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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Allgemeines.
einer Art nimmt zu gegen den Gleicher hin: sie bilden zwischen den Eisbergen nah der Pole noch
ebenso massenhafte Vereine wie auf den Gewässern unter dem Gleicher. An das Wasser sind sie
gebunden, die einen mehr, die anderen weniger.

Sämmtliche Schwimmer verdienen ihren Namen. Es gibt einzelne unter ihnen, welche im
Fliegen, andere, welche im Laufen größere Fertigkeit als im Schwimmen zeigen, keinen einzigen aber,
welcher zum Schwimmen unfähig wäre. Mehreren fällt jede andere Bewegung überaus schwer, und
sie betreten das Land auch nur aus denselben Gründen, wie ihre Vorbilder in der Klasse der Säuge-
thiere, die Robben: um träger Ruhe sich hinzugeben oder der Fortpflanzung halber.

Von einer Schilderung der übrigen Lebensverhältnisse dürfen wir an dieser Stelle absehen, um
spätere Wiederholungen zu vermeiden. Hier genügt es, hervorzuheben, daß fast alle Schwimmer
Raubvögel sind, d. h. von anderen Thieren sich nähren, und nur wenige mit Pflanzenkost sich
begnügen, daß alle, ohne Ausnahme, Geselligkeit lieben und dementsprechend regelmäßig in Scharen
leben, daß die meisten sich sehr stark vermehren, viele aber auch nur ein einziges Ei legen, daß sie
sämmtlich ihre Eier selbst bebrüten, ihren Jungen die wärmste Liebe bekunden, auch anderer Kinder
gern bemuttern, daß einige wenige uns Schaden, die meisten aber nicht unerheblichen Nutzen bringen,
also rechtzeitige Schonung verdienen. Wie die Reihe der Läufer hat auch diese uns wichtige Hausvögel
geliefert, und wie von jenen, werden wir auch von den Schwimmern mit der Zeit noch mehrere uns
dienstbar machen.



Vierzehnte Ordnung.
Die Zahnschnäbler (Lamellirostres).

Der Grundsatz, welcher uns bisher hinsichtlich der Einreihung der Thiere geleitet hat, verlangt,
daß wir unter den Schwimmern die erste Stelle den Zahn-, Sieb- oder Hautschnäblern ein-
räumen. Bei ihnen sind die verschiedenen Begabungen der schwimmenden Vögel einhellig entwickelt:
ihre Bewegungsfähigkeit ist die manchfaltigste, ihre Stimme die wohllautendste, ihre Sinne sind
gleichmäßig, ihre geistigen Fähigkeiten unter den Verwandten am höchsten ausgebildet.

Wer eine Ente betrachtet, sieht das Urbild eines Zahnschnäblers vor sich. Jhre Gestalt läßt
sich bei allen Angehörigen der Ordnung wiederfinden, gleichviel, ob einer von diesen in höherem oder
geringerem Grade umgestaltet erscheint; wer das Hauptsächliche nicht über dem Nebensächlichen ver-
gißt, verkennt die urbildliche Ente selbst im Flamming nicht.

Als wichtigstes Kennzeichen unserer Vögel erscheint uns der Schnabel, das Sieb der Zahn-
schnäbler, welches sie befähigt, ihre Nahrung in einer ihnen eigenthümlichen Weise zu erbeuten.
Dieser Schnabel ist selten länger als der Kopf, gewöhnlich gerade, breit, auf der oberen Seite flach
gewölbt, vorn in einen breiten Nagel übergehend, seitlich mit blätterartigen Hornzähnen besetzt, welche
in die der unteren Kinnlade eingreifen, mit Ausnahme der harten Ränder von einer weichen Haut
überkleidet, in welcher sich Zweige vom fünften Nervenpaare vertheilen und dementsprechend in
hohem Grade tastfähig. Er wird durch die große, fleischige, feinfühlende Zunge, welche nur an ihren
Rändern verhornt und hier sich franst und zähnelt, noch bedeutend vervollkommt und zu einem vor-
trefflichen Seiher ausgebildet, welcher ermöglicht, auch den kleinsten Nahrungsbissen von umgebenden
ungenießbaren Stossen abzuscheiden.

