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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Tauben-Wallnister. Großfuß.
acht Zoll Tiefe in den Boden gescharrt, mit dürren Blättern, Heu und ähnlichen Stoffen gefüllt und eine
große Menge mehr ringsum auf den Boden gehäuft. Ueber diese erste Lage kommt Sand mit dürrem
Grase und dergl. vermischt. Vor dem Ablegen eines Eies wird der Gipfel geöffnet, d. h. auf seiner
Spitze eine zwei bis drei Zoll tiefe Höhlung in das Blätterlager gescharrt, hierauf das Ei in den Sand
gelegt, bedeckt und der Wall geordnet. Ein zweites Ei wird genau in derselben Ebene, mit dem
ersten aber auf der entgegengesetzten Seite, ein drittes im dritten, ein viertes im vierten Winkel des
Vierecks gelegt; die nächsten kommen in die Zwischenräume zu stehen. Das Männchen unterstützt das
Weibchen beim Oeffnen und Zudecken des Walles. Die Eingebornen behaupten, daß das Weibchen
(d. h. wohl verschiedene) alle Tage ein Ei legen. Acht ist die größte Zahl der Eier, welche man, soviel
ich gehört habe, in einem Neste findet."

Der Tauben-Wallnister läuft, nach Angabe desselben Beobachters, ausdauernd und mit reißender
Schnelligkeit, fliegt nie, solange er es vermeiden kann und ruht blos nachts auf Bäumen. Seine
Nahrung besteht aus Kerbthieren und Samen verschiedener Gewächse. Moore erzählt, daß er bei
Verfolgung mit dem Kopfe in einen Busch renne und dann leicht gefaßt werden könne, in seinen
Bewegungen und Sitten aber den zahmen Hühnern sehr ähnlich sei. Seine Stimme soll traurig
klagend klingen und der mancher Tauben ähneln.

Endlich gibt Gould noch eine Zusammenstellung verschiedener Berichte der Eingebornen, scheint
auch an die Wahrhaftigkeit derselben zu glauben, während wir, gestützt auf die an gefangenen Wall-
nistern gemachten Beobachtungen, annehmen dürfen, daß bei diesen Berichten grobe Täuschungen
obgewaltet haben werden. "Zu jedem Neste sollen ein Männchen und ein Weibchen gehören und diese
beiden den gewaltigen Bau allein errichten oder einen alten ausbessern, beide Geschlechter sich dem
Neste nähern, wenn das Weibchen legen will und gemeinschaftlich das Oeffnen und Zudecken des Walles
besorgen. Jedes Weibchen soll alle Tage ein Ei und so deren acht bis zehn nach einander legen.
Berauben die Eingebornen das Nest, so legt die Henne doch wieder in dasselbe und so unter Umständen
die volle Zahl zweimal in einem Sommer. Es verfließen vier Monate vom Beginne des Baues bis
zur Zeit, in welcher das letzte Ei gezeitigt wird. Die Jungen scharren sich selbst heraus, ohne daß
die Mutter ihnen beisteht, und gewöhnlich entschlüpfen alle auf einmal, manchmal auch ihrer zwei zu
gleicher Zeit, rufen und locken damit die Mutter herbei, welche im Gestrüpp in der Nachbarschaft
frißt. Sie nimmt sich dann der Jungen an, wie eine Henne ihrer Küchlein, und zuweilen wird sie
von acht bis zehn derselben begleitet." Jch brauche kaum zu betonen, daß ich den Angaben von
Sclater, Wallace und Rosenberg mehr Glauben schenke, als vorstehenden Berichten der
Schwarzen Neuhollands.



