einander entfernt stehen und keine Seitenfasern tragen. Der Helm besteht aus einer Auftreibung des Stirnknochens und wird mit einer hornartigen Masse überdeckt. Jm Geripp fällt auf, daß die Schooß- und Sitzbeine unten nicht verwachsen sind wie beim Strauß. Cuvier's Untersuchung der Weichtheile ergab, daß die kurze, breite, platte Zunge an ihren Rändern ausgelappt, ein eigentlicher Vormagen nicht vorhanden ist und die Därme verhältnißmäßig sehr kurz, die Blinddärme klein sind. Eine augenfällige Verschiedenheit zwischen den Geschlechtern wird nicht bemerkt; die Jungen unter- scheiden sich, abgesehen von der geringern Größe, durch ihre Färbung und den bei ihnen erst ange- deuteten Helm.
Bis vor wenigen Jahren kannte man blos eine einzige Art der Familie, den Helmkasuar; gegenwärtig unterscheidet man mindestens fünf verschiedene Arten, von denen freilich einige erst durch wenige Stücke bekannt geworden sind.
Der Helmkasuar(Casuarius galeatus) ist schwarz, das Gesicht grünblau, der Hinterkopf grün, der Hals vorn violett, seitlich blau, hinten lackroth, das Auge rothbraun, der Schnabel schwarz, der Fuß graugelb.
Junge Vögel sehen bräunlich aus.
Die übrigen Arten sind der Mooruk(Casuarius Bennettii), der ein- und zweilappige Kasuar(Casuarius uniappendiculatus und Casuarius bicarunculatus), zu denen nun noch der von Rosenberg auf Neuguinea entdeckte, dem Naturforscher Kaup zu Ehren benannte Kasuar (Ca- suarius Kaupii), und, falls Gould Recht hat, eine sechste, auf der Nordküste Australiens lebende Art (Casuarius australis) hinzugezählt werden muß.
Jm Jahre 1597 brachten die Niederländer, wie uns Clusius erzählt, aus Ostindien einen wunderbaren Vogel nach Amsterdam, den man in Europa noch nicht gesehen hatte. Derselbe sollte auf der moluktischen Jnsel Banda gefunden und von den Einwohnern "Emu" oder "Emeu" genannt worden sein. Der Fürst der Stadt Lydajo auf Java schenkte ihn dem Schiffsführer Seelinger, welcher ihn mit sich nahm. Jn Amsterdam ließ man ihn zuerst viele Monate lang für Geld sehen, sodann kam er in den Besitz des Grafen von Salms, wurde von diesem längere Zeit im Haag unterhalten, später dem Kurfürsten Ernst von Köln und von diesem schließlich dem Kaiser RudolfII. geschenkt. Seitdem sind viele Vögel derselben Art, eben unsere Kasuare, nach Europa gelangt, zumal in den letzten Jahren. Man hat sie hier auch ziemlich genau beobachtet, ja sogar zur Fortpflanzung gebracht; aber noch heutigen Tages fehlt uns eine genaue Kunde über ihr Freileben; nicht einmal das Verbreitungsgebiet konnte mit Sicherheit festgestellt werden. Der holländische Reisende Forsten sah den Helmkasuar in den Wäldern Cerams, und fast scheint es, daß der Vogel auf diese einzige Jnsel beschränkt ist; der Mooruk wurde auf Neubritannien entdeckt; die Heimatsinseln des ein- und zweilappigen Kasuars sind noch heutigen Tages unbekannt; die Kaup zu Ehren benannte Art wurde vom Baron Rosenberg auf Neuguinea gefunden.
