würdige Eigenschaften; es kann sich höchstens ein Vielesser, welcher an der Größe des von ihr gelieferten Bratens sein Vergnügen findet, nicht aber der Züchter mit ihr befreunden.
Mein Vater machte zuerst darauf aufmerksam, daß die Tauchenten, welche man bis dahin mit den Schwimmenten in einer und derselben Gruppe vereinigt hatte, von diesen getrennt zu werden ver- dienen, da sie sich fast ebenso sehr von ihnen unterscheiden wie die Gänse oder Schwäne von beiden. Die Tauchenten (Fuligulae) kennzeichnen sich durch ihren kurzen, breiten und plumpen Leib, dessen Füße sehr weit hinten stehen, den kurzen und dicken Hals, den großen Kopf und den mittellangen, gewöhnlich breiten, nur mit kurzen Zähnen bewehrten, an der Wurzel oft aufgetriebenen Schnabel, die kurzen, bis zur Ferse befiederten, größtentheils von der Bauchhaut umschlossenen Füße, deren Fußwurzeln seitlich sehr zusammengedrückt und deren lange Vorderzehen durch große, gewissermaßen auch an der Hinterzehe in Gestalt einer sogenannten flügelförmigen Lappenhaut, d. h. der von beiden Seiten in einen breiten Hautsaum platt herabgedrückten Sohle wiederholte Schwimmhäute verbunden werden, kurze, gewölbte Flügel, unter deren Schwingen die ersten beiden die längsten, einen mittellangen oder kurzen, aber breiten, aus vierzehn bis achtzehn straffen Federn gebildeten Schwanz, sowie endlich durch dicht anliegendes Gefieder, welches je nach Geschlecht und Alter verschieden gefärbt, auf dem Kopfe oft zu Hollen oder Hauben verlängert und in eigenthümlich bunter Weise gezeichnet ist.
"Lange schon", sagt mein Vater, "hat man die Schwäne und die Gänse von den Enten getrennt, die Tauchenten aber nur als eine besondere Gruppe derselben aufgeführt; es gibt jedoch wenig Gattungen, welche sich durch so bestimmte Merkmale von den ihnen ähnlichen unterscheiden, als gerade die Tauchenten. Schon die flügelförmige Haut an der Hinterzehe würde zur Bestimmung dieser Gruppe unter den breitschnäbeligen Zahnschnäblern hinreichen: aber wie viele andere merkwürdige Kennzeichen finden sich noch! Die Füße stehen ganz hinten, sind am Schienbeine zur Hälfte mit der Bauchhaut verwachsen und durch ihr Kniegelenk wie durch ihre Zehen und Schwimmhäute sehr aus- gezeichnet. Das Schienbein hat nämlich am Kniegelenke vorn einen spitzigen Vorsprung, welchen wir bei den eigentlichen Tauchern vollkommen ausgebildet, bei den Enten der vorhergehenden Gruppe aber gar nicht finden, und durch diesen, wie durch die eigene Beschaffenheit des Gelenkes, die besondere Einrichtung, daß der Fuß nicht nur einer Bewegung nach vorn, sondern auch einer kräftigen Seiten- bewegung fähig und dadurch, wie durch die ungewöhnlich großen Zehen und Schwimmhäute zur Beförderung des Untertauchens vorzüglich geschickt ist. Dazu ist auch alles Uebrige vortrefflich eingerichtet. Der gedrungene, walzenförmige, mit kurzen, äußerst dichten Federn besetzte Körper macht die Bewegungen unter dem Wasser, welche durch die großen Schwimmhäute bewirkt und geleitet und durch den Schwanz befördert werden, leicht."
