dem Schuppentheile des Hinterhauptsbeines artikulirt und wagerecht nach hinten gekehrt ist, sehr eigenthümlich. Die Wirbelfäule besteht aus siebzehn bis achtzehn Hals-, acht Rücken-, sieben bis acht Schwanzwirbeln; das Brustbein ist lang und breit. Jm Gegensatze zu den bisher genannten Ruderfüßlern sind nur wenige Knochen der Scharben luftführend. Die Zunge ist klein, der Anfang des Schlundes zu einer Art Kehlsack erweitert, der Vormagen mittelmäßig entwickelt, der Muskel- magen dünn und rundlich.
Scharben kommen in allen Erdtheilen vor und leben ebensowohl im Meere wie auf süßen Gewässern. Einzelne Arten bewohnen hochnordische Länder, die Mehrzahl herbergt in den gemäßigten und heißen Gürteln der Erde. Die Aufenthaltsorte sind verschieden; denn während einige sich selten vom Meere entfernen und hier auf Felseninseln ihren Stand nehmen, wohnen andere in rohr- oder waldreichen Sümpfen und Brüchen, an Flußseen und ähnlichen Gewässern und verirren sich nur ausnahmsweise einmal bis an die Seeküste. Größeren Strömen folgen sie meilenweit bis ins Jnnere des Landes, schweifen überhaupt gern umher und halten sich während der Brutzeit an einer und derselben Stelle auf. Die nordischen Arten wandern regelmäßig, die übrigen streichen.
Unter den Ruderfüßlern zeichnen sich die Scharben aus durch die ihnen eigenthümliche Beherrschung des Wassers. Sie sind die vollendetsten Taucher innerhalb ihrer Ordnung, aber auch in anderer Hinsicht keineswegs ungeschickt. Auf ebenem Boden bewegen sie sich ziemlich ungelenk und watschelnd, im Gezweig der Bäume mit auffallender Gewandtheit, fliegend rascher als man meinen möchte, da der Flug aussieht, als ob er sehr ermüden müsse. Soviel als möglich verweilen sie im Wasser und schwimmen und tauchen mit einer Fertigkeit und Ausdauer, welche die Bewunderung des Beobachters erregen muß. Hinsichtlich ihrer übrigen Eigenschaften läßt sich wenig Rühmenswerthes sagen. Sie sind scharfsinnig, klug, verständig, listig, aber zänkisch, unfriedfertig, boshaft und tückisch im höchsten Grade, leben unter sich zwar in Freundschaft, jedoch nur, weil die Angriffe gegenseitig in gleich erbitterter Weise zurückgewiesen werden, mißhandeln alle übrigen Vögel, versuchen wenigstens, sie zu quälen und zu peinigen, und machen sich ohne Bedenken deren Kräfte zu Nutze.
Jhrer fortwährenden Regsamkeit entspricht die Gefräßigkeit, welche, wie es scheint, einzig in ihrer Art dasteht: alle Scharben fressen so lange, als sie fressen können und stürzen sich selbst mit gefülltem Magen gierig auf eine Beute herab, wenn solche ihnen gerade vor das Auge kommt. Sie ruhen, so scheint es, nur, um wieder fischen und fressen zu können und fressen blos dann nicht, wenn sie ihr Gefieder in Ordnung bringen oder schlafen. Die Dehnbarkeit ihres Schlundes gestattet ihnen, sehr große Fische hinabzuwürgen; aber diese werden ungemein rasch zersetzt, und der Magen verlangt dann neue Füllung. Jn Ländern, in welchen der Mensch zur Herrschaft gekommen ist, können sie nicht geduldet werden, weil sie den Fischereien den allerempfindlichsten Schaden zufügen; im Meere hingegen werden sie wenigstens hier und da gerade durch ihre Gefräßigkeit nützlich; denn aus den Fischen, welche sie dessen Schoße entnehmen, bereiten sie den Guano.
