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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Läufer. Stelzvögel. Feldstörche.
federn in der Jugend ölbraun, im Alter blei- oder silbergrau, Unterhals und Oberbrust stahlblau,
erzfarben schillernd. Das Auge ist rothbraun, der nackte Augenring fleischfarben, der Schnabel
grünlichweiß, der Fuß gelblich fleischfarben. Die Länge beträgt 20, die Fittiglänge 11, die Schwanz-
länge 1 Zoll.

Südamerika nördlich des Amazonenstromes ist die Heimat des Agami; jenseits des gewaltigen
Stromes wird er durch einen Verwandten vertreten. Der eine wie der andere lebt nur im Walde,
hier aber häufig und in zahlreichen Scharen, laut Schomburgk, in solchen von ein- bis zwei-
hundert Stücken zusammen. Diese Herden schreiten, solange sie nicht gestört werden, langsam und

[Abbildung] Der Agami (Psophia cropitans).
würdevoll einher und belustigen sich durch lustige und lächerliche Sprünge, können aber sehr schnell
laufen und sind auch auf diese Bewegung angewiesen. "Jhre Flugkraft", sagt Schomburgk,
"ist so schwach, daß, wenn die Herden einen irgend bedeutenden Fluß überfliegen, gewöhnlich mehrere
das jenseitige Ufer gar nicht erreichen können und in den Strom fallen, sich dann aber durch
Schwimmen retten." Diese Angabe erklärt die scharfe Begrenzung der beiden Arten: der Ama-
zonenstrem bildet für sie ein unüberwindliches Hinderniß. Vor dem Jäger flieht eine solche Herde
ängstlich dahin, aber freilich niemals weit in einem Zuge; denn die schwerfälligen Vögel setzen sich
bald wieder auf den Boden nieder oder flattern zu niedrigen Aesten der Bäume empor und lassen sich
von hier leicht herabschießen. Erschreckt, geben sie ihre sonderbare Stimme zum Besten. Zuerst

Die Läufer. Stelzvögel. Feldſtörche.
federn in der Jugend ölbraun, im Alter blei- oder ſilbergrau, Unterhals und Oberbruſt ſtahlblau,
erzfarben ſchillernd. Das Auge iſt rothbraun, der nackte Augenring fleiſchfarben, der Schnabel
grünlichweiß, der Fuß gelblich fleiſchfarben. Die Länge beträgt 20, die Fittiglänge 11, die Schwanz-
länge 1 Zoll.

Südamerika nördlich des Amazonenſtromes iſt die Heimat des Agami; jenſeits des gewaltigen
Stromes wird er durch einen Verwandten vertreten. Der eine wie der andere lebt nur im Walde,
hier aber häufig und in zahlreichen Scharen, laut Schomburgk, in ſolchen von ein- bis zwei-
hundert Stücken zuſammen. Dieſe Herden ſchreiten, ſolange ſie nicht geſtört werden, langſam und

[Abbildung] Der Agami (Psophia cropitans).
würdevoll einher und beluſtigen ſich durch luſtige und lächerliche Sprünge, können aber ſehr ſchnell
laufen und ſind auch auf dieſe Bewegung angewieſen. „Jhre Flugkraft“, ſagt Schomburgk,
„iſt ſo ſchwach, daß, wenn die Herden einen irgend bedeutenden Fluß überfliegen, gewöhnlich mehrere
das jenſeitige Ufer gar nicht erreichen können und in den Strom fallen, ſich dann aber durch
Schwimmen retten.“ Dieſe Angabe erklärt die ſcharfe Begrenzung der beiden Arten: der Ama-
zonenſtrem bildet für ſie ein unüberwindliches Hinderniß. Vor dem Jäger flieht eine ſolche Herde
ängſtlich dahin, aber freilich niemals weit in einem Zuge; denn die ſchwerfälligen Vögel ſetzen ſich
bald wieder auf den Boden nieder oder flattern zu niedrigen Aeſten der Bäume empor und laſſen ſich
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[736/0782] Die Läufer. Stelzvögel. Feldſtörche. federn in der Jugend ölbraun, im Alter blei- oder ſilbergrau, Unterhals und Oberbruſt ſtahlblau, erzfarben ſchillernd. Das Auge iſt rothbraun, der nackte Augenring fleiſchfarben, der Schnabel grünlichweiß, der Fuß gelblich fleiſchfarben. Die Länge beträgt 20, die Fittiglänge 11, die Schwanz- länge 1 Zoll. Südamerika nördlich des Amazonenſtromes iſt die Heimat des Agami; jenſeits des gewaltigen Stromes wird er durch einen Verwandten vertreten. Der eine wie der andere lebt nur im Walde, hier aber häufig und in zahlreichen Scharen, laut Schomburgk, in ſolchen von ein- bis zwei- hundert Stücken zuſammen. Dieſe Herden ſchreiten, ſolange ſie nicht geſtört werden, langſam und [Abbildung Der Agami (Psophia cropitans).] würdevoll einher und beluſtigen ſich durch luſtige und lächerliche Sprünge, können aber ſehr ſchnell laufen und ſind auch auf dieſe Bewegung angewieſen. „Jhre Flugkraft“, ſagt Schomburgk, „iſt ſo ſchwach, daß, wenn die Herden einen irgend bedeutenden Fluß überfliegen, gewöhnlich mehrere das jenſeitige Ufer gar nicht erreichen können und in den Strom fallen, ſich dann aber durch Schwimmen retten.“ Dieſe Angabe erklärt die ſcharfe Begrenzung der beiden Arten: der Ama- zonenſtrem bildet für ſie ein unüberwindliches Hinderniß. Vor dem Jäger flieht eine ſolche Herde ängſtlich dahin, aber freilich niemals weit in einem Zuge; denn die ſchwerfälligen Vögel ſetzen ſich bald wieder auf den Boden nieder oder flattern zu niedrigen Aeſten der Bäume empor und laſſen ſich von hier leicht herabſchießen. Erſchreckt, geben ſie ihre ſonderbare Stimme zum Beſten. Zuerſt

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/782>, abgerufen am 22.11.2024.