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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Schwimmer. Seeflieger. Albatrosse.
Swinhoe, dem wir eine Zusammenstellung der in China beobachteten Vögel verdanken, gibt an,
daß blos der kurzschwänzige und schwarzfüßige Albatros regelmäßig in den südchinesischen Meeren
vorkommen und bis in die Breite des nördlichen Japan beobachtet werden, scheint also von einem
regelmäßigen Eintreffen in dem ochotskischen und kamtschatkalischen Meere Nichts zu wissen.

Alle reisenden Forscher stimmen ein in die Bewunderung des Fluges dieser Geier des Meeres.
"Es ist", sagt Bennett, "erheiternd und erfreulich, diese prachtvollen Vögel anstandsvoll und
zierlich, wie von einer unsichtbaren Kraft geleitet, in den Lüften dahinschwimmen zu sehen. Denn
kaum bemerkt man irgend eine Bewegung der Flügel, nachdem einmal der erste Antrieb gegeben und
der gewaltige Flieger in die Luft sich erhob; man sieht sein Steigen und Fallen, als ob eine und
dieselbe Kraft die verschiedenen Bewegungen hervorzubringen vermöge, als ob er seine Muskelkraft
gar nicht anwende. Er schwebt hernieder, dicht am Steuer des Schiffes vorüber, mit einer Art von
Unabhängigkeit, als sei er der Herrscher von Allem, was unter ihm ist. Wenn er einen Gegenstand
auf dem Wasser schwimmen sieht, läßt er sich nach und nach mit ausgebreiteten oder ausgespreizten
Flügeln herab, setzt sich auch wohl auf das Wasser nieder und schwimmt, seine Nahrung verzehrend,
wie eine Möve oder Ente; dann erhebt er sich, läuft mit ausgebreiteten Flügeln über die Seefläche
dahin, beginnt zu kreisen und nimmt nun seinen umherschwärmenden Flug wieder auf.... Jn
seinen Bewegungen", sagt er an einer anderen Stelle, "bemerkt man keine Anstrengung, aber Kraft
und Nachhaltigkeit, vereinigt mit einer sich stets gleichbleibenden Zierlichkeit. Mit wirklicher Anmuth
segelt er durch die Luft, von der einen zur anderen Seite sich neigend, und dicht über den rollenden
Wogen dahingleitend, sodaß es aussieht, als müsse er die Flügelspitzen netzen; dann schwebt er wieder
empor mit gleicher Freiheit und Leichtigkeit der Bewegung. So schnell ist sein Flug, daß man ihn
wenige Augenblicke, nachdem er am Schiffe vorüberzog, schon in weiter Ferne sehen kann, steigend und
fallend mit den Wellen, daß er einen ungeheueren Raum in der kürzesten Zeit zu durcheilen
vermag.... Wahrhaft anziehend ist es, ihn während stürmischen Wetters zu beobachten. Er fliegt
dann mit und gegen den Wind, wohnt als der Fröhlichste unter den Fröhlichen über den von
heulenden Stürmen aufgerührten Wellen; denn auch wenn er im Sturme fliegt, bemerkt man keine
besondere Bewegung seiner Flügel: es sind dann nur die Fortschritte des Fluges etwas langsamer.
Einige meinen, daß er niemals kraftlos, sondern wie ein Segelschiff geschlossen gegen den Wind fliege
und sich gerade, wenn er Dies thue, besonders fördere." Gould sagt, daß seine Flugkraft größer sei
als die jedes anderen Vogels, den er beobachtet habe. "Obgleich er während des stillen Wetters
manchmal auf dem Wasserspiegel ruht, so ist er doch fast beständig im Fluge begriffen und streicht
scheinbar ebenso selbstbewußt über die glatte Fläche, während der größten Seeruhe dahin, als er
pfeilschnell während des gewaltigsten Sturmes umherschwebt." Jouan beobachtete, daß er bei
Windstille etwa aller fünf Minuten einmal mit den Flügeln schlug, bei stärkerem Winde, welcher
seine Bewegung offenbar fördert, sogar nur aller sieben Minuten einmal. Sehr heftige Stürme
sollen ihn, nach Ansicht desselben Beobachters, überwältigen, wenigstens vor sich hertreiben. Bei
Windstille wird ihm der Aufschwung schwer; denn er erhebt sich, wie soviele andere Vögel, stets in
der Richtung gegen den Wind. Ehe er sich zum Fluge erhebt, läuft er, laut Köler, eine Strecke
weit über die Wellen dahin, welche ihm während des Schwimmens hindern, sich mit voller Macht zu
schwingen; beim Niederlassen verändert sich, wie Hutton angibt, sein Bild gänzlich: die Gestalt
verliert alle Anmuth und Gleichmäßigkeit. Er erhebt seine Schwingen, legt den Kopf nach hinten,
zieht den Rücken ein, streckt die ungeheuer großen Füße mit den ausgebreiteten Zehen von sich und
fällt sausend auf das Wasser herab. Hier ist er übrigens auch zu Hause. Er schwimmt auf den
Wellen leicht wie ein Kork und weiß sich ziemlich zu fördern, ist aber unfähig zu tauchen und kann
den reich befiederten Leib wenigstens nur dann unter das Wasser zwingen, wenn er sich aus hoher Luft
herabstürzt: Bennett versichert, gesehen zu haben, daß einer stoßtauchend acht Sekunden unter den
Wellen blieb. Auf festem Boden verliert der Albatros fast alle Bewegungsfähigkeit. Jn der Nähe
seines Nestes soll er schwerfällig wie eine Gans dahinwatscheln, auf dem Verdecke des Schiffes nur

Die Schwimmer. Seeflieger. Albatroſſe.