Alle Arten der Familie nisten in Gesellschaft und gründen unter Umständen Ansiedelungen, welche mehrere tausend Paare zählen. Die Nester stehen entweder auf felsigen Jnseln und hier in Spalten, Höhlungen, auf Gesimsen etc., oder auf Bäumen, zuweilen vierzig und funfzig von ihnen auf einem einzigen. Wenn sie genöthigt sind, selbst zu bauen, tragen sie sich dicke Reiser unordentlich zusammen und füllen sie innen mit Schilf und anderen Gräsern liederlich aus, halten sie aber fast nie trocken, oft vielmehr so naß, daß die Eier förmlich im Schlamme liegen. Letztere, zwei bis vier an der Zahl, sind verhältnißmäßig sehr klein und lang gestreckt, haben eine starke und grünlichweiße, ungefleckte Schale, welche noch ein etwas lockerer Kalk- oder Kreideüberzug umgibt. Beide Gatten brüten abwechselnd mit großer Hingebung, richtiger vielleicht Hartnäckigkeit; denn sie lassen sich im buchstäblichen Sinne des Wortes nicht vertreiben; beide schleppen den Jungen auch Nahrung in Masse zu. Letztere kommen fast nackt zur Welt, erhalten später einen kurzen, düster gefärbten Flaumen, erst wenn sie halbwüchsig sind, Federn, verweilen lange im Neste, folgen dann den Alten auf das Wasser, werden ein paar Tage lang unterrichtet und hierauf sich selbst überlassen.
Allgemeines.
dem Schuppentheile des Hinterhauptsbeines artikulirt und wagerecht nach hinten gekehrt iſt, ſehr eigenthümlich. Die Wirbelfäule beſteht aus ſiebzehn bis achtzehn Hals-, acht Rücken-, ſieben bis acht Schwanzwirbeln; das Bruſtbein iſt lang und breit. Jm Gegenſatze zu den bisher genannten Ruderfüßlern ſind nur wenige Knochen der Scharben luftführend. Die Zunge iſt klein, der Anfang des Schlundes zu einer Art Kehlſack erweitert, der Vormagen mittelmäßig entwickelt, der Muskel- magen dünn und rundlich.
Scharben kommen in allen Erdtheilen vor und leben ebenſowohl im Meere wie auf ſüßen Gewäſſern. Einzelne Arten bewohnen hochnordiſche Länder, die Mehrzahl herbergt in den gemäßigten und heißen Gürteln der Erde. Die Aufenthaltsorte ſind verſchieden; denn während einige ſich ſelten vom Meere entfernen und hier auf Felſeninſeln ihren Stand nehmen, wohnen andere in rohr- oder waldreichen Sümpfen und Brüchen, an Flußſeen und ähnlichen Gewäſſern und verirren ſich nur ausnahmsweiſe einmal bis an die Seeküſte. Größeren Strömen folgen ſie meilenweit bis ins Jnnere des Landes, ſchweifen überhaupt gern umher und halten ſich während der Brutzeit an einer und derſelben Stelle auf. Die nordiſchen Arten wandern regelmäßig, die übrigen ſtreichen.
Unter den Ruderfüßlern zeichnen ſich die Scharben aus durch die ihnen eigenthümliche Beherrſchung des Waſſers. Sie ſind die vollendetſten Taucher innerhalb ihrer Ordnung, aber auch in anderer Hinſicht keineswegs ungeſchickt. Auf ebenem Boden bewegen ſie ſich ziemlich ungelenk und watſchelnd, im Gezweig der Bäume mit auffallender Gewandtheit, fliegend raſcher als man meinen möchte, da der Flug ausſieht, als ob er ſehr ermüden müſſe. Soviel als möglich verweilen ſie im Waſſer und ſchwimmen und tauchen mit einer Fertigkeit und Ausdauer, welche die Bewunderung des Beobachters erregen muß. Hinſichtlich ihrer übrigen Eigenſchaften läßt ſich wenig Rühmenswerthes ſagen. Sie ſind ſcharfſinnig, klug, verſtändig, liſtig, aber zänkiſch, unfriedfertig, boshaft und tückiſch im höchſten Grade, leben unter ſich zwar in Freundſchaft, jedoch nur, weil die Angriffe gegenſeitig in gleich erbitterter Weiſe zurückgewieſen werden, mißhandeln alle übrigen Vögel, verſuchen wenigſtens, ſie zu quälen und zu peinigen, und machen ſich ohne Bedenken deren Kräfte zu Nutze.
