einen in den Manglegebüschen, deren Wurzeln bei Hochwasser von den Wellen bespült werden, und Kapitän Blackwood tödtete einen anderen, während er auf dem Schlamme dahinlief. Jn beiden Fällen waren die Vögel in der Nähe ihrer Hügel." Auch Gilbert bestätigt, daß der Großfuß sich ausschließlich in den verschlungensten Dickichten unmittelbar am Meeresufer aufhält und nicht weit ins Jnnere geht. Er lebt paarweise oder einzeln und nährt sich am Boden. Sein Fraß besteht in Wurzeln, welche er ohne Mühe mit Hilfe seiner kräftigen Klauen hervorscharrt, auch wohl in Sämereien und Kerbthieren, besonders in großen Käfern. Die Stimme soll wie das Glucksen des Haushuhnes klingen und mit einem Rufe endigen, welcher an den des Pfaues erinnert.
Die Nesthaufen sind sehr verschieden, ebensowohl was Gestalt und Größe, als auch die Bestand- theile anlangt. Die meisten stehen nächst dem Wasserrande und bestehen aus Sand und Muscheln, einige enthalten Schlamm und vermodertes Holz. Gilbert fand einen, welcher funfzehn Fuß hoch und sechzig Fuß im Umfange hielt, einen zweiten, welcher einen Raum von hundertundfunfzig Fuß im Umkreise bedeckte; Macgillivray spricht von eben so großen und hohen. Es ist höchst wahrscheinlich, daß die gewaltigsten dieser Hügel das Werk mehrerer Geschlechter sind und alljährlich benutzt und ver- größert werden. Die eigentliche Nisthöhle beginnt entweder am Jnnenrande des Gipfels und fällt schief abwärts nach dem Mittelpunkte zu, oder auf den Gipfel selbst und wendet sich dann nach dem äußeren Abhange hin. Die Eier liegen sechs Fuß tief unter der Spitze, zwei bis drei Fuß von der Seite entfernt. Eingeborne erzählten Gilbert, daß die Bögel nur ein einziges Ei in eine Höhle legen und nachdem dasselbe dort untergebracht ist, die Höhle mit Erde ausfüllen, auch die obere Mündung glätten und abrunden. An den frischen Fußtritten auf der Höhe und an den Seiten des Hügels erkennt man leicht, daß ein Großfuß neuerlich eine Höhle ausgegraben hat. Die Erde, welche dieselbe deckt, ist dann so locker, daß man mit einer dünnen Ruthe hineinbohren und so den Verlauf der Höhle erforschen kann: je leichter die Ruthe sich einschieben läßt, umso kürzere Zeit verfloß seit dem Eierlegen. Es erfordert eine gewisse Uebung und namentlich große Ausdauer, um die Eier selbst zu erhalten. Die Eingebornen graben mit der Hand und heben nur soviel Sand aus, als unbedingt nöthig ist, um ihren Körper einschieben und die Stoffe zwischen ihren Beinen durchwerfen zu können. Jhre Geduld wird aber oft auf eine sehr harte Probe gestellt; denn sie graben manchmal sechs bis sieben Fuß tief, ohne Eier zu finden, und werden währenddem von der Hitze und von Millionen Sand- und Stechfliegen fürchterlich gequält. Die Eier stehen immer senkrecht, die dickeren Enden nach oben; sie sind in der Größe ziemlich verschieden, ähneln sich aber in der Gestalt. Jhre Länge beträgt unge- fähr 31/2, ihre Breite 21/4 Zoll. Die Färbung wechselt je nach der Beschaffenheit der Stoffe, welche sie umgeben: diejenigen, welche in schwarzer Erde liegen, sind regelmäßig dunkelröthlichbraun, die- jenigen, welche in Sandhügel abgelegt werden, schmuziggelbweiß. Die Farbe hängt aber nur mit einem das Ei dünn bedeckenden Häutchen zusammen. Sprengt man dasselbe, so findet man, daß die Schale eigentlich weiß aussieht. Nach Versicherung der Eingebornen werden die Eier nachts und in Zwischenräumen von mehreren Tagen abgelegt.
