Alle übrigen Merkmale erscheinen uns im Vergleiche zu jenem ausgezeichneten Werkzeuge als untergeordnete und nebensächliche, sind auch in weit höherem Grade als der Schnabel verändert und umgebildet. Der Leib ist kräftig, aber etwas lang gestreckt, der Hals mittel- oder sehr lang und schlank, der Kopf verhältnißmäßig groß, hoch und schmal, der Fuß mittelhoch oder selbst niedrig, ausnahmsweise jedoch auch sehr hoch, vierzehig, vorn schwimmhäutig, der Flügel mittellang, aber ziemlich spitzig, der Schwanz, welcher nur ausnahmsweise aus zwölf, in der Regel aus einer größeren Anzahl von Federn gebildet wird, mittellang und gerade abgeschnitten oder zugerundet, auch wohl keilförmig zugespitzt, das Gefieder stets sehr reich, dicht und glatt anliegend, auch durch eine reiche Bedunung sehr ausgezeichnet, seine Färbung eigentlich keine prachtvolle, aber doch meist sehr schöne, mindestens höchst ansprechende, nach Geschlecht und Alter oft, obschon nicht immer verschiedene. -- Der innere Bau, auf welchen bei Beschreibung der einzelnen Familien Rücksicht genommen werden wird, stimmt in allen wesentlichen Punkten überein.
Das Verbreitungsgebiet der Zahnschnäbler ist beschränkter als das anderer Schwimmvögel. Weltbürger sind auch sie: denn sie finden sich, mit alleiniger Ausnahme des Festlandes am Südpole, in allen Erdtheilen; sie bewohnen aber den warmen und die gemäßigten Gürtel der Erde in ungleich größerer Menge als die kalten. Diejenigen, welche hier leben, treten allwinterlich eine Wanderung an, welche einzelne bis in den gemäßigten Gürtel, andere bis in die Gleicherländer führt, jene, welche in wärmeren Gegenden wohnen, streichen wenigstens. Zur Brutzeit suchen viele, welche sich außerdem im Meere aufhalten, süße Gewässer auf, wahrscheinlich nur deshalb, weil diese den Jungen die am besten zusagende Nahrung bieten; andere ziehen sich bis zum Ausschlüpfen der Jungen in den Wald oder in Einöden zurück, treten auch wohl in Gesellschaft mit fremdartigen Thieren, welche in keiner Hinsicht zu ihnen zu passen scheinen.
Die Begabungen der Mitglieder unserer Ordnung sind zwar verschiedenartig, aber doch sehr übereinstimmend entwickelt. Es gibt unter ihnen einige, welche wegen ihrer weit hinten am Leibe eingelenkten Beine nur langsam und watschelnd gehen, aber keinen einzigen, welcher, wie gewisse Taucher, zum Kriechen verdammt wurde; andererseits gehören viele Zahnschnäbler zu den flinken Gängern, bewegen sich auch ohne ersichtliche Anstrengung stundenlang gehend; einige sind selbst im Gezweige der Bäume noch heimisch. Das Schwimmen üben alle mit ebensoviel Geschick als Aus- dauer, kaum ein einziger mit Unlust oder nur im Nothfalle; die meisten tauchen auch mehr oder weniger leicht in größere oder geringere Tiefen hinab; einzelne stehen den vollendetsten Schwimm- künstlern kaum nach. Alle Arten, welche tauchen, thun Dies nur von der Oberfläche des Wassers aus: sie sind Sprung-, nicht aber Stoßtaucher. Die Flugfähigkeit steht der anderer Schwimmer allerdings nach, verkümmert jedoch auch nie in demselben Grade, wie es bei einzelnen Mitgliedern der Fall. Man kennt Enten, welche nur zu flattern, nicht zu fliegen vermögen: sie weichen dadurch von allen übrigen Ordnungsverwandten ab. Fast alle Zahnschnäbler erheben sich nicht ohne einen beträchtlichen Aufwand von Kraft vom Wasser oder festen Boden und werfen sich hart nach unten hernieder, sodaß einzelne es gar nicht wagen dürfen, sich auf den Erdboden niederzulassen, sich viel- mehr stets auf das nachgibige Wasser stürzen müssen; wenn sie aber erst einmal eine gewisse Höhe erreicht haben, fliegen sie sehr rasch dahin und durchmessen große Strecken in einem Zuge, obwohl sie niemals schweben und so gewissermaßen während des Fliegens ausruhen, vielmehr ihre Flügel unab- lässig bewegen müssen.
