Arten wurden in gewissen Gegenden gänzlich ausgerottet, andere wenigstens sehr vermindert. Fort- gesetzte Verfolgung macht die Gesellschaften sehr scheu. Schomburgk erzählt, daß die in Guaiana lebenden Arten äußerst vorsichtig sind und eigentlich nur, wenn sie fressen, beschlichen werden können. Gelingt es dem indianischen Jäger, an einen Trupp heranzukommen, so richtet er gewöhnlich arge Verheerungen unter ihnen an; denn er kann drei bis vier Stück mit dem Blasrohre herabschießen, bevor es die übrigen bemerken und die Flucht ergreifen. Der von dem geräuschlosen Pfeilchen getroffene Vogel fällt vom Baume herab, ohne daß die übrigen ihr Geschäft anders unterbrechen, als daß sie dem verschwindenden Gefährten mit langgestreckten Hälsen nachsehen und sich scheu nach der Ursache umschauen. Derselbe Forscher berichtet übrigens noch, daß das Wildpret der alten Schaku- hühner nur dann zermalmbar und zu genießen sei, wenn sie mit dem Urarigift geschossen worden sind, weil dieses das zähe Fleisch vollkommen zart und mürbe machen soll. Daß eine solche Vergiftung nicht bei allen Arten nöthig ist, geht aus dem Berichte anderer Reisenden hervor, welche die Schaku- hühner insgemein zu dem schmackhaftesten Wildpret Südamerikas rechnen.
"Meine Aufmerksamkeit", erzählt Schomburgk, "wurde durch ein auffallendes heiseres Geschrei und Gekrächz rege gemacht, welches mir aus dem bewaldeten Ufersaume entgegenschallte. Als ich mich vorsichtig der Stelle näherte, sah ich eine ungeheure Herde großer Vögel. Es waren Schopfhühner, "Stinkvögel" der Ansiedler. Obschon die deutsche Benennung, der langen Kopf- federn wegen, bezeichnend genug ist, so hebt doch der Name der Ansiedler mit noch mehr Recht eine der hervorragendsten Eigenschaften dieser Vögel hervor; denn ohne sie zu sehen, wird man bereits aus ziemlicher Entfernung, wenn auch nicht auf die angenehmste Art, von ihrer Nähe unterrichtet. Der Geruch ist so unangenehm, daß selbst die Jndianer das Schopfhuhn, ungeachtet seines Muskelreich- thums, um keinen Preis essen würden. Er hat viel Aehnlichkeit mit frischem Pferdedünger und ist so durchdringend, daß ihn selbst der Balg noch Jahrelang beibehält."
"Die Herde zählte gewiß Hunderte, welche sich theils sonnten, theils in dem Gebüsche herum- jagten, theils von dem Erdboden aufflogen. Es schien eben Paarungszeit zu sein. Ein Schuß aus meiner Flinte unter die fröhliche Gesellschaft tödtete mehrere zugleich. Bei den alten Vögeln waren die langen Schwanzfedern an den Spitzen, wie auch das Gewebe derselben abgerieben: ein Beweis, daß sie häufig auf dem Boden herumlaufen, um dort ihre Nahrung zu suchen, wobei die langen Schwanzfedern den Boden berühren."
Verführt durch eine gewisse Aehnlichkeit mit den Pisangfressern, haben einige Naturforscher, nach dem Vorgange von Nitzsch, geglaubt, das Schopfhuhn genannten Vögeln beizählen zu müssen. "Es bedurfte aber", wie Desmurs hervorhebt, "eines übermenschlichen Aufgebotes der Einbildungs- kraft oder eines wirklichen Abscheus gegen einfache, leicht begreifliche Thatsachen", um dieses Verfahren zu rechtfertigen. Allerdings steht auch das Schopfhuhn unter seinen wahren Verwandten, den Schakuhühnern, sehr vereinzelt da; seine äußere Erscheinung ähnelt letztgenannten Vögeln aber immerhin ebensoviel als den Pisangfressern, und der innere Bau zeigt entschieden verwandtschaftliche Beziehungen zu jenen Hühnern.