Das Ausschlüpfen der Jungen wurde weder von Gilbert noch Macgillivray beobachtet, ersterer fand aber einen jungen Vogel in einer Höhlung von zwei Fuß Tiefe; derselbe lag auf einigen dürren Blättern und schien nur wenige Tage alt zu sein. Gilbert wandte alle Sorgfalt an, um ihn aufzuziehen und setzte ihn in eine mäßig große Kiste, welche er zum Theil mit Sand anfüllte. Er fraß ohne sonderliche Umstände gequetschte Körner, und sein Pfleger gab sich deshalb schon der besten Hoffnung hin. Allein der Vogel war so wild und unbändig, daß er die Gefangenschaft nicht ertragen wollte und frei gelassen werden mußte. Solange er in der Kiste steckte, kratzte er den Sand unaufhörlich auf Haufen, indem er ihn aus der einen Ecke des Kastens in die andere warf. Dies geschah mit einer überraschenden Schnelligkeit und einer unverhältnißmäßig großen Kraft; denn der kleine Gesell hatte eben die Größe einer Wachtel. Zum Scharren im Sande gebrauchte er nur einen Fuß; mit ihm faßte er eine gewisse Menge von Sand und warf sie ohne anscheinende Anstrengung hinter sich. Diese Arbeitslust scheint auf einer angebornen Unruhe begründet zu sein und mehr das Ver-
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Großfuß.
einen in den Manglegebüſchen, deren Wurzeln bei Hochwaſſer von den Wellen beſpült werden, und Kapitän Blackwood tödtete einen anderen, während er auf dem Schlamme dahinlief. Jn beiden Fällen waren die Vögel in der Nähe ihrer Hügel.“ Auch Gilbert beſtätigt, daß der Großfuß ſich ausſchließlich in den verſchlungenſten Dickichten unmittelbar am Meeresufer aufhält und nicht weit ins Jnnere geht. Er lebt paarweiſe oder einzeln und nährt ſich am Boden. Sein Fraß beſteht in Wurzeln, welche er ohne Mühe mit Hilfe ſeiner kräftigen Klauen hervorſcharrt, auch wohl in Sämereien und Kerbthieren, beſonders in großen Käfern. Die Stimme ſoll wie das Gluckſen des Haushuhnes klingen und mit einem Rufe endigen, welcher an den des Pfaues erinnert.
Die Neſthaufen ſind ſehr verſchieden, ebenſowohl was Geſtalt und Größe, als auch die Beſtand- theile anlangt. Die meiſten ſtehen nächſt dem Waſſerrande und beſtehen aus Sand und Muſcheln, einige enthalten Schlamm und vermodertes Holz. Gilbert fand einen, welcher funfzehn Fuß hoch und ſechzig Fuß im Umfange hielt, einen zweiten, welcher einen Raum von hundertundfunfzig Fuß im Umkreiſe bedeckte; Macgillivray ſpricht von eben ſo großen und hohen. Es iſt höchſt wahrſcheinlich, daß die gewaltigſten dieſer Hügel das Werk mehrerer Geſchlechter ſind und alljährlich benutzt und ver- größert werden. Die eigentliche Niſthöhle beginnt entweder am Jnnenrande des Gipfels und fällt ſchief abwärts nach dem Mittelpunkte zu, oder auf den Gipfel ſelbſt und wendet ſich dann nach dem äußeren Abhange hin. Die Eier liegen ſechs Fuß tief unter der Spitze, zwei bis drei Fuß von der Seite entfernt. Eingeborne erzählten Gilbert, daß die Bögel nur ein einziges Ei in eine Höhle legen und nachdem daſſelbe dort untergebracht iſt, die Höhle mit Erde ausfüllen, auch die obere Mündung glätten und abrunden. An den friſchen Fußtritten auf der Höhe und an den Seiten des Hügels erkennt man leicht, daß ein Großfuß neuerlich eine Höhle ausgegraben hat. Die Erde, welche dieſelbe deckt, iſt dann ſo locker, daß man mit einer dünnen Ruthe hineinbohren und ſo den Verlauf der Höhle erforſchen kann: je leichter die Ruthe ſich einſchieben läßt, umſo kürzere Zeit verfloß ſeit dem Eierlegen. Es erfordert eine gewiſſe Uebung und namentlich große Ausdauer, um die Eier ſelbſt zu erhalten. Die Eingebornen graben mit der Hand und heben nur ſoviel Sand aus, als unbedingt nöthig iſt, um ihren Körper einſchieben und die Stoffe zwiſchen ihren Beinen durchwerfen zu können. Jhre Geduld wird aber oft auf eine ſehr harte Probe geſtellt; denn ſie graben manchmal ſechs bis ſieben Fuß tief, ohne Eier zu finden, und werden währenddem von der Hitze und von Millionen Sand- und Stechfliegen fürchterlich gequält. Die Eier ſtehen immer ſenkrecht, die dickeren Enden nach oben; ſie ſind in der Größe ziemlich verſchieden, ähneln ſich aber in der Geſtalt. Jhre Länge beträgt unge- fähr 3½, ihre Breite 2¼ Zoll. Die Färbung wechſelt je nach der Beſchaffenheit der Stoffe, welche ſie umgeben: diejenigen, welche in ſchwarzer Erde liegen, ſind regelmäßig dunkelröthlichbraun, die- jenigen, welche in Sandhügel abgelegt werden, ſchmuziggelbweiß. Die Farbe hängt aber nur mit einem das Ei dünn bedeckenden Häutchen zuſammen. Sprengt man daſſelbe, ſo findet man, daß die Schale eigentlich weiß ausſieht. Nach Verſicherung der Eingebornen werden die Eier nachts und in Zwiſchenräumen von mehreren Tagen abgelegt.
