Die Schwimmer. Seeflieger. Albatrosse. Sturmvögel.
Jahre. Harris verweilte im August drei Wochen auf Tristan d'Acunha und auf der Nachtigall- insel, sah aber nicht einen einzigen Albatros während dieser Zeit, versichert auch, daß, "nachdem sie im Oktober zurückgekehrt, er sie niemals die Jungen äzen sah. Deshalb also müssen sie wohl ein anderes Mittel haben, um sich Futter zu verschaffen. Meine Meinung ist, daß sie nachts in See fliegen und sich Futter holen. Harris aber widerspricht Dem." ... Anderson schreibt, daß er einen alten Kapitän gefragt habe, von was denn die Jungen lebten. Der Kapitän erwiderte: "Von ihrem eigenen Fette und zwar erstens, weil sie ungeheuer fett sind, zweitens, weil sie noch nicht fliegen, also auch nicht ins Wasser gehen können und drittens, weil die Pinguine monatelang auf den Klippen leben, ohne einen Bissen Futter zu nehmen, als Fettbäuche die Felseninseln besteigend und als ausgehungerte Gerippe wieder dem Meere zuwandernd."
Jch bin weit entfernt, solche Erzählungen zu vertreten oder auch nur für glaublich zu halten, habe sie aber hier hauptsächlich aus dem Grunde mit aufgenommen, weil sie beweisen, daß wir über das Jugendleben der Albatrosse eben noch nicht unterrichtet sind. Genau Dasselbe wird wohl auch der Herausgeber der berühmten Zeitschrift "Jbis", welcher diese Mittheilungen entnommen sind, gedacht haben.
Der Fang der Albatrosse ist sehr leicht; denn es bedarf nur des Auswerfens einer gut geköderten Angel, um sich ihrer zu bemächtigen. Haken und Schnur, welche verwendet werden, müssen übrigens stark sein, weil die gefangenen Vögel einen ziemlich erheblichen Widerstand leisten. Wenn ein Albatros an die Angel gebissen hat und angezogen wird, umkreisen ihn seine Gefährten mit lautem, kreischenden, unangenehmen Geschrei. Der auf das Verdeck gebrachte Gefangene ist vollkommen hilflos und läßt sich, im Bewußtsein seiner Schwäche, unglaublich viel gefallen, beißt aber doch zuweilen heftig um sich, greift beispielsweise Hunde an, falls solche am Bord sich befinden. Gould bemerkt, daß die Angelung den Albatrossen keinen Schmerz verursache, da der Haken nur in die krumme, unempfind- liche Hornspitze des Schnabels einsticht, höchst selten aber wirklich ein Tropfen Blut fließt. Dies mag auch dazu beitragen, daß ein frei gewordener Albatros sich leicht zum zweiten Male wieder fängt. Schwerer hält es, dem zähen Leben des Vogels ein Ende zu machen. Die Matrosen bohren ihm, laut Tschudi, eine lange Segelnadel in das Gehirn; diese Hinrichtung ist aber eine langwierige Quälerei, und Tschudi hat selbst gesehen, daß ein Albatros mit einer sechs Zoll langen Nadel im Kopfe davon flog. Erst später wurde er durch einen Basken gelehrt, daß der Albatros durch einen leichten Schlag auf den Hinterkopf vermittels eines Holzstückes fast augenblicklich getödtet werden kann. Das harte und thranige Fleisch wird von den Seeleuten blos dann gegessen, wenn großer Mangel an frischen Nahrungsmitteln herrscht. Vor dem Kochen legt man den Körper erst vierund- zwanzig Stunden und noch länger in Seewasser oder setzt ihn ebenso lange dem Wind und Wetter aus; hierdurch soll er den größten Theil des unangenehmen Geschmackes verlieren.
