Magen der Getödteten nicht mehr bestimmen können; wenigstens sieht man sie viel anhaltender als die übrigen den flüssigen Schlamm durchschnattern oder die schwimmenden Wasserpflanzen in ähnlicher Weise ausbeuten. Getreide scheinen sie immer nur mit Widerstreben zu genießen und thierische Nahrung der pflanzlichen vorzuziehen. Mehr als andere Enten sind sie während der Nacht und mit Aufsuchen ihrer Nahrung beschäftigt. Bei Tage ruhen sie gern auf sandigen Stellen des Ufers, entweder auf einem Beine stehend oder auf dem Bauche liegend, schlafen auch hauptsächlich in den Mittagsstunden; mit Eintritt der Dämmerung aber werden sie rege und wenn die Nacht es einigermaßen gestattet, bleiben sie bis zum nächsten Morgen fast ununterbrochen in Thätigkeit.
Jn Süd- und Mitteldeutschland gehört die Löffelente unter die selteneren Brutvögel; im Norden unseres Vaterlandes nistet sie öfterer, wenn auch nicht so häufig als in Holland. Sie wählt zu diesem Zwecke große freie Brüche, setzt sich auf ihnen sofort nach ihrer Ankunft fest und beginnt nun bald die Vorbereitungen zum Nestbau. "Auf den freieren und tieferen Stellen des Wassers", sagt Nau- mann, "sieht man die sehr verliebten Männchen um die Weibchen buhlen und sich dabei tüchtig herumzausen, weil gewöhnlich um eine Geliebte sich mehrere bewerben, diese dann oft die Flucht ergreift, nun hoch durch die Luft von sämmtlichen Bewerbern verfolgt und solange umhergejagt wird, bis sie sich dem Einen ergibt und sich mit ihm absondert, was aber erst geschieht, wenn sie, müde gejagt, sich wieder auf das Wasser gestürzt hat." Das Umherjagen endet, nachdem sich alle gepaart haben; doch wird noch jedes Weibchen, wenn es einmal vom Neste geht, von allen Männchen, deren Gatten durch das Brüten abgehalten sind, mit Liebesgedanken verfolgt. "Mit der ehelichen Treue", fährt Naumann fort, "ist es auch bei diesen Enten nicht weit her. Wir sahen einige Male ein Löffelentenmännchen sich unter die ein Weibchen ihrer Art verfolgenden Wildenteriche mischen und es neben diesen so hitzig verfolgen, als wenn alle nur Löffelenten gewesen wären." An Gefangenen habe ich solche Verirrungen häufig beobachtet; die Männchen zeigten sich namentlich den Weibchen der Spießente zugethan. Das Nest steht auf einer mit Wasser oder Morast umgebenen Schilf- oder Seggenkufe, im Schilfe eines Grabenufers, unter Strauchwerk u. s. w. näher oder weiter vom Wasser entfernt, manchmal sogar auf anstoßenden Feldern im Getreide, stets möglichst gut versteckt, wird aus trockenen Schilf-, Binsen-, Gras- und anderen Pflanzentheilen schlicht zusammengeschichtet, tief ausgemuldet und später ebenfalls mit Dunen versehen. Sieben bis vierzehn Stück eiförmige, fein- körnige, glattschalige, glanzlose, trübrostgelbliche oder grünlichweiße Eier bilden das Gelege. Die Mutter brütet mit großer Hingebung, kann aber Störungen beim Brüten nicht vertragen und verläßt im Anfange der Brutzeit, wenn sie gewaltsam vertrieben wurde, die Eier regelmäßig. Nach Nau- mann währt die Brutzeit zweiundzwanzig bis dreiundzwanzig Tage. Das Wachsthum der Jungen ist in ungefähr vier Wochen vollendet.