Unter den Sinnen ist neben dem des Gesichtes und Gehörs auch das Gefühl, bezüglich der Tast- sinn sehr ausgebildet, wie schon die äußere Untersuchung des weichhäutigen Schnabels erkennen läßt. Der Geruch scheint ziemlich entwickelt und der Geschmack feiner zu sein als bei den meisten Vögeln überhaupt. An Verstand stehen die Zahnschnäbler vielleicht hinter den begabtesten Stelzvögeln zurück, übertreffen aber hierin bestimmt alle übrigen Schwimmvögel. Wer die Gans, eine alte Redens- art gedankenlos nachsprechend, ein dummes Geschöpf nennt, hat sie nie beobachtet; jeder Jäger, welcher versuchte, Wildgänse zu überlisten, wird anderer Ansicht sein. Flammings, Schwäne, Gänse, Enten
Die Schwimmer. Zahnſchnäbler.
Alle übrigen Merkmale erſcheinen uns im Vergleiche zu jenem ausgezeichneten Werkzeuge als untergeordnete und nebenſächliche, ſind auch in weit höherem Grade als der Schnabel verändert und umgebildet. Der Leib iſt kräftig, aber etwas lang geſtreckt, der Hals mittel- oder ſehr lang und ſchlank, der Kopf verhältnißmäßig groß, hoch und ſchmal, der Fuß mittelhoch oder ſelbſt niedrig, ausnahmsweiſe jedoch auch ſehr hoch, vierzehig, vorn ſchwimmhäutig, der Flügel mittellang, aber ziemlich ſpitzig, der Schwanz, welcher nur ausnahmsweiſe aus zwölf, in der Regel aus einer größeren Anzahl von Federn gebildet wird, mittellang und gerade abgeſchnitten oder zugerundet, auch wohl keilförmig zugeſpitzt, das Gefieder ſtets ſehr reich, dicht und glatt anliegend, auch durch eine reiche Bedunung ſehr ausgezeichnet, ſeine Färbung eigentlich keine prachtvolle, aber doch meiſt ſehr ſchöne, mindeſtens höchſt anſprechende, nach Geſchlecht und Alter oft, obſchon nicht immer verſchiedene. — Der innere Bau, auf welchen bei Beſchreibung der einzelnen Familien Rückſicht genommen werden wird, ſtimmt in allen weſentlichen Punkten überein.
Das Verbreitungsgebiet der Zahnſchnäbler iſt beſchränkter als das anderer Schwimmvögel. Weltbürger ſind auch ſie: denn ſie finden ſich, mit alleiniger Ausnahme des Feſtlandes am Südpole, in allen Erdtheilen; ſie bewohnen aber den warmen und die gemäßigten Gürtel der Erde in ungleich größerer Menge als die kalten. Diejenigen, welche hier leben, treten allwinterlich eine Wanderung an, welche einzelne bis in den gemäßigten Gürtel, andere bis in die Gleicherländer führt, jene, welche in wärmeren Gegenden wohnen, ſtreichen wenigſtens. Zur Brutzeit ſuchen viele, welche ſich außerdem im Meere aufhalten, ſüße Gewäſſer auf, wahrſcheinlich nur deshalb, weil dieſe den Jungen die am beſten zuſagende Nahrung bieten; andere ziehen ſich bis zum Ausſchlüpfen der Jungen in den Wald oder in Einöden zurück, treten auch wohl in Geſellſchaft mit fremdartigen Thieren, welche in keiner Hinſicht zu ihnen zu paſſen ſcheinen.
