bewehrten, scharfschneidigen Schnabel, welcher auf der Oberfirste etwas eingebogen, auf der unteren mehr oder weniger gerade ist und dessen Nasenlöcher in kurzen, seitlich liegenden Röhren endigen, von denen aus ziemlich tiefe Furchen nach der Spitze zu verlaufen, kurze, aber starke, dreizehige Füße mit großen Schwimmhäuten, sehr lange und ungemein schmale Flügel und starke und lange Schwingen, unter denen die erste die längste ist, welche aber nach dem Leibe zu sehr schnell an Länge abnehmen und am Unter- und Oberarme sich kaum über die Deckfedern verlängern, einen aus zwölf Federn bestehenden, kurzen, bald gerade abgeschnittenen oder seicht zugerundeten, bald zugespitzten Schwanz und ein außerordentlich reichhaltiges, dichtes und starkduniges Gefieder von wenig lebhafter Färbung, welche nach Geschlecht und Alter, vielleicht auch nach der Jahreszeit abzuweichen scheint.
Das Kapschaf (Diomedea exsulans) ist mit Ausnahme der schwarzen Schwingen reinweiß, in jüngerem Alter auf weißem Grunde dunkelbraun gesprenkelt und bogig gebändert, bald mehr, bald weniger dunkel. Das Auge ist dunkelbraun, das nackte Augenlid blaßgrün, der Schnabel zart nelkenrothweiß, gegen die Spitze hin gelb, der Fuß röthlichgelbweiß. Die Länge beträgt nach Bennett 3 Fuß 10 Zoll, die Breite 11 Fuß 8 Zoll englisch; die Flügelspannung schwankt aber sehr erheblich: Bennett versichert, Albatrosse gemessen zu haben, welche nur 10 Fuß und einen, welcher 14 Fuß klafterte. Jedenfalls ist soviel erwiesen, daß dieser Vogel die längsten Schwingen überhaupt besitzt.
Unter den verwandten Arten verdienen Erwähnung der grünschnäbelige Albatros (Dio- medea chlororhynchos), kleiner als der vorhergehende, im Alter weiß, mit braunschwarzem Rücken und Flügel, bräunlichschieferfarbenen, weiß geschäfteten Steuerfedern und schwarzem, auf der Schnabel- firste hoch orangengelben Schnabel, sowie ferner der rußfarbene Albatros (Diomedea-Phoe- betria-fuliginosa), dunkelrußgrau, braun auf Kopf und Flügeln, mit starkem, keilförmigen Schwanze.
Die Heimat der Albatrosse sind die Weltmeere der südlichen Halbkugel. Das Kapschaf und der grünschnäbelige Albatros haben sich zwar wiederholt nach Europa verflogen; solche Vorkommnisse gehören aber zu den Seltenheiten: denn nördlich des Wendekreises des Steinbocks kommen diese Vögel, im atlantischen Weltmeere wenigstens, nur als verschlagene Jrrlinge vor. Regelmäßiger scheinen sie die nördlichen Theile des stillen Meeres, insbesondere das ochotskische und Behrings- Meer zu besuchen, hier auch längere Zeit zu verweilen, ihrer Nahrung nachgehend und dann wieder nach Süden zurückschwärmend, um ihrem Fortpflanzungsgeschäfte sich hinzugeben. Jn den höheren Breiten der südlichen Halbkugel begegnet man ihnen öfter; nach übereinstimmenden Nachrichten der Schiffer und Fischer gehören sie noch zwischen dem 50. und 60. Grade südlicher Breite zu den gewöhnlichen Erscheinungen. Ob ihre Wanderungen regelmäßig oder zufällig sind, hat man bis jetzt noch nicht feststellen können. Man weiß, daß sie alle zwischen dem 23. Grade nördlicher und dem 66. Grade südlicher Breite gelegenen Meere besuchen, hat auch erfahren, daß sie in den Meeren von Kamtschatka und Ochotsk halb verhungert und mager ankommen, nach wenigen Wochen aber, welche sie in jenen Gegenden verweilen, durch den Ueberfluß an Nahrungsmitteln, den sie hier finden, sehr fett werden und nunmehr wieder dem Süden zuwandern; es läßt sich jedoch nicht bestimmen, ob diese Reisen planmäßig und alljährlich stattfinden oder nur ein Umherschweifen sind, wie diese Vögel, welche ja auch unsere nördlichen Meere ab und zu besuchen, es lieben. Eines dürfte erwiesen sein, daß sie zwar im buchstäblichen Sinne des Wortes die Erde umfliegen, aber doch an einen gewissen Gürtel mehr oder weniger gebunden sind, innerhalb desselben zu allen Jahreszeiten beobachtet werden und innerhalb desselben auch brüten. Selbst die einzelnen Arten grenzen sich ihr Verbreitungsgebiet in einem gewissen Sinne ab: man findet sie z. B. im stillen Meere regelmäßiger und häufiger, als im atlantischen, glaubt auch beobachtet zu haben, daß sie einen gewissen Theil des Meeres in der Regel nicht verlassen; aber die Beobachtungen über diese Ortsveränderungen, mögen wir solche nun ein Streichen, Wandern oder Ziehen nennen, sind noch so lückenhaft und unvollständig, daß aus
Die Schwimmer. Seeflieger. Albatroſſe.