Dem Süden Amerikas danken wir einen unserer Familie angehörigen Hausvogel, welcher in seiner Heimat schon seit alter Zeit zahm gehalten wird, sich aber nicht gerade durch Schönheit der Gestalt oder Anmuth des Wesens auszeichnet, die sogenannte türkische oder Moschusente (Cairina moschata). Warum der Vogel letzteren Namen erhalten, vermag man nicht zu begreifen, weil er auch nicht eine Spur von Moschusgeruch an sich hat; ebensowenig läßt sich der Name "türkische Ente" rechtfertigen; denn die Türken sind es gewiß nicht gewesen, welche uns zu ihr verholfen haben. Besser wäre es freilich gewesen, wenn man sich ein anderes Mitglied der Familie, nicht aber diese plumpe, schwerfällige und streitsüchtige Ente ausgesucht hätte.
Die Moschusente hat einen walzig gestreckten Leib, ziemlich schlanken Hals, großen Kopf, ver- hältnißmäßig langen und starken, an der Wurzel höckerigen Schnabel mit breiten, kurzen Nägeln, nackte, mit großen Fleischwarzen besetzte Zügel, starke, weit nach hinten eingelenkte Füße,
Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Schwimmenten.
Magen der Getödteten nicht mehr beſtimmen können; wenigſtens ſieht man ſie viel anhaltender als die übrigen den flüſſigen Schlamm durchſchnattern oder die ſchwimmenden Waſſerpflanzen in ähnlicher Weiſe ausbeuten. Getreide ſcheinen ſie immer nur mit Widerſtreben zu genießen und thieriſche Nahrung der pflanzlichen vorzuziehen. Mehr als andere Enten ſind ſie während der Nacht und mit Aufſuchen ihrer Nahrung beſchäftigt. Bei Tage ruhen ſie gern auf ſandigen Stellen des Ufers, entweder auf einem Beine ſtehend oder auf dem Bauche liegend, ſchlafen auch hauptſächlich in den Mittagsſtunden; mit Eintritt der Dämmerung aber werden ſie rege und wenn die Nacht es einigermaßen geſtattet, bleiben ſie bis zum nächſten Morgen faſt ununterbrochen in Thätigkeit.
Jn Süd- und Mitteldeutſchland gehört die Löffelente unter die ſelteneren Brutvögel; im Norden unſeres Vaterlandes niſtet ſie öfterer, wenn auch nicht ſo häufig als in Holland. Sie wählt zu dieſem Zwecke große freie Brüche, ſetzt ſich auf ihnen ſofort nach ihrer Ankunft feſt und beginnt nun bald die Vorbereitungen zum Neſtbau. „Auf den freieren und tieferen Stellen des Waſſers“, ſagt Nau- mann, „ſieht man die ſehr verliebten Männchen um die Weibchen buhlen und ſich dabei tüchtig herumzauſen, weil gewöhnlich um eine Geliebte ſich mehrere bewerben, dieſe dann oft die Flucht ergreift, nun hoch durch die Luft von ſämmtlichen Bewerbern verfolgt und ſolange umhergejagt wird, bis ſie ſich dem Einen ergibt und ſich mit ihm abſondert, was aber erſt geſchieht, wenn ſie, müde gejagt, ſich wieder auf das Waſſer geſtürzt hat.“ Das Umherjagen endet, nachdem ſich alle gepaart haben; doch wird noch jedes Weibchen, wenn es einmal vom Neſte geht, von allen Männchen, deren Gatten durch das Brüten abgehalten ſind, mit Liebesgedanken verfolgt. „Mit der ehelichen Treue“, fährt Naumann fort, „iſt es auch bei dieſen Enten nicht weit her. Wir ſahen einige Male ein Löffelentenmännchen ſich unter die ein Weibchen ihrer Art verfolgenden Wildenteriche miſchen und es neben dieſen ſo hitzig verfolgen, als wenn alle nur Löffelenten geweſen wären.“ An Gefangenen habe ich ſolche Verirrungen häufig beobachtet; die Männchen zeigten ſich namentlich den Weibchen der Spießente zugethan. Das Neſt ſteht auf einer mit Waſſer oder Moraſt umgebenen Schilf- oder Seggenkufe, im Schilfe eines Grabenufers, unter Strauchwerk u. ſ. w. näher oder weiter vom Waſſer entfernt, manchmal ſogar auf anſtoßenden Feldern im Getreide, ſtets möglichſt gut verſteckt, wird aus trockenen Schilf-, Binſen-, Gras- und anderen Pflanzentheilen ſchlicht zuſammengeſchichtet, tief ausgemuldet und ſpäter ebenfalls mit Dunen verſehen. Sieben bis vierzehn Stück eiförmige, fein- körnige, glattſchalige, glanzloſe, trübroſtgelbliche oder grünlichweiße Eier bilden das Gelege. Die Mutter brütet mit großer Hingebung, kann aber Störungen beim Brüten nicht vertragen und verläßt im Anfange der Brutzeit, wenn ſie gewaltſam vertrieben wurde, die Eier regelmäßig. Nach Nau- mann währt die Brutzeit zweiundzwanzig bis dreiundzwanzig Tage. Das Wachsthum der Jungen iſt in ungefähr vier Wochen vollendet.
