wagerecht, die Beine gerade unter der Mitte des Leibes, der Hals aufrecht gehalten, wodurch die Brust eine starke Wölbung erhielt. Er machte keinen Versuch, Nahrung zu finden oder zu sich zu nehmen: gleich den meisten Seevögeln sah er sich für verloren an, sobald ihm der Anblick des Wassers entzogen war. Jch trug ihn auf der offenen Straße auf freier Hand; er saß selbst, als ich an der See stand, auf ihr noch unbeweglich: sobald ich ihn aber in die Luft warf, flog er mit reißender Schnelligkeit gegen den Wind auf und suchte dann mit halbem Winde die weite See."
"Vielen Färingern war der Drunquiti blos dem Namen nach bekannt, und zu berichten wußten sie von ihm nur, daß er unter der Erde in Löchern, nie aber außerhalb derselben sich auf dem Lande aufhalte. Solange ich auf Färö gewesen bin, habe ich ihn nie an der Küste angetroffen, auf dem offenen Meere dagegen ungemein häufig, insbesondere in der Nähe der Norderinseln."
"Mehrere Wochen vorher, ehe die Sturmvögel zu brüten beginnen, begeben sie sich in die Höhlen und Ritzen unweit der See. Hier graben sie ihr Loch so tief sie können in die Erde, oft ein bis zwei Fuß tief, verfertigen das Nest aus einigen losen Grashalmen und belegen es Ende Juli's mit einem einzigen runden weißen Eie. Zwar sagte mir ein Färinger, daß er bei einem Neste schon um Johanni flügge Junge gesehen und um Michaelis abermals solche in demselben gefunden habe; Dies kann jedoch nach allen gemachten Erfahrungen nicht der Fall sein. Schon einige Zeit vorher, ehe der Vogel sein Ei legt, rupft er sich Federn vorn am Bauche zum Brutflecke aus; ich fand letztere bei den meisten von ihnen schon acht Tage vor der Zeit des Eilegens. Ueber das Brüten selbst und die Jungen kann ich aus eigener Erfahrung Nichts mittheilen, vermuthe aber, daß die Eltern sich im Brüten ablösen, da nie mehr als ein alter Vogel auf dem Neste gefunden wird, und ich zu allen Tageszeiten beide Geschlechter erhalten habe."
Außer den Schmarotzermöven geht kein anderer Vogel die Sturmschwalben an, weil sie inmitten des Meeres kein anderer verfolgen kann. Wenn sie aus Land verschlagen werden, fallen sie jedem Raben zur Beute; denn sie erwarten den Feind, ohne sich eigentlich zu vertheidigen. Der Mensch verfolgt sie nicht, weil der Thrangeruch, welcher ihnen anhaftet, so heftig ist, daß er selbst den Nordländer abschreckt. Doch gebrauchte man noch zu Graba's Zeiten die Erlegten als Lampen, indem man ihnen einfach einen Docht durch den Körper zog und diesen anzündete.
An das Ende der Zunft stellen wir die Sturmtaucher (Puffini), obgleich wir in ihnen sehr begabte Sturmvögel zu erkennen haben. Die hierher gehörigen Arten der Zunft kennzeichnen sich durch schlanken Leib mit verhältnißmäßig kurzen Flügeln und mehr oder minder langem, aus zwölf Federn gebildeten, zugerundeten Schwanze, kurzem oder mittellangen Schnabel, mit getrennten Nasen- höhlen, weit hinten eingelenkte, große, breitfüßige Beine und glattanliegendes, fettiges Gefieder.
Hinsichtlich des inneren Baues bemerkt Wagner nach Untersuchung einer europäischen Art der Familie, daß der Bau des Gerippes mit dem der Albatrosse oder Sturmvögel und Sturmschwalben viele Aehnlichkeit habe, in gewisser Hinsicht aber auch an Möven erinnere. Der Scheitel ist flach gewölbt, das Hinterhauptsloch weit und rundlich, das Stirnbein schmal, das Thränenbein groß, das Flügelbein lang und schlank, ohne dritte Gelenkung, die Gaumenbeine dick und zellig, die Augen- scheidewand stark durchbrochen, der Unterkiefer jederseits hinten breit und abgestutzt. Die Wirbel- säule besteht aus dreizehn Hals-, acht Rücken-, zwölf bis dreizehn Kreuzbein- und acht Schwanz- wirbeln; von den acht Rippenpaaren sind ein vorderes und ein hinteres falsch; das Brustbein ist breit, aber kurz, hinten tief gefurcht, sein Kiel mittelmäßig stark, die Gabel schmalästig, das hintere Schlüsselbein kurz, das Schulterblatt schmal. Alle Armknochen zeichnen sich aus durch ihre große Entwickelung, sind gestreckt und schlank und alle drei Abtheilungen der Vorderglieder von ungefähr
Sturmſchwalbe und Sturmſegler.