Allgemeines.
einer Art nimmt zu gegen den Gleicher hin: ſie bilden zwiſchen den Eisbergen nah der Pole noch
ebenſo maſſenhafte Vereine wie auf den Gewäſſern unter dem Gleicher. An das Waſſer ſind ſie
gebunden, die einen mehr, die anderen weniger.

Sämmtliche Schwimmer verdienen ihren Namen. Es gibt einzelne unter ihnen, welche im
Fliegen, andere, welche im Laufen größere Fertigkeit als im Schwimmen zeigen, keinen einzigen aber,
welcher zum Schwimmen unfähig wäre. Mehreren fällt jede andere Bewegung überaus ſchwer, und
ſie betreten das Land auch nur aus denſelben Gründen, wie ihre Vorbilder in der Klaſſe der Säuge-
thiere, die Robben: um träger Ruhe ſich hinzugeben oder der Fortpflanzung halber.

Von einer Schilderung der übrigen Lebensverhältniſſe dürfen wir an dieſer Stelle abſehen, um
ſpätere Wiederholungen zu vermeiden. Hier genügt es, hervorzuheben, daß faſt alle Schwimmer
Raubvögel ſind, d. h. von anderen Thieren ſich nähren, und nur wenige mit Pflanzenkoſt ſich
begnügen, daß alle, ohne Ausnahme, Geſelligkeit lieben und dementſprechend regelmäßig in Scharen
leben, daß die meiſten ſich ſehr ſtark vermehren, viele aber auch nur ein einziges Ei legen, daß ſie
ſämmtlich ihre Eier ſelbſt bebrüten, ihren Jungen die wärmſte Liebe bekunden, auch anderer Kinder
gern bemuttern, daß einige wenige uns Schaden, die meiſten aber nicht unerheblichen Nutzen bringen,
alſo rechtzeitige Schonung verdienen. Wie die Reihe der Läufer hat auch dieſe uns wichtige Hausvögel
geliefert, und wie von jenen, werden wir auch von den Schwimmern mit der Zeit noch mehrere uns
dienſtbar machen.



Vierzehnte Ordnung.
Die Zahnſchnäbler (Lamellirostres).

Der Grundſatz, welcher uns bisher hinſichtlich der Einreihung der Thiere geleitet hat, verlangt,
daß wir unter den Schwimmern die erſte Stelle den Zahn-, Sieb- oder Hautſchnäblern ein-
räumen. Bei ihnen ſind die verſchiedenen Begabungen der ſchwimmenden Vögel einhellig entwickelt:
ihre Bewegungsfähigkeit iſt die manchfaltigſte, ihre Stimme die wohllautendſte, ihre Sinne ſind
gleichmäßig, ihre geiſtigen Fähigkeiten unter den Verwandten am höchſten ausgebildet.

Wer eine Ente betrachtet, ſieht das Urbild eines Zahnſchnäblers vor ſich. Jhre Geſtalt läßt
ſich bei allen Angehörigen der Ordnung wiederfinden, gleichviel, ob einer von dieſen in höherem oder
geringerem Grade umgeſtaltet erſcheint; wer das Hauptſächliche nicht über dem Nebenſächlichen ver-
gißt, verkennt die urbildliche Ente ſelbſt im Flamming nicht.