Alle Reisenden, welche uns über das Freileben der Kasuare Etwas mitzutheilen wissen, stimmen darin überein, daß diese Kurzflügler im Gegensatze zu den bisher erwähnten Verwandten die dichtesten Waldungen bewohnen und hier ein so verborgenes Leben führen, daß man sie nur selten zu sehen bekommt, auch bei der geringsten Gefahr augenblicklich davon eilen und sich den Blicken der Menschen zu entziehen suchen. Auf den dünn bevölkerten Jnseln sollen sie keineswegs selten, im Gegentheil häufig sein, immer aber einzeln gefunden werden. Wie schwer es ist, sie zu beobachten, mag daraus hervorgehen, daß Müller auf Neuguinea niemals Gelegenheit hatte, einen Kasuar zu sehen, obschon er dessen Fährte fand und den flüchtigen Vogel durch das Gebüsch rauschen hörte, daß Wallace auf Ceram auch nicht einen einzigen erbeuten konnte, obgleich er die Ueberzeugung gewinnen mußte, daß der Vogel an allen von ihm besuchten Orten vorkomme. Diejenigen, welche man nach Europa bringt, sollen von den Eingebornen als Küchlein gefangen und groß gezogen werden. Dies ist wohl auch die Ursache, daß die meisten verhältnißmäßig zahm, sanft und zutraulich erscheinen, während doch ihr ursprüngliches Wesen auf die Gegensätze von allen diesen Eigenschaften hindeutet. Bennett
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Kaſuare.
einander entfernt ſtehen und keine Seitenfaſern tragen. Der Helm beſteht aus einer Auftreibung des Stirnknochens und wird mit einer hornartigen Maſſe überdeckt. Jm Geripp fällt auf, daß die Schooß- und Sitzbeine unten nicht verwachſen ſind wie beim Strauß. Cuvier’s Unterſuchung der Weichtheile ergab, daß die kurze, breite, platte Zunge an ihren Rändern ausgelappt, ein eigentlicher Vormagen nicht vorhanden iſt und die Därme verhältnißmäßig ſehr kurz, die Blinddärme klein ſind. Eine augenfällige Verſchiedenheit zwiſchen den Geſchlechtern wird nicht bemerkt; die Jungen unter- ſcheiden ſich, abgeſehen von der geringern Größe, durch ihre Färbung und den bei ihnen erſt ange- deuteten Helm.
Bis vor wenigen Jahren kannte man blos eine einzige Art der Familie, den Helmkaſuar; gegenwärtig unterſcheidet man mindeſtens fünf verſchiedene Arten, von denen freilich einige erſt durch wenige Stücke bekannt geworden ſind.
Der Helmkaſuar(Casuarius galeatus) iſt ſchwarz, das Geſicht grünblau, der Hinterkopf grün, der Hals vorn violett, ſeitlich blau, hinten lackroth, das Auge rothbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß graugelb.
Junge Vögel ſehen bräunlich aus.
Die übrigen Arten ſind der Mooruk(Casuarius Bennettii), der ein- und zweilappige Kaſuar(Casuarius uniappendiculatus und Casuarius bicarunculatus), zu denen nun noch der von Roſenberg auf Neuguinea entdeckte, dem Naturforſcher Kaup zu Ehren benannte Kaſuar (Ca- suarius Kaupii), und, falls Gould Recht hat, eine ſechſte, auf der Nordküſte Auſtraliens lebende Art (Casuarius australis) hinzugezählt werden muß.
Jm Jahre 1597 brachten die Niederländer, wie uns Cluſius erzählt, aus Oſtindien einen wunderbaren Vogel nach Amſterdam, den man in Europa noch nicht geſehen hatte. Derſelbe ſollte auf der moluktiſchen Jnſel Banda gefunden und von den Einwohnern „Emu“ oder „Emeu“ genannt worden ſein. Der Fürſt der Stadt Lydajo auf Java ſchenkte ihn dem Schiffsführer Seelinger, welcher ihn mit ſich nahm. Jn Amſterdam ließ man ihn zuerſt viele Monate lang für Geld ſehen, ſodann kam er in den Beſitz des Grafen von Salms, wurde von dieſem längere Zeit im Haag unterhalten, ſpäter dem Kurfürſten Ernſt von Köln und von dieſem ſchließlich dem Kaiſer RudolfII. geſchenkt. Seitdem ſind viele Vögel derſelben Art, eben unſere Kaſuare, nach Europa gelangt, zumal in den letzten Jahren. Man hat ſie hier auch ziemlich genau beobachtet, ja ſogar zur Fortpflanzung gebracht; aber noch heutigen Tages fehlt uns eine genaue Kunde über ihr Freileben; nicht einmal das Verbreitungsgebiet konnte mit Sicherheit feſtgeſtellt werden. Der holländiſche Reiſende Forſten ſah den Helmkaſuar in den Wäldern Cerams, und faſt ſcheint es, daß der Vogel auf dieſe einzige Jnſel beſchränkt iſt; der Mooruk wurde auf Neubritannien entdeckt; die Heimatsinſeln des ein- und zweilappigen Kaſuars ſind noch heutigen Tages unbekannt; die Kaup zu Ehren benannte Art wurde vom Baron Roſenberg auf Neuguinea gefunden.