Das Schopfhuhn (Opisthocomus cristatus), der einzige Vertreter seiner Sippe, ist schlank gebaut, der Hals mittellang und dünn, der Kopf klein, der Flügel ziemlich lang, zusammengelegt, bis über die Schwanzmitte herabreichend; unter den Schwingen, welche nicht von den Oberarmfedern überdeckt werden, ist die fünfte Schwinge die längste, die erste ziemlich klein; der Schwanz besteht aus zehn langen, mäßig breiten Federn, welche seitlich etwas verkürzt und an der Spitze sämmtlich abge- rundet sind; der Schnabel ähnelt dem eines Hokkos ebenso sehr wie dem eines Schakuhuhnes, biegt
Brehm, Thierleben. IV. 33
Schopfhuhn.
Arten wurden in gewiſſen Gegenden gänzlich ausgerottet, andere wenigſtens ſehr vermindert. Fort- geſetzte Verfolgung macht die Geſellſchaften ſehr ſcheu. Schomburgk erzählt, daß die in Guaiana lebenden Arten äußerſt vorſichtig ſind und eigentlich nur, wenn ſie freſſen, beſchlichen werden können. Gelingt es dem indianiſchen Jäger, an einen Trupp heranzukommen, ſo richtet er gewöhnlich arge Verheerungen unter ihnen an; denn er kann drei bis vier Stück mit dem Blasrohre herabſchießen, bevor es die übrigen bemerken und die Flucht ergreifen. Der von dem geräuſchloſen Pfeilchen getroffene Vogel fällt vom Baume herab, ohne daß die übrigen ihr Geſchäft anders unterbrechen, als daß ſie dem verſchwindenden Gefährten mit langgeſtreckten Hälſen nachſehen und ſich ſcheu nach der Urſache umſchauen. Derſelbe Forſcher berichtet übrigens noch, daß das Wildpret der alten Schaku- hühner nur dann zermalmbar und zu genießen ſei, wenn ſie mit dem Urarigift geſchoſſen worden ſind, weil dieſes das zähe Fleiſch vollkommen zart und mürbe machen ſoll. Daß eine ſolche Vergiftung nicht bei allen Arten nöthig iſt, geht aus dem Berichte anderer Reiſenden hervor, welche die Schaku- hühner insgemein zu dem ſchmackhafteſten Wildpret Südamerikas rechnen.
„Meine Aufmerkſamkeit“, erzählt Schomburgk, „wurde durch ein auffallendes heiſeres Geſchrei und Gekrächz rege gemacht, welches mir aus dem bewaldeten Uferſaume entgegenſchallte. Als ich mich vorſichtig der Stelle näherte, ſah ich eine ungeheure Herde großer Vögel. Es waren Schopfhühner, „Stinkvögel“ der Anſiedler. Obſchon die deutſche Benennung, der langen Kopf- federn wegen, bezeichnend genug iſt, ſo hebt doch der Name der Anſiedler mit noch mehr Recht eine der hervorragendſten Eigenſchaften dieſer Vögel hervor; denn ohne ſie zu ſehen, wird man bereits aus ziemlicher Entfernung, wenn auch nicht auf die angenehmſte Art, von ihrer Nähe unterrichtet. Der Geruch iſt ſo unangenehm, daß ſelbſt die Jndianer das Schopfhuhn, ungeachtet ſeines Muskelreich- thums, um keinen Preis eſſen würden. Er hat viel Aehnlichkeit mit friſchem Pferdedünger und iſt ſo durchdringend, daß ihn ſelbſt der Balg noch Jahrelang beibehält.“
„Die Herde zählte gewiß Hunderte, welche ſich theils ſonnten, theils in dem Gebüſche herum- jagten, theils von dem Erdboden aufflogen. Es ſchien eben Paarungszeit zu ſein. Ein Schuß aus meiner Flinte unter die fröhliche Geſellſchaft tödtete mehrere zugleich. Bei den alten Vögeln waren die langen Schwanzfedern an den Spitzen, wie auch das Gewebe derſelben abgerieben: ein Beweis, daß ſie häufig auf dem Boden herumlaufen, um dort ihre Nahrung zu ſuchen, wobei die langen Schwanzfedern den Boden berühren.“
Verführt durch eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den Piſangfreſſern, haben einige Naturforſcher, nach dem Vorgange von Nitzſch, geglaubt, das Schopfhuhn genannten Vögeln beizählen zu müſſen. „Es bedurfte aber“, wie Desmurs hervorhebt, „eines übermenſchlichen Aufgebotes der Einbildungs- kraft oder eines wirklichen Abſcheus gegen einfache, leicht begreifliche Thatſachen“, um dieſes Verfahren zu rechtfertigen. Allerdings ſteht auch das Schopfhuhn unter ſeinen wahren Verwandten, den Schakuhühnern, ſehr vereinzelt da; ſeine äußere Erſcheinung ähnelt letztgenannten Vögeln aber immerhin ebenſoviel als den Piſangfreſſern, und der innere Bau zeigt entſchieden verwandtſchaftliche Beziehungen zu jenen Hühnern.
