Ueber die geistigen Eigenschaften fehlen ausführlichere Beobachtungen; doch weiß man, daß sie richtige Beurtheilung der Verhältnisse bekunden, sich des Wohlwollens, welches man ihnen überall gewährt, bewußt sind und deshalb gerade so zutraulich zeigen, während sie, verfolgt, bald scheu werden und durch ihren Warnungsruf nicht blos Jhresgleichen, sondern auch andere Vögel von einer bevor- stehenden Gefahr unterrichten. Unter sich leben sie nach Rallenart in Unfrieden. Jedes Pärchen behauptet sein Gebiet, duldet innerhalb desselben kein zweites und bekämpft den Eindringling auf das Heftigste.
Die Nahrung besteht zeitweilig fast ausschließlich aus den Sämereien der betreffenden Pflanzen, auf denen sie sich umhertreiben, nebenbei aber auch aus verschiedenem Kleingethier. Das Nest wird auf festem Lande errichtet und mit drei bis vier Eiern belegt.
Die Blätterhühnchen kennzeichnen sich durch schlanken Bau, dünnen, länglichen Schnabel, hohe und überaus lang- und dünnzehige Füße, welche durch die Nägel sozusagen verdoppelt werden, ziemlich lange, schmale und spitze Flügel, einen kurzen und schmalfederigen Schwanz, dessen mittlere Federn bei einer Art sich verlängern, und ein etwas spärliches, aber derbes, regelmäßig schön- farbiges Gefieder. Bei den meisten Arten wird die Vorderstirn mit einer nackten Schwiele bekleidet; auch ein spitzer Dorn am Handgelenke ist bemerkenswerth. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht, die Jungen ziemlich auffallend von den Alten.
Einer der gemeinsten Sumpfvögel Südamerikas, hier und da der häufigste, ist die Jassana (Parra Jacana), der Vertreter derjenigen Sippe, welche man gewöhnlich Sporenflügel nennt, kenntlich an dem leichten, zierlichen Leibe, dem feinen, schlanken Schnabel, mit nackter, abstehender Stirnschwiele und nackten Mundwinkellappen, den hohen, dünnen, langzehigen Beinen, deren Nägel den Zehen an Länge fast gleich kommen, den schmalen, spitzfederigen Flügeln, unter deren Schwingen die dritte die längste und welche am Buge einen starken einwärts gekehrten Dorn tragen, und dem kurzen, aus zehn weichen, zarten, ein wenig zugespitzten Federn bestehenden, abgerundeten Schwanze. Der alte Vogel ist an Kopf, Hals, Brust und Bauch schwarz, auf dem Rücken, den Flügeln und den Bauchseiten rothbraun; die Schwingen sind bis auf die schwarze Spitze gelblichgrün, die Steuerfedern dunkel- röthlichbraun. Das Auge ist blaßgelb, der Schnabel roth, an der Spitze gelblich, die nackte Stirn- schwiele, wie der Mundwinkellappen blutroth, der Fuß bleigrau, der Dorn gelb. Der junge Vogel ist vom Kinn bis zum Steiß gelbweiß, auf Oberkopf und Nacken schwarz, auf dem Rücken oliven- braun. Die Länge beträgt 9 bis 10, die Fittiglänge 5 1/6 , die Schwanzlänge 2 Zoll, die Höhe der Fußwurzel 25, die der Mittelzehe 25, die ihres Nagels 9, die der Hinterzehe 101/2, die ihres Nagels 18 Linien.
Von Guyana an bis nach Paragnay fehlt die Jassana keinem stehenden Gewässer, welches theilweise mit großen Blätterpflanzen überdeckt wird. Wegen ihres schönen Farbenschmuckes geliebt und ungestört, siedelt sie sich auch in unmittelbarer Nähe der Wohnungen an und belebt hier namentlich die Abzugsgräben in den Pflanzungen, nach Prinz von Wied aber alle Sumpfstellen überhaupt, auch nasse, sumpfige Wiesen und zwar die Gewässer in der Nähe der Küste ebensogut wie die im Jnneren des Landes oder inmitten der Urwälder. Sie geht auf den breiten, an der Oberfläche ausgebreiteten Blättern der Wasserpflanzen umher und erhält sich hier, vermöge der langen Fußzehen, mit Leichtigkeit. Vor dem schnell dahingleitenden Boote fliegt sie zwar auf, setzt sich aber bald wieder nieder. Sie gewährt ein höchst unterhaltendes Schauspiel, besonders wenn sie gedankenschnell über die dicht verworrenen Wasserrosenblätter eilt und dabei doch fortwährend sich beschäftigt. Beim Niedersetzen hebt sie die zierlichen Flügel hoch in die Höhe und zeigt die in der Sonne hellglänzenden,
Die Läufer. Stelzvögel. Blätterhühnchen.
