das Wasser, insbesondere an das Süßwasser gebunden zu sein; aber sie ist insofern begnügsam, als schon ein Regenstrom, welcher nur hier und da noch einen kleinen Wassertümpel besitzt, ihren Anforderungen entspricht. Doch zieht sie Gegenden, in denen die Stromufer bewaldet werden, allen übrigen vor, weil sie am liebsten im Walde und auf Bäumen brütet. Jm nördlichen Nilgebiete bilden Jnseln und Sandbänke im Strome ihren bevorzugten Aufenthalt. Von ihnen aus fliegt sie dann nach den Feldern hinaus, um daselbst sich zu äßen, und auf ihnen versammelt sie sich wieder, um auszuruhen oder um sich zu unterhalten. Jedes Paar bewohnt und bewacht eifersüchtig ein gewisses Gebiet; die Männchen aber gesellen sich gern zu einander, um ein Stündchen zu verplaudern oder unter Umständen einen Kampf auszufechten.
[Abbildung]
Die Nilgans(Chenalopex aegyptiacus). 1/4 der nat. Größe.
Die Begabung der Nilgans entspricht ihrer Schönheit. Sie wetteifert im Laufen mit der hoch- beinigen Sporengans, schwimmt mit tief eingesenkter Brust sehr geschickt und keineswegs mit Anstrengung, wie es, laut Naumann, den Anschein haben soll, taucht, verfolgt, rasch, anhaltend und in größeren Tiefen oder schwimmt auf weite Strecken unter dem Wasser dahin, hier mit den Füßen und Flügeln rudernd, und fliegt unter starkem Rauschen, aber doch leicht und schnell, wenn sie sich paarweise hält, dicht hinter einander, wenn sie sich massenhaft erhebt, in einem wirren Haufen, welcher jedoch die Keilordnung annimmt, wenn weitere Strecken durchmessen werden sollen. Die Stimme hat mit der unserer Hausgans nur entfernte Aehnlichkeit. Sie ist wenig laut und klingt sonderbar heiser und verstimmt schmetternd, wie Töne, welche mit einer schlechten Trompete hervor- gebracht werden. Besonders auffallend wird das Geschrei, wenn irgend eine Besorgniß die Gemüther erfüllt oder das Männchen in Zorn geräth. Dann vernimmt man zuerst das heisere "Kähk, kähk" und von den anderen zur Antwort ein herbes "Täng, täng", worauf beide lauter und schmetternder
Nilgans.
das Waſſer, insbeſondere an das Süßwaſſer gebunden zu ſein; aber ſie iſt inſofern begnügſam, als ſchon ein Regenſtrom, welcher nur hier und da noch einen kleinen Waſſertümpel beſitzt, ihren Anforderungen entſpricht. Doch zieht ſie Gegenden, in denen die Stromufer bewaldet werden, allen übrigen vor, weil ſie am liebſten im Walde und auf Bäumen brütet. Jm nördlichen Nilgebiete bilden Jnſeln und Sandbänke im Strome ihren bevorzugten Aufenthalt. Von ihnen aus fliegt ſie dann nach den Feldern hinaus, um daſelbſt ſich zu äßen, und auf ihnen verſammelt ſie ſich wieder, um auszuruhen oder um ſich zu unterhalten. Jedes Paar bewohnt und bewacht eiferſüchtig ein gewiſſes Gebiet; die Männchen aber geſellen ſich gern zu einander, um ein Stündchen zu verplaudern oder unter Umſtänden einen Kampf auszufechten.
[Abbildung]
Die Nilgans(Chenalopex aegyptiacus). ¼ der nat. Größe.