Das Schopfhuhn (Opisthocomus cristatus), der einzige Vertreter ſeiner Sippe, iſt ſchlank gebaut, der Hals mittellang und dünn, der Kopf klein, der Flügel ziemlich lang, zuſammengelegt, bis über die Schwanzmitte herabreichend; unter den Schwingen, welche nicht von den Oberarmfedern überdeckt werden, iſt die fünfte Schwinge die längſte, die erſte ziemlich klein; der Schwanz beſteht aus zehn langen, mäßig breiten Federn, welche ſeitlich etwas verkürzt und an der Spitze ſämmtlich abge- rundet ſind; der Schnabel ähnelt dem eines Hokkos ebenſo ſehr wie dem eines Schakuhuhnes, biegt
Brehm, Thierleben. IV. 33
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0543"n="513"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Schopfhuhn.</hi></fw><lb/>
Arten wurden in gewiſſen Gegenden gänzlich ausgerottet, andere wenigſtens ſehr vermindert. Fort-<lb/>
geſetzte Verfolgung macht die Geſellſchaften ſehr ſcheu. <hirendition="#g">Schomburgk</hi> erzählt, daß die in Guaiana<lb/>
lebenden Arten äußerſt vorſichtig ſind und eigentlich nur, wenn ſie freſſen, beſchlichen werden können.<lb/>
Gelingt es dem indianiſchen Jäger, an einen Trupp heranzukommen, ſo richtet er gewöhnlich arge<lb/>
Verheerungen unter ihnen an; denn er kann drei bis vier Stück mit dem Blasrohre herabſchießen,<lb/>
bevor es die übrigen bemerken und die Flucht ergreifen. Der von dem geräuſchloſen Pfeilchen<lb/>
getroffene Vogel fällt vom Baume herab, ohne daß die übrigen ihr Geſchäft anders unterbrechen, als<lb/>
daß ſie dem verſchwindenden Gefährten mit langgeſtreckten Hälſen nachſehen und ſich ſcheu nach der<lb/>
Urſache umſchauen. Derſelbe Forſcher berichtet übrigens noch, daß das Wildpret der alten Schaku-<lb/>
hühner nur dann zermalmbar und zu genießen ſei, wenn ſie mit dem Urarigift geſchoſſen worden ſind,<lb/>
weil dieſes das zähe Fleiſch vollkommen zart und mürbe machen ſoll. Daß eine ſolche Vergiftung<lb/>
nicht bei allen Arten nöthig iſt, geht aus dem Berichte anderer Reiſenden hervor, welche die Schaku-<lb/>
hühner insgemein zu dem ſchmackhafteſten Wildpret Südamerikas rechnen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>„Meine Aufmerkſamkeit“, erzählt <hirendition="#g">Schomburgk,</hi>„wurde durch ein auffallendes heiſeres<lb/>
Geſchrei und Gekrächz rege gemacht, welches mir aus dem bewaldeten Uferſaume entgegenſchallte.<lb/>
Als ich mich vorſichtig der Stelle näherte, ſah ich eine ungeheure Herde großer Vögel. Es waren<lb/>
Schopfhühner, „<hirendition="#g">Stinkvögel</hi>“ der Anſiedler. Obſchon die deutſche Benennung, der langen Kopf-<lb/>
federn wegen, bezeichnend genug iſt, ſo hebt doch der Name der Anſiedler mit noch mehr Recht eine<lb/>
der hervorragendſten Eigenſchaften dieſer Vögel hervor; denn ohne ſie zu ſehen, wird man bereits aus<lb/>
ziemlicher Entfernung, wenn auch nicht auf die angenehmſte Art, von ihrer Nähe unterrichtet. Der<lb/>
