Jn den nördlichen Theilen ihres Verbreitungskreises beginnen die Fregattvögel ungefähr Mitte Mai's mit dem Nestbau. Sie finden sich in der Nähe von Jnseln ein, welche ihnen schon seit Jahren zum Brütplatze dienten und nehmen hier alle passenden Oertlichkeiten in Besitz; denn zuweilen versammeln sich ihrer fünfhundert Paare oder mehr. Man sieht einzelne stundenlang in großer Höhe über dem Eilande kreisen, während die übrigen sich mit dem Baue des Nestes selbst beschäftigen. Aeltere Nester werden ausgebessert und neue gegründet, trockene Zweige und Aeste fliegend mit dem Schnabel von den Bäumen gebrochen oder aus anderen Nestern gestohlen, auch wohl vom Wasser aufgenommen und dann, jedoch nicht gerade kunstvoll, verbaut. Gewöhnlich werden die Nester auf der Wasserseite der Bäume errichtet, am liebsten auf Bäumen, deren Wipfel über dem Wasser steht, einzelne in der Tiefe, andere in der Höhe der Krone, nicht selten viele auf einem und demselben Baume. Das Gelege besteht nach Audubon aus zwei bis drei starkschaligen Eiern von 2[ 7/8 ] Zoll Länge und 2 Zoll Dicke und grünlichweißer Färbung, welche übrigens oft durch die Füllung des Nestes umgefärbt wird. Schwanz und Flügel des brütenden Alten ragen einen Fuß weit und mehr über das Nest vor. Wahrscheinlich wechseln beide Eltern im Brüten ab: daß die Männchen Theil an diesem Geschäfte nehmen, unterliegt keinem Zweifel; ja, Bennett glaubt, daß sie sich mehr als die Weibchen den Eiern widmen. Die Jungen kommen in einem gelblich weißen Dunenkleide zur Welt und sehen anfangs aus, als ob sie keine Füße hätten. Sie verweilen sehr lange im Neste, da die Ausbildung ihres Flugwerkzeugs eine lange Zeit erfordert.
Nach Bryant brüten die Fregattvögel zuweilen auch auf nackten Felsen und gern unter Tölpeln. Auf einem Brutfelsen der Bahamainsel nisteten ungefähr zweihundert Paare so nah an einander, daß alle Nester im Umkreise von vierzig Fuß gelegen waren. Zwischen ihnen brüteten keine Tölpel, aber Tausende um sie herum. Bryant konnte Junge und Alte mit den Händen greifen, sie überhaupt kaum verscheuchen; denn nach einem Flintenschusse flogen sie zwar mit betäubendem Geschrei in die Luft, kehrten aber sogleich zu ihren Nestern zurück. Nach Versicherung dieses Forschers soll das Paar nur ein einziges Ei und bezüglich Junges erzeugen.
Ueber das Gefangenleben dieser Vögel fehlen zur Zeit noch Berichte. Einzelne hat man allerdings zeitweilig gehalten, wie lange aber, ist mir unbekannt. Ein Stück, welches Cham- berlain pflegte, zeigte sich sehr freßgierig und heftig, ließ sich kaum von seinem Pfleger Etwas gefallen und stellte sich Kindern oder Thieren, welche sich ihm näherten, sofort in böswilliger Absicht zur Wehre.