Die Begabungen der Mitglieder unſerer Ordnung ſind zwar verſchiedenartig, aber doch ſehr übereinſtimmend entwickelt. Es gibt unter ihnen einige, welche wegen ihrer weit hinten am Leibe eingelenkten Beine nur langſam und watſchelnd gehen, aber keinen einzigen, welcher, wie gewiſſe Taucher, zum Kriechen verdammt wurde; andererſeits gehören viele Zahnſchnäbler zu den flinken Gängern, bewegen ſich auch ohne erſichtliche Anſtrengung ſtundenlang gehend; einige ſind ſelbſt im Gezweige der Bäume noch heimiſch. Das Schwimmen üben alle mit ebenſoviel Geſchick als Aus- dauer, kaum ein einziger mit Unluſt oder nur im Nothfalle; die meiſten tauchen auch mehr oder weniger leicht in größere oder geringere Tiefen hinab; einzelne ſtehen den vollendetſten Schwimm- künſtlern kaum nach. Alle Arten, welche tauchen, thun Dies nur von der Oberfläche des Waſſers aus: ſie ſind Sprung-, nicht aber Stoßtaucher. Die Flugfähigkeit ſteht der anderer Schwimmer allerdings nach, verkümmert jedoch auch nie in demſelben Grade, wie es bei einzelnen Mitgliedern der Fall. Man kennt Enten, welche nur zu flattern, nicht zu fliegen vermögen: ſie weichen dadurch von allen übrigen Ordnungsverwandten ab. Faſt alle Zahnſchnäbler erheben ſich nicht ohne einen beträchtlichen Aufwand von Kraft vom Waſſer oder feſten Boden und werfen ſich hart nach unten hernieder, ſodaß einzelne es gar nicht wagen dürfen, ſich auf den Erdboden niederzulaſſen, ſich viel- mehr ſtets auf das nachgibige Waſſer ſtürzen müſſen; wenn ſie aber erſt einmal eine gewiſſe Höhe erreicht haben, fliegen ſie ſehr raſch dahin und durchmeſſen große Strecken in einem Zuge, obwohl ſie niemals ſchweben und ſo gewiſſermaßen während des Fliegens ausruhen, vielmehr ihre Flügel unab- läſſig bewegen müſſen.
Unter den Sinnen iſt neben dem des Geſichtes und Gehörs auch das Gefühl, bezüglich der Taſt- ſinn ſehr ausgebildet, wie ſchon die äußere Unterſuchung des weichhäutigen Schnabels erkennen läßt. Der Geruch ſcheint ziemlich entwickelt und der Geſchmack feiner zu ſein als bei den meiſten Vögeln überhaupt. An Verſtand ſtehen die Zahnſchnäbler vielleicht hinter den begabteſten Stelzvögeln zurück, übertreffen aber hierin beſtimmt alle übrigen Schwimmvögel. Wer die Gans, eine alte Redens- art gedankenlos nachſprechend, ein dummes Geſchöpf nennt, hat ſie nie beobachtet; jeder Jäger, welcher verſuchte, Wildgänſe zu überliſten, wird anderer Anſicht ſein. Flammings, Schwäne, Gänſe, Enten
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Die Schwimmer. Zahnſchnäbler.
Alle übrigen Merkmale erſcheinen uns im Vergleiche zu jenem ausgezeichneten Werkzeuge als
untergeordnete und nebenſächliche, ſind auch in weit höherem Grade als der Schnabel verändert und
umgebildet. Der Leib iſt kräftig, aber etwas lang geſtreckt, der Hals mittel- oder ſehr lang und
ſchlank, der Kopf verhältnißmäßig groß, hoch und ſchmal, der Fuß mittelhoch oder ſelbſt niedrig,
ausnahmsweiſe jedoch auch ſehr hoch, vierzehig, vorn ſchwimmhäutig, der Flügel mittellang, aber
ziemlich ſpitzig, der Schwanz, welcher nur ausnahmsweiſe aus zwölf, in der Regel aus einer größeren
Anzahl von Federn gebildet wird, mittellang und gerade abgeſchnitten oder zugerundet, auch wohl
keilförmig zugeſpitzt, das Gefieder ſtets ſehr reich, dicht und glatt anliegend, auch durch eine
reiche Bedunung ſehr ausgezeichnet, ſeine Färbung eigentlich keine prachtvolle, aber doch meiſt ſehr
ſchöne, mindeſtens höchſt anſprechende, nach Geſchlecht und Alter oft, obſchon nicht immer verſchiedene.
— Der innere Bau, auf welchen bei Beſchreibung der einzelnen Familien Rückſicht genommen
werden wird, ſtimmt in allen weſentlichen Punkten überein.
Das Verbreitungsgebiet der Zahnſchnäbler iſt beſchränkter als das anderer Schwimmvögel.