Sturmvögel im engeren Sinne (Procellariae) werden diejenigen Arten der Zunft genannt, welche in ihrer Gestalt eine gewisse Aehnlichkeit mit den Möven haben, obwohl sie sich durch den runderen, hochstirnigen Kopf und die kleineren Flügel hinlänglich unterscheiden. Sie sind kräftig gebaut, kurzhälsig und großköpfig; ihr Schnabel ist kürzer als der Kopf, stark und hart, seitlich so gefurcht, daß die Spitze wie abgesetzt erscheint, letztere oben und unten stark aufgeschwungen, wodurch auf der Oberseite ein sehr gebogener Haken entsteht und am Unterschnabel ein stark hervortretendes Eck sich bildet; die Scheiden greifen einigermaßen über einander und sind sehr scharf; der Nachen öffnet sich bis unter die Augen; die Nasenlöcher liegen in einer verwachsenen Röhre auf der Schnabelfirste und sind der Länge nach in zwei Hälften getheilt; der Fuß ist mittelgroß und stark, kurzläufig, seitlich zusammengedrückt; seine drei Vorderzehen tragen volle Schwimmhäute, während die Hinterzehe nur
Die Schwimmer. Seeflieger. Albatroſſe. Sturmvögel.
Jahre. Harris verweilte im Auguſt drei Wochen auf Triſtan d’Acunha und auf der Nachtigall- inſel, ſah aber nicht einen einzigen Albatros während dieſer Zeit, verſichert auch, daß, „nachdem ſie im Oktober zurückgekehrt, er ſie niemals die Jungen äzen ſah. Deshalb alſo müſſen ſie wohl ein anderes Mittel haben, um ſich Futter zu verſchaffen. Meine Meinung iſt, daß ſie nachts in See fliegen und ſich Futter holen. Harris aber widerſpricht Dem.“ ... Anderſon ſchreibt, daß er einen alten Kapitän gefragt habe, von was denn die Jungen lebten. Der Kapitän erwiderte: „Von ihrem eigenen Fette und zwar erſtens, weil ſie ungeheuer fett ſind, zweitens, weil ſie noch nicht fliegen, alſo auch nicht ins Waſſer gehen können und drittens, weil die Pinguine monatelang auf den Klippen leben, ohne einen Biſſen Futter zu nehmen, als Fettbäuche die Felſeninſeln beſteigend und als ausgehungerte Gerippe wieder dem Meere zuwandernd.“
Jch bin weit entfernt, ſolche Erzählungen zu vertreten oder auch nur für glaublich zu halten, habe ſie aber hier hauptſächlich aus dem Grunde mit aufgenommen, weil ſie beweiſen, daß wir über das Jugendleben der Albatroſſe eben noch nicht unterrichtet ſind. Genau Daſſelbe wird wohl auch der Herausgeber der berühmten Zeitſchrift „Jbis“, welcher dieſe Mittheilungen entnommen ſind, gedacht haben.
Der Fang der Albatroſſe iſt ſehr leicht; denn es bedarf nur des Auswerfens einer gut geköderten Angel, um ſich ihrer zu bemächtigen. Haken und Schnur, welche verwendet werden, müſſen übrigens ſtark ſein, weil die gefangenen Vögel einen ziemlich erheblichen Widerſtand leiſten. Wenn ein Albatros an die Angel gebiſſen hat und angezogen wird, umkreiſen ihn ſeine Gefährten mit lautem, kreiſchenden, unangenehmen Geſchrei. Der auf das Verdeck gebrachte Gefangene iſt vollkommen hilflos und läßt ſich, im Bewußtſein ſeiner Schwäche, unglaublich viel gefallen, beißt aber doch zuweilen heftig um ſich, greift beiſpielsweiſe Hunde an, falls ſolche am Bord ſich befinden. Gould bemerkt, daß die Angelung den Albatroſſen keinen Schmerz verurſache, da der Haken nur in die krumme, unempfind- liche Hornſpitze des Schnabels einſticht, höchſt ſelten aber wirklich ein Tropfen Blut fließt. Dies mag auch dazu beitragen, daß ein frei gewordener Albatros ſich leicht zum zweiten Male wieder fängt. Schwerer hält es, dem zähen Leben des Vogels ein Ende zu machen. Die Matroſen bohren ihm, laut Tſchudi, eine lange Segelnadel in das Gehirn; dieſe Hinrichtung iſt aber eine langwierige Quälerei, und Tſchudi hat ſelbſt geſehen, daß ein Albatros mit einer ſechs Zoll langen Nadel im Kopfe davon flog. Erſt ſpäter wurde er durch einen Basken gelehrt, daß der Albatros durch einen leichten Schlag auf den Hinterkopf vermittels eines Holzſtückes faſt augenblicklich getödtet werden kann. Das harte und thranige Fleiſch wird von den Seeleuten blos dann gegeſſen, wenn großer Mangel an friſchen Nahrungsmitteln herrſcht. Vor dem Kochen legt man den Körper erſt vierund- zwanzig Stunden und noch länger in Seewaſſer oder ſetzt ihn ebenſo lange dem Wind und Wetter aus; hierdurch ſoll er den größten Theil des unangenehmen Geſchmackes verlieren.
