der von mir erlegten nur kleine Fische. Als Nesterplünderer habe ich sie nicht kennen gelernt; dagegen verfolgte auch sie die Sturmmöven beständig und zwang diese, ihre eben gefangene Beute abzutreten. Seeschwalben und Lummen sollen noch mehr von ihr geplagt werden als die Möven. Dem ungeachtet bildet die erpreßte Beute schwerlich den Haupttheil der Nahrung einer Schmarotzerraubmöve, wie man wohl glauben möchte; denn ebenso oft, als man sie bei der Verfolgung anderer Vögel beobachtet, sieht man sie in dem Meere oder am Strande des Meeres beschäftigt, dort allerlei Gewürm und Beeren, hier das von den Wellen an den Strand geworfene Seegethier auflesend.
Um die Mitte des Mai erscheint auch die Schmarotzerraubmöve auf dem Festlande, um zu brüten. Zur Anlage ihres Nestes bevorzugt sie tiefliegende Moore anderen Oertlichkeiten; die Holme z. B., welche von allerlei Bergvögeln bewohnt werden, meidet sie nach meinen Erfahrungen in Lappland stets, und ebensowenig zeigt sie sich auf den Höhen des Gebirges, welches von der ihr sehr verwandten Alpenraubmöve (Lestris crepidata) zum Nisten gewählt wird. Auf einem größeren Moore kann man funfzig bis hundert Paare bemerken; jedes einzelne aber hat sich ein bestimmtes Gebiet abgegrenzt und vertheidigt es gegen andere derselben Art. Das Nest steht auf einem Hügelchen im Moore und ist eine einfache, aber wohl ausgeglättete Vertiefung in der Spitze desselben. Die Eier, welche man selten vor Mitte Juni's findet, erinnern entfernt an die gewisser Schnepfenvögel, sind feinkörnig, schwachglänzend und auf trüb öl- oder braungrünem Grunde mit düstergrauen und dunkelöl- oder röthlichschwarzbraunen Klexen und Punkten, Schlingen und feinen Haarzügen gezeichnet. Naumann sagt, daß die Schmarotzermöve nie mehr als zwei Eier lege, während ich versichern darf, wiederholt deren drei in einem Neste gefunden zu haben. Beide Gatten brüten abwechselnd und zeigen die größte Besorgniß, wenn sich ein Mensch dem Neste nähert, kommen schon von Weitem dem Störenfriede entgegen, umfliegen ihn im Kreise, werfen sich auf den Boden herab, suchen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, nehmen zu Verstellungskünften ihre Zuflucht, hüpfen und flattern unter sonderbarem Zischen auf dem Boden fort, fliegen, wenn man an sie herangeht, auf, beginnen aber sofort das alte Spiel von neuem, kurz, thun alles Mögliche, um den Feind von ihrer Brut wegzulenken. So kühn sind sie jedoch nicht, wie die größeren Arten ihrer Familie, wenigstens habe ich nie erfahren, daß sich eines der von mir beobachteten Pärchen dreister gezeigt hätte als die etwa gleichen Sturmmöven. Das Jugendleben verläuft in ähnlicher Weise wie bei den verwandten Arten.
Der Norman ist zwar kein besonderer Freund der Schmarotzerraubmöve, läßt sie aber unbehelligt, wenn auch wohl nur deshalb, weil er durch ihre Jagd am Brutplatze die anderen ihm nützlichen Vögel nicht stören will. Jhre Eier werden ebenso gern gegessen wie die der Möven, stehen diesen auch an Wohlgeschmack nicht nach. Nur die Lappen jagen den Vogel, um sein Wildpret zu benutzen, und zwar mit Angeln, welche durch ein Stückchen Fisch oder Vogelfleisch geködert werden. Der Naturforscher erlegt sie am leichtesten in der Nähe des Nestes oder in der Fremde, beispielsweise also bei uns in Mitteldeutschland, auf dem Meere dagegen nicht ohne vorhergehende Lockung; wenigstens habe ich sie in Norwegen immer vorsichtig gefunden. Naumann erzählt, daß einer seiner Freunde eine Schmarotzermöve anschoß und zu seinem größten Befremden von dem Vogel angegriffen, wenigstens in sehr engem Kreise tollkühn umflogen wurde. Jch habe etwas Aehnliches nie beobachtet. Ueber ihr Gefangenleben sind mir keine Mittheilungen bekannt.