Entsprechend ihrer Tauchfähigkeit bevorzugen diese Enten freieres und tieferes Wasser dem seichteren oder mit Pflanzen bestandenen. Die Mehrzahl von ihnen lebt im Meere, sucht höchstens während der Fortpflanzungszeit süße Gewässer auf, während einige den größten Theil ihres Lebens auf diesem verbringen. Mehr als alle bisher genannten Zahnschnäbler sind sie ans Wasser gebunden; auf festem Boden vermögen sie sich nur schwerfällig zu bewegen. Jn Folge der weit hintenstehenden Füße müssen sie, um ihren Leib im Gleichgewichte zu tragen, eine sehr aufgerichtete Haltung annehmen und diese auch beim Gehen behalten. Jhr Gang aber ist nur ein schwerfälliges Wanken, welches man kaum noch Watscheln nennen kann, scheint sie auch sehr zu ermüden. Ebenso strengt sie der Flug mehr an als andere Zahnschnäbler, obgleich sie, wenn sie sich einmal erhoben haben, unter schnellen Flügelschlägen rasch genug dahin eilen. Um so fertiger bewegen sie sich im Wasser. Den breiten, verhältnißmäßig schweren Rumpf tief eingesenkt, sodaß von ihr nur ein schmaler Streifen ihres Rückens unbedeckt bleibt und der Schwanz auf der Oberfläche des Wassers schleppt, rudern sie,
Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Tauchenten.
würdige Eigenſchaften; es kann ſich höchſtens ein Vieleſſer, welcher an der Größe des von ihr gelieferten Bratens ſein Vergnügen findet, nicht aber der Züchter mit ihr befreunden.
Mein Vater machte zuerſt darauf aufmerkſam, daß die Tauchenten, welche man bis dahin mit den Schwimmenten in einer und derſelben Gruppe vereinigt hatte, von dieſen getrennt zu werden ver- dienen, da ſie ſich faſt ebenſo ſehr von ihnen unterſcheiden wie die Gänſe oder Schwäne von beiden. Die Tauchenten (Fuligulae) kennzeichnen ſich durch ihren kurzen, breiten und plumpen Leib, deſſen Füße ſehr weit hinten ſtehen, den kurzen und dicken Hals, den großen Kopf und den mittellangen, gewöhnlich breiten, nur mit kurzen Zähnen bewehrten, an der Wurzel oft aufgetriebenen Schnabel, die kurzen, bis zur Ferſe befiederten, größtentheils von der Bauchhaut umſchloſſenen Füße, deren Fußwurzeln ſeitlich ſehr zuſammengedrückt und deren lange Vorderzehen durch große, gewiſſermaßen auch an der Hinterzehe in Geſtalt einer ſogenannten flügelförmigen Lappenhaut, d. h. der von beiden Seiten in einen breiten Hautſaum platt herabgedrückten Sohle wiederholte Schwimmhäute verbunden werden, kurze, gewölbte Flügel, unter deren Schwingen die erſten beiden die längſten, einen mittellangen oder kurzen, aber breiten, aus vierzehn bis achtzehn ſtraffen Federn gebildeten Schwanz, ſowie endlich durch dicht anliegendes Gefieder, welches je nach Geſchlecht und Alter verſchieden gefärbt, auf dem Kopfe oft zu Hollen oder Hauben verlängert und in eigenthümlich bunter Weiſe gezeichnet iſt.