Sturmvögel im engeren Sinne (Procellariae) werden diejenigen Arten der Zunft genannt, welche in ihrer Geſtalt eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den Möven haben, obwohl ſie ſich durch den runderen, hochſtirnigen Kopf und die kleineren Flügel hinlänglich unterſcheiden. Sie ſind kräftig gebaut, kurzhälſig und großköpfig; ihr Schnabel iſt kürzer als der Kopf, ſtark und hart, ſeitlich ſo gefurcht, daß die Spitze wie abgeſetzt erſcheint, letztere oben und unten ſtark aufgeſchwungen, wodurch auf der Oberſeite ein ſehr gebogener Haken entſteht und am Unterſchnabel ein ſtark hervortretendes Eck ſich bildet; die Scheiden greifen einigermaßen über einander und ſind ſehr ſcharf; der Nachen öffnet ſich bis unter die Augen; die Naſenlöcher liegen in einer verwachſenen Röhre auf der Schnabelfirſte und ſind der Länge nach in zwei Hälften getheilt; der Fuß iſt mittelgroß und ſtark, kurzläufig, ſeitlich zuſammengedrückt; ſeine drei Vorderzehen tragen volle Schwimmhäute, während die Hinterzehe nur
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Die Schwimmer. Seeflieger. Albatroſſe. Sturmvögel.
Jahre. Harris verweilte im Auguſt drei Wochen auf Triſtan d’Acunha und auf der Nachtigall-
inſel, ſah aber nicht einen einzigen Albatros während dieſer Zeit, verſichert auch, daß, „nachdem ſie im
Oktober zurückgekehrt, er ſie niemals die Jungen äzen ſah. Deshalb alſo müſſen ſie wohl ein anderes
Mittel haben, um ſich Futter zu verſchaffen. Meine Meinung iſt, daß ſie nachts in See fliegen und
ſich Futter holen. Harris aber widerſpricht Dem.“ ... Anderſon ſchreibt, daß er einen alten
Kapitän gefragt habe, von was denn die Jungen lebten. Der Kapitän erwiderte: „Von ihrem eigenen
Fette und zwar erſtens, weil ſie ungeheuer fett ſind, zweitens, weil ſie noch nicht fliegen, alſo auch
nicht ins Waſſer gehen können und drittens, weil die Pinguine monatelang auf den Klippen leben,
ohne einen Biſſen Futter zu nehmen, als Fettbäuche die Felſeninſeln beſteigend und als ausgehungerte
Gerippe wieder dem Meere zuwandernd.“
Jch bin weit entfernt, ſolche Erzählungen zu vertreten oder auch nur für glaublich zu halten,
habe ſie aber hier hauptſächlich aus dem Grunde mit aufgenommen, weil ſie beweiſen, daß wir
über das Jugendleben der Albatroſſe eben noch nicht unterrichtet ſind. Genau Daſſelbe wird wohl
auch der Herausgeber der berühmten Zeitſchrift „Jbis“, welcher dieſe Mittheilungen entnommen ſind,
gedacht haben.