Alle Reiſenden, welche uns über das Freileben der Kaſuare Etwas mitzutheilen wiſſen, ſtimmen darin überein, daß dieſe Kurzflügler im Gegenſatze zu den bisher erwähnten Verwandten die dichteſten Waldungen bewohnen und hier ein ſo verborgenes Leben führen, daß man ſie nur ſelten zu ſehen bekommt, auch bei der geringſten Gefahr augenblicklich davon eilen und ſich den Blicken der Menſchen zu entziehen ſuchen. Auf den dünn bevölkerten Jnſeln ſollen ſie keineswegs ſelten, im Gegentheil häufig ſein, immer aber einzeln gefunden werden. Wie ſchwer es iſt, ſie zu beobachten, mag daraus hervorgehen, daß Müller auf Neuguinea niemals Gelegenheit hatte, einen Kaſuar zu ſehen, obſchon er deſſen Fährte fand und den flüchtigen Vogel durch das Gebüſch rauſchen hörte, daß Wallace auf Ceram auch nicht einen einzigen erbeuten konnte, obgleich er die Ueberzeugung gewinnen mußte, daß der Vogel an allen von ihm beſuchten Orten vorkomme. Diejenigen, welche man nach Europa bringt, ſollen von den Eingebornen als Küchlein gefangen und groß gezogen werden. Dies iſt wohl auch die Urſache, daß die meiſten verhältnißmäßig zahm, ſanft und zutraulich erſcheinen, während doch ihr urſprüngliches Weſen auf die Gegenſätze von allen dieſen Eigenſchaften hindeutet. Bennett
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Kaſuare.
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Stirnknochens und wird mit einer hornartigen Maſſe überdeckt. Jm Geripp fällt auf, daß die
Schooß- und Sitzbeine unten nicht verwachſen ſind wie beim Strauß. Cuvier’s Unterſuchung der
Weichtheile ergab, daß die kurze, breite, platte Zunge an ihren Rändern ausgelappt, ein eigentlicher
Vormagen nicht vorhanden iſt und die Därme verhältnißmäßig ſehr kurz, die Blinddärme klein ſind.
Eine augenfällige Verſchiedenheit zwiſchen den Geſchlechtern wird nicht bemerkt; die Jungen unter-
ſcheiden ſich, abgeſehen von der geringern Größe, durch ihre Färbung und den bei ihnen erſt ange-
deuteten Helm.
Bis vor wenigen Jahren kannte man blos eine einzige Art der Familie, den Helmkaſuar;
gegenwärtig unterſcheidet man mindeſtens fünf verſchiedene Arten, von denen freilich einige erſt durch
wenige Stücke bekannt geworden ſind.
Der Helmkaſuar (Casuarius galeatus) iſt ſchwarz, das Geſicht grünblau, der Hinterkopf
grün, der Hals vorn violett, ſeitlich blau, hinten lackroth, das Auge rothbraun, der Schnabel ſchwarz,
der Fuß graugelb.
Junge Vögel ſehen bräunlich aus.