Die artenreichste Familie der Ruderfüßler wird gebildet durch die Scharben(Haliei), höchst eigenthümliche und leicht kenntliche Vögel, deren Merkmale ungefähr die folgenden sind: der Leib ist sehr gestreckt, aber kräftig und walzig, der Hals lang oder sehr lang, schlank oder dünn, der Kopf klein, der Schnabel mittellang und entweder gerade zugespitzt oder starkhakig übergebogen, der Fuß kurzläufig, großzehig, seitlich zusammengedrückt, der Flügel zwar lang, wegen der kurzen Hand- schwingen, unter denen die dritte die längste zu sein pflegt, aber stumpf zugespitzt, der Schwanz, welcher aus zwölf bis vierzehn Steuerfedern besteht, mittel- oder ziemlich lang und kaum gewölbt, sodaß es, wie Naumann richtig bemerkt, aussieht, als sei er von Menschenhand ungeschickt eingesteckt worden. Die Schwingen und die Steuerfedern sind sehr hart, ihre Fahnen breit und fest mit einander verbunden, die Schäfte stark, aber biegsam, alle übrigen Federn kurz und knapp anliegend, die der Unterseite seidig zerschlissen, die der Oberseite eng geschlossen, scharf begrenzt und schuppig über ein- ander liegend.
Das Geripp zeigt, nach Wagner's Untersuchung, die den Ruderfüßlern gemeinsame Bildung, namentlich in Bezug auf die Breite des Scheitels, die Stellung des Hinterhauptsloches etc. Die Augenscheidewand ist ganz durchbrochen, ein pyramidaler, dreieckig zugespitzter Knechen, welcher mit
Die Schwimmer. Ruderfüßler. Scharben.
Jn den nördlichen Theilen ihres Verbreitungskreiſes beginnen die Fregattvögel ungefähr Mitte Mai’s mit dem Neſtbau. Sie finden ſich in der Nähe von Jnſeln ein, welche ihnen ſchon ſeit Jahren zum Brütplatze dienten und nehmen hier alle paſſenden Oertlichkeiten in Beſitz; denn zuweilen verſammeln ſich ihrer fünfhundert Paare oder mehr. Man ſieht einzelne ſtundenlang in großer Höhe über dem Eilande kreiſen, während die übrigen ſich mit dem Baue des Neſtes ſelbſt beſchäftigen. Aeltere Neſter werden ausgebeſſert und neue gegründet, trockene Zweige und Aeſte fliegend mit dem Schnabel von den Bäumen gebrochen oder aus anderen Neſtern geſtohlen, auch wohl vom Waſſer aufgenommen und dann, jedoch nicht gerade kunſtvoll, verbaut. Gewöhnlich werden die Neſter auf der Waſſerſeite der Bäume errichtet, am liebſten auf Bäumen, deren Wipfel über dem Waſſer ſteht, einzelne in der Tiefe, andere in der Höhe der Krone, nicht ſelten viele auf einem und demſelben Baume. Das Gelege beſteht nach Audubon aus zwei bis drei ſtarkſchaligen Eiern von 2[⅞] Zoll Länge und 2 Zoll Dicke und grünlichweißer Färbung, welche übrigens oft durch die Füllung des Neſtes umgefärbt wird. Schwanz und Flügel des brütenden Alten ragen einen Fuß weit und mehr über das Neſt vor. Wahrſcheinlich wechſeln beide Eltern im Brüten ab: daß die Männchen Theil an dieſem Geſchäfte nehmen, unterliegt keinem Zweifel; ja, Bennett glaubt, daß ſie ſich mehr als die Weibchen den Eiern widmen. Die Jungen kommen in einem gelblich weißen Dunenkleide zur Welt und ſehen anfangs aus, als ob ſie keine Füße hätten. Sie verweilen ſehr lange im Neſte, da die Ausbildung ihres Flugwerkzeugs eine lange Zeit erfordert.
Nach Bryant brüten die Fregattvögel zuweilen auch auf nackten Felſen und gern unter Tölpeln. Auf einem Brutfelſen der Bahamainſel niſteten ungefähr zweihundert Paare ſo nah an einander, daß alle Neſter im Umkreiſe von vierzig Fuß gelegen waren. Zwiſchen ihnen brüteten keine Tölpel, aber Tauſende um ſie herum. Bryant konnte Junge und Alte mit den Händen greifen, ſie überhaupt kaum verſcheuchen; denn nach einem Flintenſchuſſe flogen ſie zwar mit betäubendem Geſchrei in die Luft, kehrten aber ſogleich zu ihren Neſtern zurück. Nach Verſicherung dieſes Forſchers ſoll das Paar nur ein einziges Ei und bezüglich Junges erzeugen.
