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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Jassana.
schön gelbgrünen Schwungfedern, gleichsam, als wolle sie alle ihre Reize entfalten. Jassanas, welche
im hellen Sonnenscheine auf den großen, grünen Blättern sich bewegen, überstrahlen die prächtigen
Blüthen der letzten noch bei weitem. Beim Niedersetzen oder kurz vor dem Wegfliegen vernimmt
man gewöhnlich die laute, dem Lachen ähnliche Stimme, welche den anderen zur Warnung dienen
soll; der Vogel stößt sie selbst dann noch aus, wenn er, unerwartet überfallen, sich so eilig als
möglich zu retten suchen muß. "Sowie einer oder der andere", sagt Schomburgk, "einen ihm
verdächtig scheinenden Gegenstand erblickt, reckt er seinen Hals aus, läßt seine laute, schreiende
[Abbildung] Die Jassana (Parra Jacana), 1/2 der nat. Größe.
Stimme ertönen, die ganze Gesellschaft stimmt ein, und einer nach dem anderen schickt sich zur
Flucht an."

Die Jassana nährt sich von Wasserkerfen und deren Larven, verschmäht aber auch Sämereien
nicht und scheint beständig mit Aufsuchen der Nahrung beschäftigt.

Das Nest ist ein kunstloser Bau, welcher an Sümpfen und Grabenrändern angelegt wird. Die
vier bis sechs auf bleigrünlichem oder bläulichem Grunde leberbraun punktirten Eier liegen oft auch
auf bloßer Erde. Die Jungen folgen der Mutter bald nach dem Auskriechen.

Nach Angabe des Prinzen von Wied soll es nicht schwer sein, Jassanas an die Gefangen-
schaft zu gewöhnen, zumal wenn man ihnen einige Freiheit gewährt, beispielsweise sie auf dem Hofe

Brehm, Thierleben. IV. 48

Jaſſana.
ſchön gelbgrünen Schwungfedern, gleichſam, als wolle ſie alle ihre Reize entfalten. Jaſſanas, welche
im hellen Sonnenſcheine auf den großen, grünen Blättern ſich bewegen, überſtrahlen die prächtigen
Blüthen der letzten noch bei weitem. Beim Niederſetzen oder kurz vor dem Wegfliegen vernimmt
man gewöhnlich die laute, dem Lachen ähnliche Stimme, welche den anderen zur Warnung dienen
ſoll; der Vogel ſtößt ſie ſelbſt dann noch aus, wenn er, unerwartet überfallen, ſich ſo eilig als
möglich zu retten ſuchen muß. „Sowie einer oder der andere“, ſagt Schomburgk, „einen ihm
verdächtig ſcheinenden Gegenſtand erblickt, reckt er ſeinen Hals aus, läßt ſeine laute, ſchreiende
[Abbildung] Die Jaſſana (Parra Jacana), ½ der nat. Größe.
Stimme ertönen, die ganze Geſellſchaft ſtimmt ein, und einer nach dem anderen ſchickt ſich zur
Flucht an.“

Die Jaſſana nährt ſich von Waſſerkerfen und deren Larven, verſchmäht aber auch Sämereien
nicht und ſcheint beſtändig mit Aufſuchen der Nahrung beſchäftigt.

Das Neſt iſt ein kunſtloſer Bau, welcher an Sümpfen und Grabenrändern angelegt wird. Die
vier bis ſechs auf bleigrünlichem oder bläulichem Grunde leberbraun punktirten Eier liegen oft auch
auf bloßer Erde. Die Jungen folgen der Mutter bald nach dem Auskriechen.

Nach Angabe des Prinzen von Wied ſoll es nicht ſchwer ſein, Jaſſanas an die Gefangen-
ſchaft zu gewöhnen, zumal wenn man ihnen einige Freiheit gewährt, beiſpielsweiſe ſie auf dem Hofe

Brehm, Thierleben. IV. 48
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[753/0799] Jaſſana. ſchön gelbgrünen Schwungfedern, gleichſam, als wolle ſie alle ihre Reize entfalten. Jaſſanas, welche im hellen Sonnenſcheine auf den großen, grünen Blättern ſich bewegen, überſtrahlen die prächtigen Blüthen der letzten noch bei weitem. Beim Niederſetzen oder kurz vor dem Wegfliegen vernimmt man gewöhnlich die laute, dem Lachen ähnliche Stimme, welche den anderen zur Warnung dienen ſoll; der Vogel ſtößt ſie ſelbſt dann noch aus, wenn er, unerwartet überfallen, ſich ſo eilig als möglich zu retten ſuchen muß. „Sowie einer oder der andere“, ſagt Schomburgk, „einen ihm verdächtig ſcheinenden Gegenſtand erblickt, reckt er ſeinen Hals aus, läßt ſeine laute, ſchreiende [Abbildung Die Jaſſana (Parra Jacana), ½ der nat. Größe.] Stimme ertönen, die ganze Geſellſchaft ſtimmt ein, und einer nach dem anderen ſchickt ſich zur Flucht an.“ Die Jaſſana nährt ſich von Waſſerkerfen und deren Larven, verſchmäht aber auch Sämereien nicht und ſcheint beſtändig mit Aufſuchen der Nahrung beſchäftigt. Das Neſt iſt ein kunſtloſer Bau, welcher an Sümpfen und Grabenrändern angelegt wird. Die vier bis ſechs auf bleigrünlichem oder bläulichem Grunde leberbraun punktirten Eier liegen oft auch auf bloßer Erde. Die Jungen folgen der Mutter bald nach dem Auskriechen. Nach Angabe des Prinzen von Wied ſoll es nicht ſchwer ſein, Jaſſanas an die Gefangen- ſchaft zu gewöhnen, zumal wenn man ihnen einige Freiheit gewährt, beiſpielsweiſe ſie auf dem Hofe Brehm, Thierleben. IV. 48

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/799>, abgerufen am 22.11.2024.