Die übrigen Arten ſind der Mooruk (Casuarius Bennettii), der ein- und zweilappige
Kaſuar (Casuarius uniappendiculatus und Casuarius bicarunculatus), zu denen nun noch der von
Roſenberg auf Neuguinea entdeckte, dem Naturforſcher Kaup zu Ehren benannte Kaſuar (Ca-
suarius Kaupii), und, falls Gould Recht hat, eine ſechſte, auf der Nordküſte Auſtraliens lebende Art
(Casuarius australis) hinzugezählt werden muß.
Jm Jahre 1597 brachten die Niederländer, wie uns Cluſius erzählt, aus Oſtindien einen
wunderbaren Vogel nach Amſterdam, den man in Europa noch nicht geſehen hatte. Derſelbe ſollte
auf der moluktiſchen Jnſel Banda gefunden und von den Einwohnern „Emu“ oder „Emeu“ genannt
worden ſein. Der Fürſt der Stadt Lydajo auf Java ſchenkte ihn dem Schiffsführer Seelinger,
welcher ihn mit ſich nahm. Jn Amſterdam ließ man ihn zuerſt viele Monate lang für Geld ſehen,
ſodann kam er in den Beſitz des Grafen von Salms, wurde von dieſem längere Zeit im Haag
unterhalten, ſpäter dem Kurfürſten Ernſt von Köln und von dieſem ſchließlich dem Kaiſer Rudolf II.
geſchenkt. Seitdem ſind viele Vögel derſelben Art, eben unſere Kaſuare, nach Europa gelangt, zumal
in den letzten Jahren. Man hat ſie hier auch ziemlich genau beobachtet, ja ſogar zur Fortpflanzung
gebracht; aber noch heutigen Tages fehlt uns eine genaue Kunde über ihr Freileben; nicht einmal das
Verbreitungsgebiet konnte mit Sicherheit feſtgeſtellt werden. Der holländiſche Reiſende Forſten
ſah den Helmkaſuar in den Wäldern Cerams, und faſt ſcheint es, daß der Vogel auf dieſe
einzige Jnſel beſchränkt iſt; der Mooruk wurde auf Neubritannien entdeckt; die Heimatsinſeln des
ein- und zweilappigen Kaſuars ſind noch heutigen Tages unbekannt; die Kaup zu Ehren benannte
Art wurde vom Baron Roſenberg auf Neuguinea gefunden.
Alle Reiſenden, welche uns über das Freileben der Kaſuare Etwas mitzutheilen wiſſen, ſtimmen
darin überein, daß dieſe Kurzflügler im Gegenſatze zu den bisher erwähnten Verwandten die dichteſten
Waldungen bewohnen und hier ein ſo verborgenes Leben führen, daß man ſie nur ſelten zu ſehen
bekommt, auch bei der geringſten Gefahr augenblicklich davon eilen und ſich den Blicken der Menſchen
zu entziehen ſuchen. Auf den dünn bevölkerten Jnſeln ſollen ſie keineswegs ſelten, im Gegentheil
häufig ſein, immer aber einzeln gefunden werden. Wie ſchwer es iſt, ſie zu beobachten, mag daraus
hervorgehen, daß Müller auf Neuguinea niemals Gelegenheit hatte, einen Kaſuar zu ſehen, obſchon
er deſſen Fährte fand und den flüchtigen Vogel durch das Gebüſch rauſchen hörte, daß Wallace auf
Ceram auch nicht einen einzigen erbeuten konnte, obgleich er die Ueberzeugung gewinnen mußte, daß
der Vogel an allen von ihm beſuchten Orten vorkomme. Diejenigen, welche man nach Europa
bringt, ſollen von den Eingebornen als Küchlein gefangen und groß gezogen werden. Dies iſt wohl
auch die Urſache, daß die meiſten verhältnißmäßig zahm, ſanft und zutraulich erſcheinen, während doch
ihr urſprüngliches Weſen auf die Gegenſätze von allen dieſen Eigenſchaften hindeutet. Bennett
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/579>, abgerufen am 26.11.2024.
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