Ueber die geiſtigen Eigenſchaften fehlen ausführlichere Beobachtungen; doch weiß man, daß ſie richtige Beurtheilung der Verhältniſſe bekunden, ſich des Wohlwollens, welches man ihnen überall gewährt, bewußt ſind und deshalb gerade ſo zutraulich zeigen, während ſie, verfolgt, bald ſcheu werden und durch ihren Warnungsruf nicht blos Jhresgleichen, ſondern auch andere Vögel von einer bevor- ſtehenden Gefahr unterrichten. Unter ſich leben ſie nach Rallenart in Unfrieden. Jedes Pärchen behauptet ſein Gebiet, duldet innerhalb deſſelben kein zweites und bekämpft den Eindringling auf das Heftigſte.
Die Nahrung beſteht zeitweilig faſt ausſchließlich aus den Sämereien der betreffenden Pflanzen, auf denen ſie ſich umhertreiben, nebenbei aber auch aus verſchiedenem Kleingethier. Das Neſt wird auf feſtem Lande errichtet und mit drei bis vier Eiern belegt.
Die Blätterhühnchen kennzeichnen ſich durch ſchlanken Bau, dünnen, länglichen Schnabel, hohe und überaus lang- und dünnzehige Füße, welche durch die Nägel ſozuſagen verdoppelt werden, ziemlich lange, ſchmale und ſpitze Flügel, einen kurzen und ſchmalfederigen Schwanz, deſſen mittlere Federn bei einer Art ſich verlängern, und ein etwas ſpärliches, aber derbes, regelmäßig ſchön- farbiges Gefieder. Bei den meiſten Arten wird die Vorderſtirn mit einer nackten Schwiele bekleidet; auch ein ſpitzer Dorn am Handgelenke iſt bemerkenswerth. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht, die Jungen ziemlich auffallend von den Alten.
Einer der gemeinſten Sumpfvögel Südamerikas, hier und da der häufigſte, iſt die Jaſſana (Parra Jacana), der Vertreter derjenigen Sippe, welche man gewöhnlich Sporenflügel nennt, kenntlich an dem leichten, zierlichen Leibe, dem feinen, ſchlanken Schnabel, mit nackter, abſtehender Stirnſchwiele und nackten Mundwinkellappen, den hohen, dünnen, langzehigen Beinen, deren Nägel den Zehen an Länge faſt gleich kommen, den ſchmalen, ſpitzfederigen Flügeln, unter deren Schwingen die dritte die längſte und welche am Buge einen ſtarken einwärts gekehrten Dorn tragen, und dem kurzen, aus zehn weichen, zarten, ein wenig zugeſpitzten Federn beſtehenden, abgerundeten Schwanze. Der alte Vogel iſt an Kopf, Hals, Bruſt und Bauch ſchwarz, auf dem Rücken, den Flügeln und den Bauchſeiten rothbraun; die Schwingen ſind bis auf die ſchwarze Spitze gelblichgrün, die Steuerfedern dunkel- röthlichbraun. Das Auge iſt blaßgelb, der Schnabel roth, an der Spitze gelblich, die nackte Stirn- ſchwiele, wie der Mundwinkellappen blutroth, der Fuß bleigrau, der Dorn gelb. Der junge Vogel iſt vom Kinn bis zum Steiß gelbweiß, auf Oberkopf und Nacken ſchwarz, auf dem Rücken oliven- braun. Die Länge beträgt 9 bis 10, die Fittiglänge 5⅙, die Schwanzlänge 2 Zoll, die Höhe der Fußwurzel 25, die der Mittelzehe 25, die ihres Nagels 9, die der Hinterzehe 10½, die ihres Nagels 18 Linien.
Von Guyana an bis nach Paragnay fehlt die Jaſſana keinem ſtehenden Gewäſſer, welches theilweiſe mit großen Blätterpflanzen überdeckt wird. Wegen ihres ſchönen Farbenſchmuckes geliebt und ungeſtört, ſiedelt ſie ſich auch in unmittelbarer Nähe der Wohnungen an und belebt hier namentlich die Abzugsgräben in den Pflanzungen, nach Prinz von Wied aber alle Sumpfſtellen überhaupt, auch naſſe, ſumpfige Wieſen und zwar die Gewäſſer in der Nähe der Küſte ebenſogut wie die im Jnneren des Landes oder inmitten der Urwälder. Sie geht auf den breiten, an der Oberfläche ausgebreiteten Blättern der Waſſerpflanzen umher und erhält ſich hier, vermöge der langen Fußzehen, mit Leichtigkeit. Vor dem ſchnell dahingleitenden Boote fliegt ſie zwar auf, ſetzt ſich aber bald wieder nieder. Sie gewährt ein höchſt unterhaltendes Schauſpiel, beſonders wenn ſie gedankenſchnell über die dicht verworrenen Waſſerroſenblätter eilt und dabei doch fortwährend ſich beſchäftigt. Beim Niederſetzen hebt ſie die zierlichen Flügel hoch in die Höhe und zeigt die in der Sonne hellglänzenden,
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[752/0798]
Die Läufer. Stelzvögel. Blätterhühnchen.
