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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Löffelente. Moschusente.
verhältnißmäßig kurze Flügel, unter deren Schwingen die dritte die längste, und einen starken, abge-
rundeten, aus achtzehn Federn bestehenden Schwanz. Das Männchen ist bräunlichschwarz, auf dem
Oberkopfe bräunlichgrün, auf Rücken, Flügeln und übrigen Obertheilen metallgrün und purpur-
violet schillernd; die Schwungfedern sind grün und dunkelstahlblau schillernd, die Flügeldeckfedern
größtentheils weiß, die Untertheile schwärzlichbraun und glanzlos, die unteren Schwanzdeckfedern
glänzendgrün. Das Auge ist gelb, die nackte Stelle des Zügels bräunlichschwarz, die Warzen
dunkelroth, theilweise schwärzlich gefleckt, der Schnabel schwärzlich, vor den Nasenlöchern mit einer
weißbläulichen Querbinde gezeichnet, an der Spitze blaßfleischroth. Die Länge beträgt 32, die
Breite 47, die Fittiglänge 141/2, die Schwanzlänge 73/4 Zoll. Das Weibchen ist bedeutend kleiner
als das Männchen, diesem aber ganz ähnlich. Spielarten verschiedener Färbung kommen vor,
namentlich unter den zahmen: es gibt dunkelschwarze, reinweißgescheckte und dergleichen.

Die Reisenden, welche die freilebende Moschusente kennen lernten, rühmen sie und nennen sie
einen schönen, lebhaften und wohlschmeckenden Vogel, dessen Beobachtung und Jagd Vergnügen
gewähren. Sie verbreitet sich über einen großen Theil von Südamerika, von Paraguay an bis nach
Guyana hinab und bewohnt ebensowohl die Mündungen der sich ins Meer ergießenden Ströme,
als auch die Flüsse und Sümpfe der Savanne oder die großen, weiten Rohr- und Sumfgehege wilder,
unbewohnter Gegenden. Auf den die Waldungen durchschneidenden Flüssen fand sie der Prinz von
Wied
in den stillen einsamen Buchten, an den Sandküsten der Jnseln u. s. w. Schomburgk
bemerkte sie bis zu einer Höhe von 1500 Fuß über dem Meere. "Während der Hitze am Mittage
und Nachmittage sucht sie meist ein schattiges Plätzchen am Ufer und an den Sandbänken auf; am
Morgen und Abende geht sie ihrer Nahrung nach, welche in Fischen, Schnecken, Algen u. a. Wasser-
pflanzen besteht. Daß sie des Nachts nur auf hohen Bäumen schläft und auch immer nur nach
solchen fliegt, wenn sie am Tage aufgescheucht wird, hatte ich aus eigener Anschauung kennen zu
lernen jeden Tag Gelegenheit; selbst die, welche sich am Tage in den Sümpfen der Savanne auf-
halten, fliegen beim Untergange der Sonne den waldigen Oasen oder Ufersäumen zu, um dort auf den
hohen Bäumen zu schlafen. Jhr Flug ist ungemein schnell und immer, besonders aber beim Auf-
fliegen, von einem lauten und dumpfen Geräusche begleitet, ähnlich dem, welches unsere Rebhühner
beim Aufstehen hervorrufen. Die Paarungszeit scheint viele Kämpfe unter den Männchen hervor-
zurufen; wenigstens fanden wir dann ganze Strecken mit den Federn derselben bedeckt. Das Nest
wird in hohlen Bäumen am Ufer, theils im Gezweige der Bäume angelegt. Die Mutter zeigt sich
äußerst besorgt um die Jungen und flüchtet sich bei der geringsten Gefahr augenblicklich in das dichteste
Geräusch, aus welchem sie ihre Kinderschar später wieder durch einen besonderen Ton hervorruft."
Schomburgk fand ebensowohl im Mai wie im September Junge. Die Botokuden sind eifrige
Liebhaber des Wildprets der Moschusente, haben aber, nach Versicherung des Prinzen von
Wied,
nicht oft das Glück, diesen köstlichen Braten zu erbeuten. Die Weißen stellen ihnen nicht
minder eifrig nach und erlegen sie hauptsächlich abends auf dem Anstande, jedoch nur, wenn sie sich
schon vorher angestellt und sorgfältig verborgen haben.

Gezähmte Moschusenten sieht man überall in Brasilien: zur Zeit der Reisen des Prinzen
von Wied
kannte man gar keine andere Hausente als eben diese. Bei uns hält man sie ebenfalls
hier und da, und es gibt auch einzelne Züchter, welche sich mit ihr befreunden. Jch gehöre nicht zu
den letzteren. Ganz abgesehen davon, daß die Moschusente weichlich ist und in strengen Wintern
leicht zu Grunde geht, wird sie lästig durch ihre Zanksucht, welche alle übrigen Enten auf das Empfind-
lichste stört. Einzelne Enteriche sind so bösartig, daß sie sich nicht nur auf jede andere Ente, sondern
auch auf Kinder stürzen und sie nach Möglichkeit zu schädigen suchen. Enten, welche ihr Mißfallen
erregten, verfolgen sie zu Lande und Wasser, rupfen sie kahl und beißen sie blutig; ja sie bringen sie
nicht selten wirklich um, indem sie sich schwimmend auf sie setzen und sie so lange unter das Wasser
drücken, bis sie ersticken. Nach meinen Erfahrungen hat die Moschusente überhaupt nur unliebens-

