durch eine kleine Warze angedeutet wird; die Flügel ähneln denen der Möven, sind jedoch minder lang und spitziger; unter den Schwingen ist die erste ausnahmslos die längste; der aus zwölf bis vierzehn Federn bestehende Schwanz ist stark abgerundet. Das Kleingefieder ist sehr reichhaltig und weich, auf der Oberseite fester als auf der unteren, weselbst es zerschleißt und einen dichten Pelz bildet. Hinsichtlich der Färbung unterscheiden sich die Geschlechter nicht, die Jahreszeit scheint ebenfalls keinen besonderen Einfluß zu üben, und auch die Jungen weichen nicht auffallend von den Alten ab.
Alle Arten dieser Familie gehören zu den Weltmeervögeln, grenzen sich aber in der Regel einen gewissen Verbreitungskreis ab. Jm heißen Gürtel treten sie minder zahlreich auf als in dem gemäßigten und kalten beider Hälften, auf der südlichen Halbkugel aber in außerordentlicher Anzahl, entsprechend der größeren Wasserfläche. Die Küste des Festlandes suchen sie auf, um zu brüten; übrigens verfließt ihr Leben auf hohem Meere. Sie sind kaum fähig zu gehen, schwimmen zwar leicht und scheinbar ohne Anstrengung, aber doch selten, und verbringen die meiste Zeit ihres Lebens fliegend. Vom Schiffe aus sieht man sie während des ganzen Tages, ununterbrochen und gleichmäßig sich bewegend, in gewisser Höhe über den Wogen dahin schwebend, über die Kämme derselben klimmend, die Wellenthäler überfliegend und nur zeitweilig sich auf Augenblicke herablassend, um eine gefundene Beute aufzunehmen. Sie sind schlechtere Stoßtaucher als alle übrigen Seeflieger, trotzdem aber befähigt, ihren reich befiederten Leib unter die Oberfläche des Wassers zu zwängen. Unter ihren Sinnen stehen Gesicht und Gehör obenan; ob der Geruch, den sonderbar geformten Ausgängen ent- sprechend, besonders entwickelt ist oder nicht, vermögen wir nicht zu sagen, sowie wir es auch kaum wagen dürfen, über ihre Geisteskräfte ein Urtheil zu fällen. Sie zeigen sich in noch höherem Grade als die Albatrosse dummdreist und furchtlos, scheuen, wenn der Hunger sie quält, keine Angel, auch wenn sie sehen, daß ihre Gefährten durch solche gefangen wurden, werden überhaupt soleicht nicht durch Erfahrung klug und lassen sich von ihrer gewohnten Lebensweise nicht durch Zufälligkeiten abbringen. Unter sich leben sie höchst gesellig, wenn auch vielleicht nicht friedlich; denn mit ihrer Freßgier sind Neid und Habsucht innig verbunden: die schwächeren beugen sich den stärkeren, und diese machen rücksichtslos Gebrauch von dem Rechte des Mächtigeren. Alle thierischen Stoffe, welche auf der Oberfläche des Meeres schwimmen, gelten den Sturmvögeln als willkommene Beute; sie nähren sich vom Aase größerer Thiere, von todten oder lebenden Fischen, Weichthieren und ähnlichem Gewürme, sind unglaublich gefräßig, gierig und fast unersättlich; denn mit ihrer unermüdlichen Regsamkeit steht ihre Verdauung im geraden Verhältniß. Nach reichlichem Fraße oder angesichts einer reich besetzten Tafel vergessen sie jede Gefahr, lassen sich mit Knüppeln todtschlagen oder mit den Händen greifen.