„Lange ſchon“, ſagt mein Vater, „hat man die Schwäne und die Gänſe von den Enten getrennt, die Tauchenten aber nur als eine beſondere Gruppe derſelben aufgeführt; es gibt jedoch wenig Gattungen, welche ſich durch ſo beſtimmte Merkmale von den ihnen ähnlichen unterſcheiden, als gerade die Tauchenten. Schon die flügelförmige Haut an der Hinterzehe würde zur Beſtimmung dieſer Gruppe unter den breitſchnäbeligen Zahnſchnäblern hinreichen: aber wie viele andere merkwürdige Kennzeichen finden ſich noch! Die Füße ſtehen ganz hinten, ſind am Schienbeine zur Hälfte mit der Bauchhaut verwachſen und durch ihr Kniegelenk wie durch ihre Zehen und Schwimmhäute ſehr aus- gezeichnet. Das Schienbein hat nämlich am Kniegelenke vorn einen ſpitzigen Vorſprung, welchen wir bei den eigentlichen Tauchern vollkommen ausgebildet, bei den Enten der vorhergehenden Gruppe aber gar nicht finden, und durch dieſen, wie durch die eigene Beſchaffenheit des Gelenkes, die beſondere Einrichtung, daß der Fuß nicht nur einer Bewegung nach vorn, ſondern auch einer kräftigen Seiten- bewegung fähig und dadurch, wie durch die ungewöhnlich großen Zehen und Schwimmhäute zur Beförderung des Untertauchens vorzüglich geſchickt iſt. Dazu iſt auch alles Uebrige vortrefflich eingerichtet. Der gedrungene, walzenförmige, mit kurzen, äußerſt dichten Federn beſetzte Körper macht die Bewegungen unter dem Waſſer, welche durch die großen Schwimmhäute bewirkt und geleitet und durch den Schwanz befördert werden, leicht.“
Entſprechend ihrer Tauchfähigkeit bevorzugen dieſe Enten freieres und tieferes Waſſer dem ſeichteren oder mit Pflanzen beſtandenen. Die Mehrzahl von ihnen lebt im Meere, ſucht höchſtens während der Fortpflanzungszeit ſüße Gewäſſer auf, während einige den größten Theil ihres Lebens auf dieſem verbringen. Mehr als alle bisher genannten Zahnſchnäbler ſind ſie ans Waſſer gebunden; auf feſtem Boden vermögen ſie ſich nur ſchwerfällig zu bewegen. Jn Folge der weit hintenſtehenden Füße müſſen ſie, um ihren Leib im Gleichgewichte zu tragen, eine ſehr aufgerichtete Haltung annehmen und dieſe auch beim Gehen behalten. Jhr Gang aber iſt nur ein ſchwerfälliges Wanken, welches man kaum noch Watſcheln nennen kann, ſcheint ſie auch ſehr zu ermüden. Ebenſo ſtrengt ſie der Flug mehr an als andere Zahnſchnäbler, obgleich ſie, wenn ſie ſich einmal erhoben haben, unter ſchnellen Flügelſchlägen raſch genug dahin eilen. Um ſo fertiger bewegen ſie ſich im Waſſer. Den breiten, verhältnißmäßig ſchweren Rumpf tief eingeſenkt, ſodaß von ihr nur ein ſchmaler Streifen ihres Rückens unbedeckt bleibt und der Schwanz auf der Oberfläche des Waſſers ſchleppt, rudern ſie,
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[834/0884]
Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Tauchenten.
würdige Eigenſchaften; es kann ſich höchſtens ein Vieleſſer, welcher an der Größe des von ihr gelieferten
Bratens ſein Vergnügen findet, nicht aber der Züchter mit ihr befreunden.
Mein Vater machte zuerſt darauf aufmerkſam, daß die Tauchenten, welche man bis dahin mit
den Schwimmenten in einer und derſelben Gruppe vereinigt hatte, von dieſen getrennt zu werden ver-
dienen, da ſie ſich faſt ebenſo ſehr von ihnen unterſcheiden wie die Gänſe oder Schwäne von beiden. Die
Tauchenten (Fuligulae) kennzeichnen ſich durch ihren kurzen, breiten und plumpen Leib, deſſen Füße
ſehr weit hinten ſtehen, den kurzen und dicken Hals, den großen Kopf und den mittellangen, gewöhnlich
breiten, nur mit kurzen Zähnen bewehrten, an der Wurzel oft aufgetriebenen Schnabel, die kurzen,
bis zur Ferſe befiederten, größtentheils von der Bauchhaut umſchloſſenen Füße, deren Fußwurzeln
ſeitlich ſehr zuſammengedrückt und deren lange Vorderzehen durch große, gewiſſermaßen auch an der
Hinterzehe in Geſtalt einer ſogenannten flügelförmigen Lappenhaut, d. h. der von beiden Seiten in
einen breiten Hautſaum platt herabgedrückten Sohle wiederholte Schwimmhäute verbunden werden,
kurze, gewölbte Flügel, unter deren Schwingen die erſten beiden die längſten, einen mittellangen oder
kurzen, aber breiten, aus vierzehn bis achtzehn ſtraffen Federn gebildeten Schwanz, ſowie endlich durch
dicht anliegendes Gefieder, welches je nach Geſchlecht und Alter verſchieden gefärbt, auf dem Kopfe
oft zu Hollen oder Hauben verlängert und in eigenthümlich bunter Weiſe gezeichnet iſt.