Jhrer fortwährenden Regſamkeit entſpricht die Gefräßigkeit, welche, wie es ſcheint, einzig in ihrer Art daſteht: alle Scharben freſſen ſo lange, als ſie freſſen können und ſtürzen ſich ſelbſt mit gefülltem Magen gierig auf eine Beute herab, wenn ſolche ihnen gerade vor das Auge kommt. Sie ruhen, ſo ſcheint es, nur, um wieder fiſchen und freſſen zu können und freſſen blos dann nicht, wenn ſie ihr Gefieder in Ordnung bringen oder ſchlafen. Die Dehnbarkeit ihres Schlundes geſtattet ihnen, ſehr große Fiſche hinabzuwürgen; aber dieſe werden ungemein raſch zerſetzt, und der Magen verlangt dann neue Füllung. Jn Ländern, in welchen der Menſch zur Herrſchaft gekommen iſt, können ſie nicht geduldet werden, weil ſie den Fiſchereien den allerempfindlichſten Schaden zufügen; im Meere hingegen werden ſie wenigſtens hier und da gerade durch ihre Gefräßigkeit nützlich; denn aus den Fiſchen, welche ſie deſſen Schoße entnehmen, bereiten ſie den Guano.
Alle Arten der Familie niſten in Geſellſchaft und gründen unter Umſtänden Anſiedelungen, welche mehrere tauſend Paare zählen. Die Neſter ſtehen entweder auf felſigen Jnſeln und hier in Spalten, Höhlungen, auf Geſimſen ꝛc., oder auf Bäumen, zuweilen vierzig und funfzig von ihnen auf einem einzigen. Wenn ſie genöthigt ſind, ſelbſt zu bauen, tragen ſie ſich dicke Reiſer unordentlich zuſammen und füllen ſie innen mit Schilf und anderen Gräſern liederlich aus, halten ſie aber faſt nie trocken, oft vielmehr ſo naß, daß die Eier förmlich im Schlamme liegen. Letztere, zwei bis vier an der Zahl, ſind verhältnißmäßig ſehr klein und lang geſtreckt, haben eine ſtarke und grünlichweiße, ungefleckte Schale, welche noch ein etwas lockerer Kalk- oder Kreideüberzug umgibt. Beide Gatten brüten abwechſelnd mit großer Hingebung, richtiger vielleicht Hartnäckigkeit; denn ſie laſſen ſich im buchſtäblichen Sinne des Wortes nicht vertreiben; beide ſchleppen den Jungen auch Nahrung in Maſſe zu. Letztere kommen faſt nackt zur Welt, erhalten ſpäter einen kurzen, düſter gefärbten Flaumen, erſt wenn ſie halbwüchſig ſind, Federn, verweilen lange im Neſte, folgen dann den Alten auf das Waſſer, werden ein paar Tage lang unterrichtet und hierauf ſich ſelbſt überlaſſen.
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Allgemeines.
dem Schuppentheile des Hinterhauptsbeines artikulirt und wagerecht nach hinten gekehrt iſt, ſehr
eigenthümlich. Die Wirbelfäule beſteht aus ſiebzehn bis achtzehn Hals-, acht Rücken-, ſieben bis
acht Schwanzwirbeln; das Bruſtbein iſt lang und breit. Jm Gegenſatze zu den bisher genannten
Ruderfüßlern ſind nur wenige Knochen der Scharben luftführend. Die Zunge iſt klein, der Anfang
des Schlundes zu einer Art Kehlſack erweitert, der Vormagen mittelmäßig entwickelt, der Muskel-
magen dünn und rundlich.
Scharben kommen in allen Erdtheilen vor und leben ebenſowohl im Meere wie auf ſüßen
Gewäſſern. Einzelne Arten bewohnen hochnordiſche Länder, die Mehrzahl herbergt in den gemäßigten
und heißen Gürteln der Erde. Die Aufenthaltsorte ſind verſchieden; denn während einige ſich ſelten
vom Meere entfernen und hier auf Felſeninſeln ihren Stand nehmen, wohnen andere in rohr- oder
waldreichen Sümpfen und Brüchen, an Flußſeen und ähnlichen Gewäſſern und verirren ſich nur
ausnahmsweiſe einmal bis an die Seeküſte. Größeren Strömen folgen ſie meilenweit bis ins Jnnere
des Landes, ſchweifen überhaupt gern umher und halten ſich während der Brutzeit an einer und
derſelben Stelle auf. Die nordiſchen Arten wandern regelmäßig, die übrigen ſtreichen.