Ueber das Gefangenleben dieſer Vögel fehlen zur Zeit noch Berichte. Einzelne hat man allerdings zeitweilig gehalten, wie lange aber, iſt mir unbekannt. Ein Stück, welches Cham- berlain pflegte, zeigte ſich ſehr freßgierig und heftig, ließ ſich kaum von ſeinem Pfleger Etwas gefallen und ſtellte ſich Kindern oder Thieren, welche ſich ihm näherten, ſofort in böswilliger Abſicht zur Wehre.
Die artenreichſte Familie der Ruderfüßler wird gebildet durch die Scharben(Haliei), höchſt eigenthümliche und leicht kenntliche Vögel, deren Merkmale ungefähr die folgenden ſind: der Leib iſt ſehr geſtreckt, aber kräftig und walzig, der Hals lang oder ſehr lang, ſchlank oder dünn, der Kopf klein, der Schnabel mittellang und entweder gerade zugeſpitzt oder ſtarkhakig übergebogen, der Fuß kurzläufig, großzehig, ſeitlich zuſammengedrückt, der Flügel zwar lang, wegen der kurzen Hand- ſchwingen, unter denen die dritte die längſte zu ſein pflegt, aber ſtumpf zugeſpitzt, der Schwanz, welcher aus zwölf bis vierzehn Steuerfedern beſteht, mittel- oder ziemlich lang und kaum gewölbt, ſodaß es, wie Naumann richtig bemerkt, ausſieht, als ſei er von Menſchenhand ungeſchickt eingeſteckt worden. Die Schwingen und die Steuerfedern ſind ſehr hart, ihre Fahnen breit und feſt mit einander verbunden, die Schäfte ſtark, aber biegſam, alle übrigen Federn kurz und knapp anliegend, die der Unterſeite ſeidig zerſchliſſen, die der Oberſeite eng geſchloſſen, ſcharf begrenzt und ſchuppig über ein- ander liegend.
Das Geripp zeigt, nach Wagner’s Unterſuchung, die den Ruderfüßlern gemeinſame Bildung, namentlich in Bezug auf die Breite des Scheitels, die Stellung des Hinterhauptsloches ꝛc. Die Augenſcheidewand iſt ganz durchbrochen, ein pyramidaler, dreieckig zugeſpitzter Knechen, welcher mit
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Die Schwimmer. Ruderfüßler. Scharben.
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Mai’s mit dem Neſtbau. Sie finden ſich in der Nähe von Jnſeln ein, welche ihnen ſchon ſeit Jahren
zum Brütplatze dienten und nehmen hier alle paſſenden Oertlichkeiten in Beſitz; denn zuweilen
verſammeln ſich ihrer fünfhundert Paare oder mehr. Man ſieht einzelne ſtundenlang in großer Höhe
über dem Eilande kreiſen, während die übrigen ſich mit dem Baue des Neſtes ſelbſt beſchäftigen.
Aeltere Neſter werden ausgebeſſert und neue gegründet, trockene Zweige und Aeſte fliegend mit dem
Schnabel von den Bäumen gebrochen oder aus anderen Neſtern geſtohlen, auch wohl vom Waſſer
aufgenommen und dann, jedoch nicht gerade kunſtvoll, verbaut. Gewöhnlich werden die Neſter auf
der Waſſerſeite der Bäume errichtet, am liebſten auf Bäumen, deren Wipfel über dem Waſſer ſteht,
einzelne in der Tiefe, andere in der Höhe der Krone, nicht ſelten viele auf einem und demſelben Baume.
Das Gelege beſteht nach Audubon aus zwei bis drei ſtarkſchaligen Eiern von 2⅞ Zoll Länge und
2 Zoll Dicke und grünlichweißer Färbung, welche übrigens oft durch die Füllung des Neſtes umgefärbt
wird. Schwanz und Flügel des brütenden Alten ragen einen Fuß weit und mehr über das Neſt vor.