Das Ausſchlüpfen der Jungen wurde weder von Gilbert noch Macgillivray beobachtet, erſterer fand aber einen jungen Vogel in einer Höhlung von zwei Fuß Tiefe; derſelbe lag auf einigen dürren Blättern und ſchien nur wenige Tage alt zu ſein. Gilbert wandte alle Sorgfalt an, um ihn aufzuziehen und ſetzte ihn in eine mäßig große Kiſte, welche er zum Theil mit Sand anfüllte. Er fraß ohne ſonderliche Umſtände gequetſchte Körner, und ſein Pfleger gab ſich deshalb ſchon der beſten Hoffnung hin. Allein der Vogel war ſo wild und unbändig, daß er die Gefangenſchaft nicht ertragen wollte und frei gelaſſen werden mußte. Solange er in der Kiſte ſteckte, kratzte er den Sand unaufhörlich auf Haufen, indem er ihn aus der einen Ecke des Kaſtens in die andere warf. Dies geſchah mit einer überraſchenden Schnelligkeit und einer unverhältnißmäßig großen Kraft; denn der kleine Geſell hatte eben die Größe einer Wachtel. Zum Scharren im Sande gebrauchte er nur einen Fuß; mit ihm faßte er eine gewiſſe Menge von Sand und warf ſie ohne anſcheinende Anſtrengung hinter ſich. Dieſe Arbeitsluſt ſcheint auf einer angebornen Unruhe begründet zu ſein und mehr das Ver-
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Großfuß.
einen in den Manglegebüſchen, deren Wurzeln bei Hochwaſſer von den Wellen beſpült werden, und
Kapitän Blackwood tödtete einen anderen, während er auf dem Schlamme dahinlief. Jn beiden
Fällen waren die Vögel in der Nähe ihrer Hügel.“ Auch Gilbert beſtätigt, daß der Großfuß ſich
ausſchließlich in den verſchlungenſten Dickichten unmittelbar am Meeresufer aufhält und nicht weit
ins Jnnere geht. Er lebt paarweiſe oder einzeln und nährt ſich am Boden. Sein Fraß beſteht in
Wurzeln, welche er ohne Mühe mit Hilfe ſeiner kräftigen Klauen hervorſcharrt, auch wohl in Sämereien
und Kerbthieren, beſonders in großen Käfern. Die Stimme ſoll wie das Gluckſen des Haushuhnes
klingen und mit einem Rufe endigen, welcher an den des Pfaues erinnert.