Unter den Ruderfüßlern zeichnen ſich die Scharben aus durch die ihnen eigenthümliche
Beherrſchung des Waſſers. Sie ſind die vollendetſten Taucher innerhalb ihrer Ordnung, aber auch
in anderer Hinſicht keineswegs ungeſchickt. Auf ebenem Boden bewegen ſie ſich ziemlich ungelenk und
watſchelnd, im Gezweig der Bäume mit auffallender Gewandtheit, fliegend raſcher als man meinen
möchte, da der Flug ausſieht, als ob er ſehr ermüden müſſe. Soviel als möglich verweilen ſie im
Waſſer und ſchwimmen und tauchen mit einer Fertigkeit und Ausdauer, welche die Bewunderung des
Beobachters erregen muß. Hinſichtlich ihrer übrigen Eigenſchaften läßt ſich wenig Rühmenswerthes
ſagen. Sie ſind ſcharfſinnig, klug, verſtändig, liſtig, aber zänkiſch, unfriedfertig, boshaft und tückiſch
im höchſten Grade, leben unter ſich zwar in Freundſchaft, jedoch nur, weil die Angriffe gegenſeitig in
gleich erbitterter Weiſe zurückgewieſen werden, mißhandeln alle übrigen Vögel, verſuchen wenigſtens,
ſie zu quälen und zu peinigen, und machen ſich ohne Bedenken deren Kräfte zu Nutze.
Jhrer fortwährenden Regſamkeit entſpricht die Gefräßigkeit, welche, wie es ſcheint, einzig in
ihrer Art daſteht: alle Scharben freſſen ſo lange, als ſie freſſen können und ſtürzen ſich ſelbſt mit
gefülltem Magen gierig auf eine Beute herab, wenn ſolche ihnen gerade vor das Auge kommt. Sie
ruhen, ſo ſcheint es, nur, um wieder fiſchen und freſſen zu können und freſſen blos dann nicht, wenn
ſie ihr Gefieder in Ordnung bringen oder ſchlafen. Die Dehnbarkeit ihres Schlundes geſtattet ihnen,
ſehr große Fiſche hinabzuwürgen; aber dieſe werden ungemein raſch zerſetzt, und der Magen verlangt
dann neue Füllung. Jn Ländern, in welchen der Menſch zur Herrſchaft gekommen iſt, können ſie
nicht geduldet werden, weil ſie den Fiſchereien den allerempfindlichſten Schaden zufügen; im Meere
hingegen werden ſie wenigſtens hier und da gerade durch ihre Gefräßigkeit nützlich; denn aus den
Fiſchen, welche ſie deſſen Schoße entnehmen, bereiten ſie den Guano.
Alle Arten der Familie niſten in Geſellſchaft und gründen unter Umſtänden Anſiedelungen,
welche mehrere tauſend Paare zählen. Die Neſter ſtehen entweder auf felſigen Jnſeln und hier in
Spalten, Höhlungen, auf Geſimſen ꝛc., oder auf Bäumen, zuweilen vierzig und funfzig von ihnen
auf einem einzigen. Wenn ſie genöthigt ſind, ſelbſt zu bauen, tragen ſie ſich dicke Reiſer unordentlich
zuſammen und füllen ſie innen mit Schilf und anderen Gräſern liederlich aus, halten ſie aber faſt nie
trocken, oft vielmehr ſo naß, daß die Eier förmlich im Schlamme liegen. Letztere, zwei bis vier an
der Zahl, ſind verhältnißmäßig ſehr klein und lang geſtreckt, haben eine ſtarke und grünlichweiße,
ungefleckte Schale, welche noch ein etwas lockerer Kalk- oder Kreideüberzug umgibt. Beide Gatten
brüten abwechſelnd mit großer Hingebung, richtiger vielleicht Hartnäckigkeit; denn ſie laſſen ſich im
buchſtäblichen Sinne des Wortes nicht vertreiben; beide ſchleppen den Jungen auch Nahrung in
Maſſe zu. Letztere kommen faſt nackt zur Welt, erhalten ſpäter einen kurzen, düſter gefärbten
Flaumen, erſt wenn ſie halbwüchſig ſind, Federn, verweilen lange im Neſte, folgen dann den
Alten auf das Waſſer, werden ein paar Tage lang unterrichtet und hierauf ſich ſelbſt überlaſſen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 917. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/969>, abgerufen am 23.11.2024.
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