Dem Süden Amerikas danken wir einen unſerer Familie angehörigen Hausvogel, welcher in ſeiner Heimat ſchon ſeit alter Zeit zahm gehalten wird, ſich aber nicht gerade durch Schönheit der Geſtalt oder Anmuth des Weſens auszeichnet, die ſogenannte türkiſche oder Moſchusente (Cairina moschata). Warum der Vogel letzteren Namen erhalten, vermag man nicht zu begreifen, weil er auch nicht eine Spur von Moſchusgeruch an ſich hat; ebenſowenig läßt ſich der Name „türkiſche Ente“ rechtfertigen; denn die Türken ſind es gewiß nicht geweſen, welche uns zu ihr verholfen haben. Beſſer wäre es freilich geweſen, wenn man ſich ein anderes Mitglied der Familie, nicht aber dieſe plumpe, ſchwerfällige und ſtreitſüchtige Ente ausgeſucht hätte.
Die Moſchusente hat einen walzig geſtreckten Leib, ziemlich ſchlanken Hals, großen Kopf, ver- hältnißmäßig langen und ſtarken, an der Wurzel höckerigen Schnabel mit breiten, kurzen Nägeln, nackte, mit großen Fleiſchwarzen beſetzte Zügel, ſtarke, weit nach hinten eingelenkte Füße,
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Die Schwimmer. Zahnſchnäbler. Schwimmenten.
Magen der Getödteten nicht mehr beſtimmen können; wenigſtens ſieht man ſie viel anhaltender als
die übrigen den flüſſigen Schlamm durchſchnattern oder die ſchwimmenden Waſſerpflanzen in ähnlicher
Weiſe ausbeuten. Getreide ſcheinen ſie immer nur mit Widerſtreben zu genießen und thieriſche Nahrung
der pflanzlichen vorzuziehen. Mehr als andere Enten ſind ſie während der Nacht und mit Aufſuchen
ihrer Nahrung beſchäftigt. Bei Tage ruhen ſie gern auf ſandigen Stellen des Ufers, entweder auf
einem Beine ſtehend oder auf dem Bauche liegend, ſchlafen auch hauptſächlich in den Mittagsſtunden;
mit Eintritt der Dämmerung aber werden ſie rege und wenn die Nacht es einigermaßen geſtattet,
bleiben ſie bis zum nächſten Morgen faſt ununterbrochen in Thätigkeit.