Eine der prachtvollsten Möven, welche wir kennen, bewohnt den hohen Norden Amerikas, hat sich jedoch schon dreimal nach Europa und zwar auch nach Helgoland verflogen, verdient also wenigstens erwähnt zu werden. Ueber ihre Lebensweise mangelt zur Zeit noch jede Kunde; wenigstens weiß man nicht, in wiefern sie sich von der anderer Möven unterscheidet.
Die Schwimmer. Seeflieger. Raubmöven.
der von mir erlegten nur kleine Fiſche. Als Neſterplünderer habe ich ſie nicht kennen gelernt; dagegen verfolgte auch ſie die Sturmmöven beſtändig und zwang dieſe, ihre eben gefangene Beute abzutreten. Seeſchwalben und Lummen ſollen noch mehr von ihr geplagt werden als die Möven. Dem ungeachtet bildet die erpreßte Beute ſchwerlich den Haupttheil der Nahrung einer Schmarotzerraubmöve, wie man wohl glauben möchte; denn ebenſo oft, als man ſie bei der Verfolgung anderer Vögel beobachtet, ſieht man ſie in dem Meere oder am Strande des Meeres beſchäftigt, dort allerlei Gewürm und Beeren, hier das von den Wellen an den Strand geworfene Seegethier aufleſend.
Um die Mitte des Mai erſcheint auch die Schmarotzerraubmöve auf dem Feſtlande, um zu brüten. Zur Anlage ihres Neſtes bevorzugt ſie tiefliegende Moore anderen Oertlichkeiten; die Holme z. B., welche von allerlei Bergvögeln bewohnt werden, meidet ſie nach meinen Erfahrungen in Lappland ſtets, und ebenſowenig zeigt ſie ſich auf den Höhen des Gebirges, welches von der ihr ſehr verwandten Alpenraubmöve (Lestris crepidata) zum Niſten gewählt wird. Auf einem größeren Moore kann man funfzig bis hundert Paare bemerken; jedes einzelne aber hat ſich ein beſtimmtes Gebiet abgegrenzt und vertheidigt es gegen andere derſelben Art. Das Neſt ſteht auf einem Hügelchen im Moore und iſt eine einfache, aber wohl ausgeglättete Vertiefung in der Spitze deſſelben. Die Eier, welche man ſelten vor Mitte Juni’s findet, erinnern entfernt an die gewiſſer Schnepfenvögel, ſind feinkörnig, ſchwachglänzend und auf trüb öl- oder braungrünem Grunde mit düſtergrauen und dunkelöl- oder röthlichſchwarzbraunen Klexen und Punkten, Schlingen und feinen Haarzügen gezeichnet. Naumann ſagt, daß die Schmarotzermöve nie mehr als zwei Eier lege, während ich verſichern darf, wiederholt deren drei in einem Neſte gefunden zu haben. Beide Gatten brüten abwechſelnd und zeigen die größte Beſorgniß, wenn ſich ein Menſch dem Neſte nähert, kommen ſchon von Weitem dem Störenfriede entgegen, umfliegen ihn im Kreiſe, werfen ſich auf den Boden herab, ſuchen die Aufmerkſamkeit auf ſich zu ziehen, nehmen zu Verſtellungskünften ihre Zuflucht, hüpfen und flattern unter ſonderbarem Ziſchen auf dem Boden fort, fliegen, wenn man an ſie herangeht, auf, beginnen aber ſofort das alte Spiel von neuem, kurz, thun alles Mögliche, um den Feind von ihrer Brut wegzulenken. So kühn ſind ſie jedoch nicht, wie die größeren Arten ihrer Familie, wenigſtens habe ich nie erfahren, daß ſich eines der von mir beobachteten Pärchen dreiſter gezeigt hätte als die etwa gleichen Sturmmöven. Das Jugendleben verläuft in ähnlicher Weiſe wie bei den verwandten Arten.