Die Begabung der Nilgans entſpricht ihrer Schönheit. Sie wetteifert im Laufen mit der hoch- beinigen Sporengans, ſchwimmt mit tief eingeſenkter Bruſt ſehr geſchickt und keineswegs mit Anſtrengung, wie es, laut Naumann, den Anſchein haben ſoll, taucht, verfolgt, raſch, anhaltend und in größeren Tiefen oder ſchwimmt auf weite Strecken unter dem Waſſer dahin, hier mit den Füßen und Flügeln rudernd, und fliegt unter ſtarkem Rauſchen, aber doch leicht und ſchnell, wenn ſie ſich paarweiſe hält, dicht hinter einander, wenn ſie ſich maſſenhaft erhebt, in einem wirren Haufen, welcher jedoch die Keilordnung annimmt, wenn weitere Strecken durchmeſſen werden ſollen. Die Stimme hat mit der unſerer Hausgans nur entfernte Aehnlichkeit. Sie iſt wenig laut und klingt ſonderbar heiſer und verſtimmt ſchmetternd, wie Töne, welche mit einer ſchlechten Trompete hervor- gebracht werden. Beſonders auffallend wird das Geſchrei, wenn irgend eine Beſorgniß die Gemüther erfüllt oder das Männchen in Zorn geräth. Dann vernimmt man zuerſt das heiſere „Kähk, kähk“ und von den anderen zur Antwort ein herbes „Täng, täng“, worauf beide lauter und ſchmetternder
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Nilgans.
das Waſſer, insbeſondere an das Süßwaſſer gebunden zu ſein; aber ſie iſt inſofern begnügſam, als
ſchon ein Regenſtrom, welcher nur hier und da noch einen kleinen Waſſertümpel beſitzt, ihren
Anforderungen entſpricht. Doch zieht ſie Gegenden, in denen die Stromufer bewaldet werden, allen
übrigen vor, weil ſie am liebſten im Walde und auf Bäumen brütet. Jm nördlichen Nilgebiete
bilden Jnſeln und Sandbänke im Strome ihren bevorzugten Aufenthalt. Von ihnen aus fliegt ſie
dann nach den Feldern hinaus, um daſelbſt ſich zu äßen, und auf ihnen verſammelt ſie ſich wieder, um
auszuruhen oder um ſich zu unterhalten. Jedes Paar bewohnt und bewacht eiferſüchtig ein gewiſſes
Gebiet; die Männchen aber geſellen ſich gern zu einander, um ein Stündchen zu verplaudern oder
unter Umſtänden einen Kampf auszufechten.
[Abbildung Die Nilgans (Chenalopex aegyptiacus). ¼ der nat. Größe.]
Die Begabung der Nilgans entſpricht ihrer Schönheit. Sie wetteifert im Laufen mit der hoch-
beinigen Sporengans, ſchwimmt mit tief eingeſenkter Bruſt ſehr geſchickt und keineswegs mit
Anſtrengung, wie es, laut Naumann, den Anſchein haben ſoll, taucht, verfolgt, raſch, anhaltend
und in größeren Tiefen oder ſchwimmt auf weite Strecken unter dem Waſſer dahin, hier mit den
Füßen und Flügeln rudernd, und fliegt unter ſtarkem Rauſchen, aber doch leicht und ſchnell, wenn ſie
ſich paarweiſe hält, dicht hinter einander, wenn ſie ſich maſſenhaft erhebt, in einem wirren Haufen,
welcher jedoch die Keilordnung annimmt, wenn weitere Strecken durchmeſſen werden ſollen. Die
Stimme hat mit der unſerer Hausgans nur entfernte Aehnlichkeit. Sie iſt wenig laut und klingt
ſonderbar heiſer und verſtimmt ſchmetternd, wie Töne, welche mit einer ſchlechten Trompete hervor-
gebracht werden. Beſonders auffallend wird das Geſchrei, wenn irgend eine Beſorgniß die Gemüther
erfüllt oder das Männchen in Zorn geräth. Dann vernimmt man zuerſt das heiſere „Kähk, kähk“
und von den anderen zur Antwort ein herbes „Täng, täng“, worauf beide lauter und ſchmetternder
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 805. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/853>, abgerufen am 23.11.2024.
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