wagerecht, die Beine gerade unter der Mitte des Leibes, der Hals aufrecht gehalten, wodurch die Bruſt eine ſtarke Wölbung erhielt. Er machte keinen Verſuch, Nahrung zu finden oder zu ſich zu nehmen: gleich den meiſten Seevögeln ſah er ſich für verloren an, ſobald ihm der Anblick des Waſſers entzogen war. Jch trug ihn auf der offenen Straße auf freier Hand; er ſaß ſelbſt, als ich an der See ſtand, auf ihr noch unbeweglich: ſobald ich ihn aber in die Luft warf, flog er mit reißender Schnelligkeit gegen den Wind auf und ſuchte dann mit halbem Winde die weite See.“
„Vielen Färingern war der Drunquiti blos dem Namen nach bekannt, und zu berichten wußten ſie von ihm nur, daß er unter der Erde in Löchern, nie aber außerhalb derſelben ſich auf dem Lande aufhalte. Solange ich auf Färö geweſen bin, habe ich ihn nie an der Küſte angetroffen, auf dem offenen Meere dagegen ungemein häufig, insbeſondere in der Nähe der Norderinſeln.“
„Mehrere Wochen vorher, ehe die Sturmvögel zu brüten beginnen, begeben ſie ſich in die Höhlen und Ritzen unweit der See. Hier graben ſie ihr Loch ſo tief ſie können in die Erde, oft ein bis zwei Fuß tief, verfertigen das Neſt aus einigen loſen Grashalmen und belegen es Ende Juli’s mit einem einzigen runden weißen Eie. Zwar ſagte mir ein Färinger, daß er bei einem Neſte ſchon um Johanni flügge Junge geſehen und um Michaelis abermals ſolche in demſelben gefunden habe; Dies kann jedoch nach allen gemachten Erfahrungen nicht der Fall ſein. Schon einige Zeit vorher, ehe der Vogel ſein Ei legt, rupft er ſich Federn vorn am Bauche zum Brutflecke aus; ich fand letztere bei den meiſten von ihnen ſchon acht Tage vor der Zeit des Eilegens. Ueber das Brüten ſelbſt und die Jungen kann ich aus eigener Erfahrung Nichts mittheilen, vermuthe aber, daß die Eltern ſich im Brüten ablöſen, da nie mehr als ein alter Vogel auf dem Neſte gefunden wird, und ich zu allen Tageszeiten beide Geſchlechter erhalten habe.“
Außer den Schmarotzermöven geht kein anderer Vogel die Sturmſchwalben an, weil ſie inmitten des Meeres kein anderer verfolgen kann. Wenn ſie aus Land verſchlagen werden, fallen ſie jedem Raben zur Beute; denn ſie erwarten den Feind, ohne ſich eigentlich zu vertheidigen. Der Menſch verfolgt ſie nicht, weil der Thrangeruch, welcher ihnen anhaftet, ſo heftig iſt, daß er ſelbſt den Nordländer abſchreckt. Doch gebrauchte man noch zu Graba’s Zeiten die Erlegten als Lampen, indem man ihnen einfach einen Docht durch den Körper zog und dieſen anzündete.
An das Ende der Zunft ſtellen wir die Sturmtaucher (Puffini), obgleich wir in ihnen ſehr begabte Sturmvögel zu erkennen haben. Die hierher gehörigen Arten der Zunft kennzeichnen ſich durch ſchlanken Leib mit verhältnißmäßig kurzen Flügeln und mehr oder minder langem, aus zwölf Federn gebildeten, zugerundeten Schwanze, kurzem oder mittellangen Schnabel, mit getrennten Naſen- höhlen, weit hinten eingelenkte, große, breitfüßige Beine und glattanliegendes, fettiges Gefieder.
Hinſichtlich des inneren Baues bemerkt Wagner nach Unterſuchung einer europäiſchen Art der Familie, daß der Bau des Gerippes mit dem der Albatroſſe oder Sturmvögel und Sturmſchwalben viele Aehnlichkeit habe, in gewiſſer Hinſicht aber auch an Möven erinnere. Der Scheitel iſt flach gewölbt, das Hinterhauptsloch weit und rundlich, das Stirnbein ſchmal, das Thränenbein groß, das Flügelbein lang und ſchlank, ohne dritte Gelenkung, die Gaumenbeine dick und zellig, die Augen- ſcheidewand ſtark durchbrochen, der Unterkiefer jederſeits hinten breit und abgeſtutzt. Die Wirbel- ſäule beſteht aus dreizehn Hals-, acht Rücken-, zwölf bis dreizehn Kreuzbein- und acht Schwanz- wirbeln; von den acht Rippenpaaren ſind ein vorderes und ein hinteres falſch; das Bruſtbein iſt breit, aber kurz, hinten tief gefurcht, ſein Kiel mittelmäßig ſtark, die Gabel ſchmaläſtig, das hintere Schlüſſelbein kurz, das Schulterblatt ſchmal. Alle Armknochen zeichnen ſich aus durch ihre große Entwickelung, ſind geſtreckt und ſchlank und alle drei Abtheilungen der Vorderglieder von ungefähr
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[903/0955]
Sturmſchwalbe und Sturmſegler.