Der Fang der Albatroſſe iſt ſehr leicht; denn es bedarf nur des Auswerfens einer gut geköderten
Angel, um ſich ihrer zu bemächtigen. Haken und Schnur, welche verwendet werden, müſſen übrigens
ſtark ſein, weil die gefangenen Vögel einen ziemlich erheblichen Widerſtand leiſten. Wenn ein Albatros
an die Angel gebiſſen hat und angezogen wird, umkreiſen ihn ſeine Gefährten mit lautem, kreiſchenden,
unangenehmen Geſchrei. Der auf das Verdeck gebrachte Gefangene iſt vollkommen hilflos und läßt
ſich, im Bewußtſein ſeiner Schwäche, unglaublich viel gefallen, beißt aber doch zuweilen heftig um
ſich, greift beiſpielsweiſe Hunde an, falls ſolche am Bord ſich befinden. Gould bemerkt, daß die
Angelung den Albatroſſen keinen Schmerz verurſache, da der Haken nur in die krumme, unempfind-
liche Hornſpitze des Schnabels einſticht, höchſt ſelten aber wirklich ein Tropfen Blut fließt. Dies
mag auch dazu beitragen, daß ein frei gewordener Albatros ſich leicht zum zweiten Male wieder fängt.
Schwerer hält es, dem zähen Leben des Vogels ein Ende zu machen. Die Matroſen bohren ihm,
laut Tſchudi, eine lange Segelnadel in das Gehirn; dieſe Hinrichtung iſt aber eine langwierige
Quälerei, und Tſchudi hat ſelbſt geſehen, daß ein Albatros mit einer ſechs Zoll langen Nadel im
Kopfe davon flog. Erſt ſpäter wurde er durch einen Basken gelehrt, daß der Albatros durch einen
leichten Schlag auf den Hinterkopf vermittels eines Holzſtückes faſt augenblicklich getödtet werden
kann. Das harte und thranige Fleiſch wird von den Seeleuten blos dann gegeſſen, wenn großer
Mangel an friſchen Nahrungsmitteln herrſcht. Vor dem Kochen legt man den Körper erſt vierund-
zwanzig Stunden und noch länger in Seewaſſer oder ſetzt ihn ebenſo lange dem Wind und Wetter
aus; hierdurch ſoll er den größten Theil des unangenehmen Geſchmackes verlieren.
Sturmvögel im engeren Sinne (Procellariae) werden diejenigen Arten der Zunft genannt,
welche in ihrer Geſtalt eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den Möven haben, obwohl ſie ſich durch den
runderen, hochſtirnigen Kopf und die kleineren Flügel hinlänglich unterſcheiden. Sie ſind kräftig
gebaut, kurzhälſig und großköpfig; ihr Schnabel iſt kürzer als der Kopf, ſtark und hart, ſeitlich ſo
gefurcht, daß die Spitze wie abgeſetzt erſcheint, letztere oben und unten ſtark aufgeſchwungen, wodurch
auf der Oberſeite ein ſehr gebogener Haken entſteht und am Unterſchnabel ein ſtark hervortretendes
Eck ſich bildet; die Scheiden greifen einigermaßen über einander und ſind ſehr ſcharf; der Nachen öffnet
ſich bis unter die Augen; die Naſenlöcher liegen in einer verwachſenen Röhre auf der Schnabelfirſte
und ſind der Länge nach in zwei Hälften getheilt; der Fuß iſt mittelgroß und ſtark, kurzläufig, ſeitlich
zuſammengedrückt; ſeine drei Vorderzehen tragen volle Schwimmhäute, während die Hinterzehe nur
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 892. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/944>, abgerufen am 23.11.2024.
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