Mulde bildete. Jn ihr findet man zwei weiße, sparsam rostroth getüpfelte Eier, welche Pfaueneiern in der Größe ungefähr gleichkommen und später die in dichte, rostgelbe, grauschwarzbraun gewellte Dunen gekleideten Jungen, welche einige Zeit im Nest verweilen, dann aber von den Alten aus- getrieben werden sollen. Jhrer leichten Zähmbarkeit halber hebt man sie, wenn sie halbwüchsig sind, aus, um sie im Gehöft aufzuziehen. Sie gewöhnen sich, laut Burmeister, schon nach zweitägiger Pflege so an den Menschen, daß sie auf den Ruf herbeieilen, ihre Nahrung von ihm zu empfangen. "Jch sah zwei solcher Vögel, welche frühmorgens zusammengekauert um das Feuer standen und sich wärmten, unbekümmert um eine Anzahl von Kindern und Erwachsenen, die aus demselben Grunde dicht neben ihnen lagerten. Angestoßen und von der Stelle vertrieben, gaben sie einen kurzen Laut des Unmuthes von sich und nahmen sogleich dieselbe Stellung an der anderen Seite des Feuers wieder ein." Nachdem sie erwachsen, spielen diese Jungen den Meister des übrigen Geflügels auf dem Hühnerhofe, leben jedoch mit diesem ziemlich in Frieden. Nachts schlafen sie stets auf erhabenen Standpunkten, am liebsten auf den aus Reisern geflochtenen Dächern der Sonnenschauer. Man gewährt ihnen vollkommene Freiheit, und sie laufen demgemäß weit umher, kehren aber immer wieder zu dem gewohnten Gehöft zurück und benehmen sich schließlich ganz wie Hausthiere.
"Obgleich das Fleisch dieser Vögel weiß und wohlschmeckend wie Hühnerfleisch ist", fährt der Prinz fort, "so werden sie doch nur selten gejagt. Da sie sehr schüchtern sind, ist es nicht leicht, ihnen mit der Flinte beizukommen; selbst meine, bei den Nestern verfolgenden Jäger waren nicht so glücklich, die Alten zu überlisten. Sobald die Seriema etwas Fremdartiges bemerkt, verstummt ihre Stimme sogleich, und im nächsten Augenblicke hört man sie schon in weiter Entfernung; als- dann pflegt sie sich auch in dem Gebüsche zu verbergen. Die beste Art, diesen Vogel zu jagen, ist, wenn man ihn zu Pferde im Trabe verfolgt und nicht aus dem Auge läßt; denn anhaltend in weitem Kreise von dem Gebüsch abgeschnitten und immer schneller laufend ermüdet er endlich. Sowie der Jäger Dies bemerkt, reitet er auf den Vogel zu, welcher jetzt kleine Windungen macht, und man wirft ihm nun entweder eine Schlinge um den Hals oder schießt ihn von einem Baume herab, auf welchen er sich nach kurzem, niedrigen Fluge gesetzt hatte. Gewöhnlich drückt er sich übrigens auf dem Boden nieder und man ergreift ihn lebend mit der Hand. Jch hatte lange vergebens mit meinen Jägern nach diesen Vögeln das Campo durchstrichen, bis ein rüstiger Pflanzer aus der Nachbarschaft sich zufällig auf seinem raschen Hengste bei mir einfand. Er versprach, mir sogleich den Anblick einer Seriemajagd zu verschaffen, ritt nach dem Vogel, dessen Stimme man eben hörte, hin, und jagte ihn auf. Mit Vergnügen sahen wir, wie der Reiter in raschem Trabe unausgesetzt dem schnellen Vogel über Höhen und Rücken, durch sanfte Thäler und Ebenen folgte, ihn höchst geschickt vom Gebüsch abschnitt und endlich die schöne Beute uns lebend überbrachte.