Alle Sturmvögel nisten nah am Meere, am liebsten auf einzelnen, möglichst unzugänglichen Klippen oder Schären. Ein eigentliches Nest bauen sie nicht, legen vielmehr das sehr große, dick- bauchige, rauhschalige, ungefleckte, weiße Ei auf den bloßen Boden und beginnen sofort nach dem Legen zu brüten. Das Junge kommt in einem graulichen Flaumenkleide zur Welt und wächst sehr langsam heran; seine Eltern lieben es ungemein und setzen angesichts eines Feindes ohne Bedenken ihr Leben ein, versuchen auch, es bestmöglichst zu vertheidigen, indem sie dem Angreifer einen Strahl flüssigen Thranes entgegenspritzen. Nach dem Ausfluge der Jungen zertheilen sich die Nistgesell- schaften über das weite Meer, fortan mehr oder minder zahlreiche Trupps bildend, welche nunmehr ziellos umherfliegen.
Als Verbindungsglied der Albatrosse und Sturmvögel darf der Riesensturmvogel (Procel- laria-Ossifragus-gigantea) angesehen werden. Das Gefieder des alten Vogels ist dunkelchocoladen- braun, das Auge dunkelschwarzbraun, der Schnabel hellhornfarbig, an der Spitze blaßweinroth
Albatros. Nieſenſturmvogel.
durch eine kleine Warze angedeutet wird; die Flügel ähneln denen der Möven, ſind jedoch minder lang und ſpitziger; unter den Schwingen iſt die erſte ausnahmslos die längſte; der aus zwölf bis vierzehn Federn beſtehende Schwanz iſt ſtark abgerundet. Das Kleingefieder iſt ſehr reichhaltig und weich, auf der Oberſeite feſter als auf der unteren, weſelbſt es zerſchleißt und einen dichten Pelz bildet. Hinſichtlich der Färbung unterſcheiden ſich die Geſchlechter nicht, die Jahreszeit ſcheint ebenfalls keinen beſonderen Einfluß zu üben, und auch die Jungen weichen nicht auffallend von den Alten ab.
Alle Arten dieſer Familie gehören zu den Weltmeervögeln, grenzen ſich aber in der Regel einen gewiſſen Verbreitungskreis ab. Jm heißen Gürtel treten ſie minder zahlreich auf als in dem gemäßigten und kalten beider Hälften, auf der ſüdlichen Halbkugel aber in außerordentlicher Anzahl, entſprechend der größeren Waſſerfläche. Die Küſte des Feſtlandes ſuchen ſie auf, um zu brüten; übrigens verfließt ihr Leben auf hohem Meere. Sie ſind kaum fähig zu gehen, ſchwimmen zwar leicht und ſcheinbar ohne Anſtrengung, aber doch ſelten, und verbringen die meiſte Zeit ihres Lebens fliegend. Vom Schiffe aus ſieht man ſie während des ganzen Tages, ununterbrochen und gleichmäßig ſich bewegend, in gewiſſer Höhe über den Wogen dahin ſchwebend, über die Kämme derſelben klimmend, die Wellenthäler überfliegend und nur zeitweilig ſich auf Augenblicke herablaſſend, um eine gefundene Beute aufzunehmen. Sie ſind ſchlechtere Stoßtaucher als alle übrigen Seeflieger, trotzdem aber befähigt, ihren reich befiederten Leib unter die Oberfläche des Waſſers zu zwängen. Unter ihren Sinnen ſtehen Geſicht und Gehör obenan; ob der Geruch, den ſonderbar geformten Ausgängen ent- ſprechend, beſonders entwickelt iſt oder nicht, vermögen wir nicht zu ſagen, ſowie wir es auch kaum wagen dürfen, über ihre Geiſteskräfte ein Urtheil zu fällen. Sie zeigen ſich in noch höherem Grade als die Albatroſſe dummdreiſt und furchtlos, ſcheuen, wenn der Hunger ſie quält, keine Angel, auch wenn ſie ſehen, daß ihre Gefährten durch ſolche gefangen wurden, werden überhaupt ſoleicht nicht durch Erfahrung klug und laſſen ſich von ihrer gewohnten Lebensweiſe nicht durch Zufälligkeiten abbringen. Unter ſich leben ſie höchſt geſellig, wenn auch vielleicht nicht friedlich; denn mit ihrer Freßgier ſind Neid und Habſucht innig verbunden: die ſchwächeren beugen ſich den ſtärkeren, und dieſe machen rückſichtslos Gebrauch von dem Rechte des Mächtigeren. Alle thieriſchen Stoffe, welche auf der Oberfläche des Meeres ſchwimmen, gelten den Sturmvögeln als willkommene Beute; ſie nähren ſich vom Aaſe größerer Thiere, von todten oder lebenden Fiſchen, Weichthieren und ähnlichem Gewürme, ſind unglaublich gefräßig, gierig und faſt unerſättlich; denn mit ihrer unermüdlichen Regſamkeit ſteht ihre Verdauung im geraden Verhältniß. Nach reichlichem Fraße oder angeſichts einer reich beſetzten Tafel vergeſſen ſie jede Gefahr, laſſen ſich mit Knüppeln todtſchlagen oder mit den Händen greifen.