wagerecht, die Beine gerade unter der Mitte des Leibes, der Hals aufrecht gehalten, wodurch die Bruſt
eine ſtarke Wölbung erhielt. Er machte keinen Verſuch, Nahrung zu finden oder zu ſich zu nehmen:
gleich den meiſten Seevögeln ſah er ſich für verloren an, ſobald ihm der Anblick des Waſſers entzogen
war. Jch trug ihn auf der offenen Straße auf freier Hand; er ſaß ſelbſt, als ich an der See ſtand, auf
ihr noch unbeweglich: ſobald ich ihn aber in die Luft warf, flog er mit reißender Schnelligkeit gegen
den Wind auf und ſuchte dann mit halbem Winde die weite See.“
„Vielen Färingern war der Drunquiti blos dem Namen nach bekannt, und zu berichten wußten
ſie von ihm nur, daß er unter der Erde in Löchern, nie aber außerhalb derſelben ſich auf dem Lande
aufhalte. Solange ich auf Färö geweſen bin, habe ich ihn nie an der Küſte angetroffen, auf dem
offenen Meere dagegen ungemein häufig, insbeſondere in der Nähe der Norderinſeln.“
„Mehrere Wochen vorher, ehe die Sturmvögel zu brüten beginnen, begeben ſie ſich in die Höhlen
und Ritzen unweit der See. Hier graben ſie ihr Loch ſo tief ſie können in die Erde, oft ein bis zwei
Fuß tief, verfertigen das Neſt aus einigen loſen Grashalmen und belegen es Ende Juli’s mit einem
einzigen runden weißen Eie. Zwar ſagte mir ein Färinger, daß er bei einem Neſte ſchon um Johanni
flügge Junge geſehen und um Michaelis abermals ſolche in demſelben gefunden habe; Dies kann
jedoch nach allen gemachten Erfahrungen nicht der Fall ſein. Schon einige Zeit vorher, ehe der Vogel
ſein Ei legt, rupft er ſich Federn vorn am Bauche zum Brutflecke aus; ich fand letztere bei den meiſten
von ihnen ſchon acht Tage vor der Zeit des Eilegens. Ueber das Brüten ſelbſt und die Jungen kann
ich aus eigener Erfahrung Nichts mittheilen, vermuthe aber, daß die Eltern ſich im Brüten ablöſen,
da nie mehr als ein alter Vogel auf dem Neſte gefunden wird, und ich zu allen Tageszeiten beide
Geſchlechter erhalten habe.“
Außer den Schmarotzermöven geht kein anderer Vogel die Sturmſchwalben an, weil ſie inmitten
des Meeres kein anderer verfolgen kann. Wenn ſie aus Land verſchlagen werden, fallen ſie jedem
Raben zur Beute; denn ſie erwarten den Feind, ohne ſich eigentlich zu vertheidigen. Der Menſch
verfolgt ſie nicht, weil der Thrangeruch, welcher ihnen anhaftet, ſo heftig iſt, daß er ſelbſt den
Nordländer abſchreckt. Doch gebrauchte man noch zu Graba’s Zeiten die Erlegten als Lampen,
indem man ihnen einfach einen Docht durch den Körper zog und dieſen anzündete.
An das Ende der Zunft ſtellen wir die Sturmtaucher (Puffini), obgleich wir in ihnen ſehr
begabte Sturmvögel zu erkennen haben. Die hierher gehörigen Arten der Zunft kennzeichnen ſich
durch ſchlanken Leib mit verhältnißmäßig kurzen Flügeln und mehr oder minder langem, aus zwölf
Federn gebildeten, zugerundeten Schwanze, kurzem oder mittellangen Schnabel, mit getrennten Naſen-
höhlen, weit hinten eingelenkte, große, breitfüßige Beine und glattanliegendes, fettiges Gefieder.
Hinſichtlich des inneren Baues bemerkt Wagner nach Unterſuchung einer europäiſchen Art der
Familie, daß der Bau des Gerippes mit dem der Albatroſſe oder Sturmvögel und Sturmſchwalben
viele Aehnlichkeit habe, in gewiſſer Hinſicht aber auch an Möven erinnere. Der Scheitel iſt flach
gewölbt, das Hinterhauptsloch weit und rundlich, das Stirnbein ſchmal, das Thränenbein groß, das
Flügelbein lang und ſchlank, ohne dritte Gelenkung, die Gaumenbeine dick und zellig, die Augen-
ſcheidewand ſtark durchbrochen, der Unterkiefer jederſeits hinten breit und abgeſtutzt. Die Wirbel-
ſäule beſteht aus dreizehn Hals-, acht Rücken-, zwölf bis dreizehn Kreuzbein- und acht Schwanz-
wirbeln; von den acht Rippenpaaren ſind ein vorderes und ein hinteres falſch; das Bruſtbein iſt breit,
aber kurz, hinten tief gefurcht, ſein Kiel mittelmäßig ſtark, die Gabel ſchmaläſtig, das hintere
Schlüſſelbein kurz, das Schulterblatt ſchmal. Alle Armknochen zeichnen ſich aus durch ihre große
Entwickelung, ſind geſtreckt und ſchlank und alle drei Abtheilungen der Vorderglieder von ungefähr
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/955>, abgerufen am 23.11.2024.
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