Die Neſthaufen ſind ſehr verſchieden, ebenſowohl was Geſtalt und Größe, als auch die Beſtand-
theile anlangt. Die meiſten ſtehen nächſt dem Waſſerrande und beſtehen aus Sand und Muſcheln,
einige enthalten Schlamm und vermodertes Holz. Gilbert fand einen, welcher funfzehn Fuß hoch
und ſechzig Fuß im Umfange hielt, einen zweiten, welcher einen Raum von hundertundfunfzig Fuß im
Umkreiſe bedeckte; Macgillivray ſpricht von eben ſo großen und hohen. Es iſt höchſt wahrſcheinlich,
daß die gewaltigſten dieſer Hügel das Werk mehrerer Geſchlechter ſind und alljährlich benutzt und ver-
größert werden. Die eigentliche Niſthöhle beginnt entweder am Jnnenrande des Gipfels und fällt
ſchief abwärts nach dem Mittelpunkte zu, oder auf den Gipfel ſelbſt und wendet ſich dann nach dem
äußeren Abhange hin. Die Eier liegen ſechs Fuß tief unter der Spitze, zwei bis drei Fuß von der
Seite entfernt. Eingeborne erzählten Gilbert, daß die Bögel nur ein einziges Ei in eine Höhle
legen und nachdem daſſelbe dort untergebracht iſt, die Höhle mit Erde ausfüllen, auch die obere
Mündung glätten und abrunden. An den friſchen Fußtritten auf der Höhe und an den Seiten des
Hügels erkennt man leicht, daß ein Großfuß neuerlich eine Höhle ausgegraben hat. Die Erde, welche
dieſelbe deckt, iſt dann ſo locker, daß man mit einer dünnen Ruthe hineinbohren und ſo den Verlauf
der Höhle erforſchen kann: je leichter die Ruthe ſich einſchieben läßt, umſo kürzere Zeit verfloß ſeit
dem Eierlegen. Es erfordert eine gewiſſe Uebung und namentlich große Ausdauer, um die Eier ſelbſt
zu erhalten. Die Eingebornen graben mit der Hand und heben nur ſoviel Sand aus, als unbedingt
nöthig iſt, um ihren Körper einſchieben und die Stoffe zwiſchen ihren Beinen durchwerfen zu können.
Jhre Geduld wird aber oft auf eine ſehr harte Probe geſtellt; denn ſie graben manchmal ſechs bis
ſieben Fuß tief, ohne Eier zu finden, und werden währenddem von der Hitze und von Millionen Sand-
und Stechfliegen fürchterlich gequält. Die Eier ſtehen immer ſenkrecht, die dickeren Enden nach oben;
ſie ſind in der Größe ziemlich verſchieden, ähneln ſich aber in der Geſtalt. Jhre Länge beträgt unge-
fähr 3½, ihre Breite 2¼ Zoll. Die Färbung wechſelt je nach der Beſchaffenheit der Stoffe, welche
ſie umgeben: diejenigen, welche in ſchwarzer Erde liegen, ſind regelmäßig dunkelröthlichbraun, die-
jenigen, welche in Sandhügel abgelegt werden, ſchmuziggelbweiß. Die Farbe hängt aber nur mit
einem das Ei dünn bedeckenden Häutchen zuſammen. Sprengt man daſſelbe, ſo findet man, daß die
Schale eigentlich weiß ausſieht. Nach Verſicherung der Eingebornen werden die Eier nachts und in
Zwiſchenräumen von mehreren Tagen abgelegt.
Das Ausſchlüpfen der Jungen wurde weder von Gilbert noch Macgillivray beobachtet,
erſterer fand aber einen jungen Vogel in einer Höhlung von zwei Fuß Tiefe; derſelbe lag auf einigen
dürren Blättern und ſchien nur wenige Tage alt zu ſein. Gilbert wandte alle Sorgfalt an, um
ihn aufzuziehen und ſetzte ihn in eine mäßig große Kiſte, welche er zum Theil mit Sand anfüllte.
Er fraß ohne ſonderliche Umſtände gequetſchte Körner, und ſein Pfleger gab ſich deshalb ſchon der
beſten Hoffnung hin. Allein der Vogel war ſo wild und unbändig, daß er die Gefangenſchaft nicht
ertragen wollte und frei gelaſſen werden mußte. Solange er in der Kiſte ſteckte, kratzte er den Sand
unaufhörlich auf Haufen, indem er ihn aus der einen Ecke des Kaſtens in die andere warf. Dies geſchah
mit einer überraſchenden Schnelligkeit und einer unverhältnißmäßig großen Kraft; denn der kleine
Geſell hatte eben die Größe einer Wachtel. Zum Scharren im Sande gebrauchte er nur einen Fuß;
mit ihm faßte er eine gewiſſe Menge von Sand und warf ſie ohne anſcheinende Anſtrengung hinter
ſich. Dieſe Arbeitsluſt ſcheint auf einer angebornen Unruhe begründet zu ſein und mehr das Ver-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/529>, abgerufen am 22.11.2024.
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