bewehrten, ſcharfſchneidigen Schnabel, welcher auf der Oberfirſte etwas eingebogen, auf der unteren mehr oder weniger gerade iſt und deſſen Naſenlöcher in kurzen, ſeitlich liegenden Röhren endigen, von denen aus ziemlich tiefe Furchen nach der Spitze zu verlaufen, kurze, aber ſtarke, dreizehige Füße mit großen Schwimmhäuten, ſehr lange und ungemein ſchmale Flügel und ſtarke und lange Schwingen, unter denen die erſte die längſte iſt, welche aber nach dem Leibe zu ſehr ſchnell an Länge abnehmen und am Unter- und Oberarme ſich kaum über die Deckfedern verlängern, einen aus zwölf Federn beſtehenden, kurzen, bald gerade abgeſchnittenen oder ſeicht zugerundeten, bald zugeſpitzten Schwanz und ein außerordentlich reichhaltiges, dichtes und ſtarkduniges Gefieder von wenig lebhafter Färbung, welche nach Geſchlecht und Alter, vielleicht auch nach der Jahreszeit abzuweichen ſcheint.
Das Kapſchaf (Diomedea exsulans) iſt mit Ausnahme der ſchwarzen Schwingen reinweiß, in jüngerem Alter auf weißem Grunde dunkelbraun geſprenkelt und bogig gebändert, bald mehr, bald weniger dunkel. Das Auge iſt dunkelbraun, das nackte Augenlid blaßgrün, der Schnabel zart nelkenrothweiß, gegen die Spitze hin gelb, der Fuß röthlichgelbweiß. Die Länge beträgt nach Bennett 3 Fuß 10 Zoll, die Breite 11 Fuß 8 Zoll engliſch; die Flügelſpannung ſchwankt aber ſehr erheblich: Bennett verſichert, Albatroſſe gemeſſen zu haben, welche nur 10 Fuß und einen, welcher 14 Fuß klafterte. Jedenfalls iſt ſoviel erwieſen, daß dieſer Vogel die längſten Schwingen überhaupt beſitzt.
Unter den verwandten Arten verdienen Erwähnung der grünſchnäbelige Albatros (Dio- medea chlororhynchos), kleiner als der vorhergehende, im Alter weiß, mit braunſchwarzem Rücken und Flügel, bräunlichſchieferfarbenen, weiß geſchäfteten Steuerfedern und ſchwarzem, auf der Schnabel- firſte hoch orangengelben Schnabel, ſowie ferner der rußfarbene Albatros (Diomedea-Phoe- betria-fuliginosa), dunkelrußgrau, braun auf Kopf und Flügeln, mit ſtarkem, keilförmigen Schwanze.