Geruch iſt ſo unangenehm, daß ſelbſt die Jndianer das Schopfhuhn, ungeachtet ſeines Muskelreich-<lb/>
thums, um keinen Preis eſſen würden. Er hat viel Aehnlichkeit mit friſchem Pferdedünger und iſt<lb/>ſo durchdringend, daß ihn ſelbſt der Balg noch Jahrelang beibehält.“</p><lb/><p>„Die Herde zählte gewiß Hunderte, welche ſich theils ſonnten, theils in dem Gebüſche herum-<lb/>
jagten, theils von dem Erdboden aufflogen. Es ſchien eben Paarungszeit zu ſein. Ein Schuß aus<lb/>
meiner Flinte unter die fröhliche Geſellſchaft tödtete mehrere zugleich. Bei den alten Vögeln waren<lb/>
die langen Schwanzfedern an den Spitzen, wie auch das Gewebe derſelben abgerieben: ein Beweis,<lb/>
daß ſie häufig auf dem Boden herumlaufen, um dort ihre Nahrung zu ſuchen, wobei die langen<lb/>
Schwanzfedern den Boden berühren.“</p><lb/><p>Verführt durch eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den Piſangfreſſern, haben einige Naturforſcher, nach<lb/>
dem Vorgange von <hirendition="#g">Nitzſch,</hi> geglaubt, das Schopfhuhn genannten Vögeln beizählen zu müſſen. „Es<lb/>
bedurfte aber“, wie <hirendition="#g">Desmurs</hi> hervorhebt, „eines übermenſchlichen Aufgebotes der Einbildungs-<lb/>
kraft oder eines wirklichen Abſcheus gegen einfache, leicht begreifliche Thatſachen“, um dieſes Verfahren<lb/>
zu rechtfertigen. Allerdings ſteht auch das Schopfhuhn unter ſeinen wahren Verwandten, den<lb/>
Schakuhühnern, ſehr vereinzelt da; ſeine äußere Erſcheinung ähnelt letztgenannten Vögeln aber<lb/>
immerhin ebenſoviel als den Piſangfreſſern, und der innere Bau zeigt entſchieden verwandtſchaftliche<lb/>
Beziehungen zu jenen Hühnern.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">Schopfhuhn</hi> (<hirendition="#aq">Opisthocomus cristatus</hi>), der einzige Vertreter ſeiner Sippe, iſt ſchlank<lb/>
gebaut, der Hals mittellang und dünn, der Kopf klein, der Flügel ziemlich lang, zuſammengelegt, bis<lb/>
über die Schwanzmitte herabreichend; unter den Schwingen, welche nicht von den Oberarmfedern<lb/>
überdeckt werden, iſt die fünfte Schwinge die längſte, die erſte ziemlich klein; der Schwanz beſteht aus<lb/>
zehn langen, mäßig breiten Federn, welche ſeitlich etwas verkürzt und an der Spitze ſämmtlich abge-<lb/>
rundet ſind; der Schnabel ähnelt dem eines Hokkos ebenſo ſehr wie dem eines Schakuhuhnes, biegt<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Brehm,</hi> Thierleben. <hirendition="#aq">IV.</hi> 33</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[513/0543]
Schopfhuhn.
Arten wurden in gewiſſen Gegenden gänzlich ausgerottet, andere wenigſtens ſehr vermindert. Fort-
geſetzte Verfolgung macht die Geſellſchaften ſehr ſcheu. Schomburgk erzählt, daß die in Guaiana
lebenden Arten äußerſt vorſichtig ſind und eigentlich nur, wenn ſie freſſen, beſchlichen werden können.