Swinhoe, dem wir eine Zuſammenſtellung der in China beobachteten Vögel verdanken, gibt an,
daß blos der kurzſchwänzige und ſchwarzfüßige Albatros regelmäßig in den ſüdchineſiſchen Meeren
vorkommen und bis in die Breite des nördlichen Japan beobachtet werden, ſcheint alſo von einem
regelmäßigen Eintreffen in dem ochotskiſchen und kamtſchatkaliſchen Meere Nichts zu wiſſen.

Alle reiſenden Forſcher ſtimmen ein in die Bewunderung des Fluges dieſer Geier des Meeres.
„Es iſt“, ſagt Bennett, „erheiternd und erfreulich, dieſe prachtvollen Vögel anſtandsvoll und
zierlich, wie von einer unſichtbaren Kraft geleitet, in den Lüften dahinſchwimmen zu ſehen. Denn
kaum bemerkt man irgend eine Bewegung der Flügel, nachdem einmal der erſte Antrieb gegeben und
der gewaltige Flieger in die Luft ſich erhob; man ſieht ſein Steigen und Fallen, als ob eine und
dieſelbe Kraft die verſchiedenen Bewegungen hervorzubringen vermöge, als ob er ſeine Muskelkraft
gar nicht anwende. Er ſchwebt hernieder, dicht am Steuer des Schiffes vorüber, mit einer Art von
Unabhängigkeit, als ſei er der Herrſcher von Allem, was unter ihm iſt. Wenn er einen Gegenſtand
auf dem Waſſer ſchwimmen ſieht, läßt er ſich nach und nach mit ausgebreiteten oder ausgeſpreizten
Flügeln herab, ſetzt ſich auch wohl auf das Waſſer nieder und ſchwimmt, ſeine Nahrung verzehrend,
wie eine Möve oder Ente; dann erhebt er ſich, läuft mit ausgebreiteten Flügeln über die Seefläche
dahin, beginnt zu kreiſen und nimmt nun ſeinen umherſchwärmenden Flug wieder auf.... Jn
ſeinen Bewegungen“, ſagt er an einer anderen Stelle, „bemerkt man keine Anſtrengung, aber Kraft
und Nachhaltigkeit, vereinigt mit einer ſich ſtets gleichbleibenden Zierlichkeit. Mit wirklicher Anmuth
ſegelt er durch die Luft, von der einen zur anderen Seite ſich neigend, und dicht über den rollenden
Wogen dahingleitend, ſodaß es ausſieht, als müſſe er die Flügelſpitzen netzen; dann ſchwebt er wieder
empor mit gleicher Freiheit und Leichtigkeit der Bewegung. So ſchnell iſt ſein Flug, daß man ihn
wenige Augenblicke, nachdem er am Schiffe vorüberzog, ſchon in weiter Ferne ſehen kann, ſteigend und
fallend mit den Wellen, daß er einen ungeheueren Raum in der kürzeſten Zeit zu durcheilen
vermag.... Wahrhaft anziehend iſt es, ihn während ſtürmiſchen Wetters zu beobachten. Er fliegt
dann mit und gegen den Wind, wohnt als der Fröhlichſte unter den Fröhlichen über den von
heulenden Stürmen aufgerührten Wellen; denn auch wenn er im Sturme fliegt, bemerkt man keine
beſondere Bewegung ſeiner Flügel: es ſind dann nur die Fortſchritte des Fluges etwas langſamer.