Die Hurbel-Wallnister oder eigentlichen Großfußhühner (Megapodii) zeigen in ihrem
Leibesbau eine gewisse Aehnlichkeit mit den Rallen oder Wasserhühnern. Jhr Leib ist schlank, der
Hals mittellang, der Kopf groß, der Flügel breit abgerundet, in ihm die dritte bis fünfte Schwinge
gleich lang und die längsten, der Schwanz, welcher aus zehn Federn besteht, kurz und abgerundet, der
Lauf sehr stark und noch etwas länger als die lange, kräftige Mittelzehe, welche wie alle andern mit
kräftigen, langen, aber wenig gebogenen Nägeln bewehrt wird, der Schnabel meist kürzer als der Kopf,
gerade, vor der Spitze gewölbt. Das Gefieder pflegt reichlich zu sein, auf dem Hinterkopfe sich zu
verlängern; der Augenkreis, auch wohl ein großer Theil des Kopfes, die Kehle und der Hals aber
bleiben regelmäßig nackt.

Ueber diese Vögel berichtet Pigafetta bereits im Jahre 1520 in feinem Werke über die
Philippinen. "Man findet hier", sagt er, "schwarze Vögel von der Stärke einer Henne, welche
wohlschmeckende Eier von bedeutender Größe legen. Es wurde uns gesagt, daß das Weibchen diese
Eier in den Sand lege und daß die Sonnenwärme hinreiche, sie auskriechen zu lassen." Carreri

Brehm, Thierleben. IV. 32

Tauben-Wallniſter. Großfuß.
acht Zoll Tiefe in den Boden geſcharrt, mit dürren Blättern, Heu und ähnlichen Stoffen gefüllt und eine
große Menge mehr ringsum auf den Boden gehäuft. Ueber dieſe erſte Lage kommt Sand mit dürrem
Graſe und dergl. vermiſcht. Vor dem Ablegen eines Eies wird der Gipfel geöffnet, d. h. auf ſeiner
Spitze eine zwei bis drei Zoll tiefe Höhlung in das Blätterlager geſcharrt, hierauf das Ei in den Sand
gelegt, bedeckt und der Wall geordnet. Ein zweites Ei wird genau in derſelben Ebene, mit dem
erſten aber auf der entgegengeſetzten Seite, ein drittes im dritten, ein viertes im vierten Winkel des
Vierecks gelegt; die nächſten kommen in die Zwiſchenräume zu ſtehen. Das Männchen unterſtützt das
Weibchen beim Oeffnen und Zudecken des Walles. Die Eingebornen behaupten, daß das Weibchen
(d. h. wohl verſchiedene) alle Tage ein Ei legen. Acht iſt die größte Zahl der Eier, welche man, ſoviel
ich gehört habe, in einem Neſte findet.“

Der Tauben-Wallniſter läuft, nach Angabe deſſelben Beobachters, ausdauernd und mit reißender
Schnelligkeit, fliegt nie, ſolange er es vermeiden kann und ruht blos nachts auf Bäumen. Seine
Nahrung beſteht aus Kerbthieren und Samen verſchiedener Gewächſe. Moore erzählt, daß er bei
Verfolgung mit dem Kopfe in einen Buſch renne und dann leicht gefaßt werden könne, in ſeinen
Bewegungen und Sitten aber den zahmen Hühnern ſehr ähnlich ſei. Seine Stimme ſoll traurig
klagend klingen und der mancher Tauben ähneln.