Brehm, Thierleben. IV. 53

Löffelente. Moſchusente.
verhältnißmäßig kurze Flügel, unter deren Schwingen die dritte die längſte, und einen ſtarken, abge-
rundeten, aus achtzehn Federn beſtehenden Schwanz. Das Männchen iſt bräunlichſchwarz, auf dem
Oberkopfe bräunlichgrün, auf Rücken, Flügeln und übrigen Obertheilen metallgrün und purpur-
violet ſchillernd; die Schwungfedern ſind grün und dunkelſtahlblau ſchillernd, die Flügeldeckfedern
größtentheils weiß, die Untertheile ſchwärzlichbraun und glanzlos, die unteren Schwanzdeckfedern
glänzendgrün. Das Auge iſt gelb, die nackte Stelle des Zügels bräunlichſchwarz, die Warzen
dunkelroth, theilweiſe ſchwärzlich gefleckt, der Schnabel ſchwärzlich, vor den Naſenlöchern mit einer
weißbläulichen Querbinde gezeichnet, an der Spitze blaßfleiſchroth. Die Länge beträgt 32, die
Breite 47, die Fittiglänge 14½, die Schwanzlänge 7¾ Zoll. Das Weibchen iſt bedeutend kleiner
als das Männchen, dieſem aber ganz ähnlich. Spielarten verſchiedener Färbung kommen vor,
namentlich unter den zahmen: es gibt dunkelſchwarze, reinweißgeſcheckte und dergleichen.

Die Reiſenden, welche die freilebende Moſchusente kennen lernten, rühmen ſie und nennen ſie
einen ſchönen, lebhaften und wohlſchmeckenden Vogel, deſſen Beobachtung und Jagd Vergnügen
gewähren. Sie verbreitet ſich über einen großen Theil von Südamerika, von Paraguay an bis nach
Guyana hinab und bewohnt ebenſowohl die Mündungen der ſich ins Meer ergießenden Ströme,
als auch die Flüſſe und Sümpfe der Savanne oder die großen, weiten Rohr- und Sumfgehege wilder,
unbewohnter Gegenden. Auf den die Waldungen durchſchneidenden Flüſſen fand ſie der Prinz von
Wied
in den ſtillen einſamen Buchten, an den Sandküſten der Jnſeln u. ſ. w. Schomburgk
bemerkte ſie bis zu einer Höhe von 1500 Fuß über dem Meere. „Während der Hitze am Mittage
und Nachmittage ſucht ſie meiſt ein ſchattiges Plätzchen am Ufer und an den Sandbänken auf; am
Morgen und Abende geht ſie ihrer Nahrung nach, welche in Fiſchen, Schnecken, Algen u. a. Waſſer-
pflanzen beſteht. Daß ſie des Nachts nur auf hohen Bäumen ſchläft und auch immer nur nach
ſolchen fliegt, wenn ſie am Tage aufgeſcheucht wird, hatte ich aus eigener Anſchauung kennen zu
lernen jeden Tag Gelegenheit; ſelbſt die, welche ſich am Tage in den Sümpfen der Savanne auf-
halten, fliegen beim Untergange der Sonne den waldigen Oaſen oder Uferſäumen zu, um dort auf den
hohen Bäumen zu ſchlafen. Jhr Flug iſt ungemein ſchnell und immer, beſonders aber beim Auf-
fliegen, von einem lauten und dumpfen Geräuſche begleitet, ähnlich dem, welches unſere Rebhühner
beim Aufſtehen hervorrufen. Die Paarungszeit ſcheint viele Kämpfe unter den Männchen hervor-
zurufen; wenigſtens fanden wir dann ganze Strecken mit den Federn derſelben bedeckt. Das Neſt
wird in hohlen Bäumen am Ufer, theils im Gezweige der Bäume angelegt. Die Mutter zeigt ſich
äußerſt beſorgt um die Jungen und flüchtet ſich bei der geringſten Gefahr augenblicklich in das dichteſte
Geräuſch, aus welchem ſie ihre Kinderſchar ſpäter wieder durch einen beſonderen Ton hervorruft.“
Schomburgk fand ebenſowohl im Mai wie im September Junge. Die Botokuden ſind eifrige
Liebhaber des Wildprets der Moſchusente, haben aber, nach Verſicherung des Prinzen von
Wied,
nicht oft das Glück, dieſen köſtlichen Braten zu erbeuten. Die Weißen ſtellen ihnen nicht
minder eifrig nach und erlegen ſie hauptſächlich abends auf dem Anſtande, jedoch nur, wenn ſie ſich
ſchon vorher angeſtellt und ſorgfältig verborgen haben.

Gezähmte Moſchusenten ſieht man überall in Braſilien: zur Zeit der Reiſen des Prinzen
von Wied
kannte man gar keine andere Hausente als eben dieſe. Bei uns hält man ſie ebenfalls
hier und da, und es gibt auch einzelne Züchter, welche ſich mit ihr befreunden. Jch gehöre nicht zu
den letzteren. Ganz abgeſehen davon, daß die Moſchusente weichlich iſt und in ſtrengen Wintern
leicht zu Grunde geht, wird ſie läſtig durch ihre Zankſucht, welche alle übrigen Enten auf das Empfind-
lichſte ſtört. Einzelne Enteriche ſind ſo bösartig, daß ſie ſich nicht nur auf jede andere Ente, ſondern
auch auf Kinder ſtürzen und ſie nach Möglichkeit zu ſchädigen ſuchen. Enten, welche ihr Mißfallen
erregten, verfolgen ſie zu Lande und Waſſer, rupfen ſie kahl und beißen ſie blutig; ja ſie bringen ſie
nicht ſelten wirklich um, indem ſie ſich ſchwimmend auf ſie ſetzen und ſie ſo lange unter das Waſſer
drücken, bis ſie erſticken. Nach meinen Erfahrungen hat die Moſchusente überhaupt nur unliebens-

Brehm, Thierleben. IV. 53
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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 833. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/883>, abgerufen am 23.11.2024.