Weltbürger ſind auch ſie: denn ſie finden ſich, mit alleiniger Ausnahme des Feſtlandes am Südpole,
in allen Erdtheilen; ſie bewohnen aber den warmen und die gemäßigten Gürtel der Erde in ungleich
größerer Menge als die kalten. Diejenigen, welche hier leben, treten allwinterlich eine Wanderung
an, welche einzelne bis in den gemäßigten Gürtel, andere bis in die Gleicherländer führt, jene,
welche in wärmeren Gegenden wohnen, ſtreichen wenigſtens. Zur Brutzeit ſuchen viele, welche ſich
außerdem im Meere aufhalten, ſüße Gewäſſer auf, wahrſcheinlich nur deshalb, weil dieſe den Jungen
die am beſten zuſagende Nahrung bieten; andere ziehen ſich bis zum Ausſchlüpfen der Jungen in den
Wald oder in Einöden zurück, treten auch wohl in Geſellſchaft mit fremdartigen Thieren, welche in
keiner Hinſicht zu ihnen zu paſſen ſcheinen.
Die Begabungen der Mitglieder unſerer Ordnung ſind zwar verſchiedenartig, aber doch ſehr
übereinſtimmend entwickelt. Es gibt unter ihnen einige, welche wegen ihrer weit hinten am Leibe
eingelenkten Beine nur langſam und watſchelnd gehen, aber keinen einzigen, welcher, wie gewiſſe
Taucher, zum Kriechen verdammt wurde; andererſeits gehören viele Zahnſchnäbler zu den flinken
Gängern, bewegen ſich auch ohne erſichtliche Anſtrengung ſtundenlang gehend; einige ſind ſelbſt im
Gezweige der Bäume noch heimiſch. Das Schwimmen üben alle mit ebenſoviel Geſchick als Aus-
dauer, kaum ein einziger mit Unluſt oder nur im Nothfalle; die meiſten tauchen auch mehr oder
weniger leicht in größere oder geringere Tiefen hinab; einzelne ſtehen den vollendetſten Schwimm-
künſtlern kaum nach. Alle Arten, welche tauchen, thun Dies nur von der Oberfläche des Waſſers
aus: ſie ſind Sprung-, nicht aber Stoßtaucher. Die Flugfähigkeit ſteht der anderer Schwimmer
allerdings nach, verkümmert jedoch auch nie in demſelben Grade, wie es bei einzelnen Mitgliedern
der Fall. Man kennt Enten, welche nur zu flattern, nicht zu fliegen vermögen: ſie weichen dadurch
von allen übrigen Ordnungsverwandten ab. Faſt alle Zahnſchnäbler erheben ſich nicht ohne einen
beträchtlichen Aufwand von Kraft vom Waſſer oder feſten Boden und werfen ſich hart nach unten
hernieder, ſodaß einzelne es gar nicht wagen dürfen, ſich auf den Erdboden niederzulaſſen, ſich viel-
mehr ſtets auf das nachgibige Waſſer ſtürzen müſſen; wenn ſie aber erſt einmal eine gewiſſe Höhe
erreicht haben, fliegen ſie ſehr raſch dahin und durchmeſſen große Strecken in einem Zuge, obwohl ſie
niemals ſchweben und ſo gewiſſermaßen während des Fliegens ausruhen, vielmehr ihre Flügel unab-
läſſig bewegen müſſen.
Unter den Sinnen iſt neben dem des Geſichtes und Gehörs auch das Gefühl, bezüglich der Taſt-
ſinn ſehr ausgebildet, wie ſchon die äußere Unterſuchung des weichhäutigen Schnabels erkennen läßt.
Der Geruch ſcheint ziemlich entwickelt und der Geſchmack feiner zu ſein als bei den meiſten Vögeln
überhaupt. An Verſtand ſtehen die Zahnſchnäbler vielleicht hinter den begabteſten Stelzvögeln
zurück, übertreffen aber hierin beſtimmt alle übrigen Schwimmvögel. Wer die Gans, eine alte Redens-
art gedankenlos nachſprechend, ein dummes Geſchöpf nennt, hat ſie nie beobachtet; jeder Jäger, welcher
verſuchte, Wildgänſe zu überliſten, wird anderer Anſicht ſein. Flammings, Schwäne, Gänſe, Enten
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/814>, abgerufen am 22.11.2024.
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