Endlich gibt Gould noch eine Zuſammenſtellung verſchiedener Berichte der Eingebornen, ſcheint
auch an die Wahrhaftigkeit derſelben zu glauben, während wir, geſtützt auf die an gefangenen Wall-
niſtern gemachten Beobachtungen, annehmen dürfen, daß bei dieſen Berichten grobe Täuſchungen
obgewaltet haben werden. „Zu jedem Neſte ſollen ein Männchen und ein Weibchen gehören und dieſe
beiden den gewaltigen Bau allein errichten oder einen alten ausbeſſern, beide Geſchlechter ſich dem
Neſte nähern, wenn das Weibchen legen will und gemeinſchaftlich das Oeffnen und Zudecken des Walles
beſorgen. Jedes Weibchen ſoll alle Tage ein Ei und ſo deren acht bis zehn nach einander legen.
Berauben die Eingebornen das Neſt, ſo legt die Henne doch wieder in daſſelbe und ſo unter Umſtänden
die volle Zahl zweimal in einem Sommer. Es verfließen vier Monate vom Beginne des Baues bis
zur Zeit, in welcher das letzte Ei gezeitigt wird. Die Jungen ſcharren ſich ſelbſt heraus, ohne daß
die Mutter ihnen beiſteht, und gewöhnlich entſchlüpfen alle auf einmal, manchmal auch ihrer zwei zu
gleicher Zeit, rufen und locken damit die Mutter herbei, welche im Geſtrüpp in der Nachbarſchaft
frißt. Sie nimmt ſich dann der Jungen an, wie eine Henne ihrer Küchlein, und zuweilen wird ſie
von acht bis zehn derſelben begleitet.“ Jch brauche kaum zu betonen, daß ich den Angaben von
Sclater, Wallace und Roſenberg mehr Glauben ſchenke, als vorſtehenden Berichten der
Schwarzen Neuhollands.



Die Hurbel-Wallniſter oder eigentlichen Großfußhühner (Megapodii) zeigen in ihrem
Leibesbau eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den Rallen oder Waſſerhühnern. Jhr Leib iſt ſchlank, der
Hals mittellang, der Kopf groß, der Flügel breit abgerundet, in ihm die dritte bis fünfte Schwinge
gleich lang und die längſten, der Schwanz, welcher aus zehn Federn beſteht, kurz und abgerundet, der
Lauf ſehr ſtark und noch etwas länger als die lange, kräftige Mittelzehe, welche wie alle andern mit
kräftigen, langen, aber wenig gebogenen Nägeln bewehrt wird, der Schnabel meiſt kürzer als der Kopf,
gerade, vor der Spitze gewölbt. Das Gefieder pflegt reichlich zu ſein, auf dem Hinterkopfe ſich zu
verlängern; der Augenkreis, auch wohl ein großer Theil des Kopfes, die Kehle und der Hals aber
bleiben regelmäßig nackt.

Ueber dieſe Vögel berichtet Pigafetta bereits im Jahre 1520 in feinem Werke über die
Philippinen. „Man findet hier“, ſagt er, „ſchwarze Vögel von der Stärke einer Henne, welche
wohlſchmeckende Eier von bedeutender Größe legen. Es wurde uns geſagt, daß das Weibchen dieſe
Eier in den Sand lege und daß die Sonnenwärme hinreiche, ſie auskriechen zu laſſen.“ Carreri

