Wunde. Es entſtand eine große, dunkle Blaſe an der betreffenden Stelle, und in der Umgebung der Wunden zeigten ſich viele kleinere, röthliche Blaſen. Die Spannung der Haut wurde mir bald unerträglich; deshalb ſchnitt ich die Blaſe auf. Es ergoß ſich eine ſchmuzige, ſchwärzlich gefärbte Flüſſigkeit, welche ich trotz des heftigen Schmerzes möglichſt auspreßte. Nun- mehr verband ich die Wunde ſorgfältig, und nach Verlauf von acht Tagen war dieſelbe zu meiner nicht geringen Freude vollſtändig geheilt.“
Daß nicht alle Fälle ſo günſtig verlaufen, geht aus Erhard’s Angaben hervor. „Den Winzern“, ſagt er, „welche gewöhnlich unbeſchuht arbeiten, beſonders aber den Kindern, wird die Sandotter nicht ſelten verderblich. Sie beſitzt ein weit heftiger wirkendes Gift als die italieniſche Viper, ſodaß man den Biß, zur heißen Jahreszeit einem kindlichen oder ſonſt geſchwächten Organismus beigebracht, geradezu für tödtlich erklären kann.... Glücklicherweiſe iſt ſie ſehr träge und verräth ſich durch einen unausſtehlichen Knoblauchgeruch. Da ſie nie zum angreifenden Theile wird, ſondern nur zufällig getreten beißt, könnte man ſie als unſchädlich betrachten, wäre ihr gegenüber, trotz der Furcht, welche man hegt, die echt griechiſche Nachläſſigkeit nicht gar zu groß. Als Beiſpiel führe ich den Fall eines Schäfers an, welcher, vor Jahren von einer Sandotter in die Wange gebiſſen, in Folge deſſen an einer Art Molluskum litt, welches ſich über die Zunge und den harten Gaumen bis zum Gaumenſegel erſtreckte, merkwürdigerweiſe jedes Jahr genau an den Monatstagen, binnen welcher er den Biß erhielt, zu ſchwellen begann, und von ſeinen Landsleuten als Lepra betrachtet wurde. Obwohl vollkommen bekannt mit dem Grunde ſeiner Leiden, war er doch unvorſichtig genug, ſich einen zweiten Biß zuzuziehen, deſſen Folgen beinah ſeinen Tod herbeigeführt hätten.“
Die fürchterlichſten Mitglieder der Familie ſind die Wüſtenottern (Echidna), meiſt ſehr große, plumpe Vipern, den bisher beſchriebenen in Geſtalt und Beſchilderung ähnlich, von manchen Naturforſchern deshalb auch nicht von ihnen getrennt, durch die Bekleidung des Schwanzes, deſſen Schilder in zwei Reihen getheilt ſind, die kurze Schnauze ohne Grube unter den Naſenlöchern unter- ſchieden. Die Bekleidung des Kopfes iſt bei den verſchiedenen Arten nicht dieſelbe; denn während bei einigen vor und hinter der Naſe in Figuren geordnete Schilder ſich finden, reicht bei anderen die Beſchuppung bis zur Schnauzenſpitze vor, und nur in unmittelbarer Nähe der Naſenlöcher geſtalten ſich einige der Schuppen zu Schildern um.
Unter den hierher zu zählenden Schlangen iſt die Puffotter der Anſiedler am Vorgebirge der guten Hoffnung (Echidna arietans) die bekannteſte. Sie erreicht an Länge 5 Fuß und darüber, obwohl ſo große Stücke ſelten vorkommen, und beſitzt im Verhältniß zu dieſem Maße eine außer- ordentliche Dicke: die des Armes eines kräftigen Mannes und mehr. Die Färbung iſt ein mehr oder minder dunkles, vielfach wechſelndes Braun, von welchem ſich ſchief geſtellte, auf der Rückenmitte zuſammenlaufende, hufeiſenähnliche, dunkle Bänder, welche einen lichteren Hof umſchließen, abheben; auch auf dem Kopfe bemerkt man eine ähnliche Zeichnung; die Unterſeite hingegen iſt auf einfarbig
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[309/0335]
Sandotter. Puffotter.
über den plötzlichen Angriff der Schlange, daß ich eine Zeitlang meine Wunde ohne alle Faſſung
anſtarrte. Letztere bot zunächſt an ſich nichts Bemerkenswerthes, erſchien nur als eine ganz kleine,
wie mit einer Nadel beigebrachte Ritze, ſchmerzte mich durchaus nicht, und ſo beruhigte ich mich und
betrachtete die Sache als nicht gefährlich. Doch es währte nicht lange, ſo fühlte ich Schwindel, und
es wurde mir ſo unwohl, daß ich mich niederſetzen mußte; gleichzeitig fühlte ich heftige Stiche an der
Bißſtelle, und erſt jetzt bemerkte ich, daß dieſe anfing, grünlich zu werden und die kleine Ritze in der
Mitte des Fleckens ſich zu verkürzen. Da der Schmerz immer heſtiger wurde, erkannte ich nun wohl,
daß mir Nichts übrig blieb, als eines der bei dem Biſſe einer Giftſchlange gebräuchlichen, gewaltſamen
Mittel anzuwenden, nämlich die Wunde entweder auszuſchneiden, auszuſaugen oder auszubrennen.