Als wichtigſtes Kennzeichen unſerer Vögel erſcheint uns der Schnabel, das Sieb der Zahn-
ſchnäbler, welches ſie befähigt, ihre Nahrung in einer ihnen eigenthümlichen Weiſe zu erbeuten.
Dieſer Schnabel iſt ſelten länger als der Kopf, gewöhnlich gerade, breit, auf der oberen Seite flach
gewölbt, vorn in einen breiten Nagel übergehend, ſeitlich mit blätterartigen Hornzähnen beſetzt, welche
in die der unteren Kinnlade eingreifen, mit Ausnahme der harten Ränder von einer weichen Haut
überkleidet, in welcher ſich Zweige vom fünften Nervenpaare vertheilen und dementſprechend in
hohem Grade taſtfähig. Er wird durch die große, fleiſchige, feinfühlende Zunge, welche nur an ihren
Rändern verhornt und hier ſich franſt und zähnelt, noch bedeutend vervollkommt und zu einem vor-
trefflichen Seiher ausgebildet, welcher ermöglicht, auch den kleinſten Nahrungsbiſſen von umgebenden
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[767/0813] Allgemeines. einer Art nimmt zu gegen den Gleicher hin: ſie bilden zwiſchen den Eisbergen nah der Pole noch ebenſo maſſenhafte Vereine wie auf den Gewäſſern unter dem Gleicher. An das Waſſer ſind ſie gebunden, die einen mehr, die anderen weniger. Sämmtliche Schwimmer verdienen ihren Namen. Es gibt einzelne unter ihnen, welche im Fliegen, andere, welche im Laufen größere Fertigkeit als im Schwimmen zeigen, keinen einzigen aber, welcher zum Schwimmen unfähig wäre. Mehreren fällt jede andere Bewegung überaus ſchwer, und ſie betreten das Land auch nur aus denſelben Gründen, wie ihre Vorbilder in der Klaſſe der Säuge- thiere, die Robben: um träger Ruhe ſich hinzugeben oder der Fortpflanzung halber. Von einer Schilderung der übrigen Lebensverhältniſſe dürfen wir an dieſer Stelle abſehen, um ſpätere Wiederholungen zu vermeiden. Hier genügt es, hervorzuheben, daß faſt alle Schwimmer Raubvögel ſind, d. h. von anderen Thieren ſich nähren, und nur wenige mit Pflanzenkoſt ſich begnügen, daß alle, ohne Ausnahme, Geſelligkeit lieben und dementſprechend regelmäßig in Scharen leben, daß die meiſten ſich ſehr ſtark vermehren, viele aber auch nur ein einziges Ei legen, daß ſie ſämmtlich ihre Eier ſelbſt bebrüten, ihren Jungen die wärmſte Liebe bekunden, auch anderer Kinder gern bemuttern, daß einige wenige uns Schaden, die meiſten aber nicht unerheblichen Nutzen bringen, alſo rechtzeitige Schonung verdienen. Wie die Reihe der Läufer hat auch dieſe uns wichtige Hausvögel geliefert, und wie von jenen, werden wir auch von den Schwimmern mit der Zeit noch mehrere uns dienſtbar machen. Vierzehnte Ordnung. Die Zahnſchnäbler (Lamellirostres). Der Grundſatz, welcher uns bisher hinſichtlich der Einreihung der Thiere geleitet hat, verlangt, daß wir unter den Schwimmern die erſte Stelle den Zahn-, Sieb- oder Hautſchnäblern ein- räumen. Bei ihnen ſind die verſchiedenen Begabungen der ſchwimmenden Vögel einhellig entwickelt: ihre Bewegungsfähigkeit iſt die manchfaltigſte, ihre Stimme die wohllautendſte, ihre Sinne ſind gleichmäßig, ihre geiſtigen Fähigkeiten unter den Verwandten am höchſten ausgebildet. Wer eine Ente betrachtet, ſieht das Urbild eines Zahnſchnäblers vor ſich. Jhre Geſtalt läßt ſich bei allen Angehörigen der Ordnung wiederfinden, gleichviel, ob einer von dieſen in höherem oder geringerem Grade umgeſtaltet erſcheint; wer das Hauptſächliche nicht über dem Nebenſächlichen ver- gißt, verkennt die urbildliche Ente ſelbſt im Flamming nicht. Als wichtigſtes Kennzeichen unſerer Vögel erſcheint uns der Schnabel, das Sieb der Zahn- ſchnäbler, welches ſie befähigt, ihre Nahrung in einer ihnen eigenthümlichen Weiſe zu erbeuten. Dieſer Schnabel iſt ſelten länger als der Kopf, gewöhnlich gerade, breit, auf der oberen Seite flach gewölbt, vorn in einen breiten Nagel übergehend, ſeitlich mit blätterartigen Hornzähnen beſetzt, welche in die der unteren Kinnlade eingreifen, mit Ausnahme der harten Ränder von einer weichen Haut überkleidet, in welcher ſich Zweige vom fünften Nervenpaare vertheilen und dementſprechend in hohem Grade taſtfähig. Er wird durch die große, fleiſchige, feinfühlende Zunge, welche nur an ihren Rändern verhornt und hier ſich franſt und zähnelt, noch bedeutend vervollkommt und zu einem vor- trefflichen Seiher ausgebildet, welcher ermöglicht, auch den kleinſten Nahrungsbiſſen von umgebenden ungenießbaren Stoſſen abzuſcheiden.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/813>, abgerufen am 22.11.2024.