Alle Sturmvögel niſten nah am Meere, am liebſten auf einzelnen, möglichſt unzugänglichen Klippen oder Schären. Ein eigentliches Neſt bauen ſie nicht, legen vielmehr das ſehr große, dick- bauchige, rauhſchalige, ungefleckte, weiße Ei auf den bloßen Boden und beginnen ſofort nach dem Legen zu brüten. Das Junge kommt in einem graulichen Flaumenkleide zur Welt und wächſt ſehr langſam heran; ſeine Eltern lieben es ungemein und ſetzen angeſichts eines Feindes ohne Bedenken ihr Leben ein, verſuchen auch, es beſtmöglichſt zu vertheidigen, indem ſie dem Angreifer einen Strahl flüſſigen Thranes entgegenſpritzen. Nach dem Ausfluge der Jungen zertheilen ſich die Niſtgeſell- ſchaften über das weite Meer, fortan mehr oder minder zahlreiche Trupps bildend, welche nunmehr ziellos umherfliegen.
Als Verbindungsglied der Albatroſſe und Sturmvögel darf der Rieſenſturmvogel (Procel- laria-Ossifragus-gigantea) angeſehen werden. Das Gefieder des alten Vogels iſt dunkelchocoladen- braun, das Auge dunkelſchwarzbraun, der Schnabel hellhornfarbig, an der Spitze blaßweinroth
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[893/0945]
Albatros. Nieſenſturmvogel.
durch eine kleine Warze angedeutet wird; die Flügel ähneln denen der Möven, ſind jedoch minder
lang und ſpitziger; unter den Schwingen iſt die erſte ausnahmslos die längſte; der aus zwölf bis
vierzehn Federn beſtehende Schwanz iſt ſtark abgerundet. Das Kleingefieder iſt ſehr reichhaltig und
weich, auf der Oberſeite feſter als auf der unteren, weſelbſt es zerſchleißt und einen dichten Pelz
bildet. Hinſichtlich der Färbung unterſcheiden ſich die Geſchlechter nicht, die Jahreszeit ſcheint
ebenfalls keinen beſonderen Einfluß zu üben, und auch die Jungen weichen nicht auffallend von den
Alten ab.