Jn Süd- und Mitteldeutſchland gehört die Löffelente unter die ſelteneren Brutvögel; im Norden
unſeres Vaterlandes niſtet ſie öfterer, wenn auch nicht ſo häufig als in Holland. Sie wählt zu dieſem
Zwecke große freie Brüche, ſetzt ſich auf ihnen ſofort nach ihrer Ankunft feſt und beginnt nun bald die
Vorbereitungen zum Neſtbau. „Auf den freieren und tieferen Stellen des Waſſers“, ſagt Nau-
mann, „ſieht man die ſehr verliebten Männchen um die Weibchen buhlen und ſich dabei tüchtig
herumzauſen, weil gewöhnlich um eine Geliebte ſich mehrere bewerben, dieſe dann oft die Flucht
ergreift, nun hoch durch die Luft von ſämmtlichen Bewerbern verfolgt und ſolange umhergejagt wird,
bis ſie ſich dem Einen ergibt und ſich mit ihm abſondert, was aber erſt geſchieht, wenn ſie, müde
gejagt, ſich wieder auf das Waſſer geſtürzt hat.“ Das Umherjagen endet, nachdem ſich alle gepaart
haben; doch wird noch jedes Weibchen, wenn es einmal vom Neſte geht, von allen Männchen, deren
Gatten durch das Brüten abgehalten ſind, mit Liebesgedanken verfolgt. „Mit der ehelichen Treue“,
fährt Naumann fort, „iſt es auch bei dieſen Enten nicht weit her. Wir ſahen einige Male ein
Löffelentenmännchen ſich unter die ein Weibchen ihrer Art verfolgenden Wildenteriche miſchen und
es neben dieſen ſo hitzig verfolgen, als wenn alle nur Löffelenten geweſen wären.“ An Gefangenen
habe ich ſolche Verirrungen häufig beobachtet; die Männchen zeigten ſich namentlich den Weibchen der
Spießente zugethan. Das Neſt ſteht auf einer mit Waſſer oder Moraſt umgebenen Schilf- oder
Seggenkufe, im Schilfe eines Grabenufers, unter Strauchwerk u. ſ. w. näher oder weiter vom Waſſer
entfernt, manchmal ſogar auf anſtoßenden Feldern im Getreide, ſtets möglichſt gut verſteckt, wird
aus trockenen Schilf-, Binſen-, Gras- und anderen Pflanzentheilen ſchlicht zuſammengeſchichtet, tief
ausgemuldet und ſpäter ebenfalls mit Dunen verſehen. Sieben bis vierzehn Stück eiförmige, fein-
körnige, glattſchalige, glanzloſe, trübroſtgelbliche oder grünlichweiße Eier bilden das Gelege. Die
Mutter brütet mit großer Hingebung, kann aber Störungen beim Brüten nicht vertragen und verläßt
im Anfange der Brutzeit, wenn ſie gewaltſam vertrieben wurde, die Eier regelmäßig. Nach Nau-
mann währt die Brutzeit zweiundzwanzig bis dreiundzwanzig Tage. Das Wachsthum der Jungen
iſt in ungefähr vier Wochen vollendet.
Dem Süden Amerikas danken wir einen unſerer Familie angehörigen Hausvogel, welcher in
ſeiner Heimat ſchon ſeit alter Zeit zahm gehalten wird, ſich aber nicht gerade durch Schönheit der
Geſtalt oder Anmuth des Weſens auszeichnet, die ſogenannte türkiſche oder Moſchusente (Cairina
moschata). Warum der Vogel letzteren Namen erhalten, vermag man nicht zu begreifen, weil
er auch nicht eine Spur von Moſchusgeruch an ſich hat; ebenſowenig läßt ſich der Name „türkiſche
Ente“ rechtfertigen; denn die Türken ſind es gewiß nicht geweſen, welche uns zu ihr verholfen haben.
Beſſer wäre es freilich geweſen, wenn man ſich ein anderes Mitglied der Familie, nicht aber dieſe
plumpe, ſchwerfällige und ſtreitſüchtige Ente ausgeſucht hätte.
Die Moſchusente hat einen walzig geſtreckten Leib, ziemlich ſchlanken Hals, großen Kopf, ver-
hältnißmäßig langen und ſtarken, an der Wurzel höckerigen Schnabel mit breiten, kurzen Nägeln,
nackte, mit großen Fleiſchwarzen beſetzte Zügel, ſtarke, weit nach hinten eingelenkte Füße,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 832. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/882>, abgerufen am 23.11.2024.
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