Der Norman iſt zwar kein beſonderer Freund der Schmarotzerraubmöve, läßt ſie aber unbehelligt, wenn auch wohl nur deshalb, weil er durch ihre Jagd am Brutplatze die anderen ihm nützlichen Vögel nicht ſtören will. Jhre Eier werden ebenſo gern gegeſſen wie die der Möven, ſtehen dieſen auch an Wohlgeſchmack nicht nach. Nur die Lappen jagen den Vogel, um ſein Wildpret zu benutzen, und zwar mit Angeln, welche durch ein Stückchen Fiſch oder Vogelfleiſch geködert werden. Der Naturforſcher erlegt ſie am leichteſten in der Nähe des Neſtes oder in der Fremde, beiſpielsweiſe alſo bei uns in Mitteldeutſchland, auf dem Meere dagegen nicht ohne vorhergehende Lockung; wenigſtens habe ich ſie in Norwegen immer vorſichtig gefunden. Naumann erzählt, daß einer ſeiner Freunde eine Schmarotzermöve anſchoß und zu ſeinem größten Befremden von dem Vogel angegriffen, wenigſtens in ſehr engem Kreiſe tollkühn umflogen wurde. Jch habe etwas Aehnliches nie beobachtet. Ueber ihr Gefangenleben ſind mir keine Mittheilungen bekannt.
Eine der prachtvollſten Möven, welche wir kennen, bewohnt den hohen Norden Amerikas, hat ſich jedoch ſchon dreimal nach Europa und zwar auch nach Helgoland verflogen, verdient alſo wenigſtens erwähnt zu werden. Ueber ihre Lebensweiſe mangelt zur Zeit noch jede Kunde; wenigſtens weiß man nicht, in wiefern ſie ſich von der anderer Möven unterſcheidet.
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[884/0936]
Die Schwimmer. Seeflieger. Raubmöven.
der von mir erlegten nur kleine Fiſche. Als Neſterplünderer habe ich ſie nicht kennen gelernt; dagegen
verfolgte auch ſie die Sturmmöven beſtändig und zwang dieſe, ihre eben gefangene Beute abzutreten.
Seeſchwalben und Lummen ſollen noch mehr von ihr geplagt werden als die Möven. Dem ungeachtet
bildet die erpreßte Beute ſchwerlich den Haupttheil der Nahrung einer Schmarotzerraubmöve, wie man
wohl glauben möchte; denn ebenſo oft, als man ſie bei der Verfolgung anderer Vögel beobachtet, ſieht
man ſie in dem Meere oder am Strande des Meeres beſchäftigt, dort allerlei Gewürm und Beeren,
hier das von den Wellen an den Strand geworfene Seegethier aufleſend.
Um die Mitte des Mai erſcheint auch die Schmarotzerraubmöve auf dem Feſtlande, um zu brüten.