Die Trompetervögel (Psophia) erscheinen gewissermaßen als Verbindungsglieder zwischen den Schlangenstörchen, Kranichen und Sumpfhühnern. Jhr Leib ist kräftig, der Hals mittellang, der Kopf mäßig groß, der Schnabel kurz gewölbt, auf der Firste gebogen, an der Spitze herabge- krümmt, seitlich etwas zusammengedrückt, der Fuß hoch, langläufig und kurzzehig, mit gebogenen, scharf zugespitzten Krallen bewehrt, die äußere Zehe mit der mittleren durch eine kurze Spannhaut verbunden, der Flügel kurz gewölbt und unter den Schwingen die vierte die längste, der Schwanz kurz und schwachfederig, das Kleid übrigens sehr großfederig, an Kopf und Hals sammtig, auf der Unterseite dunig.
Beim Agami (Psophia crepitans) sind Kopf, Hals, Oberrücken, Flügel, Unterbrust, Bauch und Steiß schwarz, die Federn am Buge purpurschwarz, blau oder grünlich schillernd, die Achsel-
Seriema. Agami.
Mulde bildete. Jn ihr findet man zwei weiße, ſparſam roſtroth getüpfelte Eier, welche Pfaueneiern in der Größe ungefähr gleichkommen und ſpäter die in dichte, roſtgelbe, grauſchwarzbraun gewellte Dunen gekleideten Jungen, welche einige Zeit im Neſt verweilen, dann aber von den Alten aus- getrieben werden ſollen. Jhrer leichten Zähmbarkeit halber hebt man ſie, wenn ſie halbwüchſig ſind, aus, um ſie im Gehöft aufzuziehen. Sie gewöhnen ſich, laut Burmeiſter, ſchon nach zweitägiger Pflege ſo an den Menſchen, daß ſie auf den Ruf herbeieilen, ihre Nahrung von ihm zu empfangen. „Jch ſah zwei ſolcher Vögel, welche frühmorgens zuſammengekauert um das Feuer ſtanden und ſich wärmten, unbekümmert um eine Anzahl von Kindern und Erwachſenen, die aus demſelben Grunde dicht neben ihnen lagerten. Angeſtoßen und von der Stelle vertrieben, gaben ſie einen kurzen Laut des Unmuthes von ſich und nahmen ſogleich dieſelbe Stellung an der anderen Seite des Feuers wieder ein.“ Nachdem ſie erwachſen, ſpielen dieſe Jungen den Meiſter des übrigen Geflügels auf dem Hühnerhofe, leben jedoch mit dieſem ziemlich in Frieden. Nachts ſchlafen ſie ſtets auf erhabenen Standpunkten, am liebſten auf den aus Reiſern geflochtenen Dächern der Sonnenſchauer. Man gewährt ihnen vollkommene Freiheit, und ſie laufen demgemäß weit umher, kehren aber immer wieder zu dem gewohnten Gehöft zurück und benehmen ſich ſchließlich ganz wie Hausthiere.