Brehm, Thierleben. IV. 32
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[497/0527] Tauben-Wallniſter. Großfuß. acht Zoll Tiefe in den Boden geſcharrt, mit dürren Blättern, Heu und ähnlichen Stoffen gefüllt und eine große Menge mehr ringsum auf den Boden gehäuft. Ueber dieſe erſte Lage kommt Sand mit dürrem Graſe und dergl. vermiſcht. Vor dem Ablegen eines Eies wird der Gipfel geöffnet, d. h. auf ſeiner Spitze eine zwei bis drei Zoll tiefe Höhlung in das Blätterlager geſcharrt, hierauf das Ei in den Sand gelegt, bedeckt und der Wall geordnet. Ein zweites Ei wird genau in derſelben Ebene, mit dem erſten aber auf der entgegengeſetzten Seite, ein drittes im dritten, ein viertes im vierten Winkel des Vierecks gelegt; die nächſten kommen in die Zwiſchenräume zu ſtehen. Das Männchen unterſtützt das Weibchen beim Oeffnen und Zudecken des Walles. Die Eingebornen behaupten, daß das Weibchen (d. h. wohl verſchiedene) alle Tage ein Ei legen. Acht iſt die größte Zahl der Eier, welche man, ſoviel ich gehört habe, in einem Neſte findet.“ Der Tauben-Wallniſter läuft, nach Angabe deſſelben Beobachters, ausdauernd und mit reißender Schnelligkeit, fliegt nie, ſolange er es vermeiden kann und ruht blos nachts auf Bäumen. Seine Nahrung beſteht aus Kerbthieren und Samen verſchiedener Gewächſe. Moore erzählt, daß er bei Verfolgung mit dem Kopfe in einen Buſch renne und dann leicht gefaßt werden könne, in ſeinen Bewegungen und Sitten aber den zahmen Hühnern ſehr ähnlich ſei. Seine Stimme ſoll traurig klagend klingen und der mancher Tauben ähneln. Endlich gibt Gould noch eine Zuſammenſtellung verſchiedener Berichte der Eingebornen, ſcheint auch an die Wahrhaftigkeit derſelben zu glauben, während wir, geſtützt auf die an gefangenen Wall- niſtern gemachten Beobachtungen, annehmen dürfen, daß bei dieſen Berichten grobe Täuſchungen obgewaltet haben werden. „Zu jedem Neſte ſollen ein Männchen und ein Weibchen gehören und dieſe beiden den gewaltigen Bau allein errichten oder einen alten ausbeſſern, beide Geſchlechter ſich dem Neſte nähern, wenn das Weibchen legen will und gemeinſchaftlich das Oeffnen und Zudecken des Walles beſorgen. Jedes Weibchen ſoll alle Tage ein Ei und ſo deren acht bis zehn nach einander legen. Berauben die Eingebornen das Neſt, ſo legt die Henne doch wieder in daſſelbe und ſo unter Umſtänden die volle Zahl zweimal in einem Sommer. Es verfließen vier Monate vom Beginne des Baues bis zur Zeit, in welcher das letzte Ei gezeitigt wird. Die Jungen ſcharren ſich ſelbſt heraus, ohne daß die Mutter ihnen beiſteht, und gewöhnlich entſchlüpfen alle auf einmal, manchmal auch ihrer zwei zu gleicher Zeit, rufen und locken damit die Mutter herbei, welche im Geſtrüpp in der Nachbarſchaft frißt. Sie nimmt ſich dann der Jungen an, wie eine Henne ihrer Küchlein, und zuweilen wird ſie von acht bis zehn derſelben begleitet.“ Jch brauche kaum zu betonen, daß ich den Angaben von Sclater, Wallace und Roſenberg mehr Glauben ſchenke, als vorſtehenden Berichten der Schwarzen Neuhollands. Die Hurbel-Wallniſter oder eigentlichen Großfußhühner (Megapodii) zeigen in ihrem Leibesbau eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den Rallen oder Waſſerhühnern. Jhr Leib iſt ſchlank, der Hals mittellang, der Kopf groß, der Flügel breit abgerundet, in ihm die dritte bis fünfte Schwinge gleich lang und die längſten, der Schwanz, welcher aus zehn Federn beſteht, kurz und abgerundet, der Lauf ſehr ſtark und noch etwas länger als die lange, kräftige Mittelzehe, welche wie alle andern mit kräftigen, langen, aber wenig gebogenen Nägeln bewehrt wird, der Schnabel meiſt kürzer als der Kopf, gerade, vor der Spitze gewölbt. Das Gefieder pflegt reichlich zu ſein, auf dem Hinterkopfe ſich zu verlängern; der Augenkreis, auch wohl ein großer Theil des Kopfes, die Kehle und der Hals aber bleiben regelmäßig nackt. Ueber dieſe Vögel berichtet Pigafetta bereits im Jahre 1520 in feinem Werke über die Philippinen. „Man findet hier“, ſagt er, „ſchwarze Vögel von der Stärke einer Henne, welche wohlſchmeckende Eier von bedeutender Größe legen. Es wurde uns geſagt, daß das Weibchen dieſe Eier in den Sand lege und daß die Sonnenwärme hinreiche, ſie auskriechen zu laſſen.“ Carreri Brehm, Thierleben. IV. 32

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/527>, abgerufen am 16.07.2024.