Gelingt es dem indianiſchen Jäger, an einen Trupp heranzukommen, ſo richtet er gewöhnlich arge
Verheerungen unter ihnen an; denn er kann drei bis vier Stück mit dem Blasrohre herabſchießen,
bevor es die übrigen bemerken und die Flucht ergreifen. Der von dem geräuſchloſen Pfeilchen
getroffene Vogel fällt vom Baume herab, ohne daß die übrigen ihr Geſchäft anders unterbrechen, als
daß ſie dem verſchwindenden Gefährten mit langgeſtreckten Hälſen nachſehen und ſich ſcheu nach der
Urſache umſchauen. Derſelbe Forſcher berichtet übrigens noch, daß das Wildpret der alten Schaku-
hühner nur dann zermalmbar und zu genießen ſei, wenn ſie mit dem Urarigift geſchoſſen worden ſind,
weil dieſes das zähe Fleiſch vollkommen zart und mürbe machen ſoll. Daß eine ſolche Vergiftung
nicht bei allen Arten nöthig iſt, geht aus dem Berichte anderer Reiſenden hervor, welche die Schaku-
hühner insgemein zu dem ſchmackhafteſten Wildpret Südamerikas rechnen.
„Meine Aufmerkſamkeit“, erzählt Schomburgk, „wurde durch ein auffallendes heiſeres
Geſchrei und Gekrächz rege gemacht, welches mir aus dem bewaldeten Uferſaume entgegenſchallte.
Als ich mich vorſichtig der Stelle näherte, ſah ich eine ungeheure Herde großer Vögel. Es waren
Schopfhühner, „Stinkvögel“ der Anſiedler. Obſchon die deutſche Benennung, der langen Kopf-
federn wegen, bezeichnend genug iſt, ſo hebt doch der Name der Anſiedler mit noch mehr Recht eine
der hervorragendſten Eigenſchaften dieſer Vögel hervor; denn ohne ſie zu ſehen, wird man bereits aus
ziemlicher Entfernung, wenn auch nicht auf die angenehmſte Art, von ihrer Nähe unterrichtet. Der
Geruch iſt ſo unangenehm, daß ſelbſt die Jndianer das Schopfhuhn, ungeachtet ſeines Muskelreich-
thums, um keinen Preis eſſen würden. Er hat viel Aehnlichkeit mit friſchem Pferdedünger und iſt
ſo durchdringend, daß ihn ſelbſt der Balg noch Jahrelang beibehält.“
„Die Herde zählte gewiß Hunderte, welche ſich theils ſonnten, theils in dem Gebüſche herum-
jagten, theils von dem Erdboden aufflogen. Es ſchien eben Paarungszeit zu ſein. Ein Schuß aus
meiner Flinte unter die fröhliche Geſellſchaft tödtete mehrere zugleich. Bei den alten Vögeln waren
die langen Schwanzfedern an den Spitzen, wie auch das Gewebe derſelben abgerieben: ein Beweis,
daß ſie häufig auf dem Boden herumlaufen, um dort ihre Nahrung zu ſuchen, wobei die langen
Schwanzfedern den Boden berühren.“
Verführt durch eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den Piſangfreſſern, haben einige Naturforſcher, nach
dem Vorgange von Nitzſch, geglaubt, das Schopfhuhn genannten Vögeln beizählen zu müſſen. „Es
bedurfte aber“, wie Desmurs hervorhebt, „eines übermenſchlichen Aufgebotes der Einbildungs-
kraft oder eines wirklichen Abſcheus gegen einfache, leicht begreifliche Thatſachen“, um dieſes Verfahren
zu rechtfertigen. Allerdings ſteht auch das Schopfhuhn unter ſeinen wahren Verwandten, den
Schakuhühnern, ſehr vereinzelt da; ſeine äußere Erſcheinung ähnelt letztgenannten Vögeln aber
immerhin ebenſoviel als den Piſangfreſſern, und der innere Bau zeigt entſchieden verwandtſchaftliche
Beziehungen zu jenen Hühnern.
Das Schopfhuhn (Opisthocomus cristatus), der einzige Vertreter ſeiner Sippe, iſt ſchlank
gebaut, der Hals mittellang und dünn, der Kopf klein, der Flügel ziemlich lang, zuſammengelegt, bis
über die Schwanzmitte herabreichend; unter den Schwingen, welche nicht von den Oberarmfedern
überdeckt werden, iſt die fünfte Schwinge die längſte, die erſte ziemlich klein; der Schwanz beſteht aus
zehn langen, mäßig breiten Federn, welche ſeitlich etwas verkürzt und an der Spitze ſämmtlich abge-
rundet ſind; der Schnabel ähnelt dem eines Hokkos ebenſo ſehr wie dem eines Schakuhuhnes, biegt
Brehm, Thierleben. IV. 33
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/543>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.