Alle Arten dieſer Familie gehören zu den Weltmeervögeln, grenzen ſich aber in der Regel einen
gewiſſen Verbreitungskreis ab. Jm heißen Gürtel treten ſie minder zahlreich auf als in dem
gemäßigten und kalten beider Hälften, auf der ſüdlichen Halbkugel aber in außerordentlicher Anzahl,
entſprechend der größeren Waſſerfläche. Die Küſte des Feſtlandes ſuchen ſie auf, um zu brüten;
übrigens verfließt ihr Leben auf hohem Meere. Sie ſind kaum fähig zu gehen, ſchwimmen zwar leicht
und ſcheinbar ohne Anſtrengung, aber doch ſelten, und verbringen die meiſte Zeit ihres Lebens
fliegend. Vom Schiffe aus ſieht man ſie während des ganzen Tages, ununterbrochen und gleichmäßig
ſich bewegend, in gewiſſer Höhe über den Wogen dahin ſchwebend, über die Kämme derſelben klimmend,
die Wellenthäler überfliegend und nur zeitweilig ſich auf Augenblicke herablaſſend, um eine gefundene
Beute aufzunehmen. Sie ſind ſchlechtere Stoßtaucher als alle übrigen Seeflieger, trotzdem aber
befähigt, ihren reich befiederten Leib unter die Oberfläche des Waſſers zu zwängen. Unter ihren
Sinnen ſtehen Geſicht und Gehör obenan; ob der Geruch, den ſonderbar geformten Ausgängen ent-
ſprechend, beſonders entwickelt iſt oder nicht, vermögen wir nicht zu ſagen, ſowie wir es auch kaum wagen
dürfen, über ihre Geiſteskräfte ein Urtheil zu fällen. Sie zeigen ſich in noch höherem Grade als die
Albatroſſe dummdreiſt und furchtlos, ſcheuen, wenn der Hunger ſie quält, keine Angel, auch wenn
ſie ſehen, daß ihre Gefährten durch ſolche gefangen wurden, werden überhaupt ſoleicht nicht durch
Erfahrung klug und laſſen ſich von ihrer gewohnten Lebensweiſe nicht durch Zufälligkeiten abbringen.
Unter ſich leben ſie höchſt geſellig, wenn auch vielleicht nicht friedlich; denn mit ihrer Freßgier ſind
Neid und Habſucht innig verbunden: die ſchwächeren beugen ſich den ſtärkeren, und dieſe machen
rückſichtslos Gebrauch von dem Rechte des Mächtigeren. Alle thieriſchen Stoffe, welche auf der
Oberfläche des Meeres ſchwimmen, gelten den Sturmvögeln als willkommene Beute; ſie nähren ſich
vom Aaſe größerer Thiere, von todten oder lebenden Fiſchen, Weichthieren und ähnlichem Gewürme,
ſind unglaublich gefräßig, gierig und faſt unerſättlich; denn mit ihrer unermüdlichen Regſamkeit ſteht
ihre Verdauung im geraden Verhältniß. Nach reichlichem Fraße oder angeſichts einer reich
beſetzten Tafel vergeſſen ſie jede Gefahr, laſſen ſich mit Knüppeln todtſchlagen oder mit den Händen
greifen.
Alle Sturmvögel niſten nah am Meere, am liebſten auf einzelnen, möglichſt unzugänglichen
Klippen oder Schären. Ein eigentliches Neſt bauen ſie nicht, legen vielmehr das ſehr große, dick-
bauchige, rauhſchalige, ungefleckte, weiße Ei auf den bloßen Boden und beginnen ſofort nach dem
Legen zu brüten. Das Junge kommt in einem graulichen Flaumenkleide zur Welt und wächſt ſehr
langſam heran; ſeine Eltern lieben es ungemein und ſetzen angeſichts eines Feindes ohne Bedenken
ihr Leben ein, verſuchen auch, es beſtmöglichſt zu vertheidigen, indem ſie dem Angreifer einen Strahl
flüſſigen Thranes entgegenſpritzen. Nach dem Ausfluge der Jungen zertheilen ſich die Niſtgeſell-
ſchaften über das weite Meer, fortan mehr oder minder zahlreiche Trupps bildend, welche nunmehr
ziellos umherfliegen.
Als Verbindungsglied der Albatroſſe und Sturmvögel darf der Rieſenſturmvogel (Procel-
laria-Ossifragus-gigantea) angeſehen werden. Das Gefieder des alten Vogels iſt dunkelchocoladen-
braun, das Auge dunkelſchwarzbraun, der Schnabel hellhornfarbig, an der Spitze blaßweinroth
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 893. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/945>, abgerufen am 23.11.2024.
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