Zur Anlage ihres Neſtes bevorzugt ſie tiefliegende Moore anderen Oertlichkeiten; die Holme z. B.,
welche von allerlei Bergvögeln bewohnt werden, meidet ſie nach meinen Erfahrungen in Lappland
ſtets, und ebenſowenig zeigt ſie ſich auf den Höhen des Gebirges, welches von der ihr ſehr verwandten
Alpenraubmöve (Lestris crepidata) zum Niſten gewählt wird. Auf einem größeren Moore
kann man funfzig bis hundert Paare bemerken; jedes einzelne aber hat ſich ein beſtimmtes Gebiet
abgegrenzt und vertheidigt es gegen andere derſelben Art. Das Neſt ſteht auf einem Hügelchen im
Moore und iſt eine einfache, aber wohl ausgeglättete Vertiefung in der Spitze deſſelben. Die Eier,
welche man ſelten vor Mitte Juni’s findet, erinnern entfernt an die gewiſſer Schnepfenvögel, ſind
feinkörnig, ſchwachglänzend und auf trüb öl- oder braungrünem Grunde mit düſtergrauen und
dunkelöl- oder röthlichſchwarzbraunen Klexen und Punkten, Schlingen und feinen Haarzügen
gezeichnet. Naumann ſagt, daß die Schmarotzermöve nie mehr als zwei Eier lege, während ich
verſichern darf, wiederholt deren drei in einem Neſte gefunden zu haben. Beide Gatten brüten
abwechſelnd und zeigen die größte Beſorgniß, wenn ſich ein Menſch dem Neſte nähert, kommen ſchon
von Weitem dem Störenfriede entgegen, umfliegen ihn im Kreiſe, werfen ſich auf den Boden herab,
ſuchen die Aufmerkſamkeit auf ſich zu ziehen, nehmen zu Verſtellungskünften ihre Zuflucht, hüpfen
und flattern unter ſonderbarem Ziſchen auf dem Boden fort, fliegen, wenn man an ſie herangeht,
auf, beginnen aber ſofort das alte Spiel von neuem, kurz, thun alles Mögliche, um den Feind von ihrer
Brut wegzulenken. So kühn ſind ſie jedoch nicht, wie die größeren Arten ihrer Familie, wenigſtens
habe ich nie erfahren, daß ſich eines der von mir beobachteten Pärchen dreiſter gezeigt hätte als
die etwa gleichen Sturmmöven. Das Jugendleben verläuft in ähnlicher Weiſe wie bei den
verwandten Arten.
Der Norman iſt zwar kein beſonderer Freund der Schmarotzerraubmöve, läßt ſie aber unbehelligt,
wenn auch wohl nur deshalb, weil er durch ihre Jagd am Brutplatze die anderen ihm nützlichen
Vögel nicht ſtören will. Jhre Eier werden ebenſo gern gegeſſen wie die der Möven, ſtehen dieſen
auch an Wohlgeſchmack nicht nach. Nur die Lappen jagen den Vogel, um ſein Wildpret zu benutzen,
und zwar mit Angeln, welche durch ein Stückchen Fiſch oder Vogelfleiſch geködert werden. Der
Naturforſcher erlegt ſie am leichteſten in der Nähe des Neſtes oder in der Fremde, beiſpielsweiſe alſo
bei uns in Mitteldeutſchland, auf dem Meere dagegen nicht ohne vorhergehende Lockung; wenigſtens
habe ich ſie in Norwegen immer vorſichtig gefunden. Naumann erzählt, daß einer ſeiner Freunde
eine Schmarotzermöve anſchoß und zu ſeinem größten Befremden von dem Vogel angegriffen, wenigſtens
in ſehr engem Kreiſe tollkühn umflogen wurde. Jch habe etwas Aehnliches nie beobachtet. Ueber
ihr Gefangenleben ſind mir keine Mittheilungen bekannt.
Eine der prachtvollſten Möven, welche wir kennen, bewohnt den hohen Norden Amerikas, hat
ſich jedoch ſchon dreimal nach Europa und zwar auch nach Helgoland verflogen, verdient alſo
wenigſtens erwähnt zu werden. Ueber ihre Lebensweiſe mangelt zur Zeit noch jede Kunde;
wenigſtens weiß man nicht, in wiefern ſie ſich von der anderer Möven unterſcheidet.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 884. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/936>, abgerufen am 23.11.2024.
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