Die Heimat der Albatroſſe ſind die Weltmeere der ſüdlichen Halbkugel. Das Kapſchaf und der grünſchnäbelige Albatros haben ſich zwar wiederholt nach Europa verflogen; ſolche Vorkommniſſe gehören aber zu den Seltenheiten: denn nördlich des Wendekreiſes des Steinbocks kommen dieſe Vögel, im atlantiſchen Weltmeere wenigſtens, nur als verſchlagene Jrrlinge vor. Regelmäßiger ſcheinen ſie die nördlichen Theile des ſtillen Meeres, insbeſondere das ochotskiſche und Behrings- Meer zu beſuchen, hier auch längere Zeit zu verweilen, ihrer Nahrung nachgehend und dann wieder nach Süden zurückſchwärmend, um ihrem Fortpflanzungsgeſchäfte ſich hinzugeben. Jn den höheren Breiten der ſüdlichen Halbkugel begegnet man ihnen öfter; nach übereinſtimmenden Nachrichten der Schiffer und Fiſcher gehören ſie noch zwiſchen dem 50. und 60. Grade ſüdlicher Breite zu den gewöhnlichen Erſcheinungen. Ob ihre Wanderungen regelmäßig oder zufällig ſind, hat man bis jetzt noch nicht feſtſtellen können. Man weiß, daß ſie alle zwiſchen dem 23. Grade nördlicher und dem 66. Grade ſüdlicher Breite gelegenen Meere beſuchen, hat auch erfahren, daß ſie in den Meeren von Kamtſchatka und Ochotsk halb verhungert und mager ankommen, nach wenigen Wochen aber, welche ſie in jenen Gegenden verweilen, durch den Ueberfluß an Nahrungsmitteln, den ſie hier finden, ſehr fett werden und nunmehr wieder dem Süden zuwandern; es läßt ſich jedoch nicht beſtimmen, ob dieſe Reiſen planmäßig und alljährlich ſtattfinden oder nur ein Umherſchweifen ſind, wie dieſe Vögel, welche ja auch unſere nördlichen Meere ab und zu beſuchen, es lieben. Eines dürfte erwieſen ſein, daß ſie zwar im buchſtäblichen Sinne des Wortes die Erde umfliegen, aber doch an einen gewiſſen Gürtel mehr oder weniger gebunden ſind, innerhalb deſſelben zu allen Jahreszeiten beobachtet werden und innerhalb deſſelben auch brüten. Selbſt die einzelnen Arten grenzen ſich ihr Verbreitungsgebiet in einem gewiſſen Sinne ab: man findet ſie z. B. im ſtillen Meere regelmäßiger und häufiger, als im atlantiſchen, glaubt auch beobachtet zu haben, daß ſie einen gewiſſen Theil des Meeres in der Regel nicht verlaſſen; aber die Beobachtungen über dieſe Ortsveränderungen, mögen wir ſolche nun ein Streichen, Wandern oder Ziehen nennen, ſind noch ſo lückenhaft und unvollſtändig, daß aus
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[886/0938]
Die Schwimmer. Seeflieger. Albatroſſe.
bewehrten, ſcharfſchneidigen Schnabel, welcher auf der Oberfirſte etwas eingebogen, auf der unteren
mehr oder weniger gerade iſt und deſſen Naſenlöcher in kurzen, ſeitlich liegenden Röhren endigen,
von denen aus ziemlich tiefe Furchen nach der Spitze zu verlaufen, kurze, aber ſtarke, dreizehige Füße
mit großen Schwimmhäuten, ſehr lange und ungemein ſchmale Flügel und ſtarke und lange Schwingen,
unter denen die erſte die längſte iſt, welche aber nach dem Leibe zu ſehr ſchnell an Länge abnehmen
und am Unter- und Oberarme ſich kaum über die Deckfedern verlängern, einen aus zwölf Federn
beſtehenden, kurzen, bald gerade abgeſchnittenen oder ſeicht zugerundeten, bald zugeſpitzten Schwanz
und ein außerordentlich reichhaltiges, dichtes und ſtarkduniges Gefieder von wenig lebhafter Färbung,
welche nach Geſchlecht und Alter, vielleicht auch nach der Jahreszeit abzuweichen ſcheint.