„Obgleich das Fleiſch dieſer Vögel weiß und wohlſchmeckend wie Hühnerfleiſch iſt“, fährt der Prinz fort, „ſo werden ſie doch nur ſelten gejagt. Da ſie ſehr ſchüchtern ſind, iſt es nicht leicht, ihnen mit der Flinte beizukommen; ſelbſt meine, bei den Neſtern verfolgenden Jäger waren nicht ſo glücklich, die Alten zu überliſten. Sobald die Seriema etwas Fremdartiges bemerkt, verſtummt ihre Stimme ſogleich, und im nächſten Augenblicke hört man ſie ſchon in weiter Entfernung; als- dann pflegt ſie ſich auch in dem Gebüſche zu verbergen. Die beſte Art, dieſen Vogel zu jagen, iſt, wenn man ihn zu Pferde im Trabe verfolgt und nicht aus dem Auge läßt; denn anhaltend in weitem Kreiſe von dem Gebüſch abgeſchnitten und immer ſchneller laufend ermüdet er endlich. Sowie der Jäger Dies bemerkt, reitet er auf den Vogel zu, welcher jetzt kleine Windungen macht, und man wirft ihm nun entweder eine Schlinge um den Hals oder ſchießt ihn von einem Baume herab, auf welchen er ſich nach kurzem, niedrigen Fluge geſetzt hatte. Gewöhnlich drückt er ſich übrigens auf dem Boden nieder und man ergreift ihn lebend mit der Hand. Jch hatte lange vergebens mit meinen Jägern nach dieſen Vögeln das Campo durchſtrichen, bis ein rüſtiger Pflanzer aus der Nachbarſchaft ſich zufällig auf ſeinem raſchen Hengſte bei mir einfand. Er verſprach, mir ſogleich den Anblick einer Seriemajagd zu verſchaffen, ritt nach dem Vogel, deſſen Stimme man eben hörte, hin, und jagte ihn auf. Mit Vergnügen ſahen wir, wie der Reiter in raſchem Trabe unausgeſetzt dem ſchnellen Vogel über Höhen und Rücken, durch ſanfte Thäler und Ebenen folgte, ihn höchſt geſchickt vom Gebüſch abſchnitt und endlich die ſchöne Beute uns lebend überbrachte.
Die Trompetervögel (Psophia) erſcheinen gewiſſermaßen als Verbindungsglieder zwiſchen den Schlangenſtörchen, Kranichen und Sumpfhühnern. Jhr Leib iſt kräftig, der Hals mittellang, der Kopf mäßig groß, der Schnabel kurz gewölbt, auf der Firſte gebogen, an der Spitze herabge- krümmt, ſeitlich etwas zuſammengedrückt, der Fuß hoch, langläufig und kurzzehig, mit gebogenen, ſcharf zugeſpitzten Krallen bewehrt, die äußere Zehe mit der mittleren durch eine kurze Spannhaut verbunden, der Flügel kurz gewölbt und unter den Schwingen die vierte die längſte, der Schwanz kurz und ſchwachfederig, das Kleid übrigens ſehr großfederig, an Kopf und Hals ſammtig, auf der Unterſeite dunig.
Beim Agami (Psophia crepitans) ſind Kopf, Hals, Oberrücken, Flügel, Unterbruſt, Bauch und Steiß ſchwarz, die Federn am Buge purpurſchwarz, blau oder grünlich ſchillernd, die Achſel-
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Seriema. Agami.
Mulde bildete. Jn ihr findet man zwei weiße, ſparſam roſtroth getüpfelte Eier, welche Pfaueneiern
in der Größe ungefähr gleichkommen und ſpäter die in dichte, roſtgelbe, grauſchwarzbraun gewellte
Dunen gekleideten Jungen, welche einige Zeit im Neſt verweilen, dann aber von den Alten aus-
getrieben werden ſollen. Jhrer leichten Zähmbarkeit halber hebt man ſie, wenn ſie halbwüchſig ſind,
aus, um ſie im Gehöft aufzuziehen. Sie gewöhnen ſich, laut Burmeiſter, ſchon nach zweitägiger
Pflege ſo an den Menſchen, daß ſie auf den Ruf herbeieilen, ihre Nahrung von ihm zu empfangen.
„Jch ſah zwei ſolcher Vögel, welche frühmorgens zuſammengekauert um das Feuer ſtanden und ſich
wärmten, unbekümmert um eine Anzahl von Kindern und Erwachſenen, die aus demſelben Grunde
dicht neben ihnen lagerten. Angeſtoßen und von der Stelle vertrieben, gaben ſie einen kurzen Laut
des Unmuthes von ſich und nahmen ſogleich dieſelbe Stellung an der anderen Seite des Feuers wieder
ein.“ Nachdem ſie erwachſen, ſpielen dieſe Jungen den Meiſter des übrigen Geflügels auf dem
Hühnerhofe, leben jedoch mit dieſem ziemlich in Frieden. Nachts ſchlafen ſie ſtets auf erhabenen
Standpunkten, am liebſten auf den aus Reiſern geflochtenen Dächern der Sonnenſchauer. Man
gewährt ihnen vollkommene Freiheit, und ſie laufen demgemäß weit umher, kehren aber immer wieder
zu dem gewohnten Gehöft zurück und benehmen ſich ſchließlich ganz wie Hausthiere.