„Lange ſchon“, ſagt mein Vater, „hat man die Schwäne und die Gänſe von den Enten getrennt,
die Tauchenten aber nur als eine beſondere Gruppe derſelben aufgeführt; es gibt jedoch wenig
Gattungen, welche ſich durch ſo beſtimmte Merkmale von den ihnen ähnlichen unterſcheiden, als gerade
die Tauchenten. Schon die flügelförmige Haut an der Hinterzehe würde zur Beſtimmung dieſer
Gruppe unter den breitſchnäbeligen Zahnſchnäblern hinreichen: aber wie viele andere merkwürdige
Kennzeichen finden ſich noch! Die Füße ſtehen ganz hinten, ſind am Schienbeine zur Hälfte mit der
Bauchhaut verwachſen und durch ihr Kniegelenk wie durch ihre Zehen und Schwimmhäute ſehr aus-
gezeichnet. Das Schienbein hat nämlich am Kniegelenke vorn einen ſpitzigen Vorſprung, welchen wir
bei den eigentlichen Tauchern vollkommen ausgebildet, bei den Enten der vorhergehenden Gruppe
aber gar nicht finden, und durch dieſen, wie durch die eigene Beſchaffenheit des Gelenkes, die beſondere
Einrichtung, daß der Fuß nicht nur einer Bewegung nach vorn, ſondern auch einer kräftigen Seiten-
bewegung fähig und dadurch, wie durch die ungewöhnlich großen Zehen und Schwimmhäute zur
Beförderung des Untertauchens vorzüglich geſchickt iſt. Dazu iſt auch alles Uebrige vortrefflich
eingerichtet. Der gedrungene, walzenförmige, mit kurzen, äußerſt dichten Federn beſetzte Körper
macht die Bewegungen unter dem Waſſer, welche durch die großen Schwimmhäute bewirkt und geleitet
und durch den Schwanz befördert werden, leicht.“
Entſprechend ihrer Tauchfähigkeit bevorzugen dieſe Enten freieres und tieferes Waſſer dem
ſeichteren oder mit Pflanzen beſtandenen. Die Mehrzahl von ihnen lebt im Meere, ſucht höchſtens
während der Fortpflanzungszeit ſüße Gewäſſer auf, während einige den größten Theil ihres Lebens
auf dieſem verbringen. Mehr als alle bisher genannten Zahnſchnäbler ſind ſie ans Waſſer gebunden;
auf feſtem Boden vermögen ſie ſich nur ſchwerfällig zu bewegen. Jn Folge der weit hintenſtehenden
Füße müſſen ſie, um ihren Leib im Gleichgewichte zu tragen, eine ſehr aufgerichtete Haltung annehmen
und dieſe auch beim Gehen behalten. Jhr Gang aber iſt nur ein ſchwerfälliges Wanken, welches
man kaum noch Watſcheln nennen kann, ſcheint ſie auch ſehr zu ermüden. Ebenſo ſtrengt ſie der
Flug mehr an als andere Zahnſchnäbler, obgleich ſie, wenn ſie ſich einmal erhoben haben, unter
ſchnellen Flügelſchlägen raſch genug dahin eilen. Um ſo fertiger bewegen ſie ſich im Waſſer. Den
breiten, verhältnißmäßig ſchweren Rumpf tief eingeſenkt, ſodaß von ihr nur ein ſchmaler Streifen
ihres Rückens unbedeckt bleibt und der Schwanz auf der Oberfläche des Waſſers ſchleppt, rudern ſie,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 834. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/884>, abgerufen am 23.11.2024.
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