Das Kapſchaf (Diomedea exsulans) iſt mit Ausnahme der ſchwarzen Schwingen reinweiß, in
jüngerem Alter auf weißem Grunde dunkelbraun geſprenkelt und bogig gebändert, bald mehr, bald
weniger dunkel. Das Auge iſt dunkelbraun, das nackte Augenlid blaßgrün, der Schnabel zart
nelkenrothweiß, gegen die Spitze hin gelb, der Fuß röthlichgelbweiß. Die Länge beträgt nach
Bennett 3 Fuß 10 Zoll, die Breite 11 Fuß 8 Zoll engliſch; die Flügelſpannung ſchwankt aber
ſehr erheblich: Bennett verſichert, Albatroſſe gemeſſen zu haben, welche nur 10 Fuß und einen,
welcher 14 Fuß klafterte. Jedenfalls iſt ſoviel erwieſen, daß dieſer Vogel die längſten Schwingen
überhaupt beſitzt.
Unter den verwandten Arten verdienen Erwähnung der grünſchnäbelige Albatros (Dio-
medea chlororhynchos), kleiner als der vorhergehende, im Alter weiß, mit braunſchwarzem Rücken
und Flügel, bräunlichſchieferfarbenen, weiß geſchäfteten Steuerfedern und ſchwarzem, auf der Schnabel-
firſte hoch orangengelben Schnabel, ſowie ferner der rußfarbene Albatros (Diomedea-Phoe-
betria-fuliginosa), dunkelrußgrau, braun auf Kopf und Flügeln, mit ſtarkem, keilförmigen Schwanze.
Die Heimat der Albatroſſe ſind die Weltmeere der ſüdlichen Halbkugel. Das Kapſchaf und der
grünſchnäbelige Albatros haben ſich zwar wiederholt nach Europa verflogen; ſolche Vorkommniſſe
gehören aber zu den Seltenheiten: denn nördlich des Wendekreiſes des Steinbocks kommen dieſe
Vögel, im atlantiſchen Weltmeere wenigſtens, nur als verſchlagene Jrrlinge vor. Regelmäßiger
ſcheinen ſie die nördlichen Theile des ſtillen Meeres, insbeſondere das ochotskiſche und Behrings-
Meer zu beſuchen, hier auch längere Zeit zu verweilen, ihrer Nahrung nachgehend und dann wieder
nach Süden zurückſchwärmend, um ihrem Fortpflanzungsgeſchäfte ſich hinzugeben. Jn den höheren
Breiten der ſüdlichen Halbkugel begegnet man ihnen öfter; nach übereinſtimmenden Nachrichten der
Schiffer und Fiſcher gehören ſie noch zwiſchen dem 50. und 60. Grade ſüdlicher Breite zu den
gewöhnlichen Erſcheinungen. Ob ihre Wanderungen regelmäßig oder zufällig ſind, hat man bis jetzt
noch nicht feſtſtellen können. Man weiß, daß ſie alle zwiſchen dem 23. Grade nördlicher und dem
66. Grade ſüdlicher Breite gelegenen Meere beſuchen, hat auch erfahren, daß ſie in den Meeren von
Kamtſchatka und Ochotsk halb verhungert und mager ankommen, nach wenigen Wochen aber, welche
ſie in jenen Gegenden verweilen, durch den Ueberfluß an Nahrungsmitteln, den ſie hier finden, ſehr
fett werden und nunmehr wieder dem Süden zuwandern; es läßt ſich jedoch nicht beſtimmen, ob dieſe
Reiſen planmäßig und alljährlich ſtattfinden oder nur ein Umherſchweifen ſind, wie dieſe Vögel,
welche ja auch unſere nördlichen Meere ab und zu beſuchen, es lieben. Eines dürfte erwieſen ſein,
daß ſie zwar im buchſtäblichen Sinne des Wortes die Erde umfliegen, aber doch an einen gewiſſen
Gürtel mehr oder weniger gebunden ſind, innerhalb deſſelben zu allen Jahreszeiten beobachtet werden
und innerhalb deſſelben auch brüten. Selbſt die einzelnen Arten grenzen ſich ihr Verbreitungsgebiet
in einem gewiſſen Sinne ab: man findet ſie z. B. im ſtillen Meere regelmäßiger und häufiger,
als im atlantiſchen, glaubt auch beobachtet zu haben, daß ſie einen gewiſſen Theil des Meeres in der
Regel nicht verlaſſen; aber die Beobachtungen über dieſe Ortsveränderungen, mögen wir ſolche nun
ein Streichen, Wandern oder Ziehen nennen, ſind noch ſo lückenhaft und unvollſtändig, daß aus
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 886. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/938>, abgerufen am 23.11.2024.
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