Wahrſcheinlich wechſeln beide Eltern im Brüten ab: daß die Männchen Theil an dieſem Geſchäfte
nehmen, unterliegt keinem Zweifel; ja, Bennett glaubt, daß ſie ſich mehr als die Weibchen den
Eiern widmen. Die Jungen kommen in einem gelblich weißen Dunenkleide zur Welt und ſehen
anfangs aus, als ob ſie keine Füße hätten. Sie verweilen ſehr lange im Neſte, da die Ausbildung
ihres Flugwerkzeugs eine lange Zeit erfordert.
Nach Bryant brüten die Fregattvögel zuweilen auch auf nackten Felſen und gern unter Tölpeln.
Auf einem Brutfelſen der Bahamainſel niſteten ungefähr zweihundert Paare ſo nah an einander, daß
alle Neſter im Umkreiſe von vierzig Fuß gelegen waren. Zwiſchen ihnen brüteten keine Tölpel, aber
Tauſende um ſie herum. Bryant konnte Junge und Alte mit den Händen greifen, ſie überhaupt
kaum verſcheuchen; denn nach einem Flintenſchuſſe flogen ſie zwar mit betäubendem Geſchrei in die
Luft, kehrten aber ſogleich zu ihren Neſtern zurück. Nach Verſicherung dieſes Forſchers ſoll das Paar
nur ein einziges Ei und bezüglich Junges erzeugen.
Ueber das Gefangenleben dieſer Vögel fehlen zur Zeit noch Berichte. Einzelne hat man
allerdings zeitweilig gehalten, wie lange aber, iſt mir unbekannt. Ein Stück, welches Cham-
berlain pflegte, zeigte ſich ſehr freßgierig und heftig, ließ ſich kaum von ſeinem Pfleger Etwas
gefallen und ſtellte ſich Kindern oder Thieren, welche ſich ihm näherten, ſofort in böswilliger Abſicht
zur Wehre.
Die artenreichſte Familie der Ruderfüßler wird gebildet durch die Scharben (Haliei), höchſt
eigenthümliche und leicht kenntliche Vögel, deren Merkmale ungefähr die folgenden ſind: der Leib iſt
ſehr geſtreckt, aber kräftig und walzig, der Hals lang oder ſehr lang, ſchlank oder dünn, der Kopf
klein, der Schnabel mittellang und entweder gerade zugeſpitzt oder ſtarkhakig übergebogen, der Fuß
kurzläufig, großzehig, ſeitlich zuſammengedrückt, der Flügel zwar lang, wegen der kurzen Hand-
ſchwingen, unter denen die dritte die längſte zu ſein pflegt, aber ſtumpf zugeſpitzt, der Schwanz,
welcher aus zwölf bis vierzehn Steuerfedern beſteht, mittel- oder ziemlich lang und kaum gewölbt,
ſodaß es, wie Naumann richtig bemerkt, ausſieht, als ſei er von Menſchenhand ungeſchickt eingeſteckt
worden. Die Schwingen und die Steuerfedern ſind ſehr hart, ihre Fahnen breit und feſt mit einander
verbunden, die Schäfte ſtark, aber biegſam, alle übrigen Federn kurz und knapp anliegend, die der
Unterſeite ſeidig zerſchliſſen, die der Oberſeite eng geſchloſſen, ſcharf begrenzt und ſchuppig über ein-
ander liegend.
Das Geripp zeigt, nach Wagner’s Unterſuchung, die den Ruderfüßlern gemeinſame Bildung,
namentlich in Bezug auf die Breite des Scheitels, die Stellung des Hinterhauptsloches ꝛc. Die
Augenſcheidewand iſt ganz durchbrochen, ein pyramidaler, dreieckig zugeſpitzter Knechen, welcher mit
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 916. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/968>, abgerufen am 23.11.2024.
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