Einige meinen, daß er niemals kraftlos, ſondern wie ein Segelſchiff geſchloſſen gegen den Wind fliege
und ſich gerade, wenn er Dies thue, beſonders fördere.“ Gould ſagt, daß ſeine Flugkraft größer ſei
als die jedes anderen Vogels, den er beobachtet habe. „Obgleich er während des ſtillen Wetters
manchmal auf dem Waſſerſpiegel ruht, ſo iſt er doch faſt beſtändig im Fluge begriffen und ſtreicht
ſcheinbar ebenſo ſelbſtbewußt über die glatte Fläche, während der größten Seeruhe dahin, als er
pfeilſchnell während des gewaltigſten Sturmes umherſchwebt.“ Jouan beobachtete, daß er bei
Windſtille etwa aller fünf Minuten einmal mit den Flügeln ſchlug, bei ſtärkerem Winde, welcher
ſeine Bewegung offenbar fördert, ſogar nur aller ſieben Minuten einmal. Sehr heftige Stürme
ſollen ihn, nach Anſicht deſſelben Beobachters, überwältigen, wenigſtens vor ſich hertreiben. Bei
Windſtille wird ihm der Aufſchwung ſchwer; denn er erhebt ſich, wie ſoviele andere Vögel, ſtets in
der Richtung gegen den Wind. Ehe er ſich zum Fluge erhebt, läuft er, laut Köler, eine Strecke
weit über die Wellen dahin, welche ihm während des Schwimmens hindern, ſich mit voller Macht zu
ſchwingen; beim Niederlaſſen verändert ſich, wie Hutton angibt, ſein Bild gänzlich: die Geſtalt
verliert alle Anmuth und Gleichmäßigkeit. Er erhebt ſeine Schwingen, legt den Kopf nach hinten,
zieht den Rücken ein, ſtreckt die ungeheuer großen Füße mit den ausgebreiteten Zehen von ſich und
fällt ſauſend auf das Waſſer herab. Hier iſt er übrigens auch zu Hauſe. Er ſchwimmt auf den
Wellen leicht wie ein Kork und weiß ſich ziemlich zu fördern, iſt aber unfähig zu tauchen und kann
den reich befiederten Leib wenigſtens nur dann unter das Waſſer zwingen, wenn er ſich aus hoher Luft
herabſtürzt: Bennett verſichert, geſehen zu haben, daß einer ſtoßtauchend acht Sekunden unter den
Wellen blieb. Auf feſtem Boden verliert der Albatros faſt alle Bewegungsfähigkeit. Jn der Nähe
ſeines Neſtes ſoll er ſchwerfällig wie eine Gans dahinwatſcheln, auf dem Verdecke des Schiffes nur

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[888/0940] Die Schwimmer. Seeflieger. Albatroſſe. Swinhoe, dem wir eine Zuſammenſtellung der in China beobachteten Vögel verdanken, gibt an, daß blos der kurzſchwänzige und ſchwarzfüßige Albatros regelmäßig in den ſüdchineſiſchen Meeren vorkommen und bis in die Breite des nördlichen Japan beobachtet werden, ſcheint alſo von einem regelmäßigen Eintreffen in dem ochotskiſchen und kamtſchatkaliſchen Meere Nichts zu wiſſen. Alle reiſenden Forſcher ſtimmen ein in die Bewunderung des Fluges dieſer Geier des Meeres. „Es iſt“, ſagt Bennett, „erheiternd und erfreulich, dieſe prachtvollen Vögel anſtandsvoll und zierlich, wie von einer unſichtbaren Kraft geleitet, in den Lüften dahinſchwimmen zu ſehen. Denn kaum bemerkt man irgend eine Bewegung der Flügel, nachdem einmal der erſte Antrieb gegeben und der gewaltige Flieger in die Luft ſich erhob; man ſieht ſein Steigen und Fallen, als ob eine und dieſelbe Kraft die verſchiedenen Bewegungen hervorzubringen vermöge, als ob er ſeine Muskelkraft gar nicht anwende. Er ſchwebt hernieder, dicht am Steuer des Schiffes vorüber, mit einer Art von Unabhängigkeit, als ſei er der Herrſcher von Allem, was unter ihm iſt. Wenn er einen Gegenſtand auf dem Waſſer ſchwimmen ſieht, läßt er ſich nach und nach mit ausgebreiteten oder ausgeſpreizten Flügeln herab, ſetzt ſich auch wohl auf das Waſſer nieder und ſchwimmt, ſeine