Ueber die geiſtigen Eigenſchaften fehlen ausführlichere Beobachtungen; doch weiß man, daß ſie
richtige Beurtheilung der Verhältniſſe bekunden, ſich des Wohlwollens, welches man ihnen überall
gewährt, bewußt ſind und deshalb gerade ſo zutraulich zeigen, während ſie, verfolgt, bald ſcheu werden
und durch ihren Warnungsruf nicht blos Jhresgleichen, ſondern auch andere Vögel von einer bevor-
ſtehenden Gefahr unterrichten. Unter ſich leben ſie nach Rallenart in Unfrieden. Jedes Pärchen
behauptet ſein Gebiet, duldet innerhalb deſſelben kein zweites und bekämpft den Eindringling auf
das Heftigſte.
Die Nahrung beſteht zeitweilig faſt ausſchließlich aus den Sämereien der betreffenden Pflanzen,
auf denen ſie ſich umhertreiben, nebenbei aber auch aus verſchiedenem Kleingethier. Das Neſt wird
auf feſtem Lande errichtet und mit drei bis vier Eiern belegt.
Die Blätterhühnchen kennzeichnen ſich durch ſchlanken Bau, dünnen, länglichen Schnabel, hohe
und überaus lang- und dünnzehige Füße, welche durch die Nägel ſozuſagen verdoppelt werden,
ziemlich lange, ſchmale und ſpitze Flügel, einen kurzen und ſchmalfederigen Schwanz, deſſen mittlere
Federn bei einer Art ſich verlängern, und ein etwas ſpärliches, aber derbes, regelmäßig ſchön-
farbiges Gefieder. Bei den meiſten Arten wird die Vorderſtirn mit einer nackten Schwiele bekleidet;
auch ein ſpitzer Dorn am Handgelenke iſt bemerkenswerth. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht,
die Jungen ziemlich auffallend von den Alten.
Einer der gemeinſten Sumpfvögel Südamerikas, hier und da der häufigſte, iſt die Jaſſana
(Parra Jacana), der Vertreter derjenigen Sippe, welche man gewöhnlich Sporenflügel nennt, kenntlich
an dem leichten, zierlichen Leibe, dem feinen, ſchlanken Schnabel, mit nackter, abſtehender Stirnſchwiele
und nackten Mundwinkellappen, den hohen, dünnen, langzehigen Beinen, deren Nägel den Zehen an
Länge faſt gleich kommen, den ſchmalen, ſpitzfederigen Flügeln, unter deren Schwingen die dritte die
längſte und welche am Buge einen ſtarken einwärts gekehrten Dorn tragen, und dem kurzen, aus zehn
weichen, zarten, ein wenig zugeſpitzten Federn beſtehenden, abgerundeten Schwanze. Der alte Vogel
iſt an Kopf, Hals, Bruſt und Bauch ſchwarz, auf dem Rücken, den Flügeln und den Bauchſeiten
rothbraun; die Schwingen ſind bis auf die ſchwarze Spitze gelblichgrün, die Steuerfedern dunkel-
röthlichbraun. Das Auge iſt blaßgelb, der Schnabel roth, an der Spitze gelblich, die nackte Stirn-
ſchwiele, wie der Mundwinkellappen blutroth, der Fuß bleigrau, der Dorn gelb. Der junge Vogel
iſt vom Kinn bis zum Steiß gelbweiß, auf Oberkopf und Nacken ſchwarz, auf dem Rücken oliven-
braun. Die Länge beträgt 9 bis 10, die Fittiglänge 5⅙, die Schwanzlänge 2 Zoll, die Höhe der
Fußwurzel 25, die der Mittelzehe 25, die ihres Nagels 9, die der Hinterzehe 10½, die ihres
Nagels 18 Linien.
Von Guyana an bis nach Paragnay fehlt die Jaſſana keinem ſtehenden Gewäſſer, welches
theilweiſe mit großen Blätterpflanzen überdeckt wird. Wegen ihres ſchönen Farbenſchmuckes geliebt
und ungeſtört, ſiedelt ſie ſich auch in unmittelbarer Nähe der Wohnungen an und belebt hier
namentlich die Abzugsgräben in den Pflanzungen, nach Prinz von Wied aber alle Sumpfſtellen
überhaupt, auch naſſe, ſumpfige Wieſen und zwar die Gewäſſer in der Nähe der Küſte ebenſogut wie
die im Jnneren des Landes oder inmitten der Urwälder. Sie geht auf den breiten, an der Oberfläche
ausgebreiteten Blättern der Waſſerpflanzen umher und erhält ſich hier, vermöge der langen Fußzehen,
mit Leichtigkeit. Vor dem ſchnell dahingleitenden Boote fliegt ſie zwar auf, ſetzt ſich aber bald wieder
nieder. Sie gewährt ein höchſt unterhaltendes Schauſpiel, beſonders wenn ſie gedankenſchnell über
die dicht verworrenen Waſſerroſenblätter eilt und dabei doch fortwährend ſich beſchäftigt. Beim
Niederſetzen hebt ſie die zierlichen Flügel hoch in die Höhe und zeigt die in der Sonne hellglänzenden,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/798>, abgerufen am 22.11.2024.
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