„Obgleich das Fleiſch dieſer Vögel weiß und wohlſchmeckend wie Hühnerfleiſch iſt“, fährt der
Prinz fort, „ſo werden ſie doch nur ſelten gejagt. Da ſie ſehr ſchüchtern ſind, iſt es nicht leicht,
ihnen mit der Flinte beizukommen; ſelbſt meine, bei den Neſtern verfolgenden Jäger waren nicht ſo
glücklich, die Alten zu überliſten. Sobald die Seriema etwas Fremdartiges bemerkt, verſtummt
ihre Stimme ſogleich, und im nächſten Augenblicke hört man ſie ſchon in weiter Entfernung; als-
dann pflegt ſie ſich auch in dem Gebüſche zu verbergen. Die beſte Art, dieſen Vogel zu jagen, iſt,
wenn man ihn zu Pferde im Trabe verfolgt und nicht aus dem Auge läßt; denn anhaltend in weitem
Kreiſe von dem Gebüſch abgeſchnitten und immer ſchneller laufend ermüdet er endlich. Sowie der
Jäger Dies bemerkt, reitet er auf den Vogel zu, welcher jetzt kleine Windungen macht, und man
wirft ihm nun entweder eine Schlinge um den Hals oder ſchießt ihn von einem Baume herab, auf
welchen er ſich nach kurzem, niedrigen Fluge geſetzt hatte. Gewöhnlich drückt er ſich übrigens auf
dem Boden nieder und man ergreift ihn lebend mit der Hand. Jch hatte lange vergebens mit meinen
Jägern nach dieſen Vögeln das Campo durchſtrichen, bis ein rüſtiger Pflanzer aus der Nachbarſchaft
ſich zufällig auf ſeinem raſchen Hengſte bei mir einfand. Er verſprach, mir ſogleich den Anblick
einer Seriemajagd zu verſchaffen, ritt nach dem Vogel, deſſen Stimme man eben hörte, hin, und jagte
ihn auf. Mit Vergnügen ſahen wir, wie der Reiter in raſchem Trabe unausgeſetzt dem ſchnellen
Vogel über Höhen und Rücken, durch ſanfte Thäler und Ebenen folgte, ihn höchſt geſchickt vom
Gebüſch abſchnitt und endlich die ſchöne Beute uns lebend überbrachte.
Die Trompetervögel (Psophia) erſcheinen gewiſſermaßen als Verbindungsglieder zwiſchen
den Schlangenſtörchen, Kranichen und Sumpfhühnern. Jhr Leib iſt kräftig, der Hals mittellang,
der Kopf mäßig groß, der Schnabel kurz gewölbt, auf der Firſte gebogen, an der Spitze herabge-
krümmt, ſeitlich etwas zuſammengedrückt, der Fuß hoch, langläufig und kurzzehig, mit gebogenen,
ſcharf zugeſpitzten Krallen bewehrt, die äußere Zehe mit der mittleren durch eine kurze Spannhaut
verbunden, der Flügel kurz gewölbt und unter den Schwingen die vierte die längſte, der Schwanz
kurz und ſchwachfederig, das Kleid übrigens ſehr großfederig, an Kopf und Hals ſammtig, auf
der Unterſeite dunig.
Beim Agami (Psophia crepitans) ſind Kopf, Hals, Oberrücken, Flügel, Unterbruſt,
Bauch und Steiß ſchwarz, die Federn am Buge purpurſchwarz, blau oder grünlich ſchillernd, die Achſel-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/781>, abgerufen am 22.11.2024.
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