Nahrung verzehrend, wie eine Möve oder Ente; dann erhebt er ſich, läuft mit ausgebreiteten Flügeln über die Seefläche dahin, beginnt zu kreiſen und nimmt nun ſeinen umherſchwärmenden Flug wieder auf.... Jn ſeinen Bewegungen“, ſagt er an einer anderen Stelle, „bemerkt man keine Anſtrengung, aber Kraft und Nachhaltigkeit, vereinigt mit einer ſich ſtets gleichbleibenden Zierlichkeit. Mit wirklicher Anmuth ſegelt er durch die Luft, von der einen zur anderen Seite ſich neigend, und dicht über den rollenden Wogen dahingleitend, ſodaß es ausſieht, als müſſe er die Flügelſpitzen netzen; dann ſchwebt er wieder empor mit gleicher Freiheit und Leichtigkeit der Bewegung. So ſchnell iſt ſein Flug, daß man ihn wenige Augenblicke, nachdem er am Schiffe vorüberzog, ſchon in weiter Ferne ſehen kann, ſteigend und fallend mit den Wellen, daß er einen ungeheueren Raum in der kürzeſten Zeit zu durcheilen vermag.... Wahrhaft anziehend iſt es, ihn während ſtürmiſchen Wetters zu beobachten. Er fliegt dann mit und gegen den Wind, wohnt als der Fröhlichſte unter den Fröhlichen über den von heulenden Stürmen aufgerührten Wellen; denn auch wenn er im Sturme fliegt, bemerkt man keine beſondere Bewegung ſeiner Flügel: es ſind dann nur die Fortſchritte des Fluges etwas langſamer. Einige meinen, daß er niemals kraftlos, ſondern wie ein Segelſchiff geſchloſſen gegen den Wind fliege und ſich gerade, wenn er Dies thue, beſonders fördere.“ Gould ſagt, daß ſeine Flugkraft größer ſei als die jedes anderen Vogels, den er beobachtet habe. „Obgleich er während des ſtillen Wetters manchmal auf dem Waſſerſpiegel ruht, ſo iſt er doch faſt beſtändig im Fluge begriffen und ſtreicht ſcheinbar ebenſo ſelbſtbewußt über die glatte Fläche, während der größten Seeruhe dahin, als er pfeilſchnell während des gewaltigſten Sturmes umherſchwebt.“ Jouan beobachtete, daß er bei Windſtille etwa aller fünf Minuten einmal mit den Flügeln ſchlug, bei ſtärkerem Winde, welcher ſeine Bewegung offenbar fördert, ſogar nur aller ſieben Minuten einmal. Sehr heftige Stürme ſollen ihn, nach Anſicht deſſelben Beobachters, überwältigen, wenigſtens vor ſich hertreiben. Bei Windſtille wird ihm der Aufſchwung ſchwer; denn er erhebt ſich, wie ſoviele andere Vögel, ſtets in der Richtung gegen den Wind. Ehe er ſich zum Fluge erhebt, läuft er, laut Köler, eine Strecke weit über die Wellen dahin, welche ihm während des Schwimmens hindern, ſich mit voller Macht zu ſchwingen; beim Niederlaſſen verändert ſich, wie Hutton angibt, ſein Bild gänzlich: die Geſtalt verliert alle Anmuth und Gleichmäßigkeit. Er erhebt ſeine Schwingen, legt den Kopf nach hinten, zieht den Rücken ein, ſtreckt die ungeheuer großen Füße mit den ausgebreiteten Zehen von ſich und fällt ſauſend auf das Waſſer herab. Hier iſt er übrigens auch zu Hauſe. Er ſchwimmt auf den Wellen leicht wie ein Kork und weiß ſich ziemlich zu fördern, iſt aber unfähig zu tauchen und kann den reich befiederten Leib wenigſtens nur dann unter das Waſſer zwingen, wenn er ſich aus hoher Luft herabſtürzt: Bennett verſichert, geſehen zu haben, daß einer ſtoßtauchend acht Sekunden unter den Wellen blieb. Auf feſtem Boden verliert der Albatros faſt alle Bewegungsfähigkeit. Jn der Nähe ſeines Neſtes ſoll er ſchwerfällig wie eine Gans dahinwatſcheln, auf dem Verdecke des Schiffes nur

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 888. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/940>, abgerufen am 23.11.2024.