Jch faßte alſo einen Plattſtahl, welchen ich eben im Feuer hatte, mit der Zange und preßte ihn
beherzt gegen die Wunde. Es entſtand eine große, dunkle Blaſe an der betreffenden Stelle, und in
der Umgebung der Wunden zeigten ſich viele kleinere, röthliche Blaſen. Die Spannung der Haut
wurde mir bald unerträglich; deshalb ſchnitt ich die Blaſe auf. Es ergoß ſich eine ſchmuzige,
ſchwärzlich gefärbte Flüſſigkeit, welche ich trotz des heftigen Schmerzes möglichſt auspreßte. Nun-
mehr verband ich die Wunde ſorgfältig, und nach Verlauf von acht Tagen war dieſelbe zu meiner
nicht geringen Freude vollſtändig geheilt.“
Daß nicht alle Fälle ſo günſtig verlaufen, geht aus Erhard’s Angaben hervor. „Den
Winzern“, ſagt er, „welche gewöhnlich unbeſchuht arbeiten, beſonders aber den Kindern, wird die
Sandotter nicht ſelten verderblich. Sie beſitzt ein weit heftiger wirkendes Gift als die italieniſche
Viper, ſodaß man den Biß, zur heißen Jahreszeit einem kindlichen oder ſonſt geſchwächten Organismus
beigebracht, geradezu für tödtlich erklären kann.... Glücklicherweiſe iſt ſie ſehr träge und verräth
ſich durch einen unausſtehlichen Knoblauchgeruch. Da ſie nie zum angreifenden Theile wird, ſondern
nur zufällig getreten beißt, könnte man ſie als unſchädlich betrachten, wäre ihr gegenüber, trotz der
Furcht, welche man hegt, die echt griechiſche Nachläſſigkeit nicht gar zu groß. Als Beiſpiel führe ich
den Fall eines Schäfers an, welcher, vor Jahren von einer Sandotter in die Wange gebiſſen, in
Folge deſſen an einer Art Molluskum litt, welches ſich über die Zunge und den harten Gaumen
bis zum Gaumenſegel erſtreckte, merkwürdigerweiſe jedes Jahr genau an den Monatstagen, binnen
welcher er den Biß erhielt, zu ſchwellen begann, und von ſeinen Landsleuten als Lepra betrachtet
wurde. Obwohl vollkommen bekannt mit dem Grunde ſeiner Leiden, war er doch unvorſichtig genug,
ſich einen zweiten Biß zuzuziehen, deſſen Folgen beinah ſeinen Tod herbeigeführt hätten.“
Die fürchterlichſten Mitglieder der Familie ſind die Wüſtenottern (Echidna), meiſt ſehr
große, plumpe Vipern, den bisher beſchriebenen in Geſtalt und Beſchilderung ähnlich, von manchen
Naturforſchern deshalb auch nicht von ihnen getrennt, durch die Bekleidung des Schwanzes, deſſen
Schilder in zwei Reihen getheilt ſind, die kurze Schnauze ohne Grube unter den Naſenlöchern unter-
ſchieden. Die Bekleidung des Kopfes iſt bei den verſchiedenen Arten nicht dieſelbe; denn während
bei einigen vor und hinter der Naſe in Figuren geordnete Schilder ſich finden, reicht bei anderen die
Beſchuppung bis zur Schnauzenſpitze vor, und nur in unmittelbarer Nähe der Naſenlöcher geſtalten
ſich einige der Schuppen zu Schildern um.
Unter den hierher zu zählenden Schlangen iſt die Puffotter der Anſiedler am Vorgebirge der
guten Hoffnung (Echidna arietans) die bekannteſte. Sie erreicht an Länge 5 Fuß und darüber,
obwohl ſo große Stücke ſelten vorkommen, und beſitzt im Verhältniß zu dieſem Maße eine außer-
ordentliche Dicke: die des Armes eines kräftigen Mannes und mehr. Die Färbung iſt ein mehr
oder minder dunkles, vielfach wechſelndes Braun, von welchem ſich ſchief geſtellte, auf der Rückenmitte
zuſammenlaufende, hufeiſenähnliche, dunkle Bänder, welche einen lichteren Hof umſchließen, abheben;
auch auf dem Kopfe bemerkt man eine ähnliche Zeichnung; die Unterſeite hingegen iſt auf einfarbig
